Seite 296 Internationale Sammler-Zeitu ng, Hummer 19 Die Bemälöegalerie 6. Sicherlich roird die Auktion moderner ITleister der Gemäldegalerie G. A. Sturm, die am 24. d. FR. in der Galerie Helbing zu lllünchen stattfindet, ein Ereignis auf dem deutschen Kunstmarkt merden. Kommerzienrat G. A. Sturm in manchen hat mit außerordentlichem Verständnis alle die bedeutenden meister Deutschlands aus dem leßfen Drittel des 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert in einer seifen geschlossenen Zusammenstellung zu oereinigen gemußt. Ohne sich auf ein ganz bestimmtes künstler isches Gebiet zu beschränken, strebte er darnach, die be deutendsten Vertreter jeglicher künstlerischer Richtung in charakteristischen qualitätoollen Werken möglichst aus ihren oerschiedenen Epochen zu besißen. naturgemäß nahm bei der Zusammenstellung die ITlünchner Schule einen breiten Plaß ein; mir finden hier auch einige Bilder aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, so eine heroische italienische Gandschaff oon Karl Roftmann, ein Tierbild oon 1TI. Wagenbaur und ein altmeisterliches Gandschaftsbild oon H. Biirkel. Die Blütezeit der eigentlichen ITlünchner ITlalerei der Siebziger und Achtziger Jahre ist glänzend in ihren oerschiedenen Arten oertreten. Die Verherrlichet' der sfimmungsoollen oberbayrischen Hochebene mit ihren Seen, des Jsartales und des Hochgebirges: A. Eier, Ed. Schleich sen., A. Stäbli, J. Wenglein und J. Wopfner zeigen jeder in seiner Art oollendet die feinsten künstlerischen Qualitäten einer tonigen Candschaftsschule. Ihnen schließen sich die Tiermaler H. Baisch, A. ßraith, E. Hartmann und f. Volß an. Einer der größten Repräsentanten der ITlünchner Schule f. oon Eenbach ist mit 19 Bildnissen und Porträts geradezu einzigartig oertreten. Unter ihnen ragen ein Bildnis des Prinzregenten Euifpold oon Bayern oon 1894, fürst Bismarck in Zioilanzug, ein lllommsen, ein Piloty, Herzog Karl Theodor in Bayern, ein Selbstporträt mit seiner Tochter FRarion, soroie mehrere seiner rassigen, temperamentoollen frauenfiguren heroor. Karl Spißroeg hat drei Bilder beigesteuerf, einen „Betrunkenen“ oon 1836, eine reizoolle „Gebirgsszenerie“ und einen köstlichen „König Daoid“; W. oon Diez zahlreiche Szenen aus dem 17. Jahrhundert, f. A. oon Kaulbach eine in ihrer Schön heit an die Venetianer erinnernde „Ruhende Venus“ und ein „Damenporträt“, famose Bauerntypen und das be kannte „Beim Kartenspiel“ oon f. o. Defregger, E. Griißners „Weinprobe“, „Der oerbotene Tanz“ oon A. Gabi, Hugo Kauffmann mit seinen humoroallen Bildern lassen auch die Genremalerei ooll zur Geltung kommen. Von Gabriel oon ITlax finden sich ein hochinteressantes frühes Bild „Auf der Alm“, soroie drei seiner bekannten frauenköpfe und ein Ghristus. Von den fiihrern der UJodernen ist oor allem f. oon Uh de zu nennen, dessen bekanntes Selbstporträt, eine Variante des „Schroeren Ganges“, der „Abschied des Tobias“ oon 1897 und ein in Eicht aufgelöstes holländisches Interieur oon 1902 be sonders heroorzuheben sind. f. oon Stuck fällt durch einen kräftig poesieoollen „Zauberroald“ und ein hübsches fl. 5turm in fflünrhen. „FFlädchenbildnis“ auf. Den fortschritf der ITlüilchner Tier malerei können mir an oorzüglichen Bildern H. oon Zügels konstatieren. Von den Ausländern in ITlünchen ist ein reichbe- megtes Tarfarenbild Josef oon Brandts und ein Damen porträt oon W. oon Gzachorski zu nennen. Die Düssel dorfer Schule meist in Andr. und Oslo, Achenbach holländische und italienische Eandschaften auf, oon B. Vautier eine charakteristische „Gerichfssißung“, oon E, oon Gebhardt zroei religiöse Studien, oon E. Knaus einen „jungen JTlaler“ oon 1853 und oon Glaus ITleyer zroei stattliche Holländer-Bilder. Arnold Böcklin figuriert in der Sammlung mit zcoei heroischen frauenbildnissen, W. Eeibl mit einem prachtoollen männlichen Kopf oon 1866, W. Eeisfikoro mit seiner großzügigen Haoelland- schaft, Hans Ulakart mit einer idealen frauengestalt, A. oon Iltenzel mit sorgfältigen Bleistiftzeichnungen, Adolf Schreyer ist mit mehreren seinen sonnendurch- glühten, duftigen Steppenlandschaffen, mit seinen arabischen Reitern und roallachischen lltotioen glänzend repräsentiert, nicht minder der neuerdings so hoch geschaßte Eharles Schuch mit drei Stilleben und einer Herbsflandschaft. FFlax Klingers Studienkopf oon 1877 ist als frühes Bild roichtig für die Entroicklung des Uleisfers. Den deut schen Impressionismus können roir in seinem bedeutend sten lebenden Vertreter FFlax E i e b e r m a n n in den „zroei Reitern amlTleere“ der „Judengasse“ einem „holländischen Bauernhause“ und oor allem in seiner „Tuchroalke“ be- roundern. Hans Thoma ist mit neun Werken oertreten, darunter zroei deutsche Eandschaften „Der Jüngling an der Quelle“ und „Das Idyll mit dem kleinen faun“, der „Schwermütige Angler“ soroie die Kinder oon des Künstlers freund Römer. W. Trübners Entwicklungsgang können roir oon dem Studienkopf eines alten Illannes oon 1870 über eine makartisierende Dame oon 1882 und einen „Prometheus und die Oceaniden" bis herauf zu seinem klaren Eand- schaftsbilde „Schloß Gichtenberg“ oon 1900 und den in breiten Pinselstrichen hingeseßten „Wirt im Odenwald“ und „Selbstporträt“ oerfolgen. Von Gusfao Schönleber sind zroei holländische Hafenbilder zu ermähnen. Auch heroorragende ausländische ITleister, die auf die Entroicklung der deutschen Kunst ihren Einfluß ausübten, sind in der Kollektion oorhanden. Wir nennen Alex. Gala me mit einer „Waldlandschaft“ 111. de llluncacsy mit seinem „Unzufriedenen“, G. Segantini mit einem „roeiblichen Kopf“, f. Thauloro mit drei farbenreichen Eandschaften, E. Verboeckh ooen mit zroei Schafbildern, den kürzlich oerstorbenen Josef Israels mit den charakteristischen „fischerkindern am Strande“ und f. Hodler mit drei seiner großziigiqen figurenbilder. Aus Anlaß dieser Auktion publizierte die firma Hugo Helbing ein Werk über die Galerie Sturm, das mit einem Illustrationsapparat oon 106 Tafeln in Kupfer druck ausgesfattet, eine roertoolle lllonographie dieser Sammlung bildet. ©