Seite 300 Internationale Sammler-Zeitung. Rümmer 19 in der Herz-Jesu-Kirche in Tempelhof. Der Schnißaltar mar früher in der Katharinenkirche zu Salzmedel aufgestellt und rourde in den siebziger Jahren uan dem Dompfarrer Alünzen- b erg er in Frankfurt a. 111. für seine Sammlung kirchlicher flltcr- ttimer angekauft. Aus dessen Hachlaß gelangte er durch Schen kung in den Besiß der katholischen Kirche zu Tempelhof. Im lllittelschrein ist die Jungfrau lllaria mit dem Kinde dargestellt; neben ihr sieht man die zroölf Apostel und auf den geöffneten klügeln links die Heiligen Vitus und Sebasfian, rechts St. Taurentius und St. Barbara mit den Werkzeugen ihres ITtartyriums. Als Be krönung des Schreins ist das frühere ITlitfelstück der Predella, den Auszug der Apostel darstellend, aufgeseßt. Die Außenseiten der Flügel zeigen in farbiger lllalerei die heilige Katharina und die heilige Anna mit lllaria und dem Christuskind. Das Kunstmerk, für das lllünzenberger seinerzeit 6000 Ulk. gezahlt hatte, besißt ein öemicht uan 12 Zentnern. — Im Schiff de 1- Kirche befindet sich ferner ein lllarienaltar, dessen einzelne Teile aus dem Dom zu Cioslar stammen, mährend oerschiedene Ergänzungsstücke der Aliinzenbergschen Sammlung entnommen sind. Der uollstdndig erneuerte und reichuergoldefe Altarschrein zeigt in der lllitte die Krönung der Alarm durch Gott Vater, in der Predella eine mater dolorosa mit dem Leichnam Christi und auf den äußeren Hügeln die Verkündigung der lllaria und die Anbetung des Christuskindes durch lllaria und einigen in Rot gekleideten Geistlichen. Als Be krönung des Ganzen dient eine llachbildung der gnadenreichen ITladonna oon Czenstochau. ferner ist in der Turmhalle ein kleiner dreiteiliger Altarschrein aufgehängf, der eine märkische Arbeit aus dem Jahre 1488 ist und im lllittelfelde den Apostel Andreas mit dem Kreuz auf der Innenseite der flügel und zmei Heilige zeigt. (Diebstähle non Kunstschäßen.) Ein sehr roertuolles Bild, darstellend Jesus im Tempel, ist am 11. September unter eigenartigen Umständen aus dem Purizeller Blindenheim in Bingen am Rhein gestohlen morden. Dort erschien ein Unbe kannter und oerlangte die Oberin zu sprechen. Jn Verhinderung dieser erschien eine andere Schmester, der der Unbekannte erzählte, daß er oon den Schwestern im Hospital geschickt morden sei, um anzufragen, ob die Schwestern keine Bücher zum Cinbinden hätten. Gleichzeitig ermähnte er, seine frau sei gestorben und er habe nun für sechs Kinder zu sorgen. Die Schmester holte fiir den lllann ein Almosen. Als sie wieder zurückkam, stand der fremde statt im Empfangszimmer im Hausflur und eilte dann schnell roeg, als er .60 Pfennig erhalten hatte. Unmittelbar darauf oermißte man das Bild, das etwa 30 Zentimeter lang und 20 Zentimeter breit und aus Elfenbein geschnißt ist. Der Täter, der 38 Jahre alt ist, wurde gestellt, bestreitet aber den Diebstahl und ist auch nicht im Besiß des Bildes Jm Kalmarer llluseum wurde der Diebstahl eines roertoollen Panzerhemdes entdeckt. 6s ist ein kostbares Stück aus dem oierzehnten Jahrhundert, dessen Wert auf 8000 bis 10.000 Alark geschäßt wird. 6s wird oer mutet, daß ein Besucher das Hemd mitgenommen hat. (naturschuß für die fossilienfelder.) Auf Grund der umfassenden Studien und forsdumgen, die die amerikanischen Gelehrten in leßter Zeit im Gebiete oon Colorado eingeleitet haben, fordert jeßt Prof. William Stieby oom Colorado-College oon der amerikanischen Regierung llaturschuß für die gewaltigen fossillienfelder in der Umgebung oon florissant Die forde- rung, die non fast allen forschem Amerikas unterstüßt wird, gipfelt in dem Verlangen, das ganze meitausgedehnfe Gebiet fos siler Ablagerungen zum 1b tionalpark zu erklären, um damit auch späteren Geschlechtern diese Überreste prähistorischer Zeiten zu erhalten, erst kürzlich hat der englische Professor John Jayne farnesroorth im Aufträge des Britischen ITluseums die einzig artigen fossilienablagerungen bei florissant besucht. „6s i.>t unbe dingt das größte fossilienfeld der Welt“, äußert sich der britische forscher. „6s ist oermunderlich und zugleich traurig, daß die Beoölkerung oon Colorado bisher wenig Verständnis dafür gezeigt hat, was dieses Zeugnis umgangener Welfen bedeutet. Erst kürz lich hat das Britische Aluseum eine Reihe oon Gelehrten ausge sandt, um dieses Wunderland zu studieren. Die fossilien sind JAillionen oon Jahren alt und man beobachtet darunter einzig artige Bildungen oon höchstem wissenschaftlichen Interesse,“ Dem Auge des Laien fallen dabei wohl in erster Cinie die riesigen uer- steinerfen Baumstümpfe auf, die sich an einzelnen Stellen bis zu mehr als drei Aleter über den Crdboden erheben; Prof. Stiebv hat eine ganze Reihe solcher fossiler Stämme bemerkt, die einen Durchmesser oon 8, 9, ja bisweilen 10 Aleter zeigen. „Diese oersteinerten Baumreste“, so führt der Gelehrte aus,' „lassen er kennen, daß oor wenigstens einer Alillion oon Jahren Bäume oon ganz gewaltigem Umfange wuchsen, die sich mit den kaliforni schen Riesenbäumen in jeder Beziehung messen können. Die forschun.; ist sich darüber einig, daß diese mächtigen fossilien der Tertiärzeit angehören und damit auf ein Alter oon 1—4 lllil- lionen Jahren zurückgehen. fTlu5een. (Das griech.-kathol. Diözesanmuseum in Lemberg.) Dr. G. o. K. berichtet in den „Alitteilungen der Zentralkommission für Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale“: Die Samm lungen des demnächst zu eröffnenden griechisch - katholischen Diözesanmuseums in Lemberg sind gegenwärtig prooisorisch in drei Parterrezimmern des dem Aletropolifankapitel gehörenden Gebäudes (in der lTähe der Domkirche) untergebracht. Sie bestehen hauptsächlich aus alten, auf Holz und Leinwand gemalten Altar- lind Ikonostasbildern, aus Kirchengewändern und Geräten usw. 6inige Holzskulpturen, oiele Kronleuchter oerschiedenster Epochen, schließlich eine schöne Kol ektion oon ruthenischen, bemalten Ostereiern oerooliständigen das Bild. Die Gemälde, deren es zirka 1000 gibt, stammen aus oerschiedenen Kirchen der Lemberger griechisch-katholischen Grzdiözese, manche wurden oom gegen wärtigen ITtetroliten angekauft. Sooiei auf Grund einer sehr flüchtigen, bei Kerzenlicht oorgenommenen Besichtigung konstatiert werden konnte, stammen die Bilder hauptsächlich aus dem XVII. Jahrh., die jedoch die alte, strenge Linienführung der byzantinischen Kunst im großen und ganzen bewahren. Viele oon ihnen haben noch ihre ursprünglichen, durchbrochenen, oergoldeten Barockrahmen behalten, für das Studium der ruthenischen, unter dem byzan tinischen Ginflusse emporgemachsenen Kunst bilden diese Samm lungen ein sehr wertoolles ATaterial, welches jedoch erst nach der in kurzer Zeit erfolgenden Überführung der Sammlungen in das in der inneren Stadt oom Alefropaliten angekaufte geräumige Haus sowie nach Ordnung derselben gehörig ausgenüßt werden kann. („Der Sturm“ oon Klein - Cheualier.) Das Ölgemälde „Der Sturm“ oon Prof, friedrich Klein-Cheoalier ist auf An ordnung des Kaisers franz Josef in die Kaiserliche Galerie in Wien eingereiht worden. Gin österreichischer Großindustrieller hatte es angekauft. Professor Klein-Cheoalier hat für dos Bild auf der diesjährigen Internationalen Ausstellung in Wien die höchste goldene Aledaille erhalten. (6in Leibi museum in Köln.) Die berühmte Sammlung Leibischer Bilder aus dem Besiß des Berliner Hofrats Seeg er soll im Oktober dieses Jahres im Wallraf-Richarß-IAuseum zu Köln aus gestellt werden. Wie wir jeßt aus sicherer Quelle hören, hat die Stadt Köln, noch beoor die Ausstellung eröffnet ist, die ganze Sammlung mit den llleisterschöpfungen Wilhelm Leibis angekauft und damit dem großen Sohn ihrer Stadt ein dauerndes Denkmal gesichert. (Thorwaldsens Aluseum oor dem Verfall.) Aus Ko penhagen wird der „Voss. Zeitung“ geschrieben: Immer zahl reicher werden die Klagen der Kopenhagener Presse sowie der dänischen Kunstfreunde über die unoerantmortliche Verwaltung der Kunsfschäße Bertel Thorwaldsens, des berühmten alten däni schen Bildhauers, der wie kein anderer zum Ruhme dänischer Kunst in der weiten Welt beigetragen hat. Das bekannte Aluseum Thorwaldsens im Kristiansborger Schloßkomplex geht nämlich un- oerkennbar dem Verfall entgegen. Die fresko-Alalereien an den Außenwänden des Gebäudes, in zahlreichen Bildern Thorwaldsens Geschichte darstellend, oermittern und oergehen, ohne daß es ge lingt, eine Alethode zu ihrer Grneuerung zu finden. Die Wände bersten und zeigen unoerdeckte breite Spalten, in den Räumen ist die Luft trüb und feucht, und in den Keller- und Bodenräumen oerkommen in elendiger Verpackung zahllose Kunstwerke wie Thorwaldsen Reliquien aller Art! Und doch hinterließ Thorwaldsen seiner undankbaren Vaterstadt nicht nur alle seine Kunstsammlungen, sondern auch ein namhaftes Vermögen, das jeßt eine Viertelmillion ausmachen dürfte, um sich zum Entgelt für seine Schöße nur eine sichere und „anständige Aufbewahrungsstelle“ zu erbitten . . . Armer Vater Thorwaldsen! Schon wegen der enormen Zugkraft, die er auf die Touristen ausübt, sollte ihm eine solche Behandlung erspart bleiben. Alljährlich wallfahrten zu ihm oiele Tausende deutscher Gäste und staunen ob der schier unerfaßlichen menge seiner Werke; und mit welcher Ehrerbietung betrachten die fremden die wenigen ausgestellten persönlichen Gebrauchsgegenstände des Kleisters, seine Wohnungseinrichtung und nicht zuleßt sein Grab! Bertel Thorwaldsens Landsleute aber könnten zur Einung seines Andenkens für die Erhaltung des berühmten ITluseums, wohl des besuchtesten im genzen Horden, etwas mehr tun.