Hummer 21 Internationale Sa mm 1 er -Zeit u n c|. Seite 325 kleinen Biographien, unter denen es auch nicht roenige non malern gibt. Bergner, der die auf Künstler bezüg lichen Eintragungen kürzlich im Jahrbuch der k. k. Zentral- kommission für Kunst- und historische Denkmale publiziert hat, fand nun richtig auch den ITlüler Bouttats als er krankt hier eingetragen, ein enidenfer Beweis für den längeren Aufenthalt des Künstlers (1693—1705) in Prag. (Vgl. auch Bergners Atifsaß im „Jahrbuch der k. k. Zenit al- kommission“, Bd. II!, Beiblatt, Spalte 103 ff.) Reben recht interessanten Arbeiten non franz Xaner Palcko (1724 1764) aus Breslau, der zeitroeilig in Prag malte, müssen sodann zwei kraftoolle Jahreszeitenbilder non Johann Peter lllolitor ermähnt roerden, „Sommer“ und „Herbst“ als allegalisierte frauengestalten, mährend „Frühling“ und „Winter“ fehlen. IHolitor, ein gebürtiger Koblenzer, schuf in Prag die schönen fresken des in der Höhe gelegenen Schlosses Dobris. ln der Galerie hat er noch eine derbe „Diana, einen faun bindend“. Jn oielen Galerien Deutschlands begegnet der JAeister kleiner, pein lich durchgeführter Stilleben Joh. Adalb. Angermeier (geb. zu Bilin 1674, gest. 1740), oon dem auch Sfraharo eine Reihe hübscher Bildchen aufmeist. Der Schöpfer eines „lllartyriums der heil. Katharina“ Hlichael Willmann (1630 — 1706) wurde in Prag oornehmlich oon dem Kreuz- herrn-Orden beschäftigt. Ein interessantes Problem bietet sich in zwei Gemäl den des in Tetschen gebornen sächsischen Hofmalers Anton Kern (1709—1747), die in smei Atelierszenen mehrere Porträts oereinigen, bei denen die Bestimmung der ein zelnen Persönlichkeiten nielleicht nicht unmöglich märe. Ein gewisses aktuelles Interesse kommt gegenwärtig dem 1699 in Wien geborenen ITlaler Daniel Gran zu, den hier die Grau in Grau gehaltene Skizze zu einem Altarbild zeigt, oon dem aber die schönen fresken im Schlosse zu Hetendorf, der künftigen Residenz des Erzherzogs Karl franz Josef, stammen. Anton franz ITIaulpertsch (1724 bis 1796), der in Wien und mähren oiele Kirchen mit seinen Werken schmückte, hat im Jahre 1794 als Siebzig jähriger im Stifte Strahoro selbst ein großes allegorisches Deckengemälde für den Bibliothekssaal geschaffen, die Studie zu ebendiesem Gemälde findet sich hier in der Galerie. Aus Schlesien stammt der seit 1713 in Prag an sässige (Haler Philipp Ben tum, dem nachtstücke mit pikanter Kerzenbeleuchtung in der Art des Gottfried , Schaicken anscheinend besonders glücklich gelangen. Den Stillebenmaler Kaspar Hirschely, 1702 zu Prag geboren, einen Schüler des schon genannten Angermeier, lernt man hier in einigen netten Stilleben kennen. Johann Jakob Hartmann, ein Kuttenberger Eandschaftsmaler, der 1730 in Prag starb, ist in Strahoro durch zwei flüßlandschaffen in der lHanier oon Breughel und R. Saoery oertreten; oon seinem Sohne stammen ähnliche Pandschaften. Endlich sei Horbert Grund (geb. Prag 1714, gest. ebd. 1767) als Schöpfer hübscher Genrebildchen oerschitdenen Inhalts er mahnt. Ein kleines Bild mit dem Gekreuzigten zwischen llJaria und Johannes ist sehr oerroandt mit einem in Prager Prioatbesiß (bei Dr. To man) befindlichen Gemälde des IHalers Petrus Kempen er, einem [Reister, oon dem Justi schon unter Hinweis auf dieses Bild bemerkt hat, daß diese olämische Cesarf des namens, der eigentlich Pedro Campafta lautet, und spanisch ist, ein Unikum j darstellt. Der zeitlich jüngste Alaler der Sammlung ist Brandeis (1818 1872), oon dem die Galerie das farbenfröhliche, repräsentatioe Bildnis des kunstfreundlichen Strahower Abtes Zeidler, des noch unoergessenen Pflegers aller dieser Schäle, aufberoahrt. Der Reichtum der Strahower Galerie ist mit den auf gezählten Werken, roie schon bemerkt, keineswegs er schöpft. Roch oiele große Gemälde, die zum Teil in einer freieren Zeit gesammelt wurden und sich jetjt für eine Stiftsgalerie nicht eignen, lagern oon niemandes Auge gesehen in den ITlagazinen des Klosters. Es wäre wohl ein dringender Wunsch aller Kunstfreunde, daß die Ceitung des Stifts sich entschließen möge, die Galerie außerhalb der Klosterklausur unterzubringen. Hiedurch märe dem großen Publikum und namentlich den trauen der Zugang | zu diesen, roie hoffentlich aus der knappen Darstellung hier heroorgegangen ist, recht beachtenswerten Schößen erst wirklich geöffnet; die technische Durchführung selbst wäre ohne große Schwierigkeiten durch Anbringung einer äußeren Treppe zum gegenwärtigen Galeriesaal möglich. Bei der großen Hiebe und dem wirklichen Verständ nisse für ihre Schöße, welche die leitenden Persönlichkeiten des Strahower Stiftes, oor allem Abt Zaoorel und Prior Schmidt, wiederholt bewiesen haben, ist eine Erfüllung dieser Wünsche der Öffentlichkeit oielleicht doch zu erhoffen. Die Öberösterreichische Landesgalerie. Von Dr. Hermann Ubell (Cinz). Die Richtungslinien, innerhalb deren sich die Entwicklung einer Prooinzialgalerie zu bewegen hat, sind eigentlich uon selbst gegeben, naturgemäß ist das Augenmerk zu allererst auf eine möglichst lückenlose Darstellung der Geschichte der ITlalerei des betreffenden Territoriums zu lenken; wo oon einer solchen „Ge schichte“, das heifjt uon einer pragmatisch zusammenhängenden Entwicklung nicht die Rede sein kann, soll wenigstens das Wirken der bedeutendsten Künstler, die das land sporadisch heroorgebrachf hat, an Hauptwerken ueranschaulichf roerden. lieben Werken, die durch ihre Urheber mit dem lande Zusammenhängen, sollen ferner solche wesentlich mit in Betracht kommen, die sich mit ihrem Inhalt auf das in frage kommende Territorium beziehen; Darstellungen seiner charakteristischen land schaffen und Stadtbilder, seiner Sitten und Kostüme, seiner heroor- ragenden lllanner und historischen Begebenheiten. Dicht selten werden sich beide forderungen an einem Werk erfüllen, da ja mit Vorliebe gerade die landeskinder unter den Künstlern ihre Kraft an die Schilderung solcher Dinge gewendet haben. Die Beachtung und Erfüllung dieser beiden forderungen wird einer Prooinzgalerie immerhin ein gewisses spezifisches Gewicht oerleihen, das neben der Erfüllung rein ästhetischer Anforderungen ganz erheblich in die Wagschale fällt, und einer solchen Bilder sammlung zu einer Bedeutung oerhelfen, die ihren absoluten künst lerischen Wert bedeutend übersteigen kann. nur wäre es ein schwerer prinzipieller fehler, jene absoluten künstlerischen Werte gänzlich außeracht zu lassen. Wo immer sich für die teitung einer landesgalerie die ITlöglichkeif der Er werbung — sei es durch Schenkung, sei es durch billigen öe- legenheitskauf — eines JTleisterwerkes ergibt, das mit seiner Prooenienz und Bedeutung aus dem Rahmen einer Prooinzial- sammlung ucillig heraustritt, wird sic mit beiden Händen zugreifen müssen, wofern sie nicht eine ihrer wichtigen Bestimmungen oer-