Seite 338 Internationale Sammler-Zeitung. Hummer 22 echte, alte, aber minderwertige Gemmen mit den Hamen berühmter Steinschneider des Altertums, wie denen der Künstler Phrygillos, flthenades, Olympios, Salon, Hera- philos, Hyllos, Glycos u. a. nersehen. ln hohem Grade oerdächtig nennt ein Kenner jedenfalls solche Gemmen, deren Inschriften in der Größe der Buchstaben, deren Orthographie Hlängel oder Unregelmäßigkeiten zeigen. Teßtere sind oft auffallend, roo die falscher des Griechischen nicht mächtig roaren. Höchst oerdächtig sind sodann Künstlernamen im nominatio oder in Catein, da die Griechen hier den Genitio uertoendeten und die römischen Steinschneider sich ebenfalls griechischer Buchstaben zu ihren Signaturen und Inschriften bedienten, Außer- dem ist zu beachten, daß die Künstler des Altertums nur Steine oan besonderer Reinheit und Schönheit oer- roandten, wozu sich die modernen Imitatoren wegen der Kostspieligkeit des ITlaferials nicht leicht entschließen, mitunter geschieht letzteres aber doch, wie eine 1907 in Handel gebrachte Smaragdgemme in der Größe eines 20 ITlark-Stückes bewies, die durch ihre Schönheit und Kostbarkeit oiele Sammler rebellierte, sich aber schließlich dach als fälschung herausstellte. Ihre Darstellung zeigte Amphitrife oon einem llleerestier getragen und non fünf geflügelten Genien umschwebt. Die Komposition reich und bewegt, war in oortrefflicher Technik ausgeführt, nur der Typencharakter der Signatur „Glycon" machte erfahrene Kenner stußig, denn er zeigte moderne Fraktur. Das Rätsel fand bald seine Cösung: Es war eine in echtem Smaragd mittelst Tiefschnitf ausgeführte geschickte Wieder holung der schönen Pariser Kamee, mit dem Edelstein- wert bezahlt und in Gold gefaßt, wird sie nun oan einer bekannten Wiener Schönheit als Anhänger getragen. Die flutographen-Sammlungen ßeibel-Hertenrieö noch oor Schluß des llooember findet hei B o e r n e r in £ e i p z i g die Versteigerung des zweiten Teiles der Autographen- sammlungen Dr. Karl ö e i b e 1 (feipzig) und Karl Herz non Hertenried statt. Der eben erschienene umfangreiche Katalog dieser Versteigerung berichtet über die Sülle hochinteressanter und seltener Stücke, die da zum Verkauf gelangen tnerden. Unter den Autogrammen der Fürstlichkeiten ist ein Brief König Eudwigs ü. oon Bayern, in dem der König schreibl: lllein lieber Freund! Hier schicke ich dir den Ring der lTibelungen! Einen außer- ordentlich freundlichen Brief schreibt Friedrich der Große seinem erkrankten Kammerdiener. Von ganz besonderem Werfe ist jeden falls ein Schriftstück Voltaires oom September 1757. 6s liegt hier die Ausführung des Briefes oor, dessen Konzept mit obigem Datum bei Koser und Droysen „Der Briefwechsel Friedrichs des Großen mit Voltaire“ gedruckt ist. Der Brief, der merkwürdiger Weise keine Unterschrift trägt, ist länger und ausführlicher als das Konzept, dem er nur selten im Wortlaut folgt. Der Inhalt ist oon hohem Interesse. Voltaire, seif langem ohne Flachricht über die Kriegslage, tnarnt den König eindringlich oor dem Selbstmord im Falle der Aiederlage. Die eifrige Ausführlichkeit der Auseinander- seßung darüber deutet auf frühere Unterhaltung über den Selbst mord zurück. Die rounderoolle Antwort Friedrichs auf diese Warnung ist bekannt. Einen sehr schönen Brief richtete die Gemahlin Wilhelm I. im August 1884 an ihren Gemahl in Gastein. Die Überschrift „CieberWilhelm“ und das Kompliment „lieber Wilhelm, Deine getreue Augusta“ sind oon der Kaiserin eigenhändig ge schrieben. Auch inhaltlich ist der Brief sehr interessant. „Bitte empfiehl mich dem Kaiser und der Kaiserin oon Österreich herzlich. Beide waren stets sehr gütig für mich, woran ich mich dankbar erinnere . . Unter anderem oerfügen die zur Auktion gelangenden Sammlungen auch über einen Brief des Königs C e o p o 1 d II. oon B e 1 g i e n an den Herzog Ernst II. oon Koburg- Gotha, dem er ein Anliegen seines künftigen Schwiegersohnes, des Kronprinzen Rudolf oon Ö s t e r r e i ch , übermittelt. Von weiland Kaiser 111 ax oon ITlexiko liegen eigenhändige Randbemerkungen zu zwei Berichten über das in ITliramar zu erbauende lAuseum oor. Die charakteristischen, im Capidarstil abgefaßfen Bleistift notizen zeigen das große Interesse, das der spätere Kaiser oon ITlexiko an der künstlerisch einheitlichen Ausgestaltung seines 1854 bis 1856 erbauten Schlosses ITliramar genommen. Die beiden oorliegenden Schriftstücke befürworten die Ausführung der Pläne des Baumeisters lAachold, die auch Eepsius gutgeheißen habe. „ . . Eeider ist der so apodiktisch lautende Befehl, daß der Plan des ITluseums absolut im Stil des Schlosses (normannisch) zu sein habe, zu spät hier eingetroffen . . .“ Das eine Schriftstück ist ein oon dem Orientalisten £eo R e i n i s ch abgefaßfes Gutachten, datiert Wien, den 7. llooember 1865, das andere ein an den Kaiser gerichtetes im Fragment. Zu den wertoollstcn Stücken der Samm lungen werden jedenfalls die Schriftstücke uon der Hand üapoleons gehören. Eines ist aus der Zeit, da llapoleon als General in Italien weilte. Von flapoleons Sohn, dem Herzog oon Reichstadt, stammt ein interessantes Konzeptbuch, das die oerschiedensten Entwürfe zu Aufsäßen und Briefen aller Art enthält. Es handelt sich jeden falls zum Teil um Stilübungen, da sich zahlreiche, sowohl eigene Verbesserungen, wie solche oon fremder Hand darin befinden. Die Aufsäße werfen ein bedeutsames Eicht auf die oielseitige geistige Ausbildung des jungen Fürsten, der mit gleichem Ver ständnis und Interesse kriegsgerichtlich politische Fragen, den Ausbruch des Vesuos, historische und andere Gegenstände behan delt. Außerdem enthält das nianuskript aber auch eine große Hn- zahl Briefentwürfe, teilweise ziemlich intimer Dafür, die allerdings mitunter oon fremder Hand korrigiert sind. Aus Eaxenburg oom 25. Juli 1885 ist ein Brief weiland des Kronprinz Rudolf datiert. Es ist ein freundschaftliches Schreiben an einen Baron (oermutlich den damaligen Intendanten der Hoftheater, Baron Eeopold Hof mann, A. d. R.), den der Kronprinz ersucht, „einen lllachtspruch ergehen zu lassen, der den Direktoren und Ballettmeistern befiehlt, das Personal (der Hofoper) für das Theater der elekfriscnen Aus stellung . . zur Verfügung zu stellen ... Da ich weiß . . . wie sehr Sie fühlen, daß bei derartigen Dingen, die große Interessen oertrefen, die kleinen Rücksichten oerschwinden müssen . . .“ Unter den zahlreichen Schriftstücken aus der Hand oon Kriegshelden und Heerführern Deutschlands und Österreichs sticht ein Befehl Wall ensteins heroor, gegeben im Quartier zu Aschers leben am 4. lllärz 1626. Es ist ein Befehl an die Soldafesca, sämtliche zur Frankfurter messe reisenden Kauf- und Handelsleute „sambt bei sich habenden Personen, Dienern, Rossen, Wagen und geladenen Kauffmanswahren . . frey, sicher und ungehindert pas sieren“ zu lassen. - Unter den Staatsmännern aus neuer Zeit ist in diesen herrlichen Sammlungen natürlich auch Bismarcks Hand zu finden. Jn einem Brief oom II. llooember 1871, kurze Zeit nach seiner Ernennung zum Reichskanzler, schreibt er: „. . . Ich habe leider jeßt wenig Zeit, mich mit meinen Prioatangelegen- heiten selbst zu beschäftigen. Die amtliche Qual ist groß und mir um so schwerer, als ich wegen lohannas Gesundheit in Sorgen bin , .“ Besonders schön ist ein Brief des Kanzlers an den Kaiser oom lleujahistage 1875. Bismarck schreibt darin: „Eeider ist mein Unwohlsein nicht so weif gehoben, daß ich das Zimmer oerlassen dürfte, und ich kann deshalb am heutigen lahrestage nicht in ge wohnter Weise mit meinen Kollegen, sondern nur schriftlich Euer majestät meinen ehrfurchtsoollen Glückwunsch zu Füßen legen. Ich bitte Gott, am heutigen Tage, noch inniger wie an jedem anderen, daß er Euer lllajestät im beginnenden Jahre, wie bisher, mit Seinem Segen zur Seife stehe und mir die Gnade oerleihen wolle, daß ich Euer lllajestät nach Gottes Willen dienen möge, wie ich es bisher im guten Glauben und nach bestem Gewissen bemüht ge wesen bin. Wenn die Kräfte mir dabei oersagen, so wollen Eure majestät llachsicht haben, und den Erfolg Gott anheimstellen,“