Seite 360 nummer 23 fig. 7. Singlton: „Rurfure“. Bilder. (Die Odyssee eines Rleisterwer kes.) für den Künstler endet die Geschichte eines Werkes gewöhnlich, wenn es uollendet und — nerkciuft ist. für das Bild selbst beginnt aber oft erst sein mechseloolles Heben. Die Geschicke mancher IReistermerke sind so eigenartig, dal) man beinahe oan einem Abenteuerroman, den sie erlebt, uon einer Odyssee, die sie überstanden haben, reden kann. Ein uorzügliches Beispiel hiefiir bietet die Geschichte der Danae des Correggio, die Casimir Strygiensky in der „Bibliothegue Unioerselle“ darstellt. Das Bild wurde im Jahre 1552 für Herzog friedrich uon Hlantua gemalt, der es zu einem Geschenk für Kaiser Karl V, bestimmte. Als der alte Herrscher sich später entsagungsooll uon der Welt zurückgezogen hatte, schenkte er das prachfuolle Bild dem bekannten Bildhauer Ceone feoni. Unter Kaiser Rudolf II. taucht die Danae plötjlich im Hradschin auf. Von hier führte sie Graf Königsmark nach seiner Crstünnung Prags im Jahre 1648 mit anderen Schäden zusammen nach Schweden hinüber, Als Eigentum der Königin Christine hing nun das Bild im Palast zu Stockholm; freilich auch nicht für lange Zeit. Als die Königin dem schwedischen Throne entsagte und nach Süden ging, nahm sie die Danae mit sich. So kam das Bild nach den Riederlanden und darauf zum ersten lllale nach Rom. Von dem Kardinale Azzolino, der das Bild aus dem Rachlasse der uersforbenen Herrscherin erworben hatte, erstand es später liuio Odescalchi, der Herzog uon Bracciano. Dessen Rachkommen wiederum uerkauften die Danae mit anderen meistermerken zu sammen im Jahre 1721 an den Herzog uon Orleans, der sie im Palais Royale in Paris aufbewahrte. Der Ausbruch der Reuolution bedeutete einen neuen Wechsel für das uielgewandcrte Bild. An englische Händler uerkauft, wurde es zur Versteigerung nach Condon gebracht, wo es sonderbarerweise keinen Hiebhaber fand; man brachte es nach Paris zurück. Im Jahre 1825 kaufie dann fürst Borghese die Danae und brachte sie nach Rom, wo sie sich endlich uon ihren langen Irrfahrten ausruhen konnte. (Cin neuer Dürerfund.) hu Britischen IRuseum hat jebt ein Berliner Dürerforscher, Dr. Harry Dauid, einen bedeut samen fund gemacht. Cr entdeckte in einem der sieben foliobände der Sammlung Sloane, die kostbare IRanuskripte und oor allem einen Schatj uon Zeichnungen unseres grol3en deutschen Kleisters bergen, zwei bisher unbeachtete Tierstudien Dürers. Dr. Dauid führte die Blätter dieser Tage in der Berliner Kunstgeschichtlichen Gesellschaft den fachleuten oor. Die eine Zeichnung, die obendrein durch Dürers Unterschrift „Heilent“ beglaubigt ist, stellt einen Elch, ein Elentier dar. Dürer hat die Zeichnung auf seinem berühmten Adam- und Eoastich uon 1504 benutjt, indem er das Tier grauitä- tisch aus dem Dunkel des Waldes heruorireten bei). (Es sei daran erinnert, dafs eine Studie zu diesem Stich kürzlich auf der Canna- Aukiion 65.000 IRk. brachte.) Dr. Dauid mies nach, dal) diese so lide und tüchtige, aber etwas trockene, des rechten sprühenden Eebens entbehrende Elch-Zeichnung nicht oor der Ratur entstanden ist, sondern in dem Kopf ein ausgestopftes Exemplar des Elches benufjte, und dal) sie früher entstanden ist als der Elch, wahr scheinlich um 1500. Zu Dürers Zeil kamen die Elche noch in bay rischen und sächsischen Wäldern oor. Während aber Dürer sich für den Kopf nicht an die Ratur hielt, scheint er uon dem Körper, der ganz ähnlich bei dem Hirsch seines Eustachiusstiches uor- kommf, nur ein Erinnerungsbild gehabt zu haben. Das Blatt er hält nach eine besondere Bedeutung durch die künstlerisch weit höher stehende kleinere Tierzeichnung, die Dürer auf der Rückseite zeichnete, und die Dr. Dauid beim Ablösen des Blattes aus dem Sloane-Album fand. Es ist das Bild eines Wisent, des fast schon sagenhaften Riesen des germanischen Waldes. Hier hat der IReister in wenigen federstrichen ein Denkmal tierischer Kreatur geschaffen, wie cs die deutsche Kunstgeschichte nicht oft bieiet. Er stellte den gewaltigen Körper in der ganzen finionpracht seines Konturs uor uns hin. Das hart herumgewandte Haupt blickt uns mit so hilflos blöden Augen an, dat) allein in diesem Blick das tragische Geschick des herrlichen Wildes besiegelt erscheint. Der Körper steht wie an gemauert; äußerlich tiefste Ruhe und Bewegungslosigkeit, aber fig. 8, Baudoin: Les amours champetres,