Rümmer 24
Seite 377
Internationale Sammler-Zeitung
Chronik.
Bilder.
Ansichtskarten.
(Die Baumriesen im Reinhardsmald.) Die Ansichts
karte, die jetjt in immer gesteigertem Alafje zur Forderung der
naturdenkmalpflege mitmirkt (uor fahren schon hat man be-
merkensmerte Bäume, erratische Blöcke, tuilde Vögel usro. auf
Postkarten dargestellt), tuirbt nun auch um Interesse für die
Baumriesen im Reinhardsmald bei Kassel. Auf Veranlassung
der Staatlichen Stelle für naturdenkmalpflege ist im Verlage oon
Susanne Hamann in Darmstadt eine Serie oon zroölf Postkarten-
Aufnahmen erschienen, melche die jahrhundertalten eichen und
Buchen des Schutzgebietes miedergeben.
Autographen.
(Die Geibelsche A u t a g r a p h e n s a m m I u n g.) Ulan
schreibt uns aus Ceipzig: €s gibt auch Autographenschicksale,
ebenso gut mie die lAenschen und die Bücher ihre Schicksale
haben. Ulan konnte es auf der Versteigerung des Restes der be
rühmten Geibelschen Autographensammlung in Ceipzig sehen. Der
Aamenszug der Königin Pom a re Wahine T. oon Tahiti, der
„großen Königin Pomare“ mas gilt er? 5 mark! Bin Brief oon
Bettina Brentano an Ottilie oon Goethe mar für 50 Ulk. zu
haben, Rahe! Varnhagen oon Ense jedoch schon für 11 Alk.
Auch ein Briefchen Cosima Wagners, noch als Baronin Büloro
unterzeichnet, gilt nicht mehr. Aber im übrigen rourden die Briefe
berühmter flauen sehr anständig bezahlt, mie überhaupt die ganze
Sammlung recht gute Erträgnisse brachte. Die unglückliche Gräfin
Cosel, die einen kurzen Glücksrausch als faooritin August des
Starken mit langer Haft auf der feste Stulpen bül'zen muljte, mild
nicht sonderlich hoch eingeschätjt, für 21 und 55 JTlaik konnte
man Briefe oon ihr erstehen. Auch ein Brief oon der Gräfin
Königs mark erbrachte nur 59 lAark. Ulan sieht, die schönen
Damen des starken August stehen nicht hoch im Kurse die
Quantität drückt die Qualität. Auch ein paar Zeilen oon der Hand
der berüchtigten Gräfin Dubarry gingen für 51 ITlark roeg.
Allerdings maren es nur Zahlungsanmeisungen für Schneider und
Wäschehändler. Ein Brief oon llinon de I' Cnclos brachte es
hingegen auf 360 ITlark, einer oon der Alaintenon auf 250 Alk.,
zroei oon der Pompadour an Voltaire, beide höchst interessanten
Inhalts, auf 295 und 250 lAark. Bin politisches Schreiben oon
Katharina oon Aledici „ii mon cousin Mnnsienr de Moupausier“
rourde mit 210 Alk. bezahlt. Von den Philosophen schnitt bei
dieser Versteigerung am besten Schopenhauer ab, mit einem
prachtoollen Brief an Eichstädt in Jena für 550 lAark und einem
an seinen Verleger Brockhaus für 180 lAark. Eine Signatur oon
S p i n o z a hingegen kam, obroohl seine Autographen ols sehr
selten beroertet roerden, nur auf 115 lAark. So ist nun die fast
unocrgleichliche Geibelsche Sammlung, die bei der Versteigerung
der ersten Hälfte solche Überraschungen brachte, in alle Winde
zerstreut morden.
Bibliophilie.
(Ileuausgaben englischer Schriftsteller.) Von William
lAorris erscheint bei Congmans eine neue Ausgabe seiner sämt
lichen Werke. 24, einzeln nicht erhältliche Bände, soll sie um
fassen. — für die aufjerordenfliche Popularität Robert Couis
Steoensons, des uor nicht zroei Jahrzehnten oerstorbenen feinen
Erzählers und Essayisten, um den sich mehrere Verleger schon
oerdient gemacht haben, zeugt die bei Chatto and Windus, Cassell,
Heinemann und Congmans im Erscheinen begriffene „Sroansfon
Edition“ in 25 handlichen Bänden zu 6 Shill. der Band mit einer
Einleitung und Vorreden oon Andrem fang.
(Dürers Selbstbildnis.) Wie H. Gchenkomski im
„Repertorium für Kunstroissenschaften“ in einer Untersuchung über
die Entstehungszeit oon Dürers berühmtem Alünchner Selbst
bildnis ausführt, meist das Bild in seinem jetzigen Zustand nur
teilmeise die ursprüngliche Dürersche lAalmeise auf und hat mannig-
i fache, zum Teil recht entstellende Übermalungen in späterer Zeit
erlitten.
(Reliefs aus d e r R e n n t i e r z e i t.) In der „Anthropo
logie“ oeröffentlichen Dr. Cal an ne und H. Breuil eine merk-
mürdige Entdeckung, ln der Dordogne, dem französischen Haupt
gebiete für diefunde aus der Renntierzeit, roollen sie in der nähe
oon Caussel auf einem felsen Hochreliefs gefunden haben, die sie
dem lAenschen des lAagdaleniens zuschreiben. Es handelt sich um
einen fundort, dessen fauna durchaus für die Renntierzeit spricht:
es fanden sich oiele Rentierknochen, Überreste oom Pferd, oom
Wolf, oom fuchs, oom Cömen, oom Hirsch, oom Saiga, oom Rind
und aufjerdem WerkzZugstücke, die bestimmt dem Alagdalenien
zuzuschreiben sind. Die Skulptur, die der JAagdalenienmensch
ausgeführt haben soll, fand sich am fuize eines Kalkfelsens oer-
deckt durch eine Cage oon Sand und Ton, die darüber gerutscht
mar. Es handelt sich um eine Grotte, die uöilig freilag, ehe die
Sand- und Tonschicht darüber rutschte. Die entdeckten Flachreliefs
sind in recht großem Ula^stabe ausgeführt. Die ganze Wand der
Grotte ist damit bedeckt. Es sollen ein Tierkopf, ein sehr grofjes
Pferd oon 190 JAeter Cänge, ein etroas kleineres und ein noch
gröfzeres oon 2'50 lAeter Cänge zu erkennen sein, ein Pferdekopf,
dann roieder zroei noch größere Pferde als die übrigen, außerdem
noch ein paar Tiere und Tierköpfe, deren Art nicht deutlich zu er
kennen ist. Alle Tierfiguren sollen in richtigen Proportionen und
sehr realistisch ausgeführt sein. Das Relief hat eine Dicke zmischen
10 und 50 Zentimeter. Es sind nicht etroa nur dieümrisse heraus
gearbeitet, sondern auch in der fläche selbst sind die einzelnen
j lAuskelgrpppen ausgeführt. Vielleicht maren die Reliefs sogar bunt
bemalt. Wenigstens haben Calanne und Breuil bei dem Bildnis des
einen Pferdes Spuren oon Ockermalerei erkennen können. Ob nun
diese Reliefskulpturen mirklich in der Zeit entstanden sind, in die
die beiden franzosen sie oersetzen, bleibt oorläufig dahingestellt.
Handschriften.
(Wo sind die lAanuskripte lAolieres?) Wie bekannt,
sind oon JAoliere ebensomenig mie oon Shakespeare irgend-
roelche Handschriften, Briefe oder lAanuskripte oorhanden, und
nur oereinzelte Unterschriften haben sich bis heute erhalten. Um
nun den Gründen dieser befremdenden Erscheinung nachzugehen,
die bei lAolierc noch eigenartiger roirkt, als bei Shakespeare, hat,
mie man uns mitteilt, die Sbciete de l'liisioire du theatre in Paris
einen Preis oon 500 frs. für die Beantroorfung der frage ausge
setzt: „Warum sind die Briefe und lAanuskripte lAolieres unauf
findbar geroorden?“
(Die Auktion bei Börner.) Aus C e i p z i g roird uns ge
schrieben: Von dem hohen Geldmert alter Schiiftstücke überzeugte
soeben roieder einmal eine Versteigerung alter lAanuskripte und
einer Anzahl abendländischer und orientalischer Aliniaturen, die
in dem Auktionsinstitut G. H. Börner, stattfand. Einige Selten
heiten des 12.—16. Jahrhunderts mufzten mit Geldsummen oon dem
Unfange kleiner Vermögen bezahlt meiden. Sa erroarb die könig
liche Bibliothek in Berlin die Chronik des ersten Kreuzzuges
(1096 1110) oon Albert oon Aachen, lAanuskript auf Pergament,
eine der nächtigsten Quellenschriften des Alittelalters, für den Preis