Hummer 4 Internationale Sammler-Zeitung, Seite 59 geöffnet. Jn philatelistischen Kreisen wird die Schaffung dieser Ileudrucke als ein Schlag gegen die idealen Bestrebungen der Sammler-Vereine empfunden, die jede Herstellung non Fleudrucken zu uerhindern suchen oder sie zumindesten so gekennzeichnet zu sehen wünschen, dafj Betrügereien uermieden werden können, flll dieses ist bei den lleudrucken non Thurn und Taxis nicht der Sali. Von händlerischer Seite wird dem Bedauern Ausdruck gegeben, dafz der Handel gezwungen ist, diese Hochdrücke zu führen, weil sie oon Sammlern leider uerlangf werden. Sin weiterer Hachteil für die Philatelie besieht auch noch darin, dalj die marken oon Thurn und Taxis, oon denen es in den Originalen grofje Restbestände gibt, oon den Sammlern früher gern, sehr gern gekauft wurden, weil es sich um Altdrucke handelte, Durch die Heudrucke ist nun auch der Kredit und das Ansehen der Originalmarken oon Thurn und Taxis um ein erhebliches gesunken, da es der Verwaltung gelungen ist, die Altdrucke durch die Schaffung der lleudrucke wunderbar nachzuahmen Darum werden in absehbarer Zeit wohl alle Originalmarken oon Thurn und Taxis mit mißtrauen betrachtet werden Uhren. (Die Uhr des Zaren.) Jm Besitjc des russischen Zaren befindet sich eine Uhr, die durch die Bestandteile, aus denen sie zusammengesetzt ist, sich oon allen Chronometern der Welt unter scheidet. Sie wurde oon einem polnischen ITlechaniker namens Curron oerfertigt, oon dessen Geschicklichkeit dem Zaren Wunder dinge berichtet worden waren. Der Zar wollte ihn nun auf die Probe stellen und sandte ihm ein paar Kupfernägel, einige Holz- spähne, ein Stück zerbrochenes Glas, eine zerbrochene Porzellan- tasse und etwas Draht, Aus diesem Gerümpel sollte er eine Uhr machen, nach Derhältnismäfjig kurzer Zeit empfing der Zar diese wertlosen Dinge zurück, zu einer Uhr oerarbeitet. Der Deckel war aus dem Porzellan gefertigt und das Werk kunsfooll aus den anderen Bestandteilen zusammengesetzt. Der Zar war über diese Ceistung so entzückt, daf3 er den lllann zu sich befahl und ihn fürstlich belohnte. Uersctiiedenes. (Tod des Ceipziger Kunstsammlers meiner.) Aus Ceipzig wird uns gemeldet: Herr Cmil meiner, der einer alten Ceipziger Patrizierfamilie angehörte und als Gemäldesammler in Kunstkreisen sehr bekannt war, ist am 0. d. m. gestorben. Cr war seinerzeit Besitzer oon ITlenzels „Ballsouper“, das oon der Ttationalgalerie in Berlin erworben wurde. Seine Galerie umfafjf zahlreiche heroorragende Werke oon Böcklin, Uhde, Defregger, Ciebermann. meiner war es zu danken, clafj lllax Klingers „Beethaoen“ dem Ceipziger ITluseum erhalten wurde. (Cine arktische Insekt ensammlung.) Aus Paris wird uns berichtet: Obalski, der Sammler des naturwissenschaft lichen museums, der jüngst eine Cxpedition nach Alaska unter nommen hat, ist dieser Tage mit reicher Beute wieder in Paris eingetroffen Unter seiner wissenschaftlichen Ausbeute ist beson ders eine reichhaltige Sammlung uan Polarinsekten zu ermähnen. Cs handelt sich um Polarschmetterlinge mit dichtem, pelzähnlichem Flügelbelag und seltene Gletscherflöhe oon der Art, für die ein Cngländer einmal 70.000 Francs bezahlt haben soll, neben der Jnsektensammlung sind auch Fossilienfunde, ITlammufzähne, Rhino zeroszähne, Hirsch- und Rennfierskelette und Knochen oon den Vorfahren des heutigen Pferdes in der Sammlung oertreten, (Schwedische Trophäen). Wie uns aus Stockholm geschrieben wird, ist man zur Zeit damit beschäftigt, die reich haltigen Trophäensammlungen des schwedischen Staates, die lange oernachlässigt worden sind, genau zu untersuchen und in besseren Zustand zu bringen. Bei diesen Untersuchungen wurden manche hochinteressante Sunde gemacht, unter denen sich die prachtoolle Reichsflagge des Königs Sigismund, welche nach der Croberung Warschaus (1655) in die Hände des schwedischen Königs Karl X. fiel, und die flagge Johann Casimirs, die nach der Croberung Krakaus (1655) in den Besitz der Schweden kam, sich befinden. (Römerfunde bei neustadt a. d. H.) Bei Rodungs arbeiten in der ältesten und besten Weinbergslage in neustadt an der Hardt in der Gemarkung Hüttbrunn wurde ein römischer Steinsarg mit mäfjig erhaltenem weiblichen Skelett und einem wohlerhaltenen Henkelkrug der Terra Sigillata aus der Zeit um 250 bis 300 nach Christus gefunden. Das Gefäfz, dessen Henkel die Form einer in den Urnenrand beizenden Schlange hat, dürfte aus den Terra-Sigillata-Fabriken oon Rheinzabern stammen, auf deren Ursprung oerschiedene lllerkmale deuten, wenngleich es bis her nach nicht gelungen ist, in Rheinzabern selbst die Töpferwerk stätten der spätrömischen Kaiserzeit aufzufinden. (Interessante Zeugen einer alten Zeit.) Ulan schreibt uns aus ßudmeis: in der nähe oon Krems stand zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Burg des böhmischen Candedelmannes Johann Smil, der zuerst in den Diensten Ulrichs oon Rosen berg stand; sich aber später gegen diesen empörte und ins Hussitenlager überging, so dafz er schlieijlich im Jahre 1477 zu Krumm au als Aufwiegler enthauptet wurde. Die Burg und die übrigen Besitzungen Sniils gingen in den Besitz der Rosenberger über, doch oerfiel die Burg bald gänzlich. Bereits im uorigen Jahre wurde an der Stelle, wo einst diese Burg stand, ein alter tümliches Schwert gefunden, und als man dieser Tage daranging, den Grund für ein an dieser Stelle zu erbauendes Haus zu graben, wurden bei den Grundaushebungsarbeiten eine 66 Zentimeter hohe Tonurne, die mit dem Wappen der Rosenberger -- der fünfblättrigen Rose — und der Fürstenkrone kunstooll oerziert ist, sowie künst lerisch mit Blumen und Vögeln bemalte Kacheln, die aus dem 14. Jahrhundert stammen und Zeugnis oon dem Fortschritt der damaligen keramischen Industrie oblegen, blafjgelegt. Da uermufef wird, dafz an dieser Stelle sich noch andere altertümliche Gegen stände befinden dürften, sollen die Ausgrabungsarbeifen fortge setzt werden. (Die Handschuhe der Rachel) ln einem kleinen Condoner Antiquitätenladen werden ein Paar Handschuhe, die der grofjen Schauspielerin Rachel gehört haben, zum Kauf geboten. Sie be stehen aus grauem Stoff mit Spifzeneinsafz. Der Händler erzählt, dafz sie an ihn oon einem soeben oersforbenen Sammler, einem Herrn de 111., gelangt sind, der sie durch Grbschaft oon seinem Vater erhalten hat. Diesem waren sie oon einem intimen Freunde der Rachel geschenkt worden. Die Handschuhe werden als eine echte Reliquie der einst so berühmten Künstlerin bezeugt und sollen oon ihr wenige Tage Dar ihrem Tode getragen worden sein. (Ausgrabungen bei Abydos.) eine höchst interessante Entdeckung ist jüngst bei Abydos in nächster nähe der beiden Tempel oon Seti I. und Ramses dem Grafzen gemacht worden. Alan oerdankf sie einem der eingeborenen Bewohner oon Gl-Arabia, der hinter seinem Hause Teile eines Gebäudes entdeckte, das sich als ein Tempel Ramses 1 , des ersten Königs der 19. Dynastie und Vorfahren des erwähnten grollen Tempelerbauers, herausgestellt hat. Kurz oor neujahr wurde mit den Ausgrabungen begannen und in wenigen Tagen war eine Halle oon etwa 12 Fufj Weite freigelegf. Die Gewölbesteine sind oerschwunden, aber der gröfjte Teil der mauern ist unoersehrt erhalten. Das Baumaterial besteht aus schönem cremefarbenem Kalkstein, ähnlich dem in dem grofjen Tempel oerwandten, dessen Reliefs berühmt sind. Beide Seiten des Torwegs an der äufjeren Iltauer sind mit Gestalten des Königs und zahlreichen Hieroglyphen bedeckt; und an der inneren Fläche der ITtauer oon der drei Seiten teilweise sichtbar sind, sieht man eine Reihe Figuren, die eine Szene darstellen, auf der der gekrönte König dem Gotte Osiris oier Ochsen darbringt. Vielleicht das in teressanteste ITlerkmal des Gebäudes ist die Art, in der die Reliefs ausgeführt sind. Anscheinend oon Anbeginn niemals bemalt, sind sie in einem beinahe oollkommenen Zustand erhalten, da keiner der Köpfe so, wie es in den übrigen Tempeln regelmäijig der Fall ist, oerunsfaltef ist. Die Arbeit ist in der Zeichnung wie in den Ver hältnissen und in der Ausführung ebenso schön, wenn nicht noch schöner als die Werke des Künstlers Hui, der die besten Reliefs in dem Grofjen Tempel Setis I. geschaffen hat. 6s gibt nichts, das köstlicher behandelt wäre, als die oier Ochsen, die Ramses 1. auf dem neuentdeckten Gemälde Osiris zuführt, Es ist zu hoffen, dafj weitere Ausgrabungen noch andere Teile dieses dritten Tempels