Seite 150 Inte r n a t i o n a 1 e Sammler-Zeitung. Nr. 10 Das Prager jüdische Museum. Ende April wurde eine der interessantesten Samm lungsstätten des historischen Prag, nämlich das jüdische Musen m, in einem neuen, würdigen Heim der Oeffentlichkeit übergeben. Die Schätze dieses Museums, zu dessen Erhaltung ein eigener Verein in Prag besteht, dem sowohl die Gründung des Museums wie dessen jetzige würdige Unterbringung zu danken ist. genießen längst bei den Forschern Weltruf, was schon dadurch begründet ist, daß die Prager Judengemeindc zu den ältesten Mitteleuropas gehört und wertvolle, für die allgemeine Kulturgeschichte nicht weniger wie für die Prager Lokalhistorie bedeutsame Dokumente und Reliquien ihr Eigen nennt. Ganz besonders aber wird natürlich die Spezialforschung des Judentums sich um den Besitzstand des Museums zu kümmern haben, das in Herrn Dr. Lieben selbst einen ebenso sachkundigen wie begeisterten Leiter besitzt. Zwei geräumige Säle im neuen Hause der israelitischen Beerdigungsbrüderschaft Emanzipation der Juden, darunter auch ein tschechisches. Mit zu den ältesten Urkunden des Museums gehört die Bewilligung zum Aufbau einer neuen Synagoge in Eydlitz bei Komotau (aus dem Jahre 1694). Eine andere be schäftigt sich mit der Neuerbauung eines Gotteshauses in Amschelberg, ein Pergament verzeichnet die Neuanlage des Friedhofes in Slatina etc. Interessant ist eine alte Darstellung der Altneuschule in Prag, ferner eine Ur kunde mit der Unterschrift Maria Theresias, des Graien Chotek und Dauns in betreff einer Futterlieferung aus Kuttenberg, die Erneuerung eines Apothekerprivilegiums für Michel Jeiteles und dessen Sohn Benjamin Jeiteles. endlich ein Plan der alten Judenstadt rnit seither ver schollenen Gassenbezeichnungen, eine Abbildung des alten Tandclmarktes mit dem Kotzengebäude u. v. a. Neben diesen in dem bescheidenen Gewände be schriebenen Papiers oder Pergamentes auftretenden Kostbarkeiten historischer Natur birgt aber das Museum Fig. 8. Schubert, Belagerung von Dresden. (Josefstädterstraße 37) beherbergen jetzt die Kostbar keiten, deren größter Teil in Vitrinen der freien Besichti gung zugänglich gemacht ist. Einen kurzen Ueberblick über diese Bestände zu geben, soll im folgenden ver sucht sein: Der wichtigste Teil des Museums ist ohne Zweifel sein alter Dokumentenschatz. Hier finden sich die Urkunden, welche die wertvollsten Aufschlüsse oder Illustrationen zu der Geschichte der alten Judenge meinden in Böhmen und namentlich Prag liefern. Die Be schränkungen sind aufgezählt, welche für das Wohn recht der Juden noch bis 1848 galten, Quittungen aus dem Jahre 1748 verweisen auf die sogenannte Juden leibmaut, welche der Jude beim Aufenthalt in fremden Städten für jeden Tag zu zahlen hatte. Wie eine vom Leopold Edlen v. P o r t h e i m Unterzeichnete Einladung zur Generalversammlung beweist, gab es 1847 einen Verein zur Förderung des Handwerkes und des Acker baues unter den Israeliten Böhmens. Das Jahr 1848 brachte dann zahlreiche Flugblätter für und gegen die andere Schätze, die sich dem Auge auch des Laien an sehnlich repräsentieren. Da sind zunächst die zum Teil sehr kunstvollen, schon durch ihr Alter interessierenden I horavorhänge und Thoramäntelchen, die alle reich in Gold und Silber bestickt sind und teuere Stoffe, nament lich wundervolle Brokate als Material verwenden. Sie entstammen meist dem Tempelschatz der niederge rissenen und zum Jubiläumstempel vereinigten Syna gogen. Auf Stücke aus den Jahren 1690 und 1725, dann aus den Jahren 1740 bis 1780 mit interessanten orna mentalen Hindeutungen auf den Stand der Stifter (Levitenkännchen, segnende Priesterhände) sei besonders aufmerksam gemacht. Wegen der Technik sind eine Arbeit in Seidenapplikationen und eine andere in Bändchen- posamenterie zu beachten. Auf den Thoraüberhang streifen fallen die mächtigen, gestickten Cherubim flügel auf und hieher gehört auch eine Holzschnitzerei, die als Thoraüberhang diente und das Wappen des Joachim Edlen v. Popper aufweist. Wegen der In schriften, die mannigfache Auskunft über alte jüdische