Seite 154 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 10 Werken vertreten wäre, und auch das lebendige Interesse, das der ehemalige Direktor des Wiener Hofburgtheaters der dramatischen Produktion und dem Theater überhaupt be wahrte, findet in der Struktur der Bibliothek seinen Aus druck. Max Burckhardt hat testamentarisch die Versteigerung der Bibliothek zugunsten des Oesterreichischen Bühnenver eines verfügt und mit deren Durchführung die Buchhandlung Hugo Heller & Cie. in Wien betraut. Einer letztwilligen Verfügung Burckhardts entsprechend wird der von ihm selbst angelegte Materienkatalog der Bibliothek als Auktions katalog in Druck gelegt. Hermann Bahr hat sich bereit ge funden, zu diesem Katalog eine Einleitung zu schreiben. (Die Bibliothek Bernhard Arkes.) Das Dres dener Körner-Museum hat, wie uns ein Dresdener Mitarbeiter meldet, die Eachbibliothek des am 20. April v. J. ver storbenen Herrn Bernhard A r k e in Oliva bei Danzig durch Vermittlung seiner Brüder zum Geschenk erhalten. Es handelt sich um eine von dem Verstorbenen in langen .fahren unter großen Mühen und Geldopfern zusammengebrachte Sammlung von Büchern und sonstigen Drucksachen zur Geschichte der Freiheitskriege, um deren Erlangung sich der Leiter des Körner-Museums, Hofrat Dr. Peschei, seit langem bemüht hatte. Bilder. (Verkauf zweier Rembrindts.) In Paris wurde am 3. Mai, wie uns von dort gemeldet wird, bei der Versteigerung der Sammlung von Leveigneut ein Rem- brandt, -eine alle Frau mit einem Hahn auf den Knien dar stellend, zum Preise vor. 475.000 Franken an einen Kunst liebhaber verkauft. Das Bild soll aus dem Jahre 1650 stam men und war im Jahre 1884 für 14.000 Franken in den Besitz der Verkäuferin übergegangen. Ueber den Verkauf eines anderen Rembrandts wird uns aus London berichtet: Für ungefähr eine Million Mark hat Fewersham an den Mil lionär F r i c k in Newyork, der bereits mehrere Rembrandts besitzt, einen Rembrandt verkauft, der seit anderthalb Jahr hunderten im Besitze seiner Familie war. Das Bild, als »Der holländische Kaufmann« bekannt, stammt aus dem Jahre 1659 und bildete einen Hauptschmuck der Rembrandt-Ausstellung von 1899 im Burlington House. Es wurde bei dieser Gelegen heit in der englischen Presse mit einer gewissen Trauer dar auf hingewiesen, daß die verhältnismäßig kleine, aber ganz erstklassige Sammlung des genannten Newyorker Millionärs fast ganz aus englischem Besitz zusammengekauft wurde. Diesmal ist nicht, wie bei »Rembrandts Mühle«, die letzthin für zwei Millionen Mark nach Amerika ging, der Versuch unternommen worden, den Schatz für die englische Nation zu retten. Die Erfahrungen, die man bei dem letzten Versuche machte, sind allerdings auch alles andere als ermutigend ge wesen. (Angeblicher Fund eines Raphaels in Schwede n.) Aus Stockholm wird uns geschrieben: Der schwedische Maler Anders Zorn hat kürzlich ein altes Gemälde erworben, von dem er behauptet, daß es ein echter Raphael sei. Das Gemälde stellt die »Madonna mit der Nelke« dar, von der mehrere Kopien bestehen, eine davon ist im Besitze des Nationalmuseums in Stockholm, andere befin den sich in Florenz und l.ucca. Das Original dagegen war bisher unauffindbar. Das Gemälde wird nun von Sachver ständigen einer Prüfung unterzogen. Wenn die Behauptung Zorns sich als wahr herausstellt, so ist dieses Gemälde der einzige Raphael, der sich in Schweden befindet. Daß es sich um keine Kopie, sondern um einen echten Raphael handelt, will Zorn aus der Alt und Weise des Malens und anderen Um ständen erkannt haben. Die Pinselführung habe alle dem Meister eigenen Kennzeichen. Das Gemälde gehöre wahr scheinlich der florentinischen Zeit Raphaels an, das Modell sei deutlich erkennbar dasselbe wie für die Madonna di Tempi und andere Raphaelsche Madonnenbilder. Es hat ein Format von 75 X 60 Zentimeter und ist auf dieselbe Art Leinwand ge malt, wie zum Beispiel die Sixtinische Madonna in Dresden. Wie das Bild nach Schweden gekommen ist, weiß man nicht. Es wurde vor einigen Jahren in einem Stockholmer Anti quitätenladen von einem Stockholmer Bürger erworben und ist nun von diesem in den Besitz Zorns übergegangen. (1(4 Millionen für einen Holbein.) Benjamin Altmann, der Newyorker Sammler, hat jetzt ein Gemälde Hans H o 1 b e i n s erworben, das erste Werk des Meisters, das nach Amerika ging. Es ist das Porträt von Margaret Wyatt, der Tochter von Henry Wyatt, das sich bisher in der Sammlung des Majors Charles Palmer in London befand. Altmann zahlte dafür 1% Millionen Franken. Handschriften. (Ein neuer Beethovenfund.) Vor einiger Zeit erregte die Nachricht von der Entdeckung einer angeblichen Jugendsymphonie Beethovens großes Aufsehen. Jetzt erfahren wir wieder von einem wichtigen Beethovenfunde, der das Interesse weitester Kreise erregen dürfte. Im Aprilheft der »Zeitschrift der Internationalen Musikgesellschaft« (Leip zig) veröffentlicht Prof. Hermann A b e r t (Halle) ein in Württemberg aufgefundenes Manuskript, das den Titel trägt: »Char-Freytags Cantate für vier Singstimmen mit Begleitung« (von drei Klarinetten, drei Hörnern und drei Posaunen) von L. Beethofen. Die 16 einzelnen Stimmblätter sind sämt lich bezeichnet mit Beethoven, Bethoven oder Bethoien. Formal und satztechnisch verrät das Stück in einigen Uri- gelenkheiten noch den Anfänger, dagegen deuten die fein sinnige, strenge Textbehandlung, der herbe Ernst und die Tiefe des musikalischen Ausdruckes auf den großen Meister. Wir haben zweifellos in dem interessanten Stück, wie Abert am Schlüsse seiner sehr gründlichen Untersuchung, der er die Kantate vollständig in Partitur folgen laßt, überzeugend dar- tut, ein unter N e e f e s Anleitung angefertigtes Studienwerk Beethovens, vielleicht seinen ersten größeren Versuch im Chorsatze«, zu erblicken. (Eine Handschrift von Algerus von Lüt tich.) Der neueste Katalog des Antiquariates Heinrich Hilgen du b e! in München weist eine Pergamenthandschrift aus dem Jahre 1158 von Algerus von Lüttich auf, die sich »De sacramento corporis et sanguinis Domini« betitelt und einen Anhang »Tractatus de libero arbitrio« enthält. Der Kodex stammt aus dem Zisterzienserkloster V i 11 e r i n g - Y 1 a r i a (ilaria) in Oberösterreich. Algerus von Lüttich, wahr scheinlich zu Lüttich geboren um 1055, als Diacon-Scho- lasticus bei St. Bartholomäus in Lüttich, von B. Otbert (1092 bis 1117) an die Kathedrale St. Lambert versetzt, wo er durch 20 Jahre der Domschule Vorstand und die auswärtige Korre spondenz führte. Verschiedene Anträge sächsischer Bischöfe, in ihre Dienste zu treten, lehnte er ab und trat unter Abt Petrus Mauritius (Venerabilis) in das Kloster zu Clugny, wurde Priester und lebte hier noch etwa 10 Jahre, so daß sein Tod in den Anfang der Dreißigerjahre fällt. Er schrieb zu Lüttich: »De misericordia et iustitia«, welches Buch von Gratian in dem »Tractatus de poenitentia« in großem Um fange benützt worden und hiedurch für die Quellengeschichte des kanonischen Rechtes von Wichtigkeit ist; Ausg. von Mar- tene »Thesaur. novus aneedotorum« V. p. 1019. — »De sacra- rnento corporis et sanguinis Dornini« gegen Berengar von I o u r s; Ausg. Basel 1530 (von Erasmus), Bibi, patrurn Col. T. XII; Lugd. T. XXI; Lovan. 1847 (von J. B. Malou). — »De gratia et libero arbitrio«, Ausg. Pez »Thesaur. aneedot.«, J. IV. p. II. — »De sacriticio missae«, entdeckt von Theiner und ediert von M a i »Script, vet. nova coli.«, Rom 1837, T. IX. Alle in Mignes Patrologie.« Am Schlüsse des noch gut erhaltenen Manuskriptes steht folgende hs. Bemerkung: