Seite 164 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 11 Opern »Narciß« und »Iphigenie auf Tauris« beschäftigen. Im letzteren dieser Briefe vom 1. Mai 1781, den Gluck »mit zitternder Hand« geschrieben hat, teilt er dem Adressaten, dem kaiserlichen Gesandten in Paris K. r u 11- hoffe r, mit, daß er seit langer Zeit »in stäter inäetion gelebet«, daß ihn aber die bevorstehende Aufführung der »Iphigenie in Tauris« »widerumb in Bewegung setzen und sein geblüt rege machen« werde. Er fügt hinzu, daß seine Opern »bis zum Eckel« aufgeführt würden, so daß sie zuletzt der ganzen Welt unerträglich werden müßten. Als wertvolle Ergänzung zu diesen Briefen ist das offizielle Ernennungsdekret Glucks »zum Hof-Corn- positor« aus dem Jahre 1774 zu erachten, »in Ansehung seiner in der Müsic besitzenden gründlichen Känntnis und dargethanen ganz besonderen Geschicklichkeit, wie auch in verschiedenen Compositonen erprobten Fähigkeit...« Als Gehalt wurden ihm 2000 Gulden bewilligt. Ebenfalls nach Wien, aber in ein Leben voller Härten und Kämpfe führen die Handschriften Mozarts. Neben acht bisher unbekannten Menuetten werden zwei eigen händige Briefe des Meisters zum Ver kauf gelangen, von denen besonders der Brief vom 27. Juni 1788 einen Einblick in die sorgenvollen Tage gewährt, von denen das Leben Mozarts bis zur letzten Stunde ange füllt war. In diesem Brief, den Mozart an einen Bruder des Freimaurerordens richtet, heißt es u. a.: »Meine Lage ist so, daß ich un umgänglich genötigt bin, Geld aufzuneh men. - - Aber Gott, wem soll ich mich vertrauen? — nie manden als Ihnen, mein bester! — Wenn Sie mir nun wenigstens die Freundschaft tun, mir durch einen anderen Weg Geld zu verschaffen! ich zahle ja gerne die Interessen, und derjenige, der mir lehnte, ist ja durch meinen Caracter und meine Besol dung, glaub ich, gesichert genug . . . Wenn Sie liebster Br.: mir in dieser meiner laage nicht helfen, so verliere ich meine Ehre und Credit, welches das einzige ist, was ich zu erhalten wünsche, etc.« Unterzeichnet: »Ewig ihr verbundener Diener, wahrer Freund und O.: Br. W. A. Mozart.« Bemerkenswerte Beiträge zur Geschichte Mozarts bilden auch die zahlreichen Briefe seines Vaters, des Salzburger Hofkapellmeisters, die sich nicht nur auf dessen eigenes musikalisches Schaffen beziehen — so erkundigt er sich zum Beispiel am 14. Jänner 1756 nach der Aufnahme seines ebenfalls im Manuskript vorhan denen »Schlittengeleuth« in Augsburg — sondern auch von den Erfolgen der Kinder berichten. Aus der Schilde rung der glänzenden Aufnahme, die sie am Hofe der Kaiserin Maria-Theresia gefunden haben, spricht der berechtigte Stolz des glücklichen Vaters. Den unbekannten Kompositionen Mozarts reihen sich bisher unbekannte Kompositionen Beethovens an. Es sind schwedische. Tiroler und bosnische Volks lieder, ein 'Feil jener »Brotarbeit«, zu der sich Beet hoven, dem Verlangen des schottischen Kunstfreundes T homSon entsprechend, anfänglich nur schwer ver stand, um bald aber schon den tiefen Gehalt der Volks musik zu entdecken und sich dann mit der ganzen Glut seines Genies der Bearbeitung dieser einfachen Weisen hinzugeben. An diese führenden Geister auf dem Gebiet der Musik schließen sich nun die übrigen an, unter denen man kaum einen bedeutenden Namen vermissen wird. Als be sonders charakteristisch seien die Briefsammlungen von Liszt, Wagner und B ti 1 o w hervorgehoben -- von Wagner ist außerdem noch ein von T i c h a t s c h e k in früheren Jahren gezeichnetes Bildnis vorhanden, das die scharf gezeichneten Züge des Meisters in trefflicher Weise wiedergibt. Der zweite Teil des Kataloges enthält die Dichter und Schriftsteller aller Länder - von englischen Dich tern sind u. a. Briefe P o p e s und Sternes vorhan den — mit Ausnahme der österreichischen Schriftsteller, die ebenso wie die österreichischen Po litiker und Fürsten in eine besondere Abteilung verwiesen sind. In diesem zweiten Teile finden sich Ge dichte und Briefe von Goethe, Kant, ein umfang reiches Manuskript von M ö r i k e, eine Klageschrift Boer- n e s gegen die Stadt Frankfurt, die ihm die durch seine Uebersiedlung nach Paris verwirkte Pension nicht mehr auszahlen wollte, ein Brief H o- manns, des Vaters des Atlanten, Briefe von Schiller, nebst einer kürzen Bemerkung aus seinem Malteser manuskript — was in diesem Zusammenhang ein be sonderes Interesse verdient — eine Handschrift Schillers von Hcrdern, des Tiroler Kanzlers aus der Zeit der Gegenreformation, auf den sich das Geschlecht des Dichters zurückführt und zurückführen läßt. Eines der wertvollsten Stücke dieses Abschnittes dürfte der Brief des erst siebzehnjährigen Wieland sein, der darin mit dem ganzen Feuer seiner jungen Jahre seine Gefühle für Sophie Gut er mann, die spätere Frau von La Roche, zum Ausdruck bringt. Dem literarischen Deutschland tritt das literarische Oesterreich gleichwertig zur Seite. Was Oesterreich an ruhmvollen Namen auf geistigem Gebiet besitzt, findet sich in den Blättern dieses Kataloges vereinigt, so Grillparzer, Hebbel, Halm, Anzengruber, Laube, Ha- rucrling, Lenau, Joh. üabr. Seidl, Nestroy, Pyrker, Saphir, Sonnenfels, Joh. Nepomuk Vogl, Frh. v. Zed litz etc. In einer Zuschrift Friedrich Hebbels, de dato 18. Dezember 1861, macht der Dichter, der zu einer Publikation beitragen soll, deren Ertrag zur Schaffung einer deutschen Flotte bestimmt war, die nachstehende politisch-geschichtliche Bemerkung: »Ich glaube zwar Fig. 2. Brekelenkam: Schusterwerkstatt.