Nr. 13 Internationale Sammler-Zeitung. Seite 195 Schinkel-Rahmen oder ähnliche ungeeignete neuere Rahmen besitzt. Die ganze Umrahmung hat, da die Preise der alten Rahmen namentlich anfangs nur gering waren und Museumsfreunde ihre Unterstützung liehen, kaum den fünften Teil von dem gekostet, was seiner zeit für die Schinkel-Rahmen bezahlt worden war. Bei der Erwerbung alter Rahmen war natürlich das höchste, selten erreichte Ziel, für ein Gemälde seinen ursprünglichen, von dem Künstler selbst entworfenen Rahmen zu finden. Das gelang zum Beispiel bei dem großen Altargemäldc der Himmelfahrt Mariä von Fra Bartolom eo. Das sind aber seltene Glücksfälle, obwohl alte italienische Rahmen verhältnismäßig nocti Fis. 4. Tetradrachinon des ätolischen Bundes. am häufigsten gefunden werden. Die nächstwichtige Aufgabe war es, Rahmen zu finden, die in jeder Be ziehung zum Bilde möglichst passen. Natürlich nicht nur in den Massen, der Rahmen muß vor allem nach Zeit und Ort dem Bilde entsprechen, er muß in den Profilen, Verhältnissen, in Farbe, Gold und Ton zu dem Gemälde stimmen, es richtig abschließen und womöglich seine Wirkung noch heben. Es setzt das voraus, daß man aus den an Ort und Stelle erhaltenen Gemälden mit alter Einrahmung eine möglichst vollständige Kenntnis über die örtliche Ausbildung der Rahmen und ihre Bedeutung für die Bilder mitbringt. Unter dieser Voraussetzung wird manche Rahmung so gelingen, daß sie für den Originalrahmen des Gemäldes gehalten . wird. Diese Fis. 5. Medaillon auf Faustina. Wirkung ist bei mehreren Stücken der Berliner Samm lung erreicht (zum Beispiel bei dem farbigen Rund rahmen um die Madonna Terranucva von Raffael, bei dem Tabernakel zu der kleinen Madonna Raffaels mit dem hl. Hieronymus, bei dem großen farbigen Altar rahmen um den Raffaelino del Garbo u. a.). Für die meisten Bildnisse von Bronzino und den gleich zeitigen Bildnismalern von Florenz konnten charakteri stisch getönte Florentiner Nußbaumrahmen mit teil weiser Vergoldung, für Giorgiones Porträt ein fast gleichzeitiger farbiger venezianischer Rahmen, der dem einzigen Originalrahmen des Meisters ganz ähnlich ist, erworben werden. Die Bilder der klassischen spanischen Kunst sind fast nie mehr in ihren alten Rahmen anzutreffen; aber Gemälde von Velasquez, Ca r r e n o u. a. zeigen in den auf ihnen dargestellten Innenräumen, daß die Bilder in den zeitgenössischen königlichen Gemächern einfache schwarze Rahmen mit einzelnen goldenen Barockver zierungen hatten. Mit Rahmen dieser Art wurden die klassischen spanischen Gemälde der Berliner Galerie versehen. Die Gemälde der französischen und englischen Schule haben zum Teil Originalrahmen, das heißt Rahmen, die ihnen die Besitzer im 18. Jahrhundert gaben, bei uns namentlich Friedrich der Große. Da dies natürlich im Stile des Rokoko geschah, so sind die Künstler gelegentlich für ältere italienische und nieder ländische Gemälde zu sehr merkwürdigen Lösungen ge kommen, die dem Zeitcharakter in ähnlicher Weise widersprechen, wie etwa die Stiche Chcdowieckis zu Shakespeares Dramen. Weit größere Schwierigkeiten als die Beschaffung alter Rahmen für die Gemälde dieser Schulen bietet aber die Berahmung von Gemälden der deutschen und niederländischen Schule. Solche Bilder aus dem 15. oder 16. Jahrhundert pflegen ihren Rahmen nur noch zu haben, wenn sie als schmale Leisten mit aus dem Holz der Bildertafel geschnitzt oder auf diese angeschraubt sind (Genter Altar), während einzelne Rahmen derart fast nie in den Handel kommen. Man muß also zum Nachbilden gleichzeitiger alter Vorbilder greifen oder geeignete Rahmen von anderen Schulen als Ersatz verwenden. Ausschließlich auf Kopien ist man bei allen nordischen Fig. 6. Scliautaler von 1477 auf die Vermählung Maximilians I. Gemälden rein mittelalterlicher Herkunft angewiesen, weil andere Schulen dafür nichts Verwandtes bieten. Schwierig ist dabei nur die bei den alten Rahmen nie fehlende Bemalung zu treffen, da sie stets der Farbe des Bildes angepaßt war (namentlich schwierig bei Rahmen zu Bildern van Eycks). Die Verwaltung hat für solche Gemälde und mehr noch für nordische Gemälde des 16. Jahrhunderts alte italienische Rahmen der gleichen Zeit von einfacher Profilierung und dunkeim Ton, die die Wirkung des Bildes noch zu erhöhen schienen, ausge wählt. Sehr schwer ist auch die Beschaffung alter vlämischer und holländischer Bilderrahmen, oder auch nur Vorbildern für Nachahmungen von solchen. Weder um ein Gemälde von Rubens noch um eines von Rembrandt läßt sich ein Rahmen nachweiscn, der mit Sicherheit auf den Künstler selbst oder nur auf seine Zeit zurückzuführen wäre, ausgenommen einzelne kolossale Rahmen um Altargemälde von Rubens in belgischen Kirchen. Eine altarartige Umrahmung verträgt ein Galcricbild aber nur dann, wenn es in einem großen Raume auf weite Entfernung aufgestellt ist. Wo es sich nicht um Altarrahmungen oder um gobelinartig in die Wandtäfe lung eingelassene dekorative Gemälde handelt, sind die Tafelgemälde in den spanischen Niederlanden und in Holland regelmäßig in schwarzen Leisten gerahmt worden. Für Prunkbilder wählte man vergoldete Rahmen, deren Profilierung und Ausschmückung zu Ende des 17. Jahrhunderts sich sehr eigenartig ausbildete: auf breiter, flacher Leiste ist ein Blumen- oder Fruchtge-