Seite 196 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 13 winde von naturalistischer Durchbildung, oder sind ver schiedene Embleme, vor allem aber ein eigenartiges Roll werk, aufgelegt, das nach den Ornamentstichen des Gold- sciimiedes Lutma als »Lutmaornament« bezeichnet zu ciden pflegt; ein Gewirr von Knorpeln, Rollwerk, Fischen, Vogelköpfcn u. a. m. Diese Rahmen waren den Gemälden, die sie einschließen sollten, genau angepaßt; zum Beispiel hatten Blumen- oder Fruchtstücke Rahmen mit Blumen- und Fruchtdekoration. In den Handel kommen solche Rahmen fast nie; die Berliner Galerie besitzt ihrer ein halbes Dutzend. Vorhandenen Gemälden lassen sie sich nur schwer anpassen und aus demselben Grunde auch nur schwer kopieren. Daher hat man in der Berliner Sammlung für niederländische Bilder aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts alte Ebenholzrahmen | verwendet, oder solche nachbilden lassen; daneben ! wurden, um Eintönigkeit zu vermeiden, gleichzeitige oder wenig später vergoldete Barock- oder Regencerahrnen verwandt. Noch ist die Neuberahmung der Berliner Galerie nicht vollendet; noch steckt eine Reihe von Gemälden, namentlich von den großen Altarbildern, in ihren Schinkel-Rahmen oder anderen nüchternen Rahmen des 19. Jahrhunderts, weil sich passende alte nicht finden ließen. Aus demselben Grunde sind manche Gemälde und Bildwerke zunächst vorläufig mit alten Rahmen ver sehen, die zwar besser sind als die frühere Einrahmung, die aber noch nicht genügen. So bleibt noch manches zu tun, und nach wie vor wird auf die Erwerbung alter Rahmen Bedacht genommen werden müssen. Die Neuerwerbungen der Wiener Hofmuseen. In diesen Blättern sind bereits die Neuerwerbungen der kaiserlichen Galerie in Wien besprochen worden (s. Nr. 6 der »Internationalen Sammler-Zeitung«, S. 89); wie nun der vorliegende Gesamtbericht über den Zu wachs der kaiserlichen Sammlungen zeigt, reihen sich die Akquisitionen der anderen Abteilungen würdig denen der Gemäldegalerie an. Es ist nicht allein Finderglück, das den Hofmuseen zu mancher bedeutsamen Erwerbung verholten hat: in allem sieht man die kundige Hand, die sorgsam die richtige Wahl zu treffen weiß. Dem Berichte entnehmen wir: Die Antikensammlungen, bei welchen die Einteilung der ephesischen Objekte aus der aufgelassenen Ausstellung im Theseus-Tempel eine ziemlich weit gehende Neuaufstellung, und im Zusammenhänge damit auch die Einreihung einer Anzahl bisher nicht aufge stellter Objekte zur Folge hatte, verzeichnen einen Neu zuwachs von 163 Gegenständen. Von diesen sind als die bemerkenswertesten anzuführen: zwei in Form und Dekor einander ähnliche bauchige Tonvasen mykeni- schen Stiles mit je drei kleinen Schulterhenkeln und ornamentaler Verzierung; ein Rinderkopf aus ge branntem Ton, dem III. Jahrhundert v. Chr. angehörend, in Tanagra gefunden (Fig. 2); die interessante Bronze statuette eines Tänzers in Schrittstellung, mit er hobener rechter und gesenkter linker Hand, ein archaisch-etruskisches Werk, das in Rom erworben wurde; eine zweite Bronzestatuette, einen bärtigen Mann darstellend, ein Werk des V. Jahrhunderts v. Chr. mit schöner grauer Patina; dann eine Bronzepfanne mit einem Handgriff, der in einem Widderkopf endigt, ein fein ziselierics Stück aus der ersten Kaiserzeit, angeb lich in Makedonien gefunden (Fig. 3); endlich ein zylindrisches, aus einem Elefantenzahn geschnitztes Ge fäß, welches zwei übereinander angeordnete Tierfriese zeigt, irn oberen geflügelte Löwen und Sphinxe, im unteren schimärenartige Steinböcke und phantastische Flügeltiere, ein seltenes Spezimen der ostgriechischen, stark unter orientalischem Einflüsse stehenden Kunst des VII. Jahrhunderts v. Chr. Außerdem wären zu erwähnen: unter den Stein skulpturen ein Marmorkopf des Platon und ein zweiter Kopf, wahrscheinlich Claudius; dann das Fragment eines Sarkophages mit dem Raube der Kora. Dnter den Ton gefäßen : ein ornamental verzierter Lekythos, eine Dipylon-Amphora, eine böotische Schale, mehrere Kännchen und eine Pelike mit figuraler Bemalung auf schwarzem Grunde. Unter den Terrakotten: mehrere Lampen, ein Tonstempel mit Darstellung eines Ken tauren, der eine Frau raubt. Unter den Bronzen ein schöner etruskischer Spiegel mit einer gravierten Dar stellung der Dioskuren. die Pygmäe eines behelmten Kriegers, mehrere schöne Appliquen und Beschläge, eine Kanne mit Sphinx mehrere silberne Schnallen und Fibeln; endlich mehrere Kameen und Intaglios von be sonderem Kunstwerte, und eine Anzahl schöner Bern steinperlen. Für die ägyptische Sa m m lang wurde ein altäthiopischer Inschriftstein gewonnen. Bei der Münzen- und Medaillensamm- 1 u n g sind in der Abteilung der antiken und byzantini schen Münzen 462 Stücke neu eingelegt worden. Es war möglich, hauptsächlich und planmäßig auf die Er gänzung der griechischen Reihen aus Kleinasien, dann der römischen Familienmünzen und der heimischen Bar- barenmiinzen hinzuwirken. Auch ließ sich die Samm lung von römerzeitlichen Piombi in erwünschter Weise ergänzen. Künstlerisch sind besonders ein schönes Tetra- drachmon des ätolischen Bundes (Fig. 4), etwa 279 bis 169 v. Chr., und ein sehr seltenes römisches Medaillon der älteren Faustina (t 141 n. Chr.) mit Darstellung der Demeter und des Triptolemos von Bedeutung (Fig. 5). Der Abteilung für Mittelalter und Neu zeit wuchsen 1316 Stücke zu, und zwar 862 Münzen, 246 Medaillen und 208 Jetons. Davon kamen 148 Stücke als Geschenke an die Sammlung, unter diesen solche vom Kaiser Franz Josef I., dem Herzog Ulrich von Württemberg, dem Oberststallmeister Grafen Kinsky, Herrn v. Skene, den Herren Bahrfeldt, Noß und einigen anderen. Die hervorragendste Widmung war jene des Herrn Paul v. Schoeller, bestehend aus 11 Münzen aus der Auktion von Dubletten der Münzsammlung in der St. Petersburger Eremitage, und neun anderen Stücken. Von den Objekten dieser letzteren Widmung ist das be deutendste ein niederländischer Schautaler von 1477 auf Maximilian I. und Maria von Burgund, ein ebenso seltenes als kunst- und dynastiegeschichtlich wichtiges Stück (Fig. 6). Der gleichen Widmung gehören ferner mehrere Goldmünzen österreichischer Herrscher an. Für dieses Hauptsammelgebiet wurden auch aus den ver-