Seite 220 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 14 (S n dpoi b rief marken.) Allgemein besteht der Satz,: ,Die Briefmarke folgt der Flagge«, das heißt, wird die Lan des' a so irgendwo aufgepflanzt, dann werden auch Brief- , Ken des neuen Gebietes veröffentlicht. So kann es denn nicht wundernehmen, daß auch Südpolbriefmarken verausgabt worden sind. Die ersten Marken eines Südpolarlandes waren gewöhnliche Neuseelandmarken, die mit dem Aufdruck »König Eduard Vil.-Land« versehen waren. Als der »Nimrod« Neuseeland auf der Reise nach der antarktischen Region am 1. Jänner 1908 verließ, da wurden Shackleton Briefmarken im Werte von 2000 Mark übergeben, ferner bekam er Stempel, Siegel, kurz alles, was zum Inventar eines regelrechten Post amtes gehört. Die erste Post aus der antarktischen Region kam schon am 15. Jänner in Neuseeland an; der Ueberbringer war der Schlepper »Konnya«, der den »Nimrod« nach dem »König Eduard VII.-Land« gebracht hatte. Später wurde auf dem Festlande eine Zweigstelle des auf dem »Nimrod« befind lichen Postamtes eröffnet. Als am 22. Februar der »Nimrod« nach Neuseeland segelte, trug er eine zweite Post, und als er dann mit frischen Vorräten nach dem Winterquartiere der Ex pedition zurückfuhr, da hatte er an Bord die erste Post von der bewohntem Welt nach den unbewohnten Regionen des Südpols. Im ganzen sind 2000 Briefe von den Mitgliedern der Expedition abgesandt worden, während 1510 Briefe an sie ge schickt wurden. Der Nachfolger Shackletons als englischer »Postmeister der antarktischen Region« war Scott, der die Erlaubnis erhielt, Briefmarken mit dem Aufdruck »Viktoria- Land« zu benützen. Die letzten Südpolarbriefmarkcn sind von der deutschen Filchner-Expedition verausgabt wor den, und sie sind insofern eine Sonderheit, als sie eigens her gestellt sind. Sie zeigen das Walfischschiff »Deutschland«. Uhren. (Die Sammlung Wertheimer.) Aus London wird uns geschrieben: Sehr schöne Preise erzielten die Uhren der Sammlung Wertheimer, von denen Mr. Asher Wert heimer, der Bruder des Verstorbenen, die Mehrzahl an sich brachte. Die Olanzstücke bildeten hier eine Uhr aus der Zeit Ludwig XIV., die nrt einer Venus in Bronze geschmückt und im ganzen 80 Zentimeter hoch ist, sie wurde mit 54.000 Mark bezahlt: eine Uhr aus den Tagen Ludwig XVI. mit den Figuren der Zeit und des Cupido, dje noch erheblich kleiner ist als. jene, erzielte sogar 58.000 Mark. Aber auch die anderen Uhren aus den verschiedenen Ludwig-Perioden wurden mit schönen Preisen, um 15.000 Mark herum, bezahlt. Verschiedenes. (AussteTlung »Rudolf II., dieKunst an seinem Hof« im Prager Rudolfin um.) Die Gesellschaft patrioti scher Kunstfreunde in Böhmen hat zum 300jährigen Gedächtnisse des Todes Kaiser Rudolf II. eine Ausstellung von Werken seiner Hofkünstler und Bildnissen von Persönlichkeiten, die seinem Hofe nahestanden, eröffnet. Eine seltene Bereicherung er fährt diese historische Kunstschau durch Anfügung von erlesenen, verständnisvoll gewählten Proben des zur Zeit Rudolf II. in höchster Blüte stehenden Kunstgewerbes und durch zahlreiche seltene Kupferstiche. Obwohl der Rudolfinische Kunstschatz im Ausland verstreut ist, ist es den Veranstaltern trotzdem gelungen, durch strenge Wahl des erreichbaren Materiales die so denk würdige kunstliebende Epoche anschaulich zu illustrieren. Die Ausstellung ist unbedingt sehenswert und sollte auch außerhalb Prags verdiente Beachtung finden. (Ein neuer Nomenklator für das gesamte Ti erreich.) Geh. Rat Franz Eilhard S c h u 1 t z e, der Ver treter der Zoologie an der Berliner Universität, geht jetzt im j Aufträge der Berliner Akademie der Wissenschaften an die Ausführung des monumentalen »Nomenclator animalium generum et subgenerum«, der zum zweitenmal wieder seit Linne die Namen aller im Augenblick bekannten Tierarten in einem Corpus vereinigen soll. Aber nicht nur der Name soll abgedruckt werden, sondern auch das Zitat der Originalver öffentlichung. Das erfordert die größte kritische Genauigkeit, und so dürfte die erneute Durchmusterung aller seit den Tagen Lünnes, seit 1758, erschienenen Originalveröffentlichungen von Gattungen und Untergattungen manchen von Buch zu Buch und manchen von Generation zu Generation verschleppten Irr tum aufdecken. Das Prinzip der Vollständigkeit soll auch für die Namen rein fossiler Gattungen und Untergattungen gelten. So wird der Nomenklator gleichzeitig ein Lexikon für die Zoologie und alle verwandten Wissenschaften werden. Wie viele Namen von Tierarten werden nun wohl hier vereinigt werden? Erst glaubte man an etwa 150.000, jetzt rechnet man schon mit über 200.000 Namen. Bei solchem Umfange ist die Verteilung unter bewährte Spezialforscher natürlich Bedürf nis. Schon jetzt ist ein Stab von 39 Zoologen und Paläo- zoologen des In- und Auslandes in den Dienst des Unter nehmens getreten. Da sie — in Rücksicht auf die Knappheit der Mittel — 20 Mark für jedes Hundert vorschriftsmäßig auf genommener Gattungsnamen erhalten sollen, so sind schon hierfür 40.000 Mark notwendig. Dank von Bewilligungen der Akademie, der Berliner Gesellschaft naturforschender Freunde, des preußischen Kultusministeriums und von Prof. Dr. Ludwig Darmstädter ist das W'erk jetzt fürs erste finanziell ge sichert. Aber die Mittel sind zur Zeit noch so gering, daß der Wunsch, den unbestritten besten Kenner der Vogelliteratur, Charles Wallace Richmond in Washington, zu gewinnen, an dessen billiger Honorarforderung — 2000 Mark — scheiterte. Unter der Voraussetzung rechtzeitiger finanzieller Unterstützung wäre der Abschluß des Werkes in drei oder vier Jahren zu erhoffen. Das in Form eines Zettelkatalogcs angelegte Manuskript soll als nomenklatorisches Archiv be stehen bleiben und müßte durch einen wissenschaftlichen Be amten ständig auf dem Laufenden erhalten werden. (A u f g e d e c k t e Sgraffiti.) Aus Steyr wird uns berichtet: Am Hause Berggasse 48 wurden bei der Tünchung hochinteressante Sgraffiti entdeckt, welche der Besitzer des Hauses Schlossermeister Johann Sch artin g er durch den Steyrer Stadtbaumeister S t o h 1 bloßleger, und zum Teil er gänzen ließ. Sie umrahmen die Fenster, trennen als Bandorna mente das erste Stockwerk vom Erdgeschoß. Ein reiches Band ornament zeigt sich unter der Dachprofilicrung. Nach der ober halb der Fenster des ersten Stockwerkes Vorgefundenen Jahres zahl stammen diese Sgraffiti aus dem Jahre 1586 und bedecken die Süd- und Ostfassade des Hauses. Die Mauerecke wird von Quadern in Sgraffiti geziert. Leider wurde vor Jahren das rechts seitige Fenster des Erdgeschosses der Südfassade zur Schau stellung von Schlosserarbeiten nach abwärts vergrößert, wodurch das charakteristische Ausseiien dieser Seite Einbuße erlitt. Die Verlängerung des Schaufensters wurde folgeunrichtig mit den gleichen Sgraffiti seiner oberen Hälfte versehen. — Zugleich wurde beim Schließenziehen am Hause Nr. 4 in der Piarrgasse (Pfarrberg) des Gastwirtes Johann Kagerer ein prächtiges Ornament in Sgraffito, bestehend aus Delphinen, aufgedeckt. Die Spätrenaissance hat den Ornamentstreifen durch eine Mörtel wulst den Bücken entzogen. Die Delphine waren bekanntlich ein figurales Lieblingsmotiv der Sgraffito-Ornamentik und man findet sie auf einigen Bauerngehöften der Umgebung Steyrs, so daß die Vermutung naheliegt, daß ein Volkskünstler die gleiche Zeichnung öfter verwendete. Ebenso wurden am Hause Schiffw r eg 3 Sgraffiti aufgedeckt, welche leider nicht restauriert wurden, sondern neuer liche Tünche erhielten. Bloßgelegt wurde nur die Umrahmung mit der Jahreszahl 1594. (Das Wappen des Grafen zu Windhag.) In der Baugrube für ein neues Gebäude in der Sechskrügelgasse 8 in