Internationale
<gammler-2ßifunu
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
4. Jahrgang. Wien, 15. Juli 1912. Nr. 14.
Die früheste aeronautische Darstellung.
Die Vorarbeiten zur Erfindung unseres heutigen | Unter dem Einflüsse des Buches von Lana ist un-
Luftballons schuf bekanntlich der Jesuit Francisco L a n a j streitig die Darstellung des Luftschiffes entstanden, die
mit seinem Aufsehen erregenden Werke »Prodromo | wir in Eig. 1 wiedergeben. Dieses Bild, das wohl als die
Fig. 1. Eine Luftschiff-Darstellung aus dem Jahre 1673.
overo saggio di alcune inventioni nuove promesso all’
arte maestra«, das im Jahre 1670 zu Brescia erschien.
Sein »fliegendes Schiff« sollten luftleer gepumpte Metall -
blechkugeln tragen.
früheste aeronautische Darstellung angesprochen
werden kann, findet sich in der 1673, also nur drei Jahre
nach dem Erscheinen des Lanaschen Werkes, veröffent -
lichten Dissertation des A. A. L. L. und Philos. Magister
Seite 210
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 14
Baltli ..r Tobias Tiirchner v. Müllenau, betitelt
»Cosrnc graphia elementaris propositionibus physico
maihematicis proposita«. (Prag, Universitätsdruckerei.)
Das Blatt, von J. Q. Damperviel gestochen, ist,
wie unsere Abbildung zeigt, durch allegorisches und
emblematisches Beiwerk bereichert. Das Luftschiff trägt
die Aufschrift: »An Avis, an Navis? (Vogel oder Schiff?)
Unterhalb dessen sieht man eine männliche Figur mit
einem Schwerte in der Hand, daneben liest man das
bekannte Augurenwort »bonis Avibus« (mit günstigen
Vögeln, das heißt, unter günstigen Vorzeichen).
Ueber dem Lanaschen Luftschiffe schwebt ein
Doppeladler mit ausgebreiteten Flügeln, rechts und links
von Fahnen flankiert, die am unteren Rande die Worte
»faventibus austris« (bei günstigen Winden) enthalten.
Die günstigen Winde selbst sind durch zwei allegorische
Figuren symbolisiert.
Das Original dieses ungemein interessanten Blattes
befindet sich im Besitze des Buch- und Kunst-Anti -
quariates Gilhoter&Ranschburg in Wien, dem
wir die freundliche Erlaubnis zur Reproduktion
danken.
Kuriositäten- und Raritäten-Kabinette.
Von Anton Ch. de Mailly (Wien).
In früheren Jahrhunderten schwärmte man be -
sonders für das Sammeln von Raritäten und Kuriosi -
täten, von eigenartigsten, wunderlichsten Dingen, die
sowohl alt als neu sein konnten. Die Hauptsache war,
daß sic originell waren. Und so kam es, daß so eine
Raritätenkammer aus der guten alten Zeit die unglaub -
lichsten Dinge aneinander gereiht enthielt. Da waren
Chosen angeblich aus dem Besitze von Heiligen, be -
rühmten Männern und Zeitgenossen. Dazu gesellten sich
die mechanischen Kuriositäten erdenklichster Art, wie
automatische Spielzeuge, Spieldosen, Glockentürmchen,
Bauchrednerpuppen, schwimmende Enten, Androiden,
Sonnen- und Wasseruhren u. s. w., kurzum ein Kunter -
bunt von niedlichen und interessanten Dingen, die
immerhin' oft großen Kunstwert repräsentierten. Be -
sonders eifrig wurde das Sammeln des »ersten« Exem-
plares irgend einer Neuheit auf dem Gebiete der Er -
findungen u. dgl. gepflegt. So gab cs natürlich unzählige
»erste« Exemplare, wie es unzählige einzig echte Kreuz -
nägeln gibt. Alle diese Kuriosa oder Raritäten wurden
mit äußerst entwickeltem künstlerischen Geschmack bis
ins einzelne ausgeführt, so daß sie einen doppelten
Wert repräsentierten: den der Originalität und den der
Kunst.
Wir gehen aber nicht irre, wenn wir behaupten, daß
für den Besitzer in erster Linie die beiden Begriffe
»Rarität« und »Kuriosität« in Betracht kamen. Die
Marotte dieses mitunter wirren, planlosen Sammelns
wurde natürlich auch spekulativ von den ganz Schlauen
ausgenützt, und es dürfte diesen Geistern, wie Vaganten,
Miniaturkünstlern, Marktschreiern u. s. w., nicht schwer
gewesen sein, mit den naiven Sammlern die besten Ge -
schäfte zustande zu bringen. Es waren Zeiten, wo das
Persönliche besonders stark zum Ausdruck kam und das
Sammeln nach einer bestimmten Richtung in eine Art
pietistischen Kults ausartete.
Der Schwindel mit der Anpreisung gefälschter
historischer Objekte blühte recht ergiebig im eitlen
Frankreich. Um teueres Geld erstand der vermögende
Marquis oder Comte angeblich echte, uralte Familien -
dokumente, Schwerter, Schilde u. s. w., die der Ver -
käufer als ehemaliges Eigentum bestimmter Ahnen, ja
sogar aus der Kreuzzugperiode vorgab. Ein schwung -
hafter Handel wurde auch mit königlichen Reliquien und
legendär-religiösen Gegenständen aus dem Morgen -
lande getrieben. Man braucht nur an die Kreuzpartikeln,
an die Kreuznägel, heiligen Orale u. s. w. zu denken.
Was da nun alles zusammengebracht wurde und wie
einfältig-leichtgläubig alle diese Raritätensammler
waren, ist schier unglaublich. Besonders bei Leuten, die
von Mystizismus stark beseelt waren, konnten die
Spekulanten alles anbringen.
Ein Beispiel einer solchen Raritätenkammer in
Frankreich ist die Sammlung der »Neuen Pariser
Templer« in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie
gaben sich als die echten Nachfolger der alten Templer
aus, und verfielen so auf das Sammeln echter Stücke aus
dem Besitze ihrer Vorgänger. In ihrem Archive hatten
sie unter anderem: Eine Reliquie mit vier Ucberbleibseln
verbrannter Knochen aus dem Scheiterhaufen der
Ordensmärtyrer gezogen; den eisernen Degen von
Molay; eine bronzene Patena, die zum »Liebesmahl« der
ersten Templer gedient haben soll; dann Fahnen, Siegel,
Kostüme aus alter Zeit. Es ist selbstverständlich, daß
nicht ein Stück echt war. Anschließend erwähne ich die
bekannten Baphonctsköpfe und die Templerkästchen
(das berühmteste aus dem Besitze des Duc de Blaeas),
die lange Zeit für echt gehalten wurden, bis die syste -
matische Forschung Zweifel über diesen geheimen
Templerkult ausgesprochen hat. Selbst das Wiener
Antikenkabinett hatte sieben solcher Köpfe. Vor vierzig
Jahren wurden sie als Fälschungen des 18. Jahrhunderts
erkannt. Aehnlich steht es mit der Heilandschüssel, dem
heiligen Gral, der an drei Orten »echt« ist.
In Deutschland verfiel man nach landesfürstlichem
Muster besonders im 18. Jahrhundert auf die Jagd nach
Pfeifen, Tabaksdosen, Münzen (ohne Kenntnis von
Numismatik), Kostümen, Uhren, Spieldosen, Spielereien
mit mechanischen Ueberraschungen, wobei die »Rarität«
und das »Kuriosum« auch die Hauptrollen spielten. Vor
1800 brachte man in pietistischer Absicht allen möglichen
alten Hausrat und persönliche Reliquien lächerlichsten
Bedarfes zusammen, und diese »Sammlungen« dürften
wohl die Rumpelkammern sein, womit uns unsere Groß -
eltern überrascht haben. Dieser eigenartige Hang zu
alten, wertlosen und überflüssigen Dingen zeigt sich
übrigens noch heutigentags besonders stark in der
ITovinz.
Zur »Raritätenkammer« wurde der Glasschrank be -
stimmt, der in der Empirezcit die größte Verbreitung
gefunden hat. Derlei Schränke haben heute großen Lieb -
haberwert.
Eines der berühmtesten Raritätenkabinette war die
Rudolfinische Kunstkarnmer in Prag.*) Mögen einige
*) Des näheren in »Kulturhistorische Bilder aus Böhmen«
von J. Svatek (Wien, 1879).
Nr. 14
Internationale S a m m 1 e r - Z e i t u n g.
Seite 211
Auszüge aus dem Inventar illustrieren, was für Merk -
würdigkeiten hier ausgestellt waren.
»In der Almer Nr. 1 kam im deutschen Saal vor: Im
oberen Fach ein Oberteil eines Weibsbildes von fleisch -
farbenem Gips auf einem fleischfarbenen und rottaffetcn
Polster liegend. Im unteren Fach etliche Schachteln,
darinnen allerlei indianische Federn und schlechte
Sachen.« Daraus ersieht man schon diese Sammelsucht
nach originellen Dingen. Die »schlechten Sachen« wur -
den auch aufgehoben. Neben antiken Gegenständen
lagen »21 Schnäbel von allerlei indianischen Vögeln.«
»In der Almer Nr. 6 in den zwei oberen Fächern: Allerlei
seltsame Meerfische, darunter eine Fledermaus, eine
Schachtel mit 4 Donnersteinen (vermutlich Meteoren!),
2 Schachteln mit Magnetsteinen und 2 eisernen Nägeln,
sollen von der Arche Noah sein (!), ein Stein, der da
wächst, vom Herrn von Posenberg,*) 2 Kugeln von
einer siebenbürgischen Stute, eine Schachtel mit Alraun -
wurzel, ein Krokodil in einem Futteral, ein Monstrum
mit 2 Köpfen (vermutlich ein Januskopf). Und so findet
man weiter einen »Totemkopf von gelbem Achatstein,
3 Sackpfeifen« und daneben »ein zartes Fell, welches in
Ungarn in Ihrer Majestät Lager vom Himmel gefallen
ist.« Kurzuntj das reinste Sammelsurium von den gegen -
sätzlichsten Dingen, denen man allen die Originalität
freilich nicht absprechen kann. Einige künstlerisch aus -
geführte Arbeiten der Mechanik, Optik und Uhrmacher -
kunst, dann Automaten und astronomische Instrumente
aus den Raritätenkabinetten in Prag, Ambras und aus
dem Wiener Antikenkabinettc befinden sich gegenwärtig
im Kunsthistorischen Museum zu Wien (Saal XVIII
u. f.).
Große Sammlerleidenschaft für die sonderlichsten
»Kuriositäten« und »Raritäten« beseelte das alte Wien.
Die Kataloge der damaligen »Kunstkammern« beweisen
auch, mit welcher Naivität gesammelt wurde. Selbst die
größeren Kabinette enthielten die lächerlichsten, un -
sinnigsten Dinge, die zur Genüge bezeugen, daß die in
jenen Zeiten blühende Schwärmerei für das Transzen -
dentale selbst die Köpfe der gelehrten Kustoden
wirre gemacht hat. Wir wissen ja, daß die Ambraser-
sammlung Gegenstände barg, die heute in einem Museum
der menschlichen Verirrungen den würdigsten Platz
finden würden. Derlei Objekte waren eben Modesache,
und es war daher nichts Absonderliches, den Knochen
eines Heiligen oder Helden neben dem Alraunen -
männchen oder einem anderen Hexenzeug zu finden, das
einer Tante oder Großmutter den Teufel vertreiben half.
Um 1700 konnte man »im ersten Cabinet der 3 Gal-
lerie« der kaiserlichen Kunstkammer zu Wien mehrere
»Curiosa« bewundern, so zum Beispiel: den »Spiritus
famigliaris in einem Glaß, so ehemals verbannt worden,
ist bewöglich zu sehen.« Ueber den »Spiritus famigliaris«
und seiner sehr gefährlichen Geistergilde in Alt-Wien
wurde schon viel geschrieben; nach einigen handelte es
sich um die angeblich geheime Kräfte besitzende
Alraunwurzel, nach anderen wieder sind es die be -
rüchtigten »Homunculi« aus jenen mystischen Nächten,
da man nicht nur Gold und Edelsteine fabrizieren,
sondern auch Lebewesen künstlich erzeugen wollte. Nun,
unser »Spiritus« dürfte ein kartesisches Männlein ge -
wesen sein, das vielleicht einmal in einem Jesuiten -
kollegium seine Dienste geleistet hat. Mit dem Bestände
*) Rosenberg war ein passionierter böhmischer Alchymist.
solcher Geisterdinge zeigt sich der psychologisch äußerst
beachtenswerte Abschnitt des Geistesverfalles des
18. Jahrhunderts, der mit der Entwicklung der höchst
konfusen Rosenkreuzer, Asiaten u. dgl. dunkle Orden in
Alt-Wien aufs engste verknüpft erscheint. Eine weitere
Rarität war unter Nr. 8 zu sehen: »Ein Stücklein Holz,
welches, als es ein Handwerksmann gespaltet, eine
Creutz von beyden Seiten repräsentieret, als wann es
eingebräunet gewesen wäre.« Und an der Wand hieng
ein Gemälde, eine Madonna als — Diana dargestellt »von
der verwittibten Kayserinn gemahlen«, von der Gemahlin
Kaiser Ferdinands III., Eleonora von Mantua. Der ge -
treue Chronist fügt schließlich hinzu, daß die »Kammer«
außer den neun Kuriositäten »schließlich ein Cabinet von
touchirt und gerissenen Sachen in grosser Menge ent -
hielt.« Wieder ein Beispiel, daß die Rumpelkammer
einmal eine viel wichtigere Rolle als heutigentags hatte.
Einige dieser Raritäten befinden sich gegenwärtig
in der geistlichen Schatzkammer zu Wien. Diese sind
nämlich, selbst wenn die verehrungswürdigen Reliquien
nicht echt sind, insoweit von Wert, als sie sich in Ein -
fassungen, Gehäusen und kirchlichen Gegenständen be -
finden, die als solche von großer kunsthistorischer Be -
deutung sind, zumal derlei Werke der Kleinkunst früherer
Zeiten mit einer außerordentlichen Delikatesse ausge -
führt erscheinen und als Kunstobjekte Bewunderung er -
regen müssen.
Legendär-religiösen Charakter hatte im alten Wien
auch die bekannte Sammlung des ehemaligen Königs -
klosters auf dem Josefsplatz. Die Kirche besaß einen
reichen Schatz von Paramenten, Ziborien, Monstranzen
und Reliquien. Für unsere Zwecke seien einige Raritäten
berücksichtigt: In der Barbarakapelle stand ein großes
Kruzifix, woran sich die Legende knüpfte, daß es auf
zwei lästernde Spieler fiel und sic totschlug. Ferner besaß
sic »den ganzen Habit des hl. Bernardin von Siena«, der
in einer Kiste von hartem Holze verschlossen war und
eine bezughabendc Legende trug, u. s. w. Derlei Rari -
täten besaßen fast alle Klöster, so die Piaristen,
Dominikaner und Jesuiten. Letztere hatten vorzugs -
weise sogenannte »Naturaliensammlungen« zu Schul -
zwecken, zumal sie lange Zeit die einzigen Jugend -
bildner waren. Daß diese Naturaliensammlungen auch
ihre Kuriosa hatten, ist selbstverständlich.
In den mystischen Kreisen ging es noch bunter zu.
Neben vielen Gläsern von »Homuncoli«, »Spiriti
famigliares«, Wunder- und Hexenwurzeln und magi -
schem orientalischen Spurstein prangten in den Vitrinen
der Gold- und Rosenkreuzerlogen von Adepten »alche-
mistisch« erzeugte Gold- und Silberklumpen, die »Prima
materia«, die Nachthaube des Cagliostro und der Rock
des Albertus Magnus. Dann wurden allerlei Arkana ver -
wahrt, die »gegen die gröblichsten Krankheiten« helfen
und vor dem Satan schützen sollten.
Es würde zu weit führen, alle Raritäten- und Kuriosi -
tätenkabinette im alten Wien zu berücksichtigen. Eine
interessante Arbeit wäre dabei allerdings, allen bezug -
habenden Aufzeichnungen nachzugehen, um sie als
Kulturspiegel der menschlichen Marotte und Naivität zu
erhalten. Und trotzdem sind wir dieser Marotte in einer
Richtung äußerst dankbar: sie hat uns jene herzige,
niedliche und edel geformte Kleinkunst geschaffen, an
der wir uns heute nicht satt sehen können, jene
Kleinkunst, die heute zu den größten Schätzen kunstge -
werblicher Museen gehört und für Aestheten der Kunst
die aparteste Rarität und niedlichste Kuriosität bildet.
Seite 212
Internationale Sammler-Zeitung,
Nr. 14
Neue Erwerbungen des Linzer Museums.
Aus dem Berichte des Direktors Dr. Hermann Ubeil.
Ein Separatabdruck aus dem Jahresberichte des
Museums Francisco Carolinum in Linz gibt erfreuliche
Kunde von dem Zuwachs der kunst- und kulturhistori -
schen Sammlungen dieses von Dr. Hermann U b e 11
trefflich geleiteten Institutes.
Dem Berichte, der der fachkundigen Feder Ubells
entstammt, entnehmen wir folgende interessante
Angaben: »Der Bedeutung entsprechend, welche das
keramische Kunstgewerbe in Oberösterreich seit dem
16. Jahrhundert innehat, wird der Sammlung von Ton -
waren (Hafnerarbeiten, Fayencen. Majoliken und Por -
zellanen) in unserem Museum ein besonderes Augen -
merk zugewendet. Da die künstlerische Majolikaiabrika-
tion in Gmunden neuerdings wieder im Aufblühen
begriffen ist, haben unsere Sammlungsobjekte auf diesem
Gebiete nicht nur den Wert kunstgeschichtlicher Illustra -
tionen, sondern können auch im didaktischen Sinne der
modernen Kunstgewerbemuseen als Vorbilder auf die
Fabrikation im Lande anregend und erzieherisch wirken.
Mit großer Freude war die Möglichkeit der Er -
werbung eines bunten Hafnerkrügels aus dem 16. Jahr-
Rkc, 2. Hafnerkrügel, 16. Jahrhundert.
hundert (Fig. 2) zu begrüßen, das in geschnittenen
Ornamenten sechs farbige Glasuren vereint und sich
als ein spezifisch oberösterreichisches Erzeugnis der
Renaissance darstellt; die Munifizenz der Allgemeinen
Sparkasse machte die Erwerbung des Gefäßes, das zu
den gesuchtesten Seltenheiten zählt, möglich. Demselben
Institut verdanken wir die Mittel für die buntbemalten
figuralen Holitscher-Fayencen (Fruchtaufsatz, bestehend
aus einem schalentragenden knienden Triton und einem
Salzmanderl und Pfefferweiberl; Mitte des 18. Jahr -
hunderts), die heute gleichfalls sehr stark begehrt sind.
Eine Spende des Herrn Richard Hofmann ermöglichte
die Anschaffung eines Satzes von fünf prachtvollen süd -
deutschen Fayencehumpen aus der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts, meist thüringische Fabrikate, mit
figuralen Malereien oder mit einer von Delfter Vor -
bildern abhängigen Ornamentation. Den schönen Urbino-
teller (Fig. 3) in charakteristischer Farbenauswahl, mit
einem sitzenden und musizierenden Hirten in freier
Landschaft bemalt (italienische Majolika, 16. Jahr -
hundert), verdanken wir der Freigebigkeit unseres
Gönners, des Fürsten Liechtenstein. Die ent -
zückende große Gruppe aus Sevres-Biskuit »L'cduca-
tion de l'amour«, modelliert von Pigall 1773, wurde aus
einer Spende des Herrn Walter Franck angekauft. Es
ist eine anmutsvoll aufgebaute fünffigurige Rundkompo -
sition von echtester Rokokograzie, durchaus im Sinne
Bouchers empfunden: der Genius der Liebe macht die
jungen Mädchen gelehrig und unterrichtet sie in allen
Künsten, nicht zuletzt in der Koketterie. Eines be -
sonderen Studiums wert ist die wundervolle Führung
der Linien dieser Komposition, die vom sitzenden und
sich spiegelnden Mädchen aufwärts den in der Mitte
auf einem Felsblock sitzenden Amor umkreist und in
seinen Flügelspitzen endigt. Weitere bemerkenswerte
Ankäufe zu dieser Abteilung sind die zum Teil sehr
originell dekorierten oberösterreichischen »Zwiebel -
schüsseln« (in Engobetechnik bemalt). Alt-Gmundener
Majoliken, darunter ein von Herrn Gustav W' e i d i n g e r
gespendetes figurales Scherzgefäß, ein in Blau sehr
schön nud streng dekoriertes Krügel von dem Deliter
Krugbäcker Adrian Pynacker (zirka 1700), und eine
Schneider-Spottschüssel (Fig. 4) aus dem 18. Jahr -
hundert. Unter den neuerworbenen Porzellanen ist
ferner noch eine sechskantige barocke Kaffeekanne
Fig. 3 Urbino-Teller, 16. Jahrhundert.
(Meißen vor der Marke), mit Chinoiserien bemalt, und
eine mit figuralen Malereien verzierte Alt-Wiener
Suppenterrine (1802, angekauft von der Allgemeinen
Sparkasse) hervorzuheben. Auch wurde eine kleine
Sammlung von böhmischen Steingutwaren der Empire -
zeit angelegt, die in unseren Gegenden stark in Ge -
brauch waren.
Unter den alten Gläsern sind zwei mit Email -
malereien besonders wichtig; ein großer Becher vom
Jahre 1736 (aus St. Georgen a. d. G.) mit der Darstellung
eines Müllers und einer Müllerin in barocker Tracht,
zwischen den beiden die Embleme des Müllerhand -
werkes und ein Reimspruch: »Wer Weiz und Korn zu
mahlen hat, der bring mirs in die Mühl herab.« Ferner
eine plattgedrückte Schraubenflasche mit der landes -
üblichen Darstellung der Dreifaltigkeit, die auf einen
Dürerschen Typus zurückgeht, in Emailfarben, ungefähr
aus derselben Zeit. Unter den jüngeren Gläsern sticht
ein reich vergoldetes Alt-Wiener Prunkglas mit der
Miniatur des Stephansdemes hervor, von dem Wiener
Anton Kothgasser, einem Schüler Mohrs. Alle diese Neu -
erwerbungen auf dem Gebiete des Glases werden weit
übertroffen durch die beiden prachtvollen, buntbemalten
Nr. 14
Internationale Sammler-Zeitung.,
Seite 213
Wappenscheiben (eine runde und eine rechteckige), die
uns der regierende Fürst Liechtenstein geschenkt
hat. Die eine von Holbeinschem Gepräge der Rahmen -
komposition ist datiert 1574. Die relative Häufigkeit
dieser schönen bunten Wappenscheiben geht auf eine
hübsche Sitte zurück, die uns Montaigne im Tage -
buch seiner Reise durch Deutschland (vom Ausgang des
16. Jahrhunderts) erzählt. Er berichtet, in den größeren
Herbergen der reichen süddeutschen Städte überall
solche Wappenscheiben vorgefunden zu haben, die von
reisenden Edelleuten als Andenken an ihren Aufenthalt
in der Herberge gestiftet worden waren. Fürwahr, eine
prunkvollere und kostspieligere Art der Verewigung als
unsere schlichte Eintragung ins Fremdenbuch; erklärlich
nur aus der verhältnismäßigen Seltenheit und Bedeu -
tung des Reisens jener Zeit.
Im Uebergang zu den Kleinplastiken sei des in der
Form eines Altarbildes aufgebauten polychromen Stuck -
reliefs aus der Werkstatt des Luca della Robbia ge -
dacht, das uns ebenfalls die Freigebigkeit des Fürsten
Liechtenstein beschert hat. Mit diesem Stück ist
Fig. 4. Schneider-Spottschüssel.
wieder ein sehr charakteristisches Denkmal der italieni -
schen Renaissance in unser Museum gezogen. Das von
einem vergoldeten und bemalten und reich geschnitzten
Holzrahmen umrahmte Relief zeigt die Halbfigur der
hinter einer Brüstung stehenden, in ein rotes Gewand
mit blauem Mantel gekleideten Madonna, die den
nackten, auf der Brüstung vor ihr herlaufenden und seine
Händchen an ihre Brust legenden Bambino hält und
stützt. In der stilistischen Behandlung ist unsere Arbeit,
die sich ihrem ganzen Charakter nach zwanglos in die
Reihe der Stückarbeiten der Robbia-Schule einfügt,
stilistisch eng verwandt mit dem runden, gleichfalls die
Madonna mit dem Kinde darstellenden Stuckrelief des
Ashmolean-Museums in Oxford. Gleichfalls der italieni -
schen Renaissance gehört der reichgeschnitzte schöne
Rahmen in Schwarz und Gold (mit irrelevantem Bilde
in venezianischem Charakter) an (Fig. 5), auch eine
Spende des Fürsten.
An derselben Stelle, wo im Oktober des Jahres 1904
eine ausgezeichnete römische Herakles-Statuette aus
Bronze gefunden wurde (veröffentlicht vom Schreiber
dieser Zeilen in den Mitteilungen der Zentralkommission
1905, Seite 161 bis 164, mit drei Abbildungen), auf der
Höftberger-Leiten bei Watzing (in der Nähe von
Gaspoltshofen), trat aus einer schotterreichen Mulde
neuerdings ein hervorragendes römisches Fundstück zu -
tage, eine i'0 J .4 Zentimeter hohe Bronzestatuette der
Venus, die bis auf den fehlenden linken Fuß gut erhalten
ist. Die Göttin ist nackt dargestellt, mit linkem Stand-
und rechtem Spielbein, und hält die linke Hand schützend
vor den Schoß, während die rechte vorgestrecktc Hand
eine jetzt fehlende Muschel gehalten hat. Die Gestalt
hat sehr schlanke Proportionen, die hochsitzenden
Brüste sind auffallend klein. Das leicht nach links ge -
neigte Haupt ist von reichem Haarschmuck bekrönt und
mit einem Diadem verziert; über beide Schultern fallen
je zwei lange zopfartige Locken auf die Brust herab. Die
Komposition der Figur ist von großer Anmut und die
künstlerische Arbeit im einzelnen steht auf derselben
Fig. 5. Rahmen. Italien. Renaissance.
Höhe wie bei der Herakles-Statuette, die über den
Durchschnitt römischer Provinz-Bronzen emporragt.
Es steht nun außer Zweifel, daß an dem Platze, wo die
beiden Statuetten gefunden wurden, eine römische An -
siedlung bestanden hat; die Herakles- und die Venus-
Statuette gehörten offenbar zu dem Lararium (Haus-
altärchen) in diesem römischen Haus. Die Direktion des
Museums hat mit dem Besitzer des Terrains Verein -
barungen getroffen, die dem Museum das Vorkaufsrecht
auch für die übrigen an dieser Stelle etwa noch zum
Vorschein kommenden Funde sichern. Die Mittel zum
Ankauf der schönen Venus-Statuette (zusammen mit
dem Herakles und der Linzer Marmorvase das wert -
vollste oberösterreichisch-römische Fundstück in den
Sammlungen des Museums) wurden der Museumsdirek -
tion von einem nicht genannt sein wollenden Spender
übergeben.
Eine rassige Rokokoschnitzerei ist das liebliche
schlafende Kind aus Elfenbein mit Nußauflagen zur Dar-
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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 14
Stellung der Decken und Polster. Die Erwerbung dieser
liebenswürdigen Kleinplastik, die in ihrer Art so gut ist
wie eine ganz frühe Meißener Figur, wurde ermöglicht
durch die Güte des Herrn Hermann Hofmann. Der
Munifizenz der Stadtgemeinde Urfahr verdanken wir
eine ganz ausgezeichnete polychrome Wachsfigur, die
offenbar sprechend ähnliche Porträtbüstc eines Herrn
der Biedermeierzeit. (Interessant sind auch die
wächsernen Erinnerungspokale aus Wallfahrtsorten und
das große Votiv-Wickclkind aus Wachs.) Auch des her -
vorragenden, edel komponierten schmiedeeisernen Tür -
klopfers mit der Bronzefigur eines Heiligen (16. Jahr -
hundert. angekauft aus einer Spende des Herrn Josef
Hustcr) sei an dieser Stelle auszeichnend gedacht.
Unter den neuerworbenen Bildern seien in erster
Linie zwei für Linz wichtige, reizende Handzeichnungen
von Greil (erworben aus der Greil-Ausstellung) zu er -
wähnen, deren eine den alten Devotionalienhandel an
der Aufgangstreppe zur Wallfahrtskirche auf dem Pöst-
lingberg schildert, während die andere die Fahrt einer
bis ins 16. Jahrhundert zurück; unser Exemplar ist über
hundert Jahre alt.
In der jüngsten Zeit wurde vom Museum ein
originelles Justizaltertum erworben, das im ganzen
Lande Oberösterreich und darüber hinaus populär ist:
die gewaltige »W i e g e der Alten« in Marchtrenk,
welche der Richter Johann Kotzing er im Jahre 1702
anfertigen ließ, um zänkische Eheleute darin festzu -
schnallen und zur Strafe so der öffentlichen Schau
preiszugeben (vergleiche die verwandten Justizinstru -
mente des Prangers, der Schandgeige u. s. w.) Die
Wiege (Fig. 6) zeigt barocke Formen und stellt
sich als ein festgefügtes, mit eisernen Bändern be -
schlagenes Möbel dar, das seinen praktischen Zweck
durch die köstlichen Malereien und Versinschriften an
den beiden Längsseiten kundgibt. Auf der einen Seite
ist der als Wickelkind eingefatschte bärtige Mann, aut
der anderen die ebenso behandelte Frau dargestellt; zu
ihren Füßen eine kleine Breipfanne mit einem Bein -
löffel. Die alten Gesichter der beiden kontrastieren aufs
»Fließstein« auf der Donau oberhalb Linz darstellt. Eine
sehr vornehme Pastellmalerei englischer Provenienz
vom Anfang des 19. Jahrhunderts ist das Porträt des
Kabinettskuriers Josef Kraus, das aus dem Nach -
lasse des Feldmarschalleutnants Alois Kraus ans
Museum kam.
Bei den neuerworbenen Kostümen und Textilien
herrscht naturgemäß das Empire und die Biedermeier -
zeit vor. Besondere Erwähnung verdienen die von Frau
Dr. Weibel dem Museum übergebenen Kostümstücke
und ein aus dem Nachlasse der Frau Luise v. D r o u o t
stammendes Empire-Stickmusterbuch von auffallender
Schönheit und Frische (Verfertigerin Josefine Feichtinger,
1813). Unter den kulturgeschichtlichen Kuriosa muß vor
allem auf eine große Seltenheit hingewiesen werden, in
deren Besitz unser Institut durch Frau Professorswitwe
Hamberger gelangt ist. Es ist dies ein sogenanntes
»Weiset«, das ist die Miniaturnachbildung eines Hoch -
zeitsgeschenkes in farbigem W'achs; ein mit Silber- und
Golddraht umflochtenes, mit verblaßten Rosa-Seiden -
schleifen kokett verziertes Körbchen, das in kleinen
wächsernen Nachbildungen alle die Dinge enthält, die
für ein junges Ehepaar wünschenswert erscheinen:
Schmalztopf und Salzstock, Weinflasche und Blumen -
topf, Gebäck in allen möglichen Formen, die Bruthenne
mit Eiern und ausgebrüteten Küchlein und last not least
ein zierliches Wickelkind. Die Sitte des »Weiset« geht
drolligste mit der Wickelkindvermummung. Oberhalb der
Malereien sind je vier eiserne Ringe zum Festschnallen
der Riemen und lustige Verse angebracht. Bei dem
Mann:
»Ach, wie gedts mir armen Mann,
Dissen spodt ich nit genug betauren kahn.
Daß ich Hier Lig gewindtlett ein,
Will doch darbey gedultig Sein.«
Bei der Frau:
»Seht ihr weiber and khornbt Herbey,
Wass Disses fir ein spodt uns Sei,
Dass ich Da Lig gefatschet ein,
Das khoch wirdt Mein erlambniss (Erlabnis = Labung) sein.«
Erwähnt sei noch, daß Karl Ad. Kaltenbrunner
die Erinnerungen, die sich an diese Wiege knüpfen, in
einer Ballade, »Die Wiege der Alten«, verarbeitet hat.
die aus dem Jahre 1829 stammt und 1835 in den »Vater -
ländischen Dichtungen« (Linz, Eurich) zum erstenmal
erschien. Die Erwerbung dieses hervorragenden ober -
österreichischen Justizaltertums (das bis jetzt seinen
ursprünglichen Standort, das ehemalige Richter-Gast -
haus in Marchtrenk, nicht verlassen hatte) durch das
Landcsmuscum darf mit um so größerer Genugtuung
begrüßt werden, als die Gefahr drohte, daß das schöne
und allbekannte Stück außer Landes wandere.
Nr. 14
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 215
Der Nachlaß Johann Orths.
Aus Berlin wird uns berichtet:
Der Nachlaß Johann Orths soll nun, nachdem die Todes -
erklärung erfolgt ist, verkauft werden. Die fünf Schlösser des
verschollenen Erzherzogs in der Nähe von Gmunden, nämlich
Orth, Seeschloß, Stöckel. Toskana und Villa Toskana, werden
durch Vermittlung einer Berliner Firma freihändig verkauft. Der
gesamte bewegliche Nachlaß wird durch den Testamentsvoll -
strecker Regierungsrat Dr. Bachrach - dem Berliner Kunst -
auktionshause Brüder H e i 1 b r o n zur Versteigerung übergeben
werden. Die Auktion soll von Mitte Oktober bis Mitte November
stattfinden. Kaiser Franz Josef hat dem Plane, die Auktion
zu veranstalten, zugestimmt, jedoch mit dem ausdrücklichen Vor -
behalte, daß sie nicht in Oesterreich stattfinden dürfe. Infolge -
dessen wurde Berlin gewählt.
Der Nachlaß besteht aus einer großen, etwa dreitausend
Nummern umfassenden Kollektion, in der sich überaus wertvolle
Stücke befinden. Aus Schloß Orth kommen in der Hauptsache
sehr gute Renaissanceschränke sowie Schränke aus der Früh -
gotik und wundervolle französische Gobelins zur Versteigerung.
Eine kleine Sehenswürdigkeit für sich bildet die Sammlung der
Augsburger und Nürnberger Becher aus Edelmetall, darunter
sehr erlesene Stücke aus . Silber mit goldgetriebener Arbeit.
Nicht minder wertvoll sind die Stücke kunstvoller Nürnberger
Schmiedekunst, Man sieht hier eigenartig geformte Tintenfässer
und herrliche Türschlösser. Dazu gesellen sich Alt-Wiener Por -
zellane und eine große Anzahl von Oelgemälden des öster -
reichischen Kaiserhauses.
Aus Schloß Toskana und Villa Toskana kom -
men moderne Möbel für Wohnzimmer und Salon sowie A 11-
M e i ß n er- und Sevres-Porzellan. Die schönsten Stücke
befinden sich in dem fünfhundert Stück umfassenden Meißner
Tafelgeschirr. Die Zierde dieser Garnitur bilden die großen Leuch -
ter und außerordentlich prächtigen Kristalle. Aus Schloß Tos-
kan ?. kommt aber auch etwas ganz Persönliches des verstor -
benen Erzherzogs nach Berlin, nämlich seine Uniformen. Und dann
muß noch eines sehr eigenartigen Stückes gedacht werden, das
ist die alte Fahne des Hauses Toskana. Sic stand bisher in der
17.000 Bände umfassenden Bibliothek, die selbstverständlich auch
die Reise nach Berlin antreten wird. In dieser Bibliothek gibt es
religiöse und gelehrte Welke, vor allem aber sehr viele Reise -
schilderungen und geographische Bücher, denn Johann Orth
war bekanntlich ein großer Freund von Reisen.
Aus Seeschloß werden die Berliner und W'iener
Sammler hauptsächlich Kirchengemälde im byzantinischen Stil
sehen. Schloß Stöckel endlich enthält vorwiegend Porzellan
und Möbel in Tiroler Gotik. Dieses Verzeichnis wäre unvoll -
kommen. wenn man nicht die Sammlung wundervoller
antiker Rüstungen und die Kollektion sehr eigenartiger
bosnischer Waffen erwähnen wollte. Endlich sei noch
darauf hingewiesen, daß sich im Nachlaß antike Teller und
Vasen befinden.
Man rechnet mit einem Ergebnisse von zirka 1 Million
M a r k.
Kostbare Menükarten.
Aus einer Londoner Sammlung.
In L o n d o n, in der Shaftesbury Avenue, hütet man einen
kostbaren Schatz. Die Genfer internationale Vereinigung der
Hotelangesteliten besitzt eine eigenartige Sammlung, die in ihrer
Art die größte der Welt ist: die Sammlung historischer Menü -
karten, die, in 60 große Lederbände geordnet, nicht weniger
als 50.000 Speisekarten berühmter Bankette und großer Hoftafeln
enthält. Lin englischer Schriftsteller hat in diesen Tagen Ge -
legenheit gehabt, diese der Allgemeinheit nicht zugängliche Kol -
lektion zu durchblättern und er gibt nun eine interessante Schil -
derung von manchen Einzelheiten, die diese Sammlung dem auf -
merksamen Beobachter verrät. Denn die Menüs geben einen
Einblick in den Wandel der Mode und verraten zugleich die
Vorliebe berühmter Herrscher für gewisse Gerichte und Speisen.
In England wurden die Speisekarten am Hofe bei dem Re -
gierungsantritte der Königin Viktoria zum erstenmal gedruckt:
der feine, elfenbeinfarbene Karton trägt als einzigen Schmuck
eine goldgepreßte Krone und darunter die Buchstaben »V. R.
and I.«. Den Menüs kann man entnehmen, daß die Herrscherin
zwei Lieblingsgerichte hatte, poschierte Eier auf Toast und
Hammelhasehee, denn immer wieder tauchen auf den könig -
lichen Speisekarten diese beiden Gerichte auf. Mit König Eduards
Thronbesteigung vermehren sich dann die Gerichte und Gänge,
der Geschmack eines Gourmets und eines Lebenskünstlers zwingt
den Hofkoch, für eine reiche Folge von Leckerbissen zu sorgen,
und von diesem Tage an erscheint regelmäßig russischer Kaviar
auf der königlichen Tafel.
König Eduard läßt sich ihn mit Schwarzbrot und Zi -
tronen servieren, bisweilen auch mit Toast; die Schatullenver -
waltung muß für das Pfund des erlesensten Kaviars nicht weniger
als 60 Mark bezahlen. Die britische Ilofküchs feiert ihren größten
Triumph bei dem großen Bankett, das regelmäßig am Derby -
tage im Buckingham-Schloß stattfindet. Alte Tradition hat hier
die Speisenfolge festgelegt: Klare Schildkrötensuppe, Whitebait
(eine Art Weißfisch), Forelle, Wachtel, Wildpret, entweder Hirsch
oder Reh, dann Lamm, Weißkehlchen und Gartenammern, Huhn,
Braten, Spargel, Pfirsiche und Gefrorenes. Dabei werden die
kostbarsten Weine aus den königlichen Kellern kredenzt, in den
letzten Jahren ein 1875er Rheinwein, 1865er Sillery, 1875er
Chateau Lafitte, ein 1812er Portwein und dann ein besonders
seltener 1834er. Im Windsor-Schloß ist das Menü einfacher und
erhebt sich erst zu raffinierter Reichhaltigkeit, wenn Gäste im
Schlosse empfangen werden. Dann ziert das Menü stets »Cygnet
ä la Windsor«, gebratener Schwan, der auch ein Lieblingsgericht
des deutschen Kaisers sein soll und ihm stets in Windsor ser -
viert wird.
Die Speisekarten des deutschen Kaiserhoies fallen zu -
nächst dadurch auf, daß sie fast dreimal so groß sind wie die
englischen Karten; sie zeigen am Kopfe eine Wiedergabe des
Berliner Königsschlosses. Auch hier fällt die Häufigkeit zweier
Gerichte auf, die immer wiederkehren und anscheinend in der
kaiserlichen Familie gern gesehen sind: Lachskotelettes und.
Hasenbraten. Sie tauchen jedenfalls öfters in der Speisenfolge
auf als andere Gerichte.
In der russischen spielt anscheinend das Beefsteak
eine Hauptrolle, denn fast auf jeder Speisekarte des Zarenhofes
Seite 216
Internationale Sammler-Ze i t u ng.
Nr. 14
ist es 7,n finden. Aber die Meniikartensamnilung des Genfer
Vereines beschränkt sich keineswegs auf die kulinarische Kunst
an den Herrscherhöfen.
Wohl geordnet findet man hier eine stattliche Reihe von
Speisekarten, die für jeden Gourmet Kuriositätswert haben, wie
etwa das Menü eines großen Banketts, das am 24. Juni 1895 aut
den Fidschi-Inseln abgehalten wurde; diese Speisekarte ist auf
Leinen gedruckt, bringt als erstes Gericht »Haifischflossen«,
dann Vogelnester, Schnecken. Schildkröten und manche andere
exotische Leckerbissen, die viele europäische. Feinschmecker
auf den ersten Blick gewiß abschrecken Könnten.
Interessant ist auch die Tatsache, daß sich in Amerika
nach den meisten Exemplaren der Sammlung die Mode durch
gesetzt hat, in der Mitte des Mahles zwischen zwei Fleisch -
speisen Gefrorenes zu servieren. Das Gefrorene spielt überhaupt
in den Menüs de r neuen Welt eine auffällig bevorzugte Rolle,
denn bei vielen Banketten findet man, daß zwischen Braten
und Geflügel als besonderer Gang römischer Punsch serviert wird.
95 min
Damen als Briefmarkensammlerinnen.
Der Briefmarkensammelsport, der in diesen Tagen
sein fünfzigjähriges Jubiläum, ausgehend vom Erscheinen
des ersten Briefmarkenkataloges, feiert, ist in neuester
Zeit mehr und mehr eine Lieblingsbeschäftigung der
Frauenwelt geworden. Während noch vor wenigen
Jahren das schöne Geschlecht nur wenige Vertreter in
den Reihen der Philatelisten hatte, spielen die Damen
jetzt in den Kreisen der Markensammler eine große
Rolle; zunächst ist das Sammeln in der vornehmen
englischen Gesellschaft Mode geworden und seitdem
auch zu uns auf den Kontinent gekommen, wo es sich
mehr und mehr ausbreitet.
Unter den Philatelistinnen befinden sich mehrere ge -
krönte Häupter, so die Königin Mary von England,
die von ihrem Mann, einem leidenschaftlichen Sammler,
angesteckt worden ist und nun selbst eine schöne Kollek -
tion besitzt; dann Königin Elena von Italien, die
kaum mit geringerem Enthusiasmus Marken sammelt als
ihr Gemahl Münzen. . Die Königin, die im vergangenen
Jahre das Ehrenpräsidium der internationalen Philate -
listenausstellung in Turin übernommen hatte, hat ver -
schiedene Male von fremden Regierungen, die ihr
Steckenpferd kannten, kostbare Kollektionen erhalten
und ist nun stolz auf die vollständigen Serien, die sie von
den Marken der Vereinigten Staaten, der argentinischen
Republik und Frankreich besitzt.
Die Königin Maud von Norwegen huldigt eben- j
falls dem Briefmarkensammelsport, und das schwedi- j
sehe Kronprinzenpaar widmet sich gemeinsam 1
diesem interessanten Vergnügen. Als die Prinzessin 1
Margaret von Connaught den schwedischen
Kronprinzen heiratete, ließ sie der französischen Regie -
rung als ihren Herzenswunsch mitteiien, sie möchte ihr
als Hochzeitsgeschenk eine vollständige Sammlung
französischer Marken machen, und kaum hat sie sich
über ein arideres der wertvollen Geschenke so sehr ge -
freut. Einige engliche Datnen besitzen sehr umfangreiche
und berühmte Sammlungen, die sich den bedeutendsten
der Männer an die Seite stellen können.
Eine fast lückenlose Sammlung von Großbritannien
und den britischen Kolonien besitzt Mrs. Bridson; ihr
höchster Stolz aber ist ihre herrliche Sammlung portu -
giesischer Marken, für die sie bereits mehrere Ehren -
medaillen bekommen hat. Eine andere große Sammlerin
ist Mrs. Edith Fi el d, die Mitglied vieler großer Philatc-
listenvereinigungen ist. In einem Interview hat sie sich
in trefflicher Weise über die Freuden und Reize ausge -
sprochen, die das Markensammeln gerade für Damen
aufweist: »Markensammeln eignet sich so gut zu einer
Beschäftigung für Frauen, weil es feinen Geschmack in
der Anordnung der Marken, Sauberkeit, Akkuratesse
und Ordentlichkeit erfordert, alles Eigenschaften, die wir
Frauen haben. Die Damen wissen besonders die wunder -
vollen Farben der alten Marken zu würdigen; ihre leichte
Phantasie fliegt mit ihren Lieblingen über Länder und
Meere und durch die Jahrhunderte der Geschichte. Was
gibt es Besseres, wenn man traurig ist, als sich in die
Seiten seines Markenalbums zu vertiefen? Was ver -
treibt einem besser die Stunden, als die Augen über die
bunten Reihen gleiten zu lassen, die manche Erinnerung
wecken ?«
Chronik.
Bibliophilie.
(EineMillionfürzweiCorvina-Codices.) Im
Rahmen einer Soiree des Bischois Wilhelm Fra k n o i hielt
kürzlich Geheimrat Albert Berzevüczy (Budapest) einen
Vortrag über zwei Carvina-Codices, die dem Budapester
Nationalmuseum v.on einem Florentiner Kunsthändler zum Kauf
angebote'n worden sind. Der Kunsthändler verlangt für die
beiden Codices rund eine Million, was selbst bei voller Ein -
schätzung ihres hohen kulturhistorischen Wertes ein horrender
Preis ist. Es ist wohl wahrscheinlich, daß der Kunsthändler
mit sich reden lassen wird. Da aber das Nationalmuseum selbst
den stark reduzierten Preis nicht zahlen kann, ist der Gedanke
aufgetaucht, den Ankauf der Codices im Wege einer gemein -
samen Aktion des Staates und der Gesellschaft zu ermöglichen.-
(Das erste Wallenstein-Drama.) In der steier -
märkischen Landesbibliothek in Graz hat vor einigen Tagen
Dr. Franz CI o lisch ein kleines, in graugeädertes Papier ge -
heftetes Buch gefunden, das den Titel trägt: »Nicolai Vernulaei
Eritlandus. ■ I ragoedia. Lovanii, typis J. Coppenii 1637.« Alle -
gorische Figuren schmücken das Titelblatt, ein sorgfäitg ausge-
führter Kupferstich, der Wallenstein in seiner Rüstung dar -
stellt, ist beigebunden. Ein Begleitschreiben zu dieser Wallen-
stern-Tragödie ist an Peter Roose, »Seiner kath. Majestät Kon-
seilspräsidenten in Hispanien und Belgien«, gerichtet und vom
15. Jänner 1637 — also kaum drei Jahre nach W'allensteins Er -
mordung — datiert. Dr. Goltsch führt über seinen Fund in der
>Gr. Tp.« aus, der Verfasser des Trauerspieles sei Nikolaus de
V e r n u 1 a, Professor der Beredsamkeit an der Universität in
Löwen. Wallenstein wird da als ehrgeiziger Frevler gezeichnet,
Nr. 14
I n t c r 11 a t i onale Sammler-Zeitung.
Seite 217
der die verdiente Strafe für seine Auflehnung empfängt. Zwei
allegorische Figuren, ein »guter« und ein »böser« Geist, flüstern
dem Feldherrn unausgesetzt ihre Ratschläge zu. Der Genius
Austriacus und die Germania erscheinen ebenso auf dem Theater -
zettel wie die latinisierten Namen der historischen Persönlich -
keiten, so Terseka, Kinskius, Ilous, Neumannus, Piccolominius
Butlerus u. s. w. Die Frmordung Wallensteins beim Gastmahle
geht irn fünften Akt auf offener Szene vor sich. Jedenfalls dürfte
Schiller von diesem seinem frühesten Vorläufer nichts gewußt
haben.
(Eine J u d a i c a - S a m in 1 u n g in Washington.)
Wie man uns mitteilt, hat die Direktion der großen nationalen
Kongreßbibliothek in Washingto n verfügt, daß eine eigene
ausgedehnte Abteilung für jüdische Literatur und Geschichte er -
richtet werde. Der Staat hat dafür die über 10.000 Bände zählende
Judaica-Privatbücherei des bekannten Schriftstellers und Reisen -
den Ephraim Deinhardt (jetzt in Ailington wohnhaft) ange -
kauft. Diese umfaßt das gesamte Gebiet der jüdischen Literatur
und aller ihrer Fächer und dürfte wohl nur in der Judaica- und
Ilebraica-Abteiiuug, welche die Frankfurter Stadtbibliothek be -
sitzt. ihresgleichen haben. Die in den verschiedensten Sprachen
gedruckten Werke stammen in der Mehrzahl aus dem Orient
und repräsentieren zürn großen Teil einen hohen Wert.
(Neue L e s s i n g f u n d e.) Ueber neue .' essingfunde be -
richtete in der letzten Sitzung der königl. bayerischen Akademie
der Wissenschaften Prof. Franz Muncker. Wir lesen darüber
in den »Münchener Neuesten Nachrichten«: Die zahlreichen
Randbemerkungen Lessings in seinem vor einigen Jahren wieder
aufgefundenen Handexemplar von Jodlers »Oclehrteniexikon«.
meistens recht undeutlich gekritzelt und oft durch späteres Be -
schneiden der Bände verstümmelt, erweisen besser als alles,
was wir bisher von seinen Schriften kannten, die unheimliche
Büchergelehrsamkeit, über die er schon in jungen Jahren (etwa
um 1752) verfügte, und das ungewöhnlich lebhafte Interesse,
das er den kleinsten Einzelheiten der Gelehrtengeschichte zu -
wandte. Fast ausschließlich handelt cs sich dabei nur um Hin -
weise auf fremde Schriften der aiierverschiedensten Art, und
tim kürzere oder längere Zitate aus ihnen, nicht um eigene, geistig
bedeutende Einfälle, w ie sie bei der beabsichtigten späteren Aus -
arbeitung der kurzen Bemerkungen sicherlich nicht gefehlt
hätten Unter den Schriften aber, denen Lessing seine Berichti -
gungen und Zusätze von Jöcher entnahm, stehen die großen
bibliographischen Nachschlagewerke voran; dazu kommen viele
geschichtkche, philologische, ästhetische, philosophische und
theologische, aber auch geographische, medizinische und juristi -
sche Kompendien und Einzeluntersuchungen, spätantike Werke
und die großen Bricfsammlungen der letzten Jahrhunderte. Und
zwar kannte der junge Autor auch die entlegeneren Spezial -
schriften solcher Art meistens aus genauem, selbständig-systema -
tischem Studium, nicht etwa nur aus gelegentlichen Erwähnungen,
die er zufällig in allgemeiner bekannten Nachschlagewerken ge -
funden hatte. Von sonstigen Schriftstücken Lessings, die erst in
den letzten Monaten wieder ans Ucht kamen, ist eine schon
1794 gedruckte, bisher aber stets übersehene Aeußerung über
schwärmerische Liebesgedichte junger Poeten hervorzuheben,
deren phantastisch erträumter Leidenschaft Lessing sehr charak -
teristisch die wahre Empfindung des wirklichen Lebens gegen -
überstellt, eine Aeußerung, die vielleicht gegen Nachahmer Klop-
stocks, vielleicht aber auch gegen Erscheinungen der Werther-
zeit gerichtet ist. Nicht minder merkwürdig nach Ton und Inhalt
ist ein jüngst von Dr. Reinhard Buchwald in Leipzig ent -
deckter herber Absagebrief an die Witwe des Philologen
Reis k e, mit dem Lessing, tief verletzt durch ein augenschein -
lich heftiges und taktloses Schreiben der bisherigen Freundin, am
18. Dezember 1777 die ihm seit einigen Jahren anvertrauten
Handschriften Reiskes zurückschickte.
(Eine gefälschte Ausgabe von Shake -
speares »Sommernachtstrau m«.) Aus München
wird uns geschrieben: In der abgelaufenen Woche wurde hier ein
planmäßig organisierter Altertumsschvvindel versucht, den zweifel -
los Personen ins Werk setzten, die sich mit der gewerbsmäßigen
Herstellung und dem Vertrieb gefälschter wertvoller Werke be -
fassen. Ein hiesiger Antiquar erhielt kürzlich aus Berlin ein mit
»Samuel Turner aus Magdeburg« unterfertigtes Angebot, in
dem ihm eine Ausgabe von Shakespeares »A Midsommer
nights dream« vom Jahre 1601 zum Kauf angetragen wurde. Ein
Kaufpreis war nicht genannt. Nach einigen Tagen erschien nun
der angebliche Turner selbst beim Antiquar und legte ihm das
Buch, das im Falle der Echtheit einen hohen Wert besitzen
würde, weil bisher eine Ausgabe vom »Sommernachtstraum«
aus dem Jahre 1601 nicht bekannt ist — die Originalausgabe aus
jener Zeit stammt aus dem Jahre 1600 — zur Besichtigung und
zum Kaufe vor. Er forderte keine bestimmte Summe, sondern
wollte nur die grundsätzliche Geneigtheit des Antiquars, das Buch
zu kaufen, wissen. Von dem Antiquar über die Herkunft des
Buches befragt, erklärte der Besitzer des Buches, daß dieses aus
dem Nachlaß seiner in Magdeburg verstorbenen Mutter, die je -
doch einen anderen Namen, als er, geführt habe, stamme. Gleich -
zeitig legte er dem Antiquar das Zeugnis eines Leipziger Sach -
verständigen vor, in dem zwar nicht die Echtheit des Buches,
wohl aber seine Vollständigkeit und sein gut erhaltener Zustand
bestätigt, wird. Nach kurzer Durchsicht erkannte der Antiquar,
daß das Buch eine Fälschung sei, hergestellt auf chemischem
Wege, irn sogenannten anastatischen Neudruck. Das Papier ist
zwar älteren Ursprunges, besitzt aber bei weitem nicht das an -
gegebene Alter. Einzelne Seiten des Buches sind schlecht, andere
wieder ganz täuschend ähnlich hergestellt. Der Antiquar erklärte
dem Manne, daß dieser ihn mit einer Fälschung betrügen wolle
und wies ihn ab. Der angebliche Turner spielte den Gekränkten
und betonte, daß er am nächsten Tage um 5 Uhr abends wieder -
kommen werde, worauf er sich unter Zurücklassung des Buches
entfernte. Seit dieser Zeit ist er spurlos verschwunden. Die Po -
lizei nahm das Buch in Beschlag und leitete sofort Erhebungen
ein, die ergaben, daß sämtliche Angaben des Mannes falsch
waren. Bisher konnte die Identität des Schwindlers nicht festge -
stellt werden. Das Buch wurde dem Leipziger Sachverständigen,
dessen Zeugnis der Mann vorgelcgt hatte, gesandt, um zu er -
mitteln, ob es das begutachtete Werk ist. Die Polizei vermutet,
daß es sich um eine Schwindlergruppe handelt, die die Fälschung
jedenfalls in mehreren Exemplaren hergesteltt hat und auch in an -
deren Städten den Betrug versuchen wird. Von dem angeblichen
Turner gibt der Antiquar folgende Personalbeschreibung: 45 bis
46 Jahre alt, übermittelgroß, mittlerer Statur, gelbe blasse Ge -
sichtsfarbe, scharf geschnittene, etwas gebogene Nase (Adler -
nase), dunkelblonde; grau melierte Haare, Glatze, blonden
Schnurrbart mit langen Spitzen, dunkle, abgetragene Kleidung,
Gehrock oder Schwalbenschwanzrock und steifen schwarzen
Hut. Er trug einen Stock mit doppelseitiger Beinkrücke und eine
kleine Ganzleinwandtasche bei sieh.
Bilder.
(Verkauf der Steengracht-Galerie.) Der Ver -
kauf der größten holländischen Pnvatgemäldesammlung, der alt -
berühmten Steengracht-Galerie, steht bevor. Der Be -
sitzer der Sammlung, die eine der Hauptsehenswürdigkeiten
Hollands bildete, Jonkheer Steengracht, ist vor kurzem
gestorben, und nun naht auch das Ende dieser wundervollen
Kollektion, die eine Reihe weitbekannter Hauptwerke der Ma -
lerei enthielt, so R e ni b r a n d t s »Bathseba«, Brouwers
Meisterwerk, »Die Raucher«, Tcrborchs »Toilette«, Metsus
■•Krankes Kind«, wohl die interessanteste Leistung dieses Meisters,
und Jan Steens »Wie die Alten sungen«, das bedeutendste
Bild dieses Künstlers in Holland. Dazu kommen noch T e n i e r s’
»Sieben Werke der Barmherzigkeit«, Hobbemas große »Land -
schaft mit der Wassermühle« und hervorragende Stücke von
D o u, Pieter de Hooch, Adriaen van O s t a d e, Nicolas
M a e s und vielen anderen. Der Wert der Bilder dieser Samm-
Seite 218
Internationale
lung !it >-1 naben ihrer hohen künstlerischen Qualität und der
voit ertlichen Erhaltung in der Beglaubigung der Echtheit, die
fast ein jedes aufweisen kann.
(4 5 0.0 0 0 Mark für den n e lie n t d e c k t e n Re rn-
o rand t.) Wir haben kürzlich berichtet, dal! Generaldirektor
Wilhelm Bode ein von dem Münchener Julius B o e h 1 e r in
London erworbenes Porträt von Rembrandts »Vater«, das
als Wiederholung des in der Londoner Galerie Neumann befind -
lichen Bildes galt, für das Original erklärt hat. Wie die »B. Z.«
mitteilt, hat der Kunstsammler v. N eines (Budapest) diesen
Rembrandt aus Boehlers Besitz für den Preis von 450.000 Mark
angekauft.
(Ein bisher unbekanntes Skizzen buch T i e-
p o 1 o s.) des großen Venezianers, ist als Geschenk eines Kunst -
freundes in den Besitz des Berliner Kupferstiehkabinettes gelangt.
Die Skizzen sind, wie Dr. Paul K r i s t e 11 e r in »Kunst und
Künstler« schreibt, ganz freie Entwürfe von Gestaltengruppen,
die augenscheinlich nicht nach der Natur gezeichnet sind, sondern
aus der freischaffenden Phantasie des Künstlers flössen. So bildet
keine dieser Skizzen eine unmittelbare Vorlage für ein Werk
Tiepolos. Aber Motive, die sich in ganz ähnlicher Passung auf
seinen Bildern finden, beweisen, daß das Skizzenbuch in der
mittleren Zeit seiner Tätigkeit, in der Zeit seiner höchsten Kraft
und Fruchtbarkeit entstand. Die meisten Blätter des Bandes ent -
halten w r enig bestimmt charakterisierte allegorische Gestalten.
Gottheiten, Genien, Engel und dergleichen, in lebhafter Bewe -
gung schwebend oder lagernd zu freien Gruppen zusammen -
gefügt, Gruppen, w r ie sie der Künstler zur Belebung der gewal -
tigen Flächen, die er zu schmücken hatte, in Fülle verwendete,
die inhaltlich meist nur in losem oder wenigstens kaum erkenn -
barem Zusammenhänge mit dem Gegenstand der Darstellung
stehen. Das Berliner Skizzmbucl; enthält außer den erwähnten
Einzelfiguren und Gruppen von Gottheiten, Engeln. Kriegern.
Orientalen und dergleichen von Giovan Battistas Hand auch zwei
Skizzen zu einer Anbetung der Könige. Tiepolo hat die Prunk-
szene, die offenbar sehr nach seinem Geschmack war, häufig
behandelt. Dem staunenswerten Reichtum der Erfindung, dem be -
wunderungswürdigen Geschick der ungezwungenen Komposition,
der souveränen Sicherheit im Gebrauche seiner Formensprache
steht da eine gewisse Eintönigkeit der Effekte und der Form -
behandlung im einzelnen und auch der Typen gegenüber. Die
Akademiker seinerzeit und der folgenden Generationen haben die
nicht seltenen Nachlässigkeiten seiner Zeichnung getadelt, die
freilich mit allen ihren wirklichen oder vermeintlichen Mängeln
unendlich überzeugender wirkt als die kalte Korrektheit jener.
(Ein Bild aus dem Berliner Rokoko.) Ein aus -
gezeichnetes Gemälde von .1. M. Falb e, dem trefflichen Bildnis -
maler aus der Zeit Friedrichs des Großen, ist Setzt aus altem
Adelsbesitz zum Vorschein gekommen und bei Karl W a c h I e r
in Berlin (Potsdamerstraße 29) ausgestellt Der Meister zeigt
sich hier ais einer der hervorragendsten Rokokomaler des alten
Berlin. Das mit vollem Künstlernamen und der Jahreszahl 1769
bezeichnete Bild stellt eine junge Dame der höheren Gesellschaft
dar. Das zart gepuderte Gesicht beschattet ein toter Samthut,
das reiche, goldgestickte Kleid aus pfauenblauem Samt hat die
leuchtende Farbenschönheit Antoine Pesnes, des Lehrers Falbes.
In der Hand trägt die Dame einen hohen Spazierstock mit locker
gebundener blauseidencr Schleife. Es ist ein graziöses Kostüm -
bild in der ganzen Anmut des Rokoko, eines der hervorragend -
sten Werke des Meisters, dessen im Aufträge der Stadt Berlin
1752 gemaltes Bildnis Friedrich des Großen im Sitzungssaale
des Berliner Magistrates hängt.
Handschriften.
(Die Partitur zu Kreutzers »Nachtlager
von Granad a«j Dem Musikhistoriker Dr. Fritz P r e 1 i n g e r
gelang cs. in der Hofbibliothek in Wien einen wertvollen Fund
zu machen. Mit Studien zu einer Biographie Conradin
S a in m 1 e r - Z e i t tt n g. Nr. U
! Kreutzers beschäftigt, untersuchte er das gesamte Hand -
schriftenmaterial, das auf Kreutzer Bezug hat, und konnte den
Nachweis erbringen, daß die handschriftlich vorhandene Partitur
zu Kreutzers Meisteroper »Das Nachtlager von Granada« auto-
graph und von der ersten bis zur letzten Note von Kreutzer selbst
geschrieben ist. Das Aussehen der Partitur läßt erkennen, dal)
der Komponist aus ihr die Wiener Uraufführung (im Theater in
der Josefstadt, 13. Jänner 1834) dirigiert hat. Am Ende des Manu -
skripts steht die Bemerkung: Fine: den 25ten Juny 1833.
Numismatik.
(D o 11 a r r a r i t ä t e n.) Aus N e w york wird uns be -
richtet: Bei der Auktion der Münzensammlung von George H.
E a r 1 e jun. in Philadelphia wurden für einen »half Eagle«
(ein Fünfdollargoldstück) aus dem Jahre 1778 nicht weniger als
3Ü00 Dollar bezahlt. Es sind nur drei dieser Münzen geprägt
worden: eine ist in der Regierungssammlung und von der an -
deren fehlt jede Spur. Ein Silber dollar vom Jahre 1776,
gleichfalls eine große Rarität, da nur in der Regicrungssamm-
lung ein solcher zu finden, ist, kam auf 2200 Dollar. Ein silberner
halber Dollar vom Jahre 1838 erzielte 400 Dollar.
(Eine Kaiser Wilhelm II.-D e n k m ü n z e.) Für
aas am 15. Juni k. J. stattfindende fünfundzwanzigjährige
Regierungsjubiläum Wilhelms II. ist vom Kaiser die Stiftung
einer Denkmünze, die am Bande getragen werden soll, be -
absichtigt. An alle Staatsbeamten,, Offiziere, Unteroffiziere und
Mannschaften des Heeres und der Flotte sowie an diejenigen
Personen, die zu dem preußischen Königshause in besonderen
Beziehungen stehen, soll die neue Medaille verliehen werden.
Entwürfe zu der Jubiläumsmedaille und der Färbenzusammen-
stellung des Bandes werden vorbereitet und sollen dem Kaiser
bis zum Herbst zur Entscheidung vorgelegt werden.
(Eine Erinnerungsmedaille an den Eucha-
ristischen Kongreß.) Die Oesterreichische Gesellschaft
für christliche Kunst hat unter ihren Bildhauern einen Wett -
bewerb zur Erlangung von Entwürfen für eine Erinnerungs -
medaille an den im September d. .1. in Wien stattfindeinden
Eucharistischen Kongreß ausgeschrieben. Die Jury hat in der
Sitzung vom 5. d. M. den ersten Preis dem Entwürfe des Bild -
hauers Michael Six, den zweiten Preis dem Entwürfe des
Bildhauers Josef Riedl, den dritten Preis dem Entwürfe des
Bildhauers Theodor S t u n d 1 und eine lobende Anerkennung
dem Projekte »Eucharistie« zuerkannt. Der mit dem ersten
Preis ausgezeichnete Entwurf zeigt auf der Aversseite Christus
mit Kelch und Brot und trägt die Inschrift: XXIII. Congressus
Eucharisticus internationalis Vindobonae 12.—15. Septembris
MCMXII. Die Reversseite zeigt in meisterhafter Ausführung
den Stephansturm mit dem hochragenden Dache des Domes.
Im Hintergrund hebt sich strahlend die Sonne. Die Erinne -
rungsmedaille wird nach diesem Entwurf geprägt werden.
(Plakette des Allgemeinen Bergmanns -
tages, Wien 1912.) Das Komitee des Allgemeinen Berg-
mannstages, Wien 1912, wird den Besuchern dieses Kongresses
eine auf Marmor montierte Plakette widmen. Mit der künst -
lerischen Ausführung derselben wurde nach Abhaltung einer
beschränkten Konkurrenz der akademische Bildhauer und
Medailleur Hans S c h a e f e r betraut.
Philatelie.
(Neue Poststempel.) Aus Wien wird uns ge -
schrieben: Seit kurzer Zeit verwenden die Wiener Postämter
8, ,50 und 68 einen Poststempel neuer Konstruktion, wie er seit
Jahren bereits in Deutschland, Italien und den Vereinigten
Staaten in Gebrauch steht. Diese Stempel bestehen aus zwei
Teilen, und zwar aus sieben parallel laufenden geschwungenen,
das Markenbild treffenden und die Marke entwertenden
Schraffen und einem Datumstempel, der in zwei konzentrischen
Kreisen einerseits die amtliche Bezeichnung des Aufgabe -
amtes, anderseits die Aufgabedaten aufzeigt. Diese neue
Nr. 14
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 219
Steinneltvpe stellt einen großen Fortschritt dar, da hiedurch
deutlichere Abdrücke erzielt werden. Nur die Darstellung der
Aufgabestunde ist etwas unklar. Es werden nämlich die
Stunden von Mitternacht bis Mittag durch römische Ziffern
mit folgendem Querstrich, jene von Mittag bis Mitternacht
durch arabische Ziffern mit vorangehendem Ouerstrich darge -
stellt, was bei der geringen Verbreitung der römischen Ziffern
nicht allgemein verständlich sein dürfte.
(E in U n i k u nt.) Der Philatelist Franz Reichenheim
in London hat eine Marke erworben, die in ihrer Art höchstwahr -
scheinlich nur noch einen Partner hat, sofern dieser überhaupt
noch existiert. Er schreibt darüber der »Revue Philateliquc Fran-
gaise«: »Soeben habe ich eine sehr interessante französische
Briefmarke erworben, ein gestempeltes Exemplar des
80 Cts.-Wertes, Ausgabe 1853, ungezähnt, dessen Rückseite mit
zwei Hälften eines »Tete-bcche«-Paares, des 1 Franken-Wertes
der gleichen Emission bedruckt ist. Ich habe die Marke genau
geprüft und die Rückseite auf das sorgfältigste mit einem
Tete-beche-Paar meiner Sammlung verglichen, ebenso mit dem
1 ete-beche-Neudruck desselben Wertes zu 1 Er., und habe
dabei keinerlei .Unterschiede herausgefunden. Aus der Tatsache
jedoch, daß dieser rückseitige Aufdruck, wie er hier vorliegt,
von etwas blässerer Färbung ist als bei der gewöhnlichen Marke,
schloß ich, daß ein Abfallbogen des 1 Fr.-Wertes durch Zufall
unter das Druckpapier der Wertstufe zu 80 Cts. gelaugt sein
mag, welcher dann ebenfalls bedruckt und ausgegeben wurde.
Herr E. D. B a c o n, eine der ersten Autoritäten Englands in
philatelistischer Beziehung, dem ich das Stück unterbreitete, nach
genauer Prüfung desselben, verhielt sich reserviert. Die Prü -
fungskommission der Royal Philatelie Society jedoch kam dazu,
das Stück für authentisch zu erklären; sic schloß sich
überdies meiner Auffassung, wie das Unikum entstanden sein
könnte, an. Da eine Platte von 300 Stücken der Weitstufe zu
I Fr. nur ein Tete-beche-Paar enthält, und da cs sehr wenig
wahrscheinlich ist, daß mehrere derartiger Makulaturdruckbogen
durchgeschliipft sind, so ist es möglich, daß nur noch ein Exem -
plar derselben Art existiert (das unten anschließende). Dagegen
müssen, falls die hievor geäußerte Ansicht richtig ist, im Maxi -
mum 298 Marken zu 80 Cts., rückseitig mit zwei Hälften von
aufrechtstehenden 1 Fr.-Marken bedruckt, existieren. Herr Franz
Reichenheim, 29 Holland Villas Road, Kensington, London W.,
wäre für Mitteilungen, die das Vorhandensein derartiger Marken
bestätigen, dankbar.
(Marokko-Marken.) Marokko hatte bisher keine
eigenen Postwertzeichen, und die einzigen dort für Fran -
kierungen nach dem Auslände erhältlichen Briefmarken waren
deutsche, französische und spanische Wertzeichen mit einem
entsprechenden schwarzen Uebcrdruok der fremden Post-
ansalten in Tanger. Nun aber, da es mit der souveränen Selb -
ständigkeit des Sultans vorbei und das französische Protek -
torat etabliert ist. soll das alte nordafnikanische Reich eigene
»nationale« Postwertzeichen erhalten, die sich bereits in der
Pariser Staatsdruckerei im Druck befinden. Diese neuen Brief -
marken werden rechteckig im Format sein und die Zeichnung
o : ns maurischen Portikus tragen, dessen Architektur den
Blick auf eine typische marokkanische Landschaft, mit dem
unvermeidlichen' Minarett, Palmbaum u. s. w„ frei läßt. Die
Inschriften sind arabisch gehalten und die Wertbezeichnung
wird in »Mouzana«, dem lokalen Aequivalent für den Centime,
gegeben werden.
(Auf der Suche nach Raritäten.) Wir erhalten
von einem Freunde unseres Blattes folgende launige Zuschrift;
»Die Suche werde ich bald aufgeben müssen. Ich bin selbstver -
ständlich Sammler, und zwar sammle ich Briefmarken, und
meine Spezialität sind alte Marken auf Briefen. Es macht mir
ein besonderes Vergnügen, diese alten Briete, Zeugen längstver -
gangener Zeiten, durchzulesen und in manchen Privatbriefen An -
klänge an die ewig menschlichen Leiden und Freuden zu finden.
Bisher habe ich die Suche nach Raritäten zumeist bei den
Wiener Briefmarkenhändlern betrieben. Diesmal wollte ich
meinen Urlaub, den ich in Beiovar in Kroatien verbrachte,
dazu benützen, uni alte Marken auf Briefen aufzustöbern. Wie
es mir dabei ergangen ist, sei hier wahrheitsgemäß geschildert.
Mein erster Weg führte mich zum Direktor des Bclovarer Komi-
tatsspitales. Das Krankenhaus besteht schon viele Jahrzehnte
und ich dachte mir, daß ich vielleicht auf dem Dachboden irgend -
welche alte Schriften, die längst Makulatur geworden, finden
könnte. Ich lernte in Herrn Dr. Marko w i c, dem Leiter des
Spitales, einen sehr liebenswürdigen Herrn kennen, der mir ohnc-
weiters es gestattete, aui dem Dachboden Nachschau zu halten.
So sauber und rein, wie das ganze Spital, war auch die Dach-
abteilung, wo ich bald eine Kiste mit alten Schriften fand. Zu -
erst ein Paket aus dem Jahre 1850. Mein Sammlerherz schlug
höher, als ich das dicke Konvolut mit der Jahreszahl 1850 in
Händen hielt, ich sah im Geiste schon die schönsten Einkreuzer -
reihen, gelb, 1850, in meinen Händen. Ich öffnete das Paket,
es enthielt durchwegs amtliche Schreiben, die aber, ach. alle
— portofrei waren. Alle Korrespondenzen, die ich in die Hand
nahm, waren Ex offo-Sachen, alle portofrei. Ich habe nie so sehr
die Portofreiheit der Behörden als einen Debelstand empfunden,
wie in dieser Stunde der Suche. Endlich fand ich doch einen
Privatbrief, alleidings keine Markenraritäten, denn er stammte aus
dem Jahre 1869. Adressiert war der Brief: »An das löbliche
Spitalskommando Von Ziwill Aufnahme zu Groatien zu Beiovar.«
Das Schreiben kam aus Jauerburg, letzte Post Asling, Ober-
krain, war mehrfach gesiegelt und lautete: »Ich ersuche mir
meine Tochter Maria, 13 Jahre alt, aus Böhmen gebürtig, bei -
läufig vor zwei Monaten aus dem nahen Walde ins obgenannte
Spital gebracht, nach Jaucrburg senden zu w'oileti. Wir Eltern
befinden uns in Jaüerburg bei der Kronprinz Rudolfbahn in Ar -
beit und bitten, uns unsere Tochter, welche als Harpfeni-
stinin obigem Orte als krank übernommen wurde, herzu -
schicken.« Am 25. November laugte der Brief in Beiovar ein
und schon am 26. November wurde er nach einer Anmerkung
auf dem Schreiben dahin beantwortet, daß »die Tochter Maria
durch den Musikanten, welcher dieselbe in das Spital übergeben
hat, auch aus dem Spital übernommen ist und daß derselbe die
Kurkosten berichtigt hat, nach seiner Angabe hat er die Reise
in seine Heimat nach Böhmen angetreten«. Man sieht aus
diesem einfachen Schreiben, daß an der Spitze des Spitales ein
Mann stand, dem Elternweh zu Herzen ging, und der sich sofort
beeilte, den Eltern von ihrem Kinde Nachricht zu geben. Und
dabei handelte es sich nur um einen einfachen Taglöhner, der
weit von Beiovar bei einem Bahnbau beschäftigt war. Dieser
Brief war alles, was ich auf dem Dachboden des Belovarer
Spitales fand. Ich hörte, daß das Archiv der Stadt Bclovar vor.
dem Gymnasiallehrer S u s n i a k geordnet worden sei. Ich
wandte mich an ihn, ich dachte, im Archiv der Stadt müßten
alte Schätze zu finden sein. Professor Susniak erzählte mir, daß
er im Archiv auch nicht einen Privatbrief gefunden habe, lauter
portofreie Dienstsachen, und das habe ihm sehr leid getan, denn
er selbst sei leidenschaftlicher Sammler. Also wieder nichts. Die
Stadt besitzt einige alte Geschäfte, die schon 40 und 50 Jahre
bestehen. Hier mußte also unbedingt auf den Dachböden etwas
zu finden sein. Ich begann beim Großkaufmann E. Hier war
mir leider schon ein Hauptmann des Infanterieregimentes Nr. 16
zuvorgekommen, der ebenfalls Sammler ist. Also zum Kaufmann
I.. Auch hier war schon meine Konkurrenz gewesen. Weiter zürn
Kaufmann X. Ich erzählte ihm, was ich suche, sagte ihm, daß
ich bereit sei, auch einen Waggon alter Schriften zu über -
nehmen, wenn sie waggonweise billiger seien. »Herr.« war die
Antwort, »Sie finden auf meinem Dachboden vielleicht Ratten
aus dem Fünfzigerjahr, aber Schriften sicherlich nicht, da nie
welche hinaufgekommen sind.« Ich bin nicht Rattensammler,
i ging daher nicht auf den Dachboden. Aber noch immer nicht ent -
mutigt, wandte ich, mich an den Kaufmann Y. »Ja, sagen Sie
mir,« fragte mich dieser, »was wollen denn die Leute alle mit
diesen alten Schriften? Jede Woche verlangt jemand von mir,
ich soll ihm gestatten, auf meinem Dachboden nachzuschauen.
Ich habe ja auf dem Dachboden nichts.« Ich hatte von meiner
Raritätensuche genug, ich war zur Lieberzeugung gekommen,
daß man die Raritäten am sichersten in den Bricfmarken-
( geschähen findet. Dr. Julius Hugo Tauber (Wien).
Seite 220
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 14
(S n dpoi b rief marken.) Allgemein besteht der Satz,:
,Die Briefmarke folgt der Flagge«, das heißt, wird die Lan -
des' a so irgendwo aufgepflanzt, dann werden auch Brief-
, Ken des neuen Gebietes veröffentlicht. So kann es denn
nicht wundernehmen, daß auch Südpolbriefmarken verausgabt
worden sind. Die ersten Marken eines Südpolarlandes
waren gewöhnliche Neuseelandmarken, die mit dem Aufdruck
»König Eduard Vil.-Land« versehen waren. Als der »Nimrod«
Neuseeland auf der Reise nach der antarktischen Region am
1. Jänner 1908 verließ, da wurden Shackleton Briefmarken
im Werte von 2000 Mark übergeben, ferner bekam er Stempel,
Siegel, kurz alles, was zum Inventar eines regelrechten Post -
amtes gehört. Die erste Post aus der antarktischen Region
kam schon am 15. Jänner in Neuseeland an; der Ueberbringer
war der Schlepper »Konnya«, der den »Nimrod« nach dem
»König Eduard VII.-Land« gebracht hatte. Später wurde auf
dem Festlande eine Zweigstelle des auf dem »Nimrod« befind -
lichen Postamtes eröffnet. Als am 22. Februar der »Nimrod«
nach Neuseeland segelte, trug er eine zweite Post, und als er
dann mit frischen Vorräten nach dem Winterquartiere der Ex -
pedition zurückfuhr, da hatte er an Bord die erste Post von
der bewohntem Welt nach den unbewohnten Regionen des
Südpols. Im ganzen sind 2000 Briefe von den Mitgliedern der
Expedition abgesandt worden, während 1510 Briefe an sie ge -
schickt wurden. Der Nachfolger Shackletons als englischer
»Postmeister der antarktischen Region« war Scott, der die
Erlaubnis erhielt, Briefmarken mit dem Aufdruck »Viktoria-
Land« zu benützen. Die letzten Südpolarbriefmarkcn sind von
der deutschen Filchner-Expedition verausgabt wor -
den, und sie sind insofern eine Sonderheit, als sie eigens her -
gestellt sind. Sie zeigen das Walfischschiff »Deutschland«.
Uhren.
(Die Sammlung Wertheimer.) Aus London
wird uns geschrieben: Sehr schöne Preise erzielten die Uhren
der Sammlung Wertheimer, von denen Mr. Asher Wert -
heimer, der Bruder des Verstorbenen, die Mehrzahl an sich
brachte. Die Olanzstücke bildeten hier eine Uhr aus der Zeit
Ludwig XIV., die nrt einer Venus in Bronze geschmückt und
im ganzen 80 Zentimeter hoch ist, sie wurde mit 54.000 Mark
bezahlt: eine Uhr aus den Tagen Ludwig XVI. mit den
Figuren der Zeit und des Cupido, dje noch erheblich kleiner ist
als. jene, erzielte sogar 58.000 Mark. Aber auch die anderen
Uhren aus den verschiedenen Ludwig-Perioden wurden mit
schönen Preisen, um 15.000 Mark herum, bezahlt.
Verschiedenes.
(AussteTlung »Rudolf II., dieKunst an seinem
Hof« im Prager Rudolfin um.) Die Gesellschaft patrioti -
scher Kunstfreunde in Böhmen hat zum 300jährigen Gedächtnisse
des Todes Kaiser Rudolf II. eine Ausstellung von Werken
seiner Hofkünstler und Bildnissen von Persönlichkeiten, die
seinem Hofe nahestanden, eröffnet. Eine seltene Bereicherung er -
fährt diese historische Kunstschau durch Anfügung von erlesenen,
verständnisvoll gewählten Proben des zur Zeit Rudolf II. in
höchster Blüte stehenden Kunstgewerbes und durch zahlreiche
seltene Kupferstiche. Obwohl der Rudolfinische Kunstschatz im
Ausland verstreut ist, ist es den Veranstaltern trotzdem gelungen,
durch strenge Wahl des erreichbaren Materiales die so denk -
würdige kunstliebende Epoche anschaulich zu illustrieren. Die
Ausstellung ist unbedingt sehenswert und sollte auch außerhalb
Prags verdiente Beachtung finden.
(Ein neuer Nomenklator für das gesamte
Ti erreich.) Geh. Rat Franz Eilhard S c h u 1 t z e, der Ver -
treter der Zoologie an der Berliner Universität, geht jetzt im j
Aufträge der Berliner Akademie der Wissenschaften an die
Ausführung des monumentalen »Nomenclator animalium
generum et subgenerum«, der zum zweitenmal wieder seit
Linne die Namen aller im Augenblick bekannten Tierarten in
einem Corpus vereinigen soll. Aber nicht nur der Name soll
abgedruckt werden, sondern auch das Zitat der Originalver -
öffentlichung. Das erfordert die größte kritische Genauigkeit,
und so dürfte die erneute Durchmusterung aller seit den Tagen
Lünnes, seit 1758, erschienenen Originalveröffentlichungen von
Gattungen und Untergattungen manchen von Buch zu Buch
und manchen von Generation zu Generation verschleppten Irr -
tum aufdecken. Das Prinzip der Vollständigkeit soll auch für
die Namen rein fossiler Gattungen und Untergattungen gelten.
So wird der Nomenklator gleichzeitig ein Lexikon für die
Zoologie und alle verwandten Wissenschaften werden. Wie -
viele Namen von Tierarten werden nun wohl hier vereinigt
werden? Erst glaubte man an etwa 150.000, jetzt rechnet man
schon mit über 200.000 Namen. Bei solchem Umfange ist die
Verteilung unter bewährte Spezialforscher natürlich Bedürf -
nis. Schon jetzt ist ein Stab von 39 Zoologen und Paläo-
zoologen des In- und Auslandes in den Dienst des Unter -
nehmens getreten. Da sie — in Rücksicht auf die Knappheit
der Mittel — 20 Mark für jedes Hundert vorschriftsmäßig auf -
genommener Gattungsnamen erhalten sollen, so sind schon
hierfür 40.000 Mark notwendig. Dank von Bewilligungen der
Akademie, der Berliner Gesellschaft naturforschender Freunde,
des preußischen Kultusministeriums und von Prof. Dr. Ludwig
Darmstädter ist das W'erk jetzt fürs erste finanziell ge -
sichert. Aber die Mittel sind zur Zeit noch so gering, daß der
Wunsch, den unbestritten besten Kenner der Vogelliteratur,
Charles Wallace Richmond in Washington, zu gewinnen,
an dessen billiger Honorarforderung — 2000 Mark —
scheiterte. Unter der Voraussetzung rechtzeitiger finanzieller
Unterstützung wäre der Abschluß des Werkes in drei oder
vier Jahren zu erhoffen. Das in Form eines Zettelkatalogcs
angelegte Manuskript soll als nomenklatorisches Archiv be -
stehen bleiben und müßte durch einen wissenschaftlichen Be -
amten ständig auf dem Laufenden erhalten werden.
(A u f g e d e c k t e Sgraffiti.) Aus Steyr wird uns
berichtet: Am Hause Berggasse 48 wurden bei der Tünchung
hochinteressante Sgraffiti entdeckt, welche der Besitzer des
Hauses Schlossermeister Johann Sch artin g er durch den
Steyrer Stadtbaumeister S t o h 1 bloßleger, und zum Teil er -
gänzen ließ. Sie umrahmen die Fenster, trennen als Bandorna -
mente das erste Stockwerk vom Erdgeschoß. Ein reiches Band -
ornament zeigt sich unter der Dachprofilicrung. Nach der ober -
halb der Fenster des ersten Stockwerkes Vorgefundenen Jahres -
zahl stammen diese Sgraffiti aus dem Jahre 1586 und bedecken
die Süd- und Ostfassade des Hauses. Die Mauerecke wird von
Quadern in Sgraffiti geziert. Leider wurde vor Jahren das rechts -
seitige Fenster des Erdgeschosses der Südfassade zur Schau -
stellung von Schlosserarbeiten nach abwärts vergrößert, wodurch
das charakteristische Ausseiien dieser Seite Einbuße erlitt.
Die Verlängerung des Schaufensters wurde folgeunrichtig mit den
gleichen Sgraffiti seiner oberen Hälfte versehen. — Zugleich
wurde beim Schließenziehen am Hause Nr. 4 in der Piarrgasse
(Pfarrberg) des Gastwirtes Johann Kagerer ein prächtiges
Ornament in Sgraffito, bestehend aus Delphinen, aufgedeckt. Die
Spätrenaissance hat den Ornamentstreifen durch eine Mörtel -
wulst den Bücken entzogen. Die Delphine waren bekanntlich ein
figurales Lieblingsmotiv der Sgraffito-Ornamentik und man findet
sie auf einigen Bauerngehöften der Umgebung Steyrs, so daß die
Vermutung naheliegt, daß ein Volkskünstler die gleiche Zeichnung
öfter verwendete. Ebenso wurden am Hause Schiffw r eg 3 Sgraffiti
aufgedeckt, welche leider nicht restauriert wurden, sondern neuer -
liche Tünche erhielten. Bloßgelegt wurde nur die Umrahmung
mit der Jahreszahl 1594.
(Das Wappen des Grafen zu Windhag.) In der
Baugrube für ein neues Gebäude in der Sechskrügelgasse 8 in
Nr. 14
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 221
Wien wurden eine überlebensgroße Marmorbüste und ein Wap -
penrelief gefunden. Wie festgestellt wurde, handelt es sich um
das Wappen des Grafen Joachim von und zu W i n d h a g, der
im Jahre 1678 starb. Pie Büste dürfte ein Porträt des Grafen
darstellen. Die Funde kamen in das Museum der Stadt Wien.
(.Komische Werkzeuge für Bodenbearbei -
tung.) In Gettenau bei Echzell (Wetterau) hat ein Land -
wirt beim Pflügen 50 Meter von der Römerstraße zwischen
Echzell und Friedberg auf den sogenannten Kitteräckern eine
Anzahl römischer Werkzeuge für Bodenbearbei -
tung gefunden. Es sind etwa 30 Stück meterlange Pflug -
scharen und Seche (Vorschneider), Hämmer, Kochgeschirre
und kupferne Kessel.
Museen.
(Ein Schubert-Museum in Wien.) Die Ge -
meinde Wien hat das Geburtshaus Schuberts (Wien, IX.
Nußdorferstraße 54) angekauft und zu einem Schubert-
Museum umgewandelt, in dem neben dem reichen Besitz der
Gemeinde an Reliquien des Tondichters wertvolle Leihgaben
von Verwandten Schuberts, Frau Regierungsrat Anna Sieg -
ln und und Frau kaiserlicher Rat Wilhelmine Hofbauer,
ferner von der Witwe Nikolaus E> u m b a s, dem Wiener Männer -
gesangverein und dem Schubertbuna Platz gefunden haben. Wir
werden noch Gelegenheit nehmen, auf das Schubert-Museum
ausführlicher zurückzukommen.
(Städt. Museum Carolino-Augusteum in
Salzburg.) Unter den Neuerwerbungen des Museums befindet
sich ein vielfacher Dukaten des Erzbischofs Michael Kuenburg
vom Jahre 1559. Die Vorderseite zeigt die Wappenschilde des
Erzbischofs und des Landes, die Rückseite den stehenden heiligen
Rupert. Die Münze, die im Handel bisher noch nicht nachge -
wiesen werden konnte, ist, soweit gedruckte Nachweise in Be -
tracht kommen, weder in München noch in Wien vertreten. Die
Spende verdankt das Museum seinem Mandatar Herrn Dr. Her -
mann Ritter v. Epenstein in Mauterndorf, der die Zahlung
der Münze (über 50Ü Kronen) übernahm.
(Neuerwerbungen der Berliner Musee n.)
Das Kaiser Friedrich -Museum hat für seine Abteilung
christlicher Bildwerke ein fast als Freifigur gearbeitetes kleines
Hochrelief eines thronenden Christus aus dem italienischen
Trecento erworben, das wegen der Beziehungen zu der be -
rühmten Bronzetür Andrea Pisanos am Florentiner Baptisterium
ein Werk dieses Meisters genannt werden darf. Das Stück, das
wohl für eine Tabernakeltür oder ein anderes kirchliches Möbel
bestimmt war, stellt Christus als W’eltrichter dar, wie er auf
einer Bank sitzt, mit der Schriftrolle, von der nur die Enden er -
halten sind, mit einem verlorenen Zepter. Die in Silber einge -
setzten Augensterne sind noch in Resten erhalten. Der Guß ist
sehr solid, die Hauptarbeit bildet aber die Ziselierung. Wie Ge -
neraldirektor Wilhelm Bode in den amtlichen Berichten aus -
führt, stempeln die ebenmäßige Schönheit der Gestalt, die hoheits -
volle Ruhe in der Haltung, Ernst und Milde im Ausdruck den
Christus zu einem Werke des Pisano. Die Erwerbung, die sich
auf diesem Gebiete nur dem Ankauf von Donatellos tamburin -
schlagenden Putto vor etwa zehn Jahren vergleichen kann, war
allein dadurch möglich, daß das Stück im Handel verdä c h-
t i g t wurde und die kaufkräftigen Amerikaner es daher nicht
nahmen. Bode aber betont, daß Stii und Erfindung, alte Patina
und alte Legierung, Guß und Ziselierung, Abnützung u. s. w.
jeden Zweifel an der Echtheit ausschließen. — Die Erwerbung von
Josef Olbrichs zeichnerischem Nachlaß für die Bibliothek
des Kunstgewerbemuseums, die diesen seltenen
Schatz vor der Verzettelung bewahrt hat, ist auf Anregung von
Geh. Baurat Professor Heinrich Kayser, vom Ministerial -
direktor Dr. L e w a 1 d und Professor Bruno M ö h r i n g durch
Sammlungen bei Kunstfreunden und durch eine Beihilfe des
Kultusministers ermöglicht worden. Einige Kunstmäzeue, Archi -
tekten und kunstgewerbliche Firmen haben dazu beigesteuert.
Olbrichs Entwürfe sind nicht nur Vorbilder der Zeichenkunst,
sondern auch einer neuzeitigen Formenwelt überhaupt. Schon
seine ersten akademischen Entwürfe, die unter Hasenauers Lei -
tung in Wien in den üblichen Renaissanceformen entstanden,
zeigen eine überraschende Eleganz in der Führung von Feder
und Pinsel. Zur Reife steigert sich dieses Können in den Jahren
1893/94 auf einer einjährigen Studienreise nach dem Süden, von
der hier viele hundert virtuose Skizzenblätter Rechenschaft geben.
Unter der Leitung Otto W agners, des Bahnbrechers moderner
Baukunst, hat er dann sein schmiegsames Talent neuen Aufgaben
dienstbar gemacht. •— Die Freiherrlich von Lipperheide-
sche Helmsammlung des Antiquariums ist jetzt durch Ver -
mittlung von Bode um ein sehr kostbares Stück, einen lombardi -
schen Bronzehelm, vermehrt worden.
Vom Kunstmarkt.
(Versteigerung der Kunstsammlung Lud -
wig Pietsch.) Wie man uns aus Berlin meldet, werden im
Herbst die Kunstschätze des verstorbenen Professors Ludwig
Pietsch bei Amsler und Ruthardt versteigert werden. Die
Sammlung umfaßt Bilder und Graphik moderner Meister. Unter
den Bildern befinden sich Werke von Stauffer (Bern),
Hertel, Meyerheim, S t e f f e c k u. a., in der Graphik-
Serie Arbeiten von Menzel, Manet und K 1 i n g e r.
(Kunstausstellung der Münchener Sezes -
sion.) Aus München wird uns berichtet: Von^ Privat -
sammlern wurden in der Kunstausstellung der Sezession
folgende Werke an gekauft: Die Oelgemälde »Märchen«
von Professor Julius Dietz in München: »Birken im Moos« von
Th. Th. Heine in München; »Der Maler« von Professor Adolf
Hengeler in München: »Truthühner« von Walter Klemm in
Dachau: »Der Spiegel« von Josef Kühn jun. in München;
»Knaben am Wasser« von Akademieprofessor Christian Lan-
denberger in Stuttgart; »Bei Seefeld (Pilsensee)« von Karl
Theodor Meyer-Basel in München: »Weibliche Figur im
Raum« von Professor Rudolf Nißl in München; »Akt am
Fenster« von Paul Roloff in München; »In der Laube« vor.
Fritz von Uhde +; »Das Modell« von Kurt Ullrich in München;
die Zeichnungen: »Federzeichnungen Nr. 3« von Heinrich Kley
in München; »Schlafendes Mädchen« von Akademieprofessor
I Christian Landenberger in Stuttgart; die Radierungen: »Phan-.
taste« von Professor Aloys Kolb in Leipzig; »Parklandschaft«
(dreimal) von Otto Leiber in München; »Flugplatz Johannis -
thal« von Paul Paeschke in Charlottenburg; »Delfter Tor in
Rotterdam« von Ingwer Paulsen in Oberweimar; die Bronze
»Tänzerin« von Theodor Dirksen in Berlin; die Majolika
»Enten« von Bernhard Hoetger in Darmstadt und die Por -
zellangruppe »Jagd nach Liebe« von Hans Schwegerle in
München.
(Die Auktion B r e n n f 1 e c k.) Bei der Auktion
Brennfleck in München (s. Nr. 13, S. 207) wurden noch
folgende Preise erzielt:
Handschriften undBüc her: Nr. 85. Antiphonarium
Mk. 155; Nr. 86. Buch um 1454 Mk. 275; Nr. 87. Das Heldenbuch
Mk. 110; Nr. 88. Sebastianus Münster Mk 115.
Deutsche Fayencen: Nr. 92. Knabe mit Vogelnest,
Blaumarke, Rad mit D. Mk. 150; Nr. 93. Knabe mit Vögelchen
Mk. 100; Nr. 94. Das Liebespaar, Blaumarke, Rad mit D.
Mk. 200; Nr. 95. Bauernjunge Mk. 105; Nr. 96. Mädchen vor der
Schlange fliehend Mk. 260; Nr. 97. Mädchen mit Lamm Mk. 145;
Nr. 98. Knabe mit Huhn und Mädchen mit Katze Mk. 155;
Nr. 99. Bübchen rmt Trauben Mk. 60; Nr. 100. Türkischer Trom -
peter Mk. 255; Nr. 101. Mädchen mit Blumen Mk. 60; Nr. 102.
Diana Mk. 69; Nr. 103. Der Quacksalber Mk. 135; Nr. 104. Der
Farbenreiber Mk. 1001 Nr. 105. Ballschläger Mk, 140; Nr. 106.
Türkin mit Schirm Mk. 120, Nr. 107. Knabe mit Hund Mk. 65;
Nr. 108. Bübchen mit Aepfeln Mk. 70; Nr. 109. Mädchen mit
Birne Mk. 38; Nr. 110. Rokokodämchen Mk. 65; Nr. 111. Mäd -
chen mit Büchern Mk. 66; Nr. 112. Der Bücherwurm Mk. 205;
Nr. 113. Türkin Mk. 460; Nr. 114. Savoyardenknabe Mk. 190;
Nr. 115. Dame mit Königshündchen Mk. 80; Nr. 116. Mädchen
Seite 222
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. U
1
mit V..sd;ai( Mk. 30; Nr. 117. Liebesäzeile Mk. 190;
Nr. Minerva Mk. 100; Nr. 119. Der Bierlala Mk. 700.
wiunc mit Kind und Katze Mk. 3501 Nr. 12). Jauben-
vik. 500; Nr. 122. Der Faulpelz Mk. 80; Nr. 123. Harlekin
und Türkin Mk. 390; Nr. 124. Liebesszeue Mk. 750.
Braunschweig: Nr. 125. Vase Mk. 280; Nr. 126.
Vase Mk. 315; Nr. 127. Vase Mk. 220; Nr. 128. Große Vase
Mk. 1100; Nr. 129. Kleine Kürbisvase Mk. 270; Nr. 130. Flöten-
vase Mk. 200. Nr. 131 und 133. Zwei Vasen, zusammen
Mk. 1200, Nr. 132. Große Vase Mk. 1000; Nr. 134. Vase
Mk. 700; Nr. 135, Netzvase Mk. 1300; Nr. 136. Reliefvase
Mk. 215; Nr. 137. Vase Mk. 350; Nr. 138. Liegende Katze Mk. 300.
Verschiedene Fabriken; . Nr. 139. Enghalskrüg-
lein Mk. 75; Nr. 140. Lnghaiskrug Mk. 240; Nr. 141. Fächerplatte.
Mk. 275; Nr. 142. Ovale Facherplatte Mk. 800; Nr. 143. Fächer -
teller Mk. 165; Nr. 144. Wandplatte Mk. 340; Nr. 145. Küchen -
platte Mk. 170; Nr. 146. Flacher Teller Mk. 30; Nr. 147. Lavoir-
kanne Mk. 100; Nr. 148. Tellerchen Mk. 135; Nr. 149. Runde
Platte Mk. 250; Nr. 150. Satz von drei Vasen Mk. 2000.
Oelgemälde: Nr. 151. Jost van Vv i n g h e, Herodes
und Herodias mit Gefolge Mk. 1500.
(Die Auktion Edward Taylor.) Aus London
wird uns geschrieben: Zu der Versteigerung der Sammlung Ed -
ward Taylor haben sich alle großen Anticiuare aus England,
Frankreich, Deutschland und Amerika eingefunden. Am ersten
Tage wurden insgesamt 1,500.000 Franken eingenommen. Den
höchsten Preis erzielten ein Paar vcnetianische bronzene E e u e r-
bocke (16. Jahrhundert), Apollo und Merkur auf einer Basis
von Karyatiden ruhend, der Schaft mit Satyrmasken verziert;
Herr S e 1 i g'm a n n (Paris) erstand dieses Werk, das Alessandro
Vittoria zugeschrieben wird, für 241.500 Franken. (Auf der
Auktion Spitzer irn Jahre 1893 hatte dieses Paar 50.000 Franken
erzielt.) Herr-Har ding kaufte für 86.625 Franken eine Reiter -
gruppe, Mailänder Arbeit des 16. Jahrhunderts, nach Leonardo
da Vinci. Fine Bronzestatuette von R i c c i o, »Andromeda«
(16. Jahrhundert), wurde von den Gebr. Du v een mit 97.125
Franken bezahlt; ein Diptychon, eine Mailänder Elfenbeinarbeit
115. Jahrhundert), mit Szenen aus dem Leben Christi, kauften
dieselben Händler für 91.875 Franken; ferner ein Bronze-
Schreibzeug von Ricci o für 81.375 Franken und ein anderes
für den gleichen Preis (die Stücke hatten 1893 auf der Auktion
Spitzer je 1750 Franken gebracht!). Unter den anderen Preisen,
die für Meisterarbeiten gezahlt wurden, sind noch 81.375 Franken
für einen Benvenuto C e 11 i n i zu nennen, -eine Bronzegruppe
(16. Jahrhundert) »Die Tugend zerschmettert das Laster«, die
ebenfalls von den Herren Gebr. Duveen erworben wurde. Am
zweiten Tage würden 855.600 Franken vereinnahmt. Den höch -
sten Betrag, 107.625 Franken (Käufer Herren Duveen), er -
zielte ein Leuchter in Limoges-Email von Jean Courtois
<1892 brachte er auf der Auktion Magniac 7000 Franken). Von den
anderen Limoges-Emailarbeiten wurden für eine Platte von
Leonard Limosin 43 200 Franken, für eine weitere desselben
Künstlers 36.750 Franken bezahlt (Herren Goldschmidt
aus Frankfurt) Eine Florentiner Porzellanvase (sogenanntes
Medici-Porzellan) erwarb Seligmann (Paris) für 49.875
Franken. Außerordentliche Preise erzielten auch Zeichnungen und
Bilder. Füntunddreißig Turner-Zeichnungen erzielten über zwei
Millionen Franken. Zwei Bilder von dem Florentiner Angelo
T r e n t i n o haben den Preis von zweihundertsechsunddreißig-
tausend Franken gebracht. Die Bilder wurden von der ameri -
kanischen Firma Knoedler & Co, gekauft. Noch über
Faschender war der Preis von 70.000 Franken, der von der
Firma C o 1 n a g h i & Obach für ein Porträt von Francesco
S a 1 v i a 11 i bezahlt wurde. Herr Agne w. der sämtliche
Zeichnungen William Turners mit einer Ausnahme gekauft hat,
bezahlte 70.000 Franken fiir das berühmte Turner-Bild »Canale
Grande« in Venedig.
(F, ine halbe M i 11 i o n i ii r Qra v ii r e n.) Bei S o-
t h e b y in London wurden 92 Mezzotinto-Blätter von Gra -
veuren des 18. Jahrhunderts versteigert. Die Blätter, die bei ihrer
Veröffentlichung im höchsten Faile 20 Mark, meistens abc-
weniger gekostet haben, erzielten zusammen einen Erlös von
weit über 500.000 Mark. Ein Mezzotinto von Green nach
Reynolds berühmtem Bilde der Herzogin von Rutland wurde
mit 27.000 Mark bezahlt, was als ein in den Londoner Auktions -
sälen bisher noch nie dagewesenes Ereignis bezeichnet w'urde
Den gleichen Riesenpreis erzielte ein Blatt von Ward nach
Hoppners Porträt der Schwestern Frankland. Dieses Blatt er -
zielte im Jahre 1895 bei der Versteigerung Huth 7600 Mark, der
Preis hat sich also im Laufe von siebzehn Jahren nahezu ver -
vierfacht. Für ein Blatt Greens nach Reynolds »Herzogin von
Devonshire« wurden 23.000 Mark bezahlt, für einen Stich von
Smith nach Rontneys »Familie Cower« 24.000 Mark und für
ein Blatt von der Hand W a t s o n s nach Reynolds »Lady
Barnpfylde« 21.000 Mark.
(Sammlung .1. B o s c o w i t z, W r e n.) Die im vorigen
Monate in der Galerie H e 1 b i n g in München dureligeführte
Auktion der Sammlung .1. B o s c o w i t z (Wien) ergab folgende
Preise: Keramik. Arbeiten in Ton; Nr. 3. Ein Paar
Tiergruppen Mk. 80. — St ein zeug: Nr. 4 Kreußner Krug
Mk. 75; Nr. 5. Desgi., Zinndeckel mit Initialen RMW und Jahres -
zahl 1689, Mk. 86; Nr. 6. Desgi. ähnlich, mit Zinndeckel, Mk. 115.
—■ Fayence: Nr. 15. Große Platte in der Art der Lindos-
(Rhodos-)Ware Mk. 620. — Porzellan: Nr. 25. Teeservice,
französisches Fabrikat, Mk. 140; Nr. 29. Tasse mit Untertasse,
Meißen, mit Marke, Mk. 60; Nr. 47. Terrine, Japanisch Mk. 78;
Nr. 48. Kleine gedeckelte Terrine, Louis XVI. Mk. 185; Nr. 60,
Heilige Maria und St. Johannes, Meißen Mk. 120; Nr. 61. Schäferin
mit Blumen. Meißen Mk. 160; Nr. 62. Mädchen mit Obst, Meißen
Mk. 100; Nr. 63. Kleine Dame als Chinesin, Meißen Mk. 100;
Nr. 64. Gruppe, Zwei Kinder und Amor bei einer Venusstatuette,
Wiener Marke Mk. 800; Nr. 65. Türke zu Pferd, eingepreßt:
G. F. Mk. 350,
Glas: Nr. 88. Ein Paar Essig- und Oelflascheu, Silber
montiert, nicht ganz uniform Mk. 62; Nr. 89. Drei Schapergläser,
aus der Frühzeit des 18. Jahrhunderts Mk. 1750; Nr. 90. Berg-
kristallschale, 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts Mk. 320.
Arbeiten in Silber. Prunk- und Tafel -
gefäße: Nr. 91. Willkomm einer Schusterinnung, mit Marken,
undeutliches Beschau Zeichen und Meistermarke J. K. Mk. 5050:
Nr. 92. Pokal in Form eines Reitstiefels mit Sporen, mit Marken:
Nürnberger ßeschauzfeichen und Meistermarken (Delphin (?1.
Sichel und Dolch) Mk. 290; Nr. 93. Hoher Deckelpokal, Augs -
burg. mit Meistermarke Rosenberg 296 (Goldschmied aus der
Familie Grill), 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts Mk. 3500, Nr. 94.
Hoher Deckelpokal, mit Danziger Meistermarke. Rosenberg 998
Mk. 3600; Nr. 95. Gedeckelter Pokal. 2. Hälfte des 16. Jahrhun -
derts, mit Ma'ke Mk. 3750; Nr. 96. Deckelpokal, Nürnberg, Ar -
beit des Jeronymus Behaim Mk. 1800; Nr. 97. Gebuckelter Pokal
von eleganter Form, mit undeutlich geschlagener Adiermarke.
vielleicht Frankfurter Arbeit, 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts
Mk. 1800; Nr, 98. Desgi., mit Marken, dabei späteres Beschau -
zeichen von Moskau Mk. 2150; Nr. 99. Deckelpokal in Herzform,
Nürnberg, mit Meistermarke F P. Rosenberg 3244 Mk. 1800;
Nr. 100. Pokal, mit Nürnberger Beschauzeichen und Marke ähn -
lich wie Rosenberg 3205 Mk. 1850; Nr. 101. Ananaspokal, ganz
vergoldet mit Ausnahme des Stammes, der Bekrönung und des
Ringelwerkes, 16. Jahrhundert Mk. 1250; Nr. 102. Nautiluspokal,
dekorative Arbeit, Mitte des 17. Jahrhunderts Mk. 6800; Nr. 103.
Kokosbecher, Nürnberg, Jonas Silber, Meister 1572 Mk. 1850.
Nr. 104. Kokosbecher, Fuß hübsch graviert, mit Marke F im ab -
geschrägten Rechteck Mk. 2750; Nr. 105. Desgi., 2. Hälfte des
17. Jahrhunderts Mk. 3300; Nr. 106. Kleiner Kokospokal, Anfang
des 18. Jahrhunderts Mk. 710; Nr. 107. Kredenzschale, Anfang
des 17. Jahrhunderts Mk. 2000; Nr. 108. Kredenzbecher. Nürn -
berg, Wende des 16. und 17. Jahrhunderts Mk. 1550; Nr. 109.
Desgi. Nürnberger Beschauzeichen, Arbeit des Eustachius Hoh-
Nr. 14
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 223
man, Meister 1587 Mk. 1700, Nr. 110. Doppelbecher, Straß -
burger Arbeit von Linhard Bawer (Bauer), Meister 1555 Mk. 3650;
Nr. 111. Hoher, weiter Stollenbecher, mit Marken: Beschau -
lichen: Krone, und Meisterzeichen J. S. im Schild Mk. 1050;
Nr. 112. Stollenbecher, Augsburg, Arbeit des Abraham Riederer
d. .1. Mk. 250; Nr. 113. Kleiner Stollenbecher, mit Marke, Rosen -
berg 3242. wahrscheinlich einem Mitglied der Nürnberger Oold-
schmiedefamilie Herrn, 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts angehörend
Mk. 460; Nr. 114. Kleiner Stollenbecher auf drei Kugelfüßen. Nürn -
berg. mit Beschaumarke und Meistermarke HH Mk. 350; Nr. 115,
Becher,Wappen mit gekreuzten Aexten und Initialen HR, 1578, mit
Marken Mk. 370; Nr. 116. DesgL, Augsburg, Anfang des 18. Jahr -
hunderts Mk. 270; Nr 117. DesgL, mit Nürnberger Beschau-
7eichen und Meistermarke H. W. Mk. 655; Nr. 119. Humpen,
Arbeit des Michel Dietrich in Wien, gest. 1661. mit seiner Marke
und mit Wiener Beschauzeicher: Mk. 1000; Nr. 120. Großer Wein -
krug, Danziger Beschauzeichen und Marke JGH., 2. Hälfte des
17. Jahrhunderts Mk. 2850; Nr. 121. Gedeckelter Krug, mit Ulmer
Meisterzeichen K. lind Straßburger Beschauzeichen 3478 Mk. 1000;
Nr. 122. Weinkrug. Nürnberg, mit Meistermarke, 1. Hälfte des
17. Jahrhunderts Mk. 1500; Nr. 123. Weinkrug, Augsburger Be -
schauzeichen Rosenberg 116 und Meisterzeichen Nr. 292
Mk. 1500; Nr. 124 Kleiner Weinkrug, Nürnberger Beschau -
zeichen Mk 1100; Nr. 125. Kleiner Krug, Augsburger Beschau -
zeichen und Meisterrnarke VK. 1620 Mk. 480; Nr. 126. Lüneburger
Planetenkrug. Lüneburg, mit Beschauzeichen Rosenberg 2100 und
mit Meistermarken, 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts Mk. 5000;
Nr. 127. Bimförmiger Weinkrug, Fraustadt mit Beschauzeichen
Rosenberg 1380 und Meistermarke Rosenberg 1381 Mk. 2500;
Nr. 128. Prunkkanne, 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, vlämische
Arbeit Mk. 1700; Nr. 129. Aufsatzschale, mit Münchener Marke
und Meistermarke IMF., vielleicht .Toll. Michael Ernst Mk. 300;
Nr. 130. Platte, mit Augsburger Beschauzeichen und Meister -
marke J V— G in flau umrissenem Dreipaß Mk. 440; Nr. 131.
Dose, Augsburg, Arbeit des Hans Jakob Schech Mk. 430; Nr. 132.
DesgL. mit Augsburger Marke und Stempel VB., Ausgang des
17. Jahrhunderts Mk. 720; Nr. 133. DesgL. genau so. auf dem
Deckel nachträglich graviert Z Mk. 520; Nr. 134. Gedeckelte
Dose, Augsburger Marke, 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts Mk. 429:
Nr. 135. DesgL. ganz ähnlich, mit Augsburger Marke, gleiche Zeit
Alk. 440; Nr. 136. Gedeckelte Dose, Danzig, Marke vom Aus -
gang des 17. Jahrhunderts und die Initialen PKL in kleeblattför -
miger Umrahmung Mk. 290; Nr. 137. Ovale Dose, um 1740
Mk. 135; Nr. 138. Ein Paar große Dosen, 1. Viertel des 19. Jahr -
hunderts Mk. 150; Nr. 139. Ein Paar wannenförmige Schalen.
Empire Mk. 110; Nr. 140. Bouillontasse, mit Marken sowie den
Initialen EN 1747 Mk. 165; Nr. 141. Doppelt gehenkelte Schale,
1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Mk. 95; Nr. 142. Schale, mit gra -
viertem italienischen Wappen und mit Marken Mk. 120; Nr. 144.
Tafelzierstück in Form eines Schiffes, mit Marke M.. 2. Hälfte
des 17. Jahrhunderts Mk. 350.
Schmuck-und Vitrinengegenstände: Nr. 149.
Brosche im Renaissancegeschmack Mk. 80; Nr. 151. Ungarischer
Schmuck Mk. 350; Nr 152. Russischer Schmuck. Maria mit dem
Jesuskind, umgeben von einer großen Schar Heiliger, Email in
reicher Goldfassung, auf der Rückseite bunte Steine itl Gold-
fassung Mk 1500; Nr. 156. Goldring mit großer, durchbrochen
gearbeiteter Platte, um 1830 Mk. 85; Nr. 1S3. Armband, Anfang
des 19. Jahrhunderts Mk. 105; Nr. 195. Gürtelschließen Mk. 160;
Nr. 203. Ein Satz von Uhrkettenanhängern Mk. 100; Nr. 214. Ein -
facher Fächer, Mitte des 18. Jahrhunderts Mk. 165; Nr. 220. Email -
dose, Louis XVI. Mk. 290; Nr. 240. Drei Riechbüchschen, Silber,
teilweise vergoldet, Ende des 18. Jahrhunderts Mk. 751; Nr. 253.
Necessaire, um 1770 Mk. 65; Nr. 274. Damenbesteck, 1. Viertel )
des 18. Jahrhunderts Mk. 70; Nr. 296. Aufsatzschale, um 1780
Mk. 140; Nr, 307. Bildnis eines Fürsten der Eriderizianischen Zeit,
Brustbild nach links, Elfenbein, in vergoldetem Medaillonrähm -
chen Mk. 210; Nr. 308. Brustbild eines jungen Abba, auf Elfen -
beinplatte Mk. 105; Nr. 313. Runde Dose, auf Elfenbein Mk. 280.
(Schluß folgt in der nächsten Nummer.)
(A 1 in a - T a d e m a - P r e i s e.) Man schreibt uns aus
London: Kein lebender Künstler hat in London bessere Preise
für seine Bilder erzielt, als der eben verstorbene Sir L. Alma-
T a d e in a. Noch 1903 wurde seine »Dedication to Bacchus« bei
Christie mit 115.000 Mark bezahlt und im selben Jahre brachte
sein »Reading From Homer« in Newyork sogar 123.000 Mark.
Seitdem ist es aber mit dem Preis seiner Bilder auch abwärts
gegangen. 1909 brachte sein »Streit in Rome« nur 800 Mark
gegen 5500 Mark wenige Jahre zuvor. 1911 ging sein »Roman
Flover Market« für 9500 Mark ab statt 17.000 Mark 1898 und
jetzt brachte sein bekanntes Gemälde »The Pisture-Gallery«
bei Christie nur 30,000 Mark statt der 50.000 Mark, womit es
1903 in denselben Auktionsräumen bezahlt wurde.
Ausstellungen.
Berlin. 24. Ausstellung der Sezession. Bis Ende August.
— Große Berliner Kunstausstellung. Bis 29. September.
Dresden. Große Kunstausstellung 1912. Bis 31. Oktober.
— Sonderausstellung für Schrift. 4. bis 25. August.
Hannover. Große Ausstellung der Allgemeinen deut -
schen Kunstgenossenschaft.
Klagenfurt. Ausstellung des Kunstvereines. Eröffnung
15. Juli.
Klattau. Städtisches Gewerbemuseuni für den Böhmer -
wald. Touristische Ausstellung. Bis 30. Juli.
Köln. Ausstellung des Sonderbundes.
Leipzig. Ausstellung von Originalradierungen des Leip -
ziger Künstlerbuiides. Eröffnung 15. September.
München. Jahresausstellung. Glaspalast. Bis Ende Oktober.
Stralsund. Ausstellung des Kunstverernes. 21. Juli bis
1. August.
Venedig. X. Internationale Ausstellung. Bis 31. Oktober.
Auktionen.
16. Juli. Köln. J. M. Heberle. Oemälde älterer und
neuzeitiger Meister.
16. bis 19. Juli. London. Sotheby, Wilkinson &
H o d g e. Aegyptische Altertümer, Sammlung Martin K e Ti -
na r d.
17. Juli- u. f. T. München. Georg Mössel. Handzeich -
nungen, Aquarelle und Studien. Porträts in Stich und Litho -
graphie. Kostüm-, Sport-, Medizin-, Schlachten- und Soldaten -
bilder. Bücher.
23. Juli. Danzig. M. Bruckstein. Bücher. Kupferstiche
und Münzen.
29. und 30. Juli. London. Sotheby, Wilkinson &
II o d g e. Autographen und historische Dokumente.
September. Aachen. Anton C r e u t z e r. Sammlung des
Amtsgerichtsrates K. Strauven (Düsseldorf). Gemälde
alter und moderner Meister.
September. Berlin. Rudolf Lepke. Wissenschaftliche
Bibliothek des verstorbenen Barons Adalbert L a n n a (Prag).
Herbst. Amsterdam. R. W. P. de V r i e s. Sammlung Vin -
cent von Gogh; Radierungen, Lithographien, Handzeichnun -
gen der versch. Länder. Illustr. Bücher des 17. und 18. Jahrh.
Herbst. Berlin. Brüder Heilbron. Bildersammlung des
Bischofs Lanyi (Großwardein).
Herbst. Berlin. Rudolf Lepke. Porzellansammlung
Dr. Witte (Rostock).
Seite 224
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 14
Herbst. Köln. Matth. Lempertz. Nachlaß Josef Wetz -
lar, Köln. I. Teil: Antiquitäten, Möbel, Kunstgegenstände,
il Teil Gemälde älterer Meister.
Herbst. München. Galerie H e 1 b i n g. Umfangreiche Kol-
iekiion von Oelgemälden moderner Meister aus mitteldeut-
scnem Museumsbesitz.
Herbst. München. Galerie Helbing. 1 extilsammlung
A. Wärndorfer (Wien), vorwiegend alte orientalische
Stoffe.
Herbst. München. Galerie H e 1 b i n g. Sammlung Adolf
Heß (Frankfurt a. M.). Antiquitäten, dabei hervorragende
italienische Terrakotten, Buchschnitzereien, Medaillen und
Plaketten, Wachsbossierungen, Porzellane etc.
Herbst. München. Galerie H e 1 b i n g. Sammlung Pro -
fessor Otto Seitz t (München). Kunstgewerbe, vorwiegend
der Gotik und Renaissance, alte Möbel, frühe Druckwerke.
Stiche etc.
Herbst. München. Galerie H e 1 b i n g. Sammlung Jakob
Fromm (München). Oelgemälde hervorragendster moderner
Meister, fast ausschließlich der Münchener Schule.
Herbst. München. Galerie H e 1 b i n g. Künstlerischer
Nachlaß des Professors Ludwig Voltz (München), dabei
Werke von Professor Friedrich Voltz (München) und an -
dere Meister.
künde von Niederösterreich im Jahre 1910« von Dr. Josef
Buchne r, der auch das Register bearbeitet hat.
* Eine sehr nützliche Einrichtung sind die Nachträge,
die der Verlag C. F. Lücke, G. ni. b. H. in Leipzig, zu seinen
Permanent-Alben herausgibt. Diese Nachträge können mühelos
mit wenigen Handgriffen blattweise nach jedem Lande eingereiht
werden. Die Marken eines jeden Landes bleiben immer, selbst
nach vielen Jahren an einer Stelle hintereinander aufgeiührt.
Ein Veralten des Albums ist gänzlich ausgeschlossen, wenn regel -
mäßig alljährlich die betreffende Ergänzung eingeiiigt wird. Das
mit Recht so gefürchtete Umkleben wird unnötig. Der neueste
Nachtrag Nr. 28, enthaltend die Neuheiten des Jahres 1911, ge -
langte soeben zur Ausgabe. Ausführliche Beschreibung der ein -
zelnen Nachtragssorten enthält Liickes Jahrbuch 1912/13, dessen
Studium wir allen Briefmarkensammlern angelegentlichst emp -
fehlen. Den Besitzern doppelseitig bedruckter Alben diene zur
Nachricht, daß der Verlag in diesem Jahre zum erstenmal zu
deren Ergänzung einen doppelseitig nedruckten Permanent-Nach-
trag in Einzelblättern herausgegeben hat. Es dürften nun alle
Wünsche bezüglich der Ergänzung dieser billigen Permanent-
Albums ebenfalls erfüllt sein. — Um den passenden Nachtrag zu
erhalten, genügt die Einsendung eines Probeblattes aus dem
Album unter gleichzeitiger Angabe der Auflage.
4 Mitteilungen der k. k. Zentralkommission für Denkmal -
pflege. Herausgegeben von deren Präsidium. 3. Folge.
Band XL Nr. 5. Mai 1912.
Literatur.
Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. Redigiert
von Dr. Max Vancsa. X. Jahrgang. Wien 1912. — Dr. Hans
R e u 11 e r veröffentlicht eine kritische Untersuchung über »Ein
fränkisches Grenz- und Siediungssystem in den karolingischen
Südostmarken«, wodurch er die neuere Hy pothese Karl R ü b e I s,
wonach die Franken in den Grenzländern ein bestimmtes Sied -
lungssystem angewendet hätten, das sich namentlich in der
Ziehung fester Feldmarkengrenzen durch eigens hiezu beorderte
Beamte ausgedrückt haben soll, entschieden widerlegt. Rübel
ist bei seiner Hypothese von den völlig verschiedenen Verhält -
nissen in Sachsen ausgegangen, während in den Südostmarken,
wo kein erbitterter Widerstand geleistet wurde, sondern die
Slaven die Franken als Befreier begrüßten und besitzloser Grund
und Boden in Hülle und Fülle vorhanden war, die Verhältnisse
ganz der natürlichen Entwicklung überlassen wurden. Ein unge -
nannt sein wollender Verfasser gibt eine Untersuchung des i
Namens K r e m s mit Heranziehung sämtlicher gleichlautender und
stammverwandter Namen des ganzen arischen Sprachgebietes
und kommt zu dem Ergebnisse, daß er nicht aus de.m Slavischen
oder Germanischen stammt, sondern aus dem Keltischen
und mit der Lage der so genannten Oertlichkeiten an einem Ab -
hange zusammenhängt. Daran reiht sich der mit den quellen -
mäßigen Belegen versehene Abdruck des Vortrages, den Dr. Ed -
mund F r i e ß bei der Sommerversammlung des Vereines für
Landeskunde in Waidhofen an der Ybbs gehalten, »Geschichte
der Hammer- und Sensenwerke in Waidhofen an der Ybbs bis
zur Mitte des XVII. Jahrhunderts«, der einen interessanten Ein -
blick in ein spezielles Kapitel unserer Wirtschaftsgeschichte
bietet. Diese Gewerke nehmen von den Innerberger Eisenbetrieben
im XIV. Jal rhundert ihren Ausgangspunkt und erlebten im XV.
und XVI. Jahrhundert ihre Blütezeit. Wir lernen daraus den Be -
trieb und die Organisation der Waidhofener Messer- und Sensen -
industrie, die ganz bedeutend war, sowie den Handel durch die
Verleger kennen, der sich weit bis Polen, Böhmen, Sachsen
u. s. w. erstreckte. Den Beschluß der Aufsätze bildet eine Be -
schreibung der ältesten »Mödlinger Grundbücher aus dem XV.
Jahrhundert«, von Dr. Karl Schalk. Es sind deren zwölf,
teils weltliche, teils geistliche. Das Jahrbuch enthält außer den
Aufsätzen auch noch die für die landeskundliche Forschung ge -
radezu unentbehrlichen »Bibliographischen Beiträge zur Landes-
Neue Kataloge.
* J. M. Heberle (H. Lempertz Söhne), G. m. b. H„
Köln, Aukt.-Kat Gemälde älterer und neuzeitiger Meister.
(187 Nummern.)
* Sotheby, Wilkinson & Hodge, London. Auto -
graphen und historische Dokumente (387 Nummern). Alte
Gemälde und. Aquarelle (128 Nummern). Münzen (296 Num -
mern). Aegyptische Altertümer, Sammlung Martin Ken narrt
(743 Nummern). Bücher und Manuskripte. Sammlungen Miß
S. T. Prideaux und William Harcourt Hooper
(307 Nummern).
An unsere P. T. Abonnenten!
Im Monate August, wo auf dem Kunstmarkte vollständige
Stille herrscht, wird die »Internationale Sammler-Zeitung«
ausnahmsweise nur einmal, aber in doppeltem Umfange
erscheinen. Die Doppelnummer 15 und 16 gelangt am
1. August zur Ausgabe.
Hochachtungsvoll
Die Redaktion
der
»Internationalen Sammler-Zeitung«.
Briefkasten.
Professor G„ Kassel. Bei der Hirsch-Auktion erzielten
Nr. 132 Mk. 1175, Nr. 1893 Mk. 680 und Nr. 2289 Mk. 705.
N. R. Der Artikel erschien in der Nummer vom 1. Juni
1909.
»Medici.« Eine große Anzahl solcher Medici-Drucke ist
zurzeit bei Beyer & Sohn ausgestellt. Nachgebildet sind
Originale aus den verschiedenen Malerschulen vom 15. bis
18. Jahrhundert, doch erweist sich die Reproduktionstechnik
nicht allen Vorbildern gleich gewachsen. Gelungen sind di'.e
älteren italienischen Bilder in ihrer kühlen, einfachen, klar -
flüssigen Farbengebung, dagegen versagt das Verfahren allen
Stücken gegenüber, in denen die Oelmalerei starke kolori -
stische Wirkungen entfaltet.