Internationale Sammler-Zeitung'. Seite 251 Nr. 15/16 Linken enthielt allerdings nur den Teil der Vignette, auf wel chem sich der Wertaufdruck, 25 Centimes, befindet, während in der Markenreihe rechts dieser Aufdruck fehlte. Auch diese Marken sind von der Postverwaltung für vollgültig angesehen worden, und Briefe m : t solchen Marken wurden selbst im internationalen Verkehr anstandslos befördert. Verschiedenes. (Die Jagdsammlung des Prinzen Georg Wilhelm von Cumberland.) Aus Gmunden wird der »N. Fr. Pr.« geschrieben: Der im Mai dieses Jahres ver unglückte älteste Sohn des Herzogpaares von Cumberland, Prinz Georg Wilhelm, Herzog zn Braunschwei g- Liineburg, hat dem Vernehmen nach seinen beweglichen Nachlaß seinem jüngsten Bruder Prinzen Ernst August, l.eutnant im bayerischen ersten schweren Reiter-Regiment, testamentarisch vermacht. Das Privatvermögen des verbliche nen Prinzen, der einem der reichsten deutschen Fürsten häuser angehörte, fällt, wie verlautet, an das Haus Braun- schweig-Lüneburg zurück und kommt später den Prinzen und Prinzessinnen des Hauses zu. Unter dern beweglichen Nachlaß des Prinzen Georg Wilhelm nimmt das größte Interesse seine Jagd Sammlung ein, die dadurch um so wertvoller er scheint, als der Prinz, der sehr eifrig dem Jagdsport ergeben war, jede der seltenen Jagdbeuten selbst erlegte. Seine Jagd- ttophäen bergen selten schöne Exemplare der exotischen Tierwelt, die Prinz Georg Wilhelm an den Ufern des Nils erbeutete. Die Jagdtrophäen wurden auf der Wiener Inter nationalen Jagdausstellung im Jahre 1910 zur Schau ge bracht und fanden die größte Bewunderung der Ausstellungs besucher. Der Prinz hat bekanntlich aus Gesundheitsrück sichten fünf Winter in Aegypten zugebracht, und zwar von 1904 bis 1909. Im Sudan begleitete ihn vielfach auf seinen Jagden der Generalgouverneur des Sudans, Rudolf Baron S 1 a t i n Pascha, der auch sein sommerliches Domizil in der Nähe des ihm befreundeten Prinzen, in Traunkirchen bei Gmunden, aufgeschlagen hat. Im sogenannten Prinzengebäude, einem später errichteten Anbau des Schlosses Cumberland. in dem die Söhne des Herzogs von Cumberland, Prinz Georg Wilhelm, Prinz Ernst August und Prinz Christian, ihre Jugendjahre verlebten und ihre Wohnappartements haben, und in dem auch die großartig angelegte Hofbibliothek des Herzogs untergebracht ist, hat sich Prinz Georg Wilhelm un mittelbar neben seinen Privatgemächern seine Jagdsammlung angelegt. Nur die schönsten Tiere sind aus den Jagdbeuten ausgewählt und für die Aufbewahrung präpariert worden. Wie ein Urwaldidyll nimmt sich der Raum aus, auf dessen dunklem Hintergrund die Jagdtrophäen angebracht sind. Zu den schönsten Exemplaren dürfte eine prächtige große Giraffe ge hören, über deren schlanken Hals der wuchtige Kopf eines Büffels thront. Büffelköpfe sind mehrere vorhanden. Pracht voll ist ein Steinbock und ein Nilpferd. Krokodile sind eine ganze Familie vorhanden, das größte davon hat eine Länge von vier Metern. Diese Tiere sind so vorzüglich präpariert, daß sic wie lebend ausschauen. Eine besondere Erinnerung erweckt der Skalp eines Löwen. Er ist von Willi, der lebend im Besitze des verewigten Prinzen und ein Geschenk des Generalgouverneurs Baron Slatin Pascha war. Willi war der Begleiter des Prinzen, so lange er jung und zahm war, und folgte seinem Herrn bei den Spaziergängen wie ein Hund. Als die Natur des Raubtieres hervortrat, schenkte ihn der Prinz dem Schönbrunner Tiergarten; er erwies sich als in unserem Klima nicht lebensfähig und mußte getötet werden. Prinz Georg Wilhelm nahm ihn in seine Sammlung auf, der Kopf zeigt, daß sein Wachstum nicht vollendet war. Die Sammlung ist durch die verschiedenen Vogelarten des Orients vervollkommnet. Es fehlt auch nicht eine Sammlung an Waffen, wie sie der Orientale zur Erlegung des Wildes benützt, ferner sind ganz eigenartige Musikinstrumente und der Jagdanzug eines Eingeborenen vorhanden. Die Privat gemächer des Prinzen bleiben so erhalten, wie er sie bei Lebzeiten bewohnt hat. In seinem Arbeitszimmer ist eine Drechslerbank, an der das letzte Arbeitsstück des Prinzen sich befindet. Bekanntlich hatte Prinz Georg Wilhelm nach deutscher Fürstenart ein Handwerk, und zwar die Drechslerei, erlernt, mit der er sich ab und zu beschäftigte. (Ein antiker Kinderbrief.) In der reichen Papyr.ussainmlung der Berliner kgl. Museen, neben dem Britischen Museum der ersten Sammlung dieser Art über haupt, liegt ein köstlicher Brief eines Sohnes an seinen Vater, der so lebensfrisch mitten in die Welt des Altertums versetzt, wie kaum irgend ein anderes Zeugnis der Antike. Der junge Apion hat ihn geschrieben, der Sprößling einer griechischen Familie, die in dem mittelägyptischen Dorfe Philadelphia an sässig war. Zu seiner Zeit, um die Mitte des zweiten Jahr hunderts nach Christus, war Aegypten eine Provinz des römischen Reiches, das auch die höheren Schichten der nichtrömischen Provinzialen zum Kriegsdienst heranzog, bei den Hilfstruppen wie bei der Flotte. So wird auch Apion ein gezogen und als Flottensoldat zu der wichtigsten Station der Kriegsmarine, Misenum am Golf von Neapel, kommandiert. Sogleich nach seiner Ankunft schreibt er an seinen Vater einen Brief, den Kustos Prof. Dr. W. Schubart in der »Internationalen Monatsschrift« veröffentlicht. »Apion an seinen Vater und Herrn Epimachos herzlichen Gruß. Vor allem wünsche ich dir Gesundheit und alles Glück bei vollem Wohlbefinden, samt meiner Schwester, ihrer Tochter und meinem Bruder. Ich danke dem Serapis, dem Herrn, daß er mich sogleich errettet hat, als ich auf dem Meere in Gefahr geriet. Als ich in Misenum ankam. empfing ich vom Kaiser ein Handgeld von drei Goldstücken, und es geht mir gut. Icii bitte dich, mein Herr Vater, schreib mir ein Briefchen, erstens über dein Wohlbefinden, zweitens über das meiner Schwester, drittens, damit ich deine Hand küssen möge, denn du hast mich gut erzogen, und daraufhin hoffe ich schneller vorwärts zu kommen, wenn die Götter wollen. Grüße vielmals den Kapiton, meine Geschwister, die Serenilla und meine Freunde. Ich hab’ dir mein Bildchen durch Euktemon ge schickt. Ucbrigens heiße ich Antonius Maximus (es ist der römische Name, den er beim Eintritt ins Heer erhielt. D. Rei.\ Ich wünsche dir Gesundheit. Schiff Athenonikc.« (Römische Antikenlüinde in Bayern.) In Keilmünz an der Iller wurden kürzlich, wie Prof. Jacobs in der Münchener Kunstwissenschaftlichen Gesellschaft mit teilte, römische Skulpturen ausgegraben. In zwei bis drei Meter Tiefe wurden in den. noch stehenden Grundmauern Marmorbruchsticke aus älterer Zeit gefunden. Unter ihnen be fanden sich eine Gewandstatue aus wahrscheinlich kleinasiati- schem Marmor, aus dem 2. Jahrhundert n. Chr-, eine weib liche sitzende Gewandstatue mit, einem Hündchen auf dein Schoß, der Unterkörper einer weiblichen stehenden Gewand statue, die das Beste der Funde darstellt, ferner das Fußstiick einer weiteren weiblichen. Gevv^ndstatue aus Muschelkalk mit weißem Earbüberzug, der wahrscheinlich früher bemalt war, ein Altar, ein großer Löwe mit einem Widderkopf in den Pranken, aus Kalkstein, und einige Säulenreste, die wahr scheinlich zu einem Tempel gehörten. Die Statuen gehören teilweise zu den Grabmälern. Ob die Marmorpla'stiken, von denen nur wenige bisher in Deutschland gefunden wurden, einheimischen oder fremdländischen Ursprungs sind, steht noch dahin. Es wäre, wie Prof. Jacobs meinte, nicht ausge schlossen, daß sie von gallischen Steinmetzen herrührten. (Der M a r k t r i c h t e r s t a b in Melk.) Im städti schen Museum zu Melk befindet sich in einer Vitrine an der Südseite des westlichen Eckzimmers ein interessantes äußeres Machtzeichen ehemaliger richterlicher Gewalt: der schöne Marktrichterstab, den der Abt des Stiftes Melk, Johannes VI. von S c h ö n b u r g, dem Markte Melk im Jahre 1551 verlieh. Es war dies gleichsam ein Abschieds geschenk, ein Andenken, das er der Gemeinde gab, als er nach leider nur kurzer Regierungszeit (1549 bis 1552) das Stift