Nr. 15/16
Internationale Sammler-Zeitung.
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eigens zu diesem Zwecke gebildet. Eine der ersten Aufgaben
des Komitees wird, wie schon gemeldet, die bevorstehende
Eröffnung des »Museums zur Erinnerung an das Jahr 1912« in
Moskau sein. Das Museum selber ist in den sogenannten
Arsenalgebäuden im Kreml untergebracht, und eine ganze
Flucht von Sälen wird alle möglichen Einzelheiten des Feld
zuges zu erzählen wissen. Da sieht man Säbel, Sattelpistolen,
Waffen aller Art, beschmutzt und zerhauen, Helme, Tschakos,
Koppeln, Epauletten, Knöpfe, Orden, Kürasse, aber auch Fern
gläser, Brieftaschen, Karten, Tassen, Teller, kurz alles, was
aus dem großen Feldzuge in unsere Zeit herübergerettet
worden ist, in scheinbar kunterbuntem, aber doch sorgfältig
geregelten Durcheinander mit Flinten und Kanonenkugeln.
Auch eine kleine Druckerpresse ist in einem der Säle zu
sehen; ehemals diente sie dazu, die Tagesbefehle Napoleons
und die Siegesnachrichten, die leider recht spärlich waren,
herzustellen. Ferner ist dort die vollständige Feldküche des
Kaisers aufgestellt. Sehr großes Interesse werden auch die
Bilder und Gemälde erwecken, denen ein nicht geringer Raum
gewährt worden ist. Da sieht man Gemälde Kaiser Alexanders,
der Kaiserin Elisabeth Alexandra, Napoleons im Krönungs
ornat und französischer sowohl wie russischer Marschälle und
Generäle. Auch große Schlachtenbilder, die meist aus der Hand
des berühmten Wereschtschagin, der im Russisch-japanischen
Feldzuge, wie bekannt, ums Leben kam, hervorgegangen sind,
enthält das Museum. Er war ein glühender Bewunderer
Napoleons, und so versteht es sich von selbst, daß seine
Bilder von packender Lebensfrische sind.
(Ein Wereschtschagin-Museu m.) Man schreibt
uns aus Petersburg: In der siidrussischen Hafenstadt
Nikolajew ist auf Betreiben des Fürsten N. A. Gedrojc
ein Wereschtschagin-Museum gegründet worden. Dadurch ist
der Wunsch der kürzlich verstorbenen Witwe des russischen
Schlachtenmalers erfüllt, welche die gesamte Einrichtung des
Ateliers ihres Mannes dem Museum geschenkt hatte. Die
Kunstakademie in Petersburg hat dem neuen Museum
25 Gemälde verschiedener russischer Meister gestiftet, wäh
rend zahlreiche Privatpersonen Skizzen, Zeichnungen und
Studien Weresehtschagins geschenkt haben. Das Museum hat
ferner von der kaiserlichen Porzellanfabrik eine Sammlung von
Figuren und Vasen erhalten.
Vom Kunstmarkt.
(Versteigerung des Nachlasses der
Könige Milan und Alexande r.) Am 20. d. M. gelangt
in dem von der Exkönigin Natalie von Serbien dem Land
kreise Rudnik geschenkten Schlosse Ta ko wo der gesamte
daselbst untergebrachte Nachlaß der Könige Milan und
Alexander sowie der Königin D r a g a, soweit er noch
nicht veräußert ist. zur Auktion. — Ein Teil des Nachlasses
des Königs Milan ist seinerzeit im »Dorotheum« in Wien
versteigert worden.
(Auktionen bei Lepke.) Die neue Saison des
Berliner Kunstmarktes beginnt, wie wir schon mitteilen
konnten, Mitte September bei Lepke mit der Auktion der
wissenschaftlichen Bibliothek des unvergeßlichen Prager
Sammlers Adalbert Freiherrn v. L'anna. An diese Versteige
rung schließen sich die der bekannten Danziger Kunstgewerbe
sammlung G i e I z d i n s k i und der hervorragenden modernen
Bilderkollektion Jerome Friedmann (Hamburg), ferner
kommen bei Lepke die Danziger Kunstgewerbesammlung
Louis B e r g h o 1 d, die hauptsächlich Pommersche und
Danziger Schränke sowie englische Möbel des 18. Jahr
hunderts umfaßt, die Porzellansammlung Dr. Witte (Ro
stock), die Sammlung des bekannten Berliner Antiquitäten
händlers M. Salomon, sowie die berühmten Hamburger
Miniaturensammlung Albert Jaffe an die Reihe,
(Die Auflösung der Sammlung C. R ö 11 g e n.>
Aus Bonn ward uns gemeldet: Mit Spannung sieht man in
der Sammlerwelt der Auflösung der bekannten Sammlung C.
Röttgen (Bonn) entgegen, die im Oktober von der Kölner
Kunstauktionsfirma Matth. Lempertz (P. Hanfstein) zur
Versteigerung gebracht wird. Diese Sammlung, deren Be
sitzer oft Fürstlichkeiten als Bewunderer seiner mit seltenem
Verständnis und Fleiß zusammengetragenen Schätze bei sich
zu Gaste sah (so zum Beispiel die Kaiserin F r i e d r i c h),
galt den Kunstgelehrten und Liebhabern, vor allem denjeni
gen, die sich mit der Plastik der Gotik und Renaissance be
schäftigten, höher als manches öffentliche Museum, kann sie
doch auf dem Gebiete der Holzplastik des Mittelalters als die
bedeutendste Sammlung Westdeutschlands bezeichnet wer
den. In besonders zahlreichen Studien ist da die nieder-
rheirj'sche Holzschnitzerei vertreten, vor allem die Schule
von Calcar von ihren Anfängen bis zu ihrer höchsten Blüte.
Nicht weniger als 600 Nummern umfaßt die Sammlung an
Figuren, Gruppen, Reliefs und Altären, viele mit den alten
Polychromierungen. Die Zahl der Schnitzmöbel übersteigt
hundert; rheinische Stollenschränke, Ueberbauschränke,
Kastenschränke, Truhen und Tische, darunter sehr seltene
Formen und Spielarten. Neben der Holzplastik, der seine
Hauptliebe galt, wandte Röttgen sein Interesse auch den übri
gen Künsten des Mittelalters zu, soweit sie irgend in den
Rahmen seiner als Museum eingerichteten Sammlung hinein-
paßten. So findet man eine Reihe frühgotischer Glasmalereien,
Oclgemälde und Altartafeln der rheinischen, vor allem der
kölnischen Malerschule, rheinische Steinzeuggefäße von Raeren
und vom Westerwald, hervorragende Werke der Schmiede
kunst, so ein überaus reiches eisernes Tor aus dem Kloster
Helsterbach. Das frühgotiche Email findet ein treffliches Bei
spiel in einem Kruzifix der Limousirrer Schule. Auch kirch
liche Gewänder, Kaselkreuze und Borten sind in bemerkens
werten Exemplaren vorhanden.
(Die Sammlung J. Boscowitz, Wie n.) Bei
der in der Galerie H e 1 b i n g in München abgehaltenen
Auktion der Sammlung J. Boscowitz (Wien) wurden
außer den in Nr. 14 angeführten Preisen noch folgende erzielt:
E rn a i 1 und Plastik. Nr. 373 Christus wird seiner
Kleider beraubt, Kupferemail, Limoges Mk. 255; Nr. 374 Dor
nenkrönung Chiisti lind Nr. 375 Verspottung Christi, Kupfer
email, Limoges Mk. 520; Nr. 376 Geißelung Christi, Kupfer-
emaii, Limoges Mk 155; Nr. 377 Christi Tod am Kreuz, Kupfer
email, Limoges Mk. 150; Nr. 378 Grablegung Christi, Kupfer
email, Limoges Mk. 120, Nr. 379 Maria Magdalena, Kupfer-
email, Limoges Mk. 71; Nr. 380 Schale Kupferemail, Limoges
Mk. 280; Nr. 381 Deckel einer Schale. Kupferemail, Limoges
Mk. 450; Nr. 382 Schüssel, 16. Jahrhundert, Mk. 51; Nr. 383
Tauie Christi im Jordan, Silberrelief, Mk. 175; Nr. 386 Der
Siindeniall, Elfenbein, um 1700, Mk. 135; Nr. 387, Heil. Fa
milie mit dem heii. Johannes, Hochrelief, Elfenbein, 18. Jahr
hundert, Mk. 85; Nr. 388 St. Georg zu Pferd, den Drachen
tötend, Elfenbeinrelief, 18. Jahrhundert, Mk. 165.
Kirchliche Kunst. Nr. 394 Gotisches Ziborium,
Anfang des 16. Jahrhunderts, Mk. 135; Nr. 395 Monstranz..
2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, mit Beschauzeichen von Vene
dig, Mk. 520; Nr. 397 Monstranz, Messing, gotisierende Ar
beit, Mk. 105.
M e t a 11 a r b e i t e n. Nr. 426 Zwei große Kandelaber,
Bronze vergoldet, Rokokogeschmack, Mk. 240; Nr. 427 Leuch
ter von aparter Form Mk. 230; Nr. 428 Zwei Barockleuchter
Mk. 100: Nr. 430 Zwei Paar Louis XVI.-Leuchter Mk. 200;
Nr. 437 Girandolen, mit Marke Mk. 105; Nr. 444 Messing
schüssel (sog. Aderlaßschüssel), 16. Jahrhundert, Mk. 56;
Nr. 455 Zylindrisches Gefäß (ungcdeckelte Büchse), Bronze ver
goldet, Mk. 115; Nr. 471 Ein Konvolut von Schlüsseln, 17. und
18. Jahrhundert, Mk. 150.
Möbel. Nr. 494 Empirevitrine Mk. 200; Nr. 495 Eck
schrank Mk. IGO; Nr. 498 Louis XVI.-Schreibtisch Mk. 160;