Seite 280 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 18 aus u... Metall — darunter die überaus kostbare Maria -Mi' Monstranz mit zirka 4000 Edelsteinen — vervoll ständigen die Ausstellung. Einen lehrreichen kleinen Kursus der religiösen Kunst in Oesterreich gibt auch die Ausstellung, die die Direktion der kaiserlichen Gemäldegalerie im Kunst historischen Holmuseum arrangiert hat. Vom 18. Jahrhundert führt die Darbietung bis zu unseren Romantikern. Der Wechsel in der Anschauung und Auffassung wird einleuchtend klar. Der Kremser Schmidt und Führich sind die Gipfel der beiden Richtungen. Dazwischen liegt F ii g c r. Vom Kremser Schmidt ist der prachtvolle heilige Mar- tinus dominierend. Hier ist viel Tiepolo und doch Eigen art, Eigenwille auch. Neu ist für viele eine reich bewegte Oel- skizze von H. F. Maulpertsch, »Der heilige Nepomuk zum Tode geführt«. Daniel Gran, Altomonte, Paul Troger durften nicht fehlen, Neben den berühmten taucht auch ein wenig bekannter Name, Tobias -P o c k, auf. Ein tüchtiger Meister, der zu Anfang des 17. Jahrhunderts lebte und nach 1675 starb. Heinrich Fügers »Predigt Johannes des Täufers« ist nach SOjährigem Schlummer im Depot neu entrollt und aufgespannt ^52 worden. Das Bild wurde über kaiserliche Bestellung 1804 iiir die Hofkapelle gemalt, wohin cs jedoch nicht, oder höchstens bloß für kurze Zeit gelangt zu sein scheint. Es ist eine süßlich- empfindsame Arbeit, für die wir heute wohl historischen Respekt, aber keinerlei Begeisterung auizubringen vermögen. Neben Führichs Hauptwerken aus der Galerie entzücken eine Reihe seiner Handzeichnungen durch den edlen Rhythmus ihrer Linienführung, durch die zarte Bestimmtheit der durch- gefiihlten Umrisse. Kupelwieser ist dagegen viel flauer und schwächer, obschon immer noch achtenswert. Johann E r, d e r, S t e i n 1 e, Scheffer v, Leonhardshof zeigen ihr Können, ihren Ernst und ihre Empfindung. Ihnen verwandt, obschon poetisch verweltlicht, ist S c h w i n d s treudeutsche große Kunst. Sein großer Karton zu Haydns »Schöpfung« ist eine bedeutende edle Arbeit, selbst eine »Schöpfung«, ganz im Geiste Haydns, und sie prägt sich dem aufmerksamen Be trachter tief ein. Es sind auch die schönen Skizzen zu den Glasfenster zu sehen, die .Teile (181 4bis 1893) im Aufträge des Kaisers Franz Josef für die Marien-Kapelle in Konstanz entwarf. Eine weitere Ausstellung ist die in der Hofbibliothek, die in folgendem eingehend besprochen wird. <0® Die Ausstellung in der Wiener Hofbibliothek. Die Wiener Hofbibliothek hat eine Ausstellung ver anstaltet, die etwa 150 Handschriften, 150 Drucke und 10 Stiche in 92 Vitrinen umfaßt und eine vorzügliche Uebersicht über die kirchlichen und ’kirchenrechtlichen Skripten bietet, die zum Besitzstand der kaiserlichen Bibliothek gehören. Beim Eintritt in die Ausstellung gelangt man zunächst in das »Langhaus«, das der Liturgie gewidmet ist. Links fällt zunächst in Vitrine 7 ein Fronleichnamszug vor König Matthias Corvinus von Ungarn und seiner Gemahlin Beatrix von Aragonieti ins Auge. Im Gegensatz zu diesem farbenprächtigen Bild sieht man in Vitrine 8 den goldenen Psalter Karls des Großen und das Sakramentar (Meß gebete des Priesters am Altäre) Gregors des Großen. Die übrigen Meßbücher, Pontifikate und Psalter aus dem 9. bis 15. Jahrhundert, darunter die Wiener Bearbeitung von Notkers (St. Gallen) Psalmenübersetzung seien nur ge streift, ebenso das Graduale für Rudolf III. und Elisabeth sowie die Liturgik von Duranti für Alb recht III. und seine Gemahlin Beatrix von Hohenzollern, Zierden wienerischer Kunst des 14. Jahrhunderts. Bei der Säuäe überschreiten wir die Grenze der rein liturgischen Abteilung und kommen zu der Gruppe, die bis zum Rundbau reicht und, in weiterem Sinne liturgisch, das Konzil von Trient darstellt. Die Bilder an den Wänden zeigen Papst Paul III. (Stich von Veneziano), den Berufer, Papst Pius IV. (Beatrizet), den Fortsetzer und Beender des Konzils, in der Mitte beider den Vollender der Reformen. Papst Sixtus V. (Scavezzi), den früheren Hirtenknaben. Die Vitrinen füllt des Wiener Bischofs Nausea unermüdlich ver söhnende Tätigkeit, während die Namen Leipzig und Worms auf die vorbereitenden Religionsgespräche in Deutschland, Bologna auf die Verlegung des Konzils von Trient und Poissy auf die Nebenströmung in Frankreich weisen. Konzilsväter (H o s i u s), Gesandte katholischer Mächte (Frankreich und Bayern) und sachverständige Theo logen (T o r r e s) kommen zu Worte. Die erste Ausgabe der Verhandlungen in deutscher Sprache zeugt von dem lebhaften Interesse für dogmatische Fragen. Einen hervorragenden Platz nehmen die eigenhändig geschriebenen Briefe des heiligen Karl Borromäus ein, der die rechte Hand Papst Pius IV. war. Im Kuppelbau liegen die ältesten Drucke, aus den Jahren 1450 bis 1500, liturgische und katechetische, vermengt. Neben der Abhandlung über die Eucharistie des Regensburger Bischofs Albertus Magnus gibt es Armenbibeln, das heißt, Bibeln für Ungelehrte, holzgeschnittene Darstellungen aus dem Neuen Testament mit Vorbildern des Alten. Der erklärende Text ist mit den Bildern aus einer Tafel geschnitten und ge druckt, daher der Name Tafel- oder Blockdruck. Sie sind den gleichzeitigen handschriftlichen Armenbibeln im Text fast voll kommen gleich, an Feinheit der Zeichnungen aber weit über legen. Den Platz am Fenster behauptet die Gutenberg- Bibel, 1450 bis 1452 in Mainz entstanden, der erste Druck überhaupt, der Stolz deutschen Gewerbes. Daneben der Psalter von F u s t und S c h ö f f e r, ein noch heute unerreichtes Meisterstück. An den Wänden sind die Bilder der deutschen Kaiser aus dem Hause Habsburg, von Maximilian I. bis Karl VI. und Maria Theresia zu sehen. Mit dem oberen »Langhaus« beginnt bis zur Säule die katechetische Abteilung im engeren Sinne. »Katechis men« gab es erst seit Luther, aber außer den Armenbibelu dienten dem katechetischen Zwecke auch andere Bilderbibeln, wie die in Vitrine 30 aufliegende französische, mit historischen und allegorischen Darstellungen nebeneinander, ferner enzyklo pädische (Matfre von Ermengau aus der Provence) und geographische Schriften (Monteville). Die Weltchronik Rudolfs von E rn s und seines Nachfolgers Heinrich von München war die Quelle, aus der das deutsche Volk durch Jahrhunderte theologische Belehrung schöpfte. Bald setzen auch theatralische Aufführungen ein. Eine Wiener Handschrift, die einzige, die es gibt, hat ein deutsches Osterspiel vom Niederrhein erhalten. Die im weiteren Sinne katechetische Gruppe bilden Bibeln und Evangelienbücher. Eine mit Purpur getränkte Pergament handschrift des fünften Jahrhunderts enthält Proben des griechischen Urtextes des Neuen Testaments, und eine zweite aus dem 6. Jahrhundert die lateinische Ueber- setzung (Vulgata) des heiligen Hieronymus. Beide sind in der