Seite 290 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 19 kommen, ist von Uebel und ist kulturwidrig, barbarisch und v irkt zersetzend und zerstörend, nicht aufbauend. Es genügt vollkommen, wenn man für Museumszwecke gute Kopien herstellt mit Hilfe eben des hochentwickelten Fälscherkunsthandwerkes. Das gilt ebenso von Möbeln und aller Art Hausgerät, wie Goldschmiedearbeiten und selbst Trachten (Heimatliche Trachtenmuseen — eine wichtige Aufgabe für sich). Nebenbei bemerkt, gilt cs auch für naturwissen schaftliche Museen, den hier geltend gemachten Gesichts punkt zu verwerten, so zwar, daß man in Geologie, Geo graphie, Botanik, Zoologie vom Heimatsorte ausgeht und zunächst eine Sammlung der heimatlichen Pflanzen, Tiere, Steine u.-s. w. zusammenbringt. Hat doch die Päda gogik endlich diesen Grundsatz, in konzentrischen Kreisen vom engsten Heimatsorte aus weiter zu schreiten, sich zu eigen gemacht. Kurz, das Heimatsprinzip, das von der modernen Biologie und Vererbungstheoric gestützt wird, isl es, das unser gesamtes Museumswesen umgestalten muß, wie es unsere Pädagogik umzugestalten im Begriff ist. Auf allen Gebieten gibt cs zuvörderst Heimatskunde zu treiben, zu den heimischen Quellen zurückzugehen und von da aus organisch den Weg in den breiten Strom der Volkskunde zu verfolgen, nicht aber, wie früher, gleich von Anfang an das ganze Ausland zu umfangen und für Internationalität von Kunst und Wissenschaft zu schwärmen. Die Kunst ist vor allem einmal national und die Aufgabe der Wissenschaft ist es, vor allem den histo rischen und entwicklungsgeschichtlichen Voraussetzungen des heimatlichen Lebens nachzuspüren. Die Geschichte selbst sollte diesen sozusagen geozentrischen Standpunkt sich zu eigen machen, aber es ist eine alte Sache, daß wir auf den Schulen die fremdländische Geschichte besser kennen lernen, als die Heimatsgeschichte, und mit der Geschichte als Wissenschaft ist es nicht viel anders. Das war die Zeit, als wir in den botanischen Gärten ebenso wie in den zoologischen Gärten am Fremdländischen uns ergötzten, für das Exotische auf allen Gebieten in Leben, Kunst und. Wissenschaft uns begeisterten und die Perlen des Vaterlandes und der Heimat vergeudeten — die Zeit, als wir alles, was international war, anbeteten und kosmo politischen Träumereien nachgingen, als wir versuchten, den deutschen Kulturbaum an den Blättern und Aesten mit den Wurzeln nach oben in die Erde zu bringen. Fasse die Welt an einem Zipfel und du hast sie ganz. Dieser Zipfel kann immer nur die Heimat sein. So weit sind wir heute, das einzusehen. Es wächst alles aus Zellen, Ei und Keimen, aus Mutterleib und Mutterboden. Diesen Mutterboden der Heimat und des Vater landes gilt cs zu suchen, zu lieben, zu ergründen, zu um fassen. Heimatspolitik und Heimatskunst. Heimatskunde und Heimleben. Heimatsmuseen, nicht internationale Museen, sind es, die wir vor allem brauchen, Heimatsmuseen auch als Frei- luftmuseeri, wie Skansen bei Stockholm, und als eine Art lebenden Heimatsmuseums sogar die Naturschutz parke, an die wir jetzt denken. □?□ müsii Zwei unbekannte Gemälde von Hans Baidung Grien. Von Paul Bergner (Prag).*) In der reichhaltigen und interessanten Gemälde sammlung des Bohuslav Grafen Kolowrat-Kra- kowsky-Liebstein-sky, die im Schlosse zu P e i c h e n a u a. d. K. in Böhmen untergebracht ist, fand ich zwei Gemälde von Hans Baidung Gr Len. Wie Baidungs Gemälde in Kassel stellt das eine der Reichenauer Bilder, die Monogramm, Datierung und Auf schriften des Meisters tragen, den Ringkampf des Her kules mit Antäus dar, ist aber in der Komposition und Auffassung abweichend vom Kasseler Bilde. Auf unserem Bilde steht vorne der nackte, bärtige Herkules und hält den ebenfalls nackten, vor Entkräftung zusammengesun kenen Antäus über dem Erdboden. Auf der rechten Schul ter des Herkules das flatternde Löwenfell. Malerisch interessant sind hier die Kontraste der beiden nackten Körper. Herkules mit beinahe weißlichem Fleischton, aber auffallend rotgelben. Schatten, die namentlich an den spielenden Muskeln die Anstrengung im Kampfe charak terisieren, während Antäus’ gleichmäßig gelblicher Kör per uns den überwundenen, abgematteten Kämpfer zeigt. Ein Versuch, durch koloristische Mittel den Vorgang zu charakterisieren, der auch sonst bei dem Meister be obachtet werden kann. Pechts bilden die in gleichmäßi gem Braun gehaltenen Felsen eine Höhle, vor welcher unter Steinen Löwenfelle liegen. Vor den Kämpfern auf *) Wir entnehmen den interessanten Aufsatz dem eben erschienenen »Jahrbuch des kunsthistorischen Institutes der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege«. Herausgegeben von Professor Max Dvorak, Wien. In Kommission bei Anton Schroll & Co. der dunkelgrünen Grasfläche liegt die Keule. Links Archi tektur, auf einem Pilastcrkapitäl die Inschrift ElERCVLi In der Mitte Durchblick auf bewaldete Berge. Leichte, weißliche Wolken ziehen gegen den nach oben blauen Himmel. Links unten auf einer Steinfläche die Datierung: »1530.« Das zweite Gemälde stellt den .Opfertod des Gurtius dar. Der Held ist gerade im Begriffe, sich in voller Rüstung mit dem Pferde in den rauchenden Erdschlund zu stürzen. Sein braunes Pferd mit weißer Mähne und hellgcblichem Schweife ist im Sprunge. Der Held sitzt auf einem Löwenfeil und zieht mit der Linken den Zügel zurück, während die Rechte das kurze Schwert wie zum Angriffe schwingt. Er trägt einen blauen Helm, gelblich- braunen Brustpanzer, über die Lenden ist ein dunkel braunes Tuch gelegt und von den Schultern herab flattert sein dunkelrot-violetter Mantel und richtet seinen Blick gegen den links unten gähnenden Erdschlund, aus wel chem das Feuer und die verpestenden Dämpfe auf steigen. Pechts unter dem Felsen stehen einige Männer und Frauen und blicken mit traurigen Mienen zu den sich Opfernden emper. Hinter dieser Gruppe kommt auf einem Schimmel geritten ein alter, weißbärtiger Vornehmer mit Hermelinkragcn, dunkelrotem Gewände mit blauen Aermeln, um der Szene beizuwohnen. In der Ferne links ein Steingebäude, dessen Fenster und Mauern mit Frauen und Männern besetzt sind, die den Sturz des Ritters mit ansahen. Im Hintergrund zieht sich durch hohes, blaues Gebirge ein Tal. Der lichtblaue Himmel wird durch die