Seite 296 Internationale S a m m 1 e r - Z e i t u n g. Nr. 19 Bildwerk erst am fertigen Bau ausgeführt wurde und deshalb auf den drüberliegenden Stein überging, da das Relief oben unvollständig erscheint. Nach den beiden Schlüsseln in der linken Hand der Figur ist Petrus oder ein Papst dargestellt —- nach der thronenden Wieder gabe und der Kopfbedeckung zu urteilen, wahrscheinlich ein Papst. Anzunehmen ist, daß die letztere Kegelform, also die Gestalt der päpstlichen Mitra des 12. Jahr hunderts mit dem ihr eigentümlichen Kronrcif einen von der Mitte senkrecht aufsteigenden Streifen besaß. Die Bildwerk stammt vielleicht aus der Werkstatt eines pro vinzialen Künstlers. Während Augen und Ohren nur all gemein wiedergegeben sind, ist die untere Gesichtspartie scharf modelliert und offenbart in der Form des Kinns und den von der Nase herablaufenden starken Furchen das Bestreben, die typischen Züge des römischen Ober hirten wiederzugeben. Die Bemalung, ein fleischfarbiges Rosa und Braunrot an den Körperteilen und der Kleidung, ist außerordentlich grob; Kinn und Backen deckt noch ein schwärzliches Grau, wohl um einen Bart anzudeuten, Fig. 7. Paul Bril, Landschaft. Kleidung läßt sich nur unsicher bestimmen. Die Dalrna- [ tika, das weitärrnelige Untergewand, ist wohl zu er kennen, schwerer, ob sie mit dem deutlich markierten Unterkleid oder der faltigen Gewandung des Unter körpers zusammenhängt; dieses könnte auch einen Um hang bedeuten, dessen Enden zipfelartig über die Schultern hängen, und in dem man vielleicht das Mantum erkennen könnte, einen offen getragenen Ueberwurf, der als Abzeichen päpstlicher Würde galt. Die Rechte der Figur hält wahrscheinlich das Pallium, das infolge seiner oberen Beschädigung wie ein Spruchband aussieht; doch könnte nach dem aufgerollten unteren Ende auch ein Schriftblatt dargestellt sein. Für die Zeitbestimmung der Figur, deren Persönlichkeit kaum festzustellen sein dürfte, kann nur die stilistische Beurteilung Anhaltspunkte geben. Antike Grabstelen haben wohl als Vorbild für den oberflächlich ausgeführten profilierten Rahmen und das Giebelfeld gedient, während die figürliche Darstellung nach Anordnung und Formengebung kaum einen Einfluß griechischer Kunst auf weist, vielmehr trägt diese Papst- darstcllung einen allgemein mittelalterlichen Charakter und zeigt nur eine in Stein umgesetzte primitive Zeich nung. Der Thron scheint in der I.uft zu schweben, die Füße der Figur reichen tiefer herab — eine Wiedergabe, die der damaligen zeichnerischen Perspektive entspricht. Die auswärts gestellten Füße, die steife Haltung des rechten Armes sowie die ganze Faltengebung erinnern an Kinderzeichnungen und zeigen, welche Schwierig keiten es dem Steinmetz bereitete, alle diese Motive, bei denen das Problem der Verkürzung in der naiver, Zeichnung umgangen war, in Stein umzusetzen! Das was sich aus einer späteren falschen Auffassung des Dargestellten als Petrus erklärt. Einige dekorative Skulpturen schließen die Neuerwerbungen romanischen Stils. Ein aus Kalkstein gearbeiteter, länglich vierseitiger Trog bildete mit seinen vorderen, abgeschrägten Ecken, unteren abgeschrägten Kanten und der schmucklosen Rückseite wohl ehemals ein kämpferartiges architektonisches Zicrgiied an einem Bau oder einer Kanzel. Die freiliegenden drei Seiten sind mit zwei in der Hauptseite zusammentreffenden und mit je einer Hälfte auf die Schmalseiten umgreifenden streng symmetrischen Ranken von je vier Bogenöffnungen ver ziert. die durch fläch ausgebreitete Akanthusblätter aus gefüllt sind. Ihre Bildung zeigt die größte Aehnlichkeit mit den Akanthusränken, denen wir im Gebiet der Abruzzen an verschiedenen Ambonen vom Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts begegnen. Mög licherweise ist mit einer Herkunft des Stückes aus Apulien zu rechnen, da es zusammen mit dem nach folgenden erworben wurde. Wie die später in die Akanthusblätter hineingebrochenen Löcher beweisen, scheint der Trog schließlich einem neuen Zwecke, viel leicht als Waschkübel, gedient zu haben. — Als Geschenk aus derselben Hand erwarb das Museum ferner eine kleine Tiergruppe aus Kalkstein, die der apulischen Plastik des 12./13. Jahrhunderts angehört. Nach der | starken Nachdunklung der Vorderseite mit den Köpfen [ bis zum unteren Rande der Basis und der helleren Rück- | seite der Figuren läßt sich vermuten, daß die Gruppe einst unter einem schützenden Gesims gestanden hat und I vielleicht die Bekrönung eines Wandpilasters bildete.