Internationale
$amm(er2eifunß
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
4. Jahrgang. Wien, 1. Oktober 1912. Nr. 19.
Heimatsmuseen.
Von Dr. Heinrich
Im Jahre 1905 veröffentlichte der Hamburger Licht-
w a r k in der Zeitschrift »Museumskunde« einen kurzen
Artikel, »Das Nächstliegende« betitelt, in dem er Klage
darüber führte, daß in den deutschen Kunststädten keine
Galerien vorhanden wären, in denen man die Entwicklung
der Malerei der betreffenden Stadt in den letzten hundert
Jahren einigermaßen gründlich studieren könne. Und Ver -
fasser ist selbst bereits in der Schrift »Die Kunst im Lichie
der Kunst« (1892) dafür eingetreten, daß die Museen vor
allem die heimatliche Kunst sammeln und darstellen
sollten derart, daß man Dürer in Nürnberg, Botti -
celli in Florenz, Tizian in Venedig, Rembrandt m
Amsterdam, Turner in London studiert. Der Vorschlag
wurde damals wenig beachtet. Heute sind wir so weit,
eben dieses Prinzip als richtig für das gesamte Museums -
wesen anzusehen. Heimatsmuseen! Wir haben sogar
schon einige Anfänge und Versuche solcher Heimats -
museen aufzuweisen, wie das Märkische Museum in
Berlin. Ein Berliner Schriftsteller machte kürzlich auf
die Lücken und auf die Verbesserungsbedürftigkeit dieses
Museums aufmerksam und wollte zum Zwecke der Mög -
lichkeit eines gründlicheren Studiums der Heimats -
geschichte ciri photographisches Archivmuscum für die
Kunstgeschichte Berlins gegründet wissen. In ähnlicher
Richtung liegen die Dorfmuseen, die man hie und da ge -
gründet hat, und für die das Sohnreysche Land eifrig ein-
getreten ist.
Im allgemeinen freilich ist uns das Verständnis für
die organische Auffassung der Kunst und Kultur, für ihre
Bodenständigkeit und sozusagen Wurzelhaftigkeit noch
nicht in genügendem Maße aufgegangen, derart, daß wir,
wenn wir eine Kunst verstehen wollen, ihre heimatlichen
Wurzeln bloßlcgcn müssen. Eher haben wir es in der
Literatur getan, ln der bildenden Kunst schwärmten wir
viel zu sehr für Internationalismus und Kosniopolitik und
hielten die Betonung der lokalgeschichtlichen Bedingungen
für engherzig. Es könnte aber wohl eine Zeit kommen,
zu der die organische Auffassung der Kunst weit genug
gediehen sein wird, daß wir daran gehen können, die
Museumsbestände, soweit sie auf fremdem Boden Ge -
wachsenes beherbergen, auszutauschen, derart, daß man
den ganzen Dürer in einem Nürnberger Dürer-Museum,
den ganzen Turner in einem Londoner Turner-Museum
(ein solches ist in der Tat kürzlich im Anschluß an die
Tate-Galerie in London eröffnet worden) finden und
studieren kann.
Pudor (Leipzig).
Man denke sich nach diesem Prinzip die oberitalieni -
schen Städte und Museen reorganisiert. Daß man die
ganze Brescianer Kunst in Brescia findet, den ganzen
Filippo Lippi, Perugino und Raphael in Florenz. Es
könnte dann denjenigen Galerien, die die Originale aus-
tauschen müssen, jeweils eine gute Kopie gegeben wer -
den. Lind so weit die Idee heute noch undurchführbar ist,
könnten umgekehrt die Heimatsmuseen sich gute Kopien
aller der Werke, die sie nicht in den Originalen erhalten
können, herstellen lassen. Und dieser Gedanke zum min -
desten ist heute spruchreif. Jede Stadt sollte ein Heimats -
museum anlegen, das die Geschichte der heimatlichen
Kunst lückenlos mit Hilfe guter Kopien darstellt, und so
weit die betreffende Stadt einen »ganz Großen« hat, wie
Menzel in Berlin, T h o m a in Frankfurt, K 1 i n g e r in
Leipzig, sollte sie ein eigenes Museum für eben diesen
Künstler einrichten. Ansätze hiezu finden sich übrigens
schon in einzelnen Städten, wie das Wuertz-Museutn in
Brüssel, das Schadow-Museum in Berlin, und auch aut
anderen Gebieten der Kunst, Literatur und Musik, wie
beim Körner-Museum in Dresden, beim Richard Wagner-
Museum in Eisenach, beim Goethe-Museum in Weimar.
Diese Heimatsmuseen brauchen aber bei der Kunst
nicht halt zu machen, sie sind in gleichem Maße für das
Kunstgewerbe zu fordern. Wenn wir heute ein städtisches
Kunstgewerbemuseum betreten, begrüßen uns gewöhn -
lich an erster Stelle chinesische Bronzen und buddhistische
Tempelnachbildungen, Derlei gehört besser in ein Völker -
museum. Ein Kunstgcwerbemusum sollte in erster Linie
die Entwicklung des Kunsthandwerkes des Heimatsortes
zur Darstellung bringen. Welche Unsummen haben nicht
die Museen auf den Weltausstellungen, besonders ln
Paris, Chicago und St. Louis, in die Erwerbung von Ar -
beiten ausländischen Kunstgewerbes gesteckt, und noch
dazu von Dingen, die, wie Einsichtige unter ihnen zuge -
stehen, heute reif fürs Lager sind. W'ärc cs nicht ver -
nünftiger gewesen, diese Gelder für den Erwerb heimi -
scher Kunstaltertümer zu verwenden? Hier ist auch der
Punkt, von dem aus die bildenden Fälscherkünste für
die echte Kunst dienstbar gemacht werden können, der -
art, daß von in Privatbesitz oder in auswärtigem Besitz
befindlichen Kunstgegenständen Kopien, Nachbildungen,
»Imitationen« angefertigt werden. Die heute grassierende
»Wut«, die Dörfer und alten Stätten zum Beispiel der
'Biedermeierkunst auszuspüren und auszurauben und
»echte Antiken« für den Handel oder fürs Museum zu be-
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kommen, ist von Uebel und ist kulturwidrig, barbarisch
und v irkt zersetzend und zerstörend, nicht aufbauend.
Es genügt vollkommen, wenn man für Museumszwecke
gute Kopien herstellt mit Hilfe eben des hochentwickelten
Fälscherkunsthandwerkes. Das gilt ebenso von Möbeln
und aller Art Hausgerät, wie Goldschmiedearbeiten und
selbst Trachten (Heimatliche Trachtenmuseen — eine
wichtige Aufgabe für sich).
Nebenbei bemerkt, gilt cs auch für naturwissen -
schaftliche Museen, den hier geltend gemachten Gesichts -
punkt zu verwerten, so zwar, daß man in Geologie, Geo -
graphie, Botanik, Zoologie vom Heimatsorte ausgeht und
zunächst eine Sammlung der heimatlichen Pflanzen,
Tiere, Steine u.-s. w. zusammenbringt. Hat doch die Päda -
gogik endlich diesen Grundsatz, in konzentrischen Kreisen
vom engsten Heimatsorte aus weiter zu schreiten, sich
zu eigen gemacht. Kurz, das Heimatsprinzip, das von der
modernen Biologie und Vererbungstheoric gestützt wird,
isl es, das unser gesamtes Museumswesen umgestalten
muß, wie es unsere Pädagogik umzugestalten im Begriff
ist. Auf allen Gebieten gibt cs zuvörderst Heimatskunde
zu treiben, zu den heimischen Quellen zurückzugehen und
von da aus organisch den Weg in den breiten Strom der
Volkskunde zu verfolgen, nicht aber, wie früher, gleich
von Anfang an das ganze Ausland zu umfangen und für
Internationalität von Kunst und Wissenschaft zu
schwärmen. Die Kunst ist vor allem einmal national und
die Aufgabe der Wissenschaft ist es, vor allem den histo -
rischen und entwicklungsgeschichtlichen Voraussetzungen
des heimatlichen Lebens nachzuspüren. Die Geschichte
selbst sollte diesen sozusagen geozentrischen Standpunkt
sich zu eigen machen, aber es ist eine alte Sache, daß wir
auf den Schulen die fremdländische Geschichte besser
kennen lernen, als die Heimatsgeschichte, und mit der
Geschichte als Wissenschaft ist es nicht viel anders. Das
war die Zeit, als wir in den botanischen Gärten ebenso
wie in den zoologischen Gärten am Fremdländischen uns
ergötzten, für das Exotische auf allen Gebieten in Leben,
Kunst und. Wissenschaft uns begeisterten und die Perlen
des Vaterlandes und der Heimat vergeudeten — die Zeit,
als wir alles, was international war, anbeteten und kosmo -
politischen Träumereien nachgingen, als wir versuchten,
den deutschen Kulturbaum an den Blättern und Aesten
mit den Wurzeln nach oben in die Erde zu bringen.
Fasse die Welt an einem Zipfel und du hast sie ganz.
Dieser Zipfel kann immer nur die Heimat sein. So weit
sind wir heute, das einzusehen. Es wächst alles aus
Zellen, Ei und Keimen, aus Mutterleib und Mutterboden.
Diesen Mutterboden der Heimat und des Vater -
landes gilt cs zu suchen, zu lieben, zu ergründen, zu um -
fassen. Heimatspolitik und Heimatskunst. Heimatskunde
und Heimleben.
Heimatsmuseen, nicht internationale Museen, sind es,
die wir vor allem brauchen, Heimatsmuseen auch als Frei-
luftmuseeri, wie Skansen bei Stockholm, und als eine
Art lebenden Heimatsmuseums sogar die Naturschutz -
parke, an die wir jetzt denken.
□?□ müsii
Zwei unbekannte Gemälde von Hans Baidung Grien.
Von Paul Bergner (Prag).*)
In der reichhaltigen und interessanten Gemälde -
sammlung des Bohuslav Grafen Kolowrat-Kra-
kowsky-Liebstein-sky, die im Schlosse zu
P e i c h e n a u a. d. K. in Böhmen untergebracht ist, fand
ich zwei Gemälde von Hans Baidung Gr Len.
Wie Baidungs Gemälde in Kassel stellt das eine der
Reichenauer Bilder, die Monogramm, Datierung und Auf -
schriften des Meisters tragen, den Ringkampf des Her -
kules mit Antäus dar, ist aber in der Komposition und
Auffassung abweichend vom Kasseler Bilde. Auf unserem
Bilde steht vorne der nackte, bärtige Herkules und hält
den ebenfalls nackten, vor Entkräftung zusammengesun -
kenen Antäus über dem Erdboden. Auf der rechten Schul -
ter des Herkules das flatternde Löwenfell. Malerisch
interessant sind hier die Kontraste der beiden nackten
Körper. Herkules mit beinahe weißlichem Fleischton, aber
auffallend rotgelben. Schatten, die namentlich an den
spielenden Muskeln die Anstrengung im Kampfe charak -
terisieren, während Antäus’ gleichmäßig gelblicher Kör -
per uns den überwundenen, abgematteten Kämpfer zeigt.
Ein Versuch, durch koloristische Mittel den Vorgang
zu charakterisieren, der auch sonst bei dem Meister be -
obachtet werden kann. Pechts bilden die in gleichmäßi -
gem Braun gehaltenen Felsen eine Höhle, vor welcher
unter Steinen Löwenfelle liegen. Vor den Kämpfern auf
*) Wir entnehmen den interessanten Aufsatz dem eben
erschienenen »Jahrbuch des kunsthistorischen Institutes der
k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege«. Herausgegeben
von Professor Max Dvorak, Wien. In Kommission bei Anton
Schroll & Co.
der dunkelgrünen Grasfläche liegt die Keule. Links Archi -
tektur, auf einem Pilastcrkapitäl die Inschrift ElERCVLi
In der Mitte Durchblick auf bewaldete Berge. Leichte,
weißliche Wolken ziehen gegen den nach oben blauen
Himmel. Links unten auf einer Steinfläche die Datierung:
»1530.«
Das zweite Gemälde stellt den .Opfertod des Gurtius
dar. Der Held ist gerade im Begriffe, sich in voller
Rüstung mit dem Pferde in den rauchenden Erdschlund
zu stürzen. Sein braunes Pferd mit weißer Mähne und
hellgcblichem Schweife ist im Sprunge. Der Held sitzt
auf einem Löwenfeil und zieht mit der Linken den Zügel
zurück, während die Rechte das kurze Schwert wie zum
Angriffe schwingt. Er trägt einen blauen Helm, gelblich-
braunen Brustpanzer, über die Lenden ist ein dunkel -
braunes Tuch gelegt und von den Schultern herab flattert
sein dunkelrot-violetter Mantel und richtet seinen Blick
gegen den links unten gähnenden Erdschlund, aus wel -
chem das Feuer und die verpestenden Dämpfe auf -
steigen. Pechts unter dem Felsen stehen einige Männer
und Frauen und blicken mit traurigen Mienen zu den sich
Opfernden emper. Hinter dieser Gruppe kommt auf einem
Schimmel geritten ein alter, weißbärtiger Vornehmer
mit Hermelinkragcn, dunkelrotem Gewände mit blauen
Aermeln, um der Szene beizuwohnen. In der Ferne links
ein Steingebäude, dessen Fenster und Mauern mit Frauen
und Männern besetzt sind, die den Sturz des Ritters mit -
ansahen. Im Hintergrund zieht sich durch hohes, blaues
Gebirge ein Tal. Der lichtblaue Himmel wird durch die
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vom Abgrunde links aufsteigenden, sich wellenförmig
verbreitenden Dämpfe stellenweise verdeckt.
An der dunklen, senkrechten Fläche des Abgrundes
am Felsen befindet sich die Inschrift MARCVS CVRCIS,
das Monogramm des Künstlers und die Jahreszahl 1530.
Beide Bilder sind auf Lindenholz in Tempera gemalt,
das erstere 0985 Meter hoch, 0725 Meter breit, das
letztere 0-975 Meter hoch, 0‘69 Meter breit (etwas abge -
schnitten). Die Erhaltung ist, bis auf zwei Brettsprünge
bei dem zweiten FJilde, eine sehr gute.
Wie aus dem Evidenzkataloge der Gemäldegalerie
der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag (Ru-
dolfinum) zu entnehmen ist, waren beide Bilder in den
Jahren 1808 bis 1852 in dieser Sammlung ausgestellt (als
Eigentum des Grafen Kolowrat Liebsteinsky leihweise
der Galerie überlassen). Der Katalog vom Jahre 1835 be -
schreibt (Zimmer XV, Nr. 23 und Nr. 63) die Darstellung,
nennt Fians Baidung Grien als Urheber der Gemälde, er -
wähnt aber außer der Jahreszahl nichts von den Auf -
schriften und dem Monogramm des Meisters.
Im Evidenzkataloge findet sich unter Nr. 1133 und
1134 folgende, den Bilderwert dieser Zeit besonders
charakterisierende, amüsante Bemerkung: »Aus dem
Fonds der Gesellschaft mit dem Pendant erkauft für 35 fl.
und in der Licitation am 30ten Dec. 1807 zurückgestellt
an den Besitzer 1852.«
Die beiden Gemälde sind in der mir zugänglichen
Baldungs-Literatur bisher nicht aufgeführt. Auch der an -
gesehene Baldungs-Forscher Flofrat Direktor Dr. Gabor
j v. T erey in Budapest teilte mir auf meine Anfrage hin
freundlichst mit, daß ihm diese zwei Werke unseres
Meisters nicht bekannt seien. Ich glaube daher mit Recht
annehmen zu dürfen, daß meine Mitteilung eine will-
I kommenc Bereicherung unserer Kenntnis Baidungs
I liefert.
Die Sammlung Adolf Heß.
Von Dr. Georg UH (München).*)
Der verstorbene Flerr Adolf H e ß in Frankfurt a. M.
war ein Liebhaber der Kleinkunst. Es ist dies ein
Sammlertyp, der heutzutage seltener geworden ist. Die
allgemeine Geschmacksrichtung geht mehr auf das
Repräsentative und Dekorative und so bevorzugt man
schöne alte Schränke und Möbel, Gobelins, Holzfiguren,
alte Oelgemälde, Bronzen, eben alles, was einer Innen -
einrichtung und somit auch seinem Besitzer ein gewisses
Ansehen gibt. Dagegen gehörte Adolf Ließ zu jenen
Fig. 1. Ohmacht, Alabasterporträt.
Sammlern, wie man sic häufig auf alten niederländischen
Bildern oder auf Gemälden der nunmehr allmählich aus -
sterbenden älteren Münchener Schule so liebevoll dar -
gestellt findet. Einem gern gesehenen (fast zeigen sie
plötzlich, aus unscheinbaren Schränken und Kommoden,
*) Die Sammlung gelangt am 15. d. M. bei He lbittg in
München zur Versteigerung.
aus irgendwelchen Ecken hervorgcholt, die kleinen
Schätze vergangener Kunst, Dinge, die nicht mehr als
eine Hand füllen und deren letzte und zarteste Fein -
heiten erst mit der Lupe zu erkennen sind.
Diesen Gesamtcharakter hat auch des Verstorbenen
nachgelassene Sammlung, die nochmals dadurch eine
persönlichere Note bekommt, als ihr Besitzer vor allem
die Porträtkunst in den verschiedensten Materialien be -
vorzugte. Die ältesten und kostbarsten Stücke dieser
Fig. 2. Relief Al. Berthiers.
Porträtkleinkunst sind fünf Buchsmedaillen aus dem
16. Jahrhundert. Besonders das reichgewordene Bürger-
! tum Siiddcutschlands, das damals durch den Humanis -
mus Sinn für die Individualität und den Nachruhm be-
| kommen hatte, schätzte diese Art des Kleinporträts.
I Auch von unseren Stücken dürften wohl drei süddeutsche
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Kaufleutc darstellen. Bei allen ist staunenswert, wie der
Künstler sein Material beherrscht und wie er trotz der
Kleinheit eine vollständig individuelle Erscheinung dar-
zustellen weiß. In ähnlicher Art, doch aus Elfenbein ge -
schnitzt und dann farbig getönt, ist die Medaille eines
Kitters.
Die Kleinporträtkunst seit dem 17. Jahrhundert
repräsentiert sich in der Sammlung, abgesehen von dem
fast miniaturartigen Gemälde der Gräfin Philippina
Sabina von Hohenlohe auf Kupfer, überwiegend durch
Wachsbossierungen, einem künstlerischen Gebiet, das
uns Modernen beinahe vollständig unbekannt geworden
ist. Wohl durch die Kunst der Goldschmiede groß ge -
worden, ist diese Kunstgattung seit dem 16. Jahrhundert
selbständig geworden. Das älteste Stück der Sammlung,
ein Porträt Papst Pius V., wird R o s s i zugeschrieben.
Schon ganz barock in der Modellierung und Farben -
gebung ist Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz und ein
männliches Porträt. Einer etwas anderen Richtung der
Barocke gehört das feine Porträt des Erzbischofs von
Mainz Karl Heinrich von Metternich an, das mit seinem
weißen Wachs auf dunklem Grund den Gegensatz
big. 3. Bassianus und Cavineus.
zwischen Hell und Dunkel betont. Ueberhaupt scheint
im 18. Jahrhundert das weiße Wachs dominiert zu haben,
wie die Porträts von Dr. Joh. Christian Senkenberg aus
Frankfurt, eines Fürsten, des Herzogs Ernst und der
Herzogin Amalia von Weimar zeigen. Doch setzte schon
mit dem Louis-scize neben Rosawachs wieder das
farbige Wachs, meistens auf schwarzem Schiefer ein,
das in der Biedermeierzeit zur Alleinherrschaft gelangt.
Anfangs sind die Farben noch lichter, werden dann aber
in der hausbackenen und manchmal sehr naturalistischen
Biedermeierzeit immer kräftiger. Wie wenig gekannt und
erforscht gerade in dieser Zeit die Wachsbossierung ist,
sicht man am klarsten daran, daß man von den wenigsten
Künstlern die Lebensdaten kennt. So geht es mit Biickle
um 1782, F. C. Wimmer in Konstanz um 1789, Anton
Didich um 1795, Xav. Carriger um 1807, Benedikt Gäriger
um 1818, Karl E. Lode um 1819, L. Heybolt um 1820,
F. Brugger um 1830 bis 1847 und Sprecher um 1840 bis
1850. Die ungefähren Daten kennt man dagegen bei
J. Hinei, Wachsbildner in Mannheim um 1800 bis 1825,
Jos. Christen, Bildhauer, geb 1769 zu Buochs, Kanton
Unterwalden, seit 1701 in Basel, und Friedrich Brechter,
Schüler von Hinei, Wachs- und Tonbildner in Mann -
heim, 1800 bis 1890, der bezeichnenderweise nebenbei
Konditor war.
Von anderen Porträts seien noch das aus Alabaster
von Ohmacht (Fig. 1) und das Alabasterrelief Al. Ber-
thiers, Herzogs von Neuenburg (Fig. 2) genannt. Von
einem gewissen N. Schrödl sind drei Elfenbeinmedaillons
von Baron M. C. Rothschild und zweier Töchter.
Zwei ganz bedeutende Arbeiten, die dem rück -
sichtslosesten Naturalismus huldigen, sind die zwei
Terrakottabüsten des Hieronymus Lukanus und des
Max. Retius, wohl zweier italienischer Professoren, die
dem 16. Jahrhundert angehören. Ihre Naturwahrheit
wird durch die prachtvolle Polychromierung künst -
lerisch parallelisicrt. Derselben Zeit entstammt auch eine
Chfistusbüste, die ähnliche Qualitäten zeigt.
Auch unter den anderen Kunstgattungen, die die
Sammlung umfaßt, sind hervorragende Stücke enthalten.
Das Porzellan verschiedener deutscher Manufakturen ist
meistens figürlicher Art, darunter einige interessante
Porträtmedaillons. Besonders dürfen genannt werden
die zierlichen, frühen Höchster Gruppen: Schmiede und
Schweineschlachten sowie die Schustergruppe, dann ein
seltenes Kasseler Figürchen: ein Hirtenknabe, das Lim-
bacher Figurenpaar: Sommer und die vier idyllischen
Züricher Gruppen. Das beste unter den Arbeiten in Metall
sind neben anderen Plaketten ein schönes, altvergoldetes
Exemplar von Peter F1 ö t n e r s »Memento mori« und
eine getriebene, seltene Renaissancearbeit: eine Taber -
nakeltür mit dem Kalvarienberg aus Geisingen.
Außer den schon erwähnten Buchsschnitzereien sind
aus Buchsholz noch eine Serie entzückend feiner Messer -
griffe des 17. Jahrhunderts, verschiedene Buchsreliefs
und Figuren und aus asiatischer Kokosnuß geschnitzte
Nadelbüchsen erwähnenswert. Eine gute Arbeit des
ausgehenden 16. Jahrhunderts ist die Solnhofer Platte
mit der Kreuzigung Christi, die trotz des feinkörnigen
Materiales ehemals gefaßt war, wie die Spuren noch
zeigen.
Die wenigen alten Gemälde weisen auch ein sehr
farbenprächtiges altniederländisches Stück auf: Be -
weinung Christi, um 1510, das noch unter dem nach -
haltigen Einfluß Rogier von der Weydens steht und nach
verschiedener Richtung hin ein eingehenderes Studium
verdient.
Die Sammlung A. Heß, wie sie jetzt in ihrer ge -
wählten Zusammensetzung und der gediegenen Qualität
ihrer Stücke vor uns liegt, wird w r ohl ohne Zweifel das
rege Interesse ernsthafter Sammler guter Kunstgegen -
stände erwecken.
Von den Medaillen bringen wir in Fig. 3 ein interessantes
Stück. Der Avers zeigt die Profilbrustbilder zweier bärtiger
Männer nach rechts; die Umschrift lautet: ALEXAND. BAS-
SIANVS. E. [OHAN. CAVINEVS-PATAVINI. Der Revers zeigt
die Göttin in ganzer Gestalt aufrechtstehend, in der Linken ein
Füllhorn mit Früchten, zu Füßen ein Schweinshaupt. Um -
schrift: LEGIFERAE CERER1.
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Alte Meister.
Wie ein kleiner Ausschnitt aus der älteren Kunstge- J Beijeren,, Bril, van Dyck, Qerbrand van Eeckhout, J.
schichte mutet der Katalog der Gemäldeauktion an, mit | David de Heem, Nicolaes Maes, der Meister vom Tode
Fig. 4. Meister vom Tode der Maria.
der das Kunstauktionshaus Rudolf Lepkc in Berlin den j Maria, Pieter Neefs, Ostade, Barend van Orley, Palame-
Reigen seiner Bilderauktionen am 1. d. M. eröffnet. Die i desz, Ruisdael, Jan Steen, Teniers d. J. u. a.; von
Sammlung umfaßt nur 177 Nummern, doch sind da die j Deutschen M. Grunewald, von Spaniern und Italienern
besten Namen vertreten, von Niederländern Berchem, ! Coello Juanes, Ribera, Salvatore Rosa, Paolo Veronese
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etc. Die französische Schule weist ebenfalls einige gute
Porträts auf, so ein weibliches Bildnis von Clouet und
eine ganze Reihe von Kostiimstücken des 18. Jahr -
hunderts.
Durch das freundliche Entgegenkommen der Firma
Lepke sind wir in der angenehmen Lage, einige Werke
im Bilde vorzuführen.
Die im Vordergründe sitzende Madonna, die dem
Jesukindc die Brust reicht (Fig. 4), rührt vorn Meister
vom Tode der Maria her, dessen Inkognito die
neueste Kunstforschung gelüftet zu haben vermeint. Man
glaubt nämlich, daß er mit Joos van Cleve identisch
Den letzten Meister der Renaissance erkennt man
in Fig. 6. Cephalus, der seine üeliebte Procris irrtümlich
getötet hat, beugt sich voller Trauer über die am Boden
Liegende. Das Bild hat Paolo Veronese angeblich für
Kaiser Rudolf gemalt, der es dem Könige von
Spanien zum Geschenke machte. Zuletzt befand es sich
in der Kollektion des Charles Scale Haynes.
Die Landschaft mit dem Reiterscharmützel im
Vordergründe (Fig. 7) ist ein Werk des Niederländers
Paul B r i 1, von dem Vatikan, Lateran, die Kirchen Santa
Cecilia und Santa Maria Maggiore in Rom Landschaften
in Fresko besitzen. Seine Bilder bezeichnen einen großen
Fis. 5. Jan Steen, Zwillinge.
sei, also ein Niederländer, während er in älteren Kunst -
geschichten als ein Maler der Kölner Schule angeführt
erscheint. Das Bild ist, wie an unserer Abbildung ersicht -
lich, auf einer oben ausgeschweifter, Holzplatte gemalt.
Bei Fig. 5 weisen Stoff und Art der Ausführung auf
Jean Steen hin, der, wie man weiß, eine besondere
Vorliebe für Szenen aus dem Familienleben hatte. Das
Bild ist »Zwillinge« betitelt und zeigt in einer Wochen -
stube Frauen und Kinder. Rechts in der Ecke sieht man
die Mutter, links den Vater, dem die Ankömmlinge über -
reicht werden. Man kann nicht gerade behaupten, daß
sich in dem Antlitze des Mannes Glückseligkeit spiegelt,
er scheint vielmehr über den zu reichen Familienscgen
etwas bestürzt zu sein.
Fortschritt in der Landschaftsmalerei, da er mehr als
frühere Maler auf eine einheitliche Beleuchtung hin -
strebte. Seine anfangs etwas trockene Behandlung wurde
unter dem Einflüsse der Italiener, besonders aber des
Ann. Carracci, breiter, doch behielt er das kältere,
bläulich-grünliche Kolorit und die fleißige Durchführung
seiner Landsleute bei.
Der holländischen Schule des 17. Jahrhunderts ge -
hört Fig. 8 an. Es ist ein Seestück von Jan P o r c e 11 i s
(1597—1632). Bewegte See, von bemannten Booten be -
lebt, rechts ein Bollwerk, worauf sich Personen be -
finden. Am Firmament düsteres Gewölk.
Seestücke von Porcellis finden sich in Berlin,
München und Budapest.
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Neuerwerbungen der Berliner Königlichen Museen.
Unter den Neuerwerbungen der Berliner königlichen
Museen, die in dem soeben zur Ausgabe gelangten
August-Heft bekannt gegeben werden, sind einige recht
bemerkenswerte Stücke. So wurde für das Kaiser
Friedrich-Museum ein kleines Marmorkap i-
tell, dessen Entstehungszeit im 10. Jahrhundert liegen
dürfte, erworben; mit seiner kämpferähnlichen, vier -
kantig abgeschlossenen Grundform scheint es, ebenso
wie ein früher erworbenes Stück des Museums einer i
weit verbreiteten Spielart der longobardischen Kunst an- j
zugehören. Das Kapitell zeigt altchristlich-byzantinischen J
Typus, während die beiden Voluten wülste der Schmalseiten,
die auf den Breitseiten ihre kleinen Schnecken tragen, rein
byzantinisch ist; die Schnürung der Polster auf ihren
große fächerartige Schwänze, durch eine gerade Feder
oder ein Schilfblatt getrennt, entfalten. Ein gestielter,
von je zwei Kleeblättern an gekrümmten Stengeln um -
gebener Pinienzapfen füllt den unteren Zwickel des die
Enten einschließenden Kreisrahmens Dieselben Motive
weisen auch zwei weitere Sorrentiner Platten auf. Allen
Platten gemein ist neben dem Kreisrahmen das viermal
wiederkehrende Füllmotiv der Ecken — ein gestielter
Pinienzapfen zwischen zwei symmetrischen Akanthus-
halbblättern —, das ebenso wie der Perlstab des Kreis -
rahmens ausgesprochen byzantinischen Charakter auf -
weist. So könnte man die besseren Sorrentiner Platten
wohl überhaupt als Werke der makedonischen Renais -
sance ansprechen — wenn wir nicht noch ältere Vor-
Fig. 6. Paolo Veronese, Cephalus und Procris.
zylindrischen Flächen läuft in ein rein ornamentales Netz
ovaler Maschen aus. Die äußeren der in der Mitte und
an den Kanten herabführenden Stege bilden auf den
Breitseiten den erhöhten Randabschluß der Relieffelder,
die je eine Taube mit stilisierter Traube im Schnabel
zeigen. Obgleich auch dieses Motiv altchristlich zu sein
scheint, ist die Form des Vogelkörpers roh barbarisch.
Technisch bemerkenswert ist die Wiedergabe des Ge -
fieders an Hals und Rumpf durch dreieckige Kerben.
Aus einem anderen Kunstkreis stammt eine ungefähr
gleichaltcrige Z i e r p 1 a 11 c aus weißem Marmor, an -
geblich aus Salerno herrührend. Ein fast genaues Gegen -
stück aus Sorrent befindet sich im Museo Barracco in
Rom. Auf beiden Stücken ■— auf dem römischen noch
deutlicher erkennbar — wird das Hauptdekor der Konipo -
sition durch zwei symmetrisch gepaarte Enten gebildet;
die Schwanzenden sind verwachsen, die zurückge -
bogenen Füße bilden zwischen den zusammenstoßenden
Fitigelspitzen eine rechteckige Oese, über der sich zw r ei
bilder hinter diesen byzantinischen Reliefs zu erkennen
vermöchten; denn die symmetrisch gepaarten Tier -
figuren in dem umschließenden Kreisrahmen weisen auf
die typische Musterbildung sassanidischer Seidengewebe
hin. Die Enten, welche die sassanidische Kunst mit Vor -
liebe darstelite, tragen eigenartige Schlingen um den
Hals, wohl Nachbildungen der breiten Bänder, mit denen
rnan die Tiere der königlichen Gärten schmückte.
Während auf dem Sorrentiner Relief der ornamentale
Zusammenhang zwischen den Federschwänzen und
Vogelbeinen klar hervortritt, fehlt er auf der neu er -
worbenen Platte, die mit ihrer flüchtigen Ausführung
mehr den Eindruck eines nachgeahmten byzantinischen
Bildwerkes macht.
Mindestens 200 Jahre später entstanden, aber einer
viel primitiveren Kunst angehörend, ist eine weitere Er -
werbung des Museums, ein angeblich aus A q u i 1 ea aus -
geführtes Kalksteinrelief von ungefähr zwei
Doppelzentnern Gewicht! Wahrscheinlich ist, daß das
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Bildwerk erst am fertigen Bau ausgeführt wurde und
deshalb auf den drüberliegenden Stein überging, da das
Relief oben unvollständig erscheint. Nach den beiden
Schlüsseln in der linken Hand der Figur ist Petrus oder
ein Papst dargestellt —- nach der thronenden Wieder -
gabe und der Kopfbedeckung zu urteilen, wahrscheinlich
ein Papst. Anzunehmen ist, daß die letztere Kegelform,
also die Gestalt der päpstlichen Mitra des 12. Jahr -
hunderts mit dem ihr eigentümlichen Kronrcif einen von
der Mitte senkrecht aufsteigenden Streifen besaß. Die
Bildwerk stammt vielleicht aus der Werkstatt eines pro -
vinzialen Künstlers. Während Augen und Ohren nur all -
gemein wiedergegeben sind, ist die untere Gesichtspartie
scharf modelliert und offenbart in der Form des Kinns
und den von der Nase herablaufenden starken Furchen
das Bestreben, die typischen Züge des römischen Ober -
hirten wiederzugeben. Die Bemalung, ein fleischfarbiges
Rosa und Braunrot an den Körperteilen und der Kleidung,
ist außerordentlich grob; Kinn und Backen deckt noch
ein schwärzliches Grau, wohl um einen Bart anzudeuten,
Fig. 7. Paul Bril, Landschaft.
Kleidung läßt sich nur unsicher bestimmen. Die Dalrna- [
tika, das weitärrnelige Untergewand, ist wohl zu er -
kennen, schwerer, ob sie mit dem deutlich markierten
Unterkleid oder der faltigen Gewandung des Unter -
körpers zusammenhängt; dieses könnte auch einen Um -
hang bedeuten, dessen Enden zipfelartig über die
Schultern hängen, und in dem man vielleicht das Mantum
erkennen könnte, einen offen getragenen Ueberwurf, der
als Abzeichen päpstlicher Würde galt. Die Rechte der
Figur hält wahrscheinlich das Pallium, das infolge seiner
oberen Beschädigung wie ein Spruchband aussieht; doch
könnte nach dem aufgerollten unteren Ende auch ein
Schriftblatt dargestellt sein. Für die Zeitbestimmung der
Figur, deren Persönlichkeit kaum festzustellen sein
dürfte, kann nur die stilistische Beurteilung Anhaltspunkte
geben. Antike Grabstelen haben wohl als Vorbild für den
oberflächlich ausgeführten profilierten Rahmen und das
Giebelfeld gedient, während die figürliche Darstellung
nach Anordnung und Formengebung kaum einen Einfluß
griechischer Kunst auf weist, vielmehr trägt diese Papst-
darstcllung einen allgemein mittelalterlichen Charakter
und zeigt nur eine in Stein umgesetzte primitive Zeich -
nung. Der Thron scheint in der I.uft zu schweben, die
Füße der Figur reichen tiefer herab — eine Wiedergabe,
die der damaligen zeichnerischen Perspektive entspricht.
Die auswärts gestellten Füße, die steife Haltung des
rechten Armes sowie die ganze Faltengebung erinnern
an Kinderzeichnungen und zeigen, welche Schwierig -
keiten es dem Steinmetz bereitete, alle diese Motive,
bei denen das Problem der Verkürzung in der naiver,
Zeichnung umgangen war, in Stein umzusetzen! Das
was sich aus einer späteren falschen Auffassung des
Dargestellten als Petrus erklärt.
Einige dekorative Skulpturen schließen die
Neuerwerbungen romanischen Stils. Ein aus Kalkstein
gearbeiteter, länglich vierseitiger Trog bildete mit seinen
vorderen, abgeschrägten Ecken, unteren abgeschrägten
Kanten und der schmucklosen Rückseite wohl ehemals
ein kämpferartiges architektonisches Zicrgiied an einem
Bau oder einer Kanzel. Die freiliegenden drei Seiten sind
mit zwei in der Hauptseite zusammentreffenden und mit
je einer Hälfte auf die Schmalseiten umgreifenden streng
symmetrischen Ranken von je vier Bogenöffnungen ver -
ziert. die durch fläch ausgebreitete Akanthusblätter aus -
gefüllt sind. Ihre Bildung zeigt die größte Aehnlichkeit
mit den Akanthusränken, denen wir im Gebiet der
Abruzzen an verschiedenen Ambonen vom Ende des
12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts begegnen. Mög -
licherweise ist mit einer Herkunft des Stückes aus
Apulien zu rechnen, da es zusammen mit dem nach -
folgenden erworben wurde. Wie die später in die
Akanthusblätter hineingebrochenen Löcher beweisen,
scheint der Trog schließlich einem neuen Zwecke, viel -
leicht als Waschkübel, gedient zu haben. — Als Geschenk
aus derselben Hand erwarb das Museum ferner eine
kleine Tiergruppe aus Kalkstein, die der apulischen
Plastik des 12./13. Jahrhunderts angehört. Nach der
| starken Nachdunklung der Vorderseite mit den Köpfen
[ bis zum unteren Rande der Basis und der helleren Rück-
| seite der Figuren läßt sich vermuten, daß die Gruppe
einst unter einem schützenden Gesims gestanden hat und
I vielleicht die Bekrönung eines Wandpilasters bildete.
Nr. 19
Internationale S a m m 1 e r - Z e i t u n g.
Seite 297
Die zähnefletschenden Löwen sitzen mit gekrümmtem
Rücken dicht nebeneinander, die Hinterpranken liegen
zwischen den vorderen; die Mähne des linken ist ge -
strählt, die des rechten geringelt. Die geschwungene
Außenkontur der Gestalten mutet fast frügotisch an, doch,
zeigen die stilisierten schnauzbärtigen Köpfe noch rein
romanischen Charakter. Immerhin kann das Stück noch
dem Anfang des 13. Jahrhunderts angehören.
Der Zeit der entwickelten Gotik verdankt das
Kaiser Friedrich-Museum zwei weitere Denkmäler, von
denen eins aus der römischen Cosrnatenschule hervor -
gegangen ist. Die Marmorarbeit zeigt in liegender Stel -
lung die Gottesmutter mit dem Kind in ungefähr halber
Lebensgröße. Die Figur ist vollständig rundplastisch ge -
bildet, auf der Rückseite jedoch nur grob ausgeführt.
Hieraus und aus der sorgsamen Ausarbeitung der
Schmalseiten ist zu entnehmen, daß die Gruppe
wohl an eine Wand angerückt gestanden hat, aber
nicht zu dicht von einer Nische umgeben war.
Sie hat vielleicht eine Art Freigruppe gebildet,
und wir haben in den beiden Figuren das Haupt -
stück vor uns. Die Kompostion ist vielleicht durch die
Anbetung der Könige zu vervollständigen, hält doch das
Kind ein edelsteingeschmücktes, kostbares Gefäß in den
Händen und ist, ebenso wie die Mutter, dem Beschauer
voll zugewandt. Beweisend für diese Annahme scheint
die unlängst durch Venturi erfolgte Auffindung der
Ueberreste des Presepe, das Arnolfo di Cambio für die
Reliquienkapelle von St. Maria ad Praesepe geschaffen
hat, zu sein. Zu den fehlenden Figuren gehören hier die
Gottesmutter und das Kind, während Josef, die Köpfe
antiker Formensprache erhalten. Die unorganische Um-
wcndung des Oberkörpers bei der Berliner Gruppe wirkt,
durch die Gewandung wenig verhüllt, härter, den etwas
zu kurz geratenen Armen und dem ieerbiiekenden Antlitz
fehlt die feine Belebung. Die Gewandung zeigt die
Trockenheit des Cosmatenstils mit seinen geraden
Faltenziigen und spitzen Brüchen. Die regelmäßige
Fältelung des Bettes mit dem quastengeschmückten
Kopfkissen ist der gotischen Grabplastik entnommen.
Bemerkt sei noch, daß die Nasenspitze Marias und der
Kopf des Kindes ergänzt sind, letzterer jedoch an -
scheinend schon im 17. oder 18. Jahrhundert.
Ein leider mangelhaft erhaltenes figuriertes Doppel -
kapitell aus weißem Marmor bildet die letze Neu -
erwerbung des Museums. Der Wert des Werkes lieg!
mehr auf ikonographischem als auf stilistischem Gebiet.
Die Darstellungen der nach oben etwas ausladenden
Flächen schildern die letzten Ereignisse des Marien -
lebens. Die eine Schmalseite gibt in gotischem Bildtypus
die Todesverkündigung durch den. Engel wieder, der mit
dem Palmzweig in das Gemach zu der betenden Maria
geflogen kommt. Die zweite Schmalseite zeigt den Ab -
schied der Apostel von der Gottesmutter in ähnlicher
byzantinischer Auffassung wie ein Predellenstück Duc-
cios. Die am Sterbebett versammelten Apostel umarmen
und begrüßen sich, Johannes reicht der liegenden Maria
den Palmzweig. Die eigentliche Sterbeszene auf der
linken Breitseite ist ziemlich genau nach dem byzan -
tinischen ikonographischen Schema der »Koimesis« kom -
poniert. Christus mit der kleinen Gestalt der Seligen im
Arm steht, umgeben von den Aposteln, hinter dem Lager
Fig. 8. Porcellis, Seestiick.
von Ochs und Esel und die drei Könige erhalten sind, und
zwar kniet der älteste tatsächlich mit gefalteten Händen;
wir haben uns ihn nach der Gruppe des Kaiser Friedrich-
Museums vor dem Kopfende des Bettes zu denken. Bei
stilvergleichender Betrachtung wird klar, daß die neuer -
worbenen Figuren jedoch nur das Werk eines Nachahmers
teind. Vergleicht man sie mit den beiden Marien Arnolfos
von der alten Florentiner Domfassade, erkennt man klar
deren höheren und lebensvolleren Reiz, den sie durch
frischere Naturauffassung und durch stärkeren Einschlag
der Maria, zu der Johannes sich niederbeugt, während
die übrigen Apostel sich ihrem Schmerze überlassen. Die
andere Breitseite geht wieder zu rein gotischer Ikono -
graphie zurück. Christus drückt Maria die Krone auf das
Haupt, oben schweben zwei Engel anscheinend mit
einem Kreuz. Alle Figuren zeigen den Stil der reifen
Gotik des 14. Jahrhunderts. Nach den ikonographischen
und stilistischen Tatsachen dürfte man für die Herkunft
des Kapitells mit seinen byzantinischen und sienesischen
Beziehungen auf Neapel schließen.
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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 19
Frankfurter Auktionen.
Die Sammlung Johannes Noll, umfassend gotische Bild-
... L-;ke in Holz und Stein und Gemälde und Zeichnungen alter
Meister, wird am 7. und 8. d. M. in F r a n k f u r t a. M. im Saale
der Duncan-Schule, Catharinenpforte 6, durch die Kunsthandlung
F. A. C. V r e s t e 1 (Inhaber A. Voigtländer-Tetzner) ver -
steigert werden.
Den Mittelpunkt der Sammlung bilden die gotischen Bild -
werke in Holz und Stein. Die Sammlung enthält sehr interessante ;
tierte und signierte van Ooyens und ein voll bezeichneter
Salomon Ruysdael hervorzuheben.
Die Sammlung enthält außerdem Zeichnungen von hervor -
ragender Qualität. Rembrandt ist mit einer prachtvollen
spaten Zeichnung vertreten, unter den Rubens sehen Blättern
befindet sich eine schwungvolle Zeichnung zur Krönung Mariä
im Louvre; T e n i e r s ist mit einer Zeichnung zum Alchimisten
in Dresden hervorragend vertreten. Im einzelnen wird der mit
Fig. 9. Deveria, Leon Noel.
und charakteristische Arbeiten des frühen und späten 14. Jahr -
hunderts. Von ganz hervorragender Qualität sind die nieder -
rheinischen und niederländischen Skulpturen. In der glänzenden
Reihe der schwäbischen Stücke befindet sich eine außerordent -
lich schöne, prachtvoll erhaltene Gruppe vom Meister des Blau-
beurener Hochaltars, unter den fränkischen Arbeiten eine groß-
attige Magdalena, die Veit Stoß sehr nahe steht. Ein heiliger
König, der die engste Beziehung zum Stile des Michael Pacher
aufweist, vertritt neben anderen Arbeiten in hervorragender
Weise den Tiroler Kunstkreis. Von den interessanten primi -
tiven Bildern der Sammlung ist der kleine Dirk Bouts seit
der Brügger Ausstellung im Jahre 1902 bekannt. Aus der Reine
der niederländischen Bilder des 17. Jahrhunderts sind zwei da-
Abbildungen außergewöhnlich gut ausgestattete Katalog Auf -
schluß geben.
Im Anschluß an die Sammlung Noll wird eine wertvolle
Sammlung von graphischen Werken moderner
Meister versteigert. Es kommen hier zum erstenmal Aquarelle
und eine Zeichnung von Fritz B o c h i e auf eine Auktion. Mit
prachtvollen Originalzeichnungen und Aquarellen sind außer -
dem M uirhead B o n e, Konstantin Guys, Adolf Menzel,
Stuck und Hans T h o in a vertreten. Außerordentlich seltene
Radierungen von Max K 1 i n g e r und Stauffer-Bern wer -
den die Aufmerksamkeit der großen Sammler auf sich ziehen.
Von beiden Meistern kommen Blätter vor, die bisher noch nie
auf dem Kunstmarkte ausgeboten wurden.
Nr. 19
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 299
Von älteren Meistern der modernen Kunst seien Dela -
croix, Deveria, Oavarni, Goya, Manet, Meryon und Anders Zorn
genannt, von denen allen der Katalog kostbare und seltene
Fig. 10. Gavarni, Aus »Le Carnaval«.
Blätter verzeichnet. So finden wir von Achille Deveria das
interessante Porträt Leon-Noels in einem prachtvollen Air -
druck mit breitem Rand (Fig. 9).
Sehr selten ist das reizvolle Blatt aus dem Zyklus »Le
Carnaval« von Paul Gavarni (Fig. 10). Eine junge hübsche
Frau im Reiterkostüm wird von ihrem alten eifersüchtigen Ehe-
Fig. 11. Anders Zorn, Devant le Poele.
manne auf dem Maskenball, den sie heimlich besucht, erwischt.
— In einem prachtvollen frühen Abdruck von unberührter
Frische und Klarheit präsentiert sich auch Anders Zorns »De -
vant le Poele«, weiblicher Akt vor einem Ofen (Fig. 11).
^
kppvp?
Chronik.
Bibliophilie*
(Eine deutsche Bücherei.) In Leipzig ist sin
monumentales Werk im Entstehen. Vom Börseverein der deut -
schen Buchhändler wird ein im größten Stil gehaltenes Archiv
des deutschen Schrifttums und des deutschen Buchhandels in
Verbindung mit einer Bibliothek unter dem Titel »Deutsche
Bücherei« errichtet, eine riesenhafte Sammelstelle der gesamten
Literatur Deutschlands und der deutschen Literatur des Aus -
landes. Es fehlt ja nicht an Bibliotheken größten Stils in allen
deutschen Geistes- und Kulturzentren, aber alle diese Sammel -
stellen sind entweder Spezialbibliotheken, wenn auch von er -
schöpfendem Umfange, oder zwar sehr reichhaltige, aber keines -
wegs Anspruch auf Vollständigkeit erhebende Generalbiblio -
theken. Leipzig, das Zentrum des deutschen Buchhandels, der
an führender Stelle in der ganzen Welt steht, ist der einzig ge -
eignete Platz, an dem unter Mitwirkung der Interessenten wie
des Staates die Vorbedingungen gegeben sind, um eine deutsche
Bibliothek, ein Gesamtarchiv des deutschen Geisteslebens ent -
stehen zu lassen. Denn in Leipzig strömt alles zusammen, was
irgendwie auf literarischem Gebiete Bedeutung hat. Die größten
Vei lagsanstalten haben ihren Sitz oder ihre Vertretungen in
Leipzig. Und die sächsische Regierung hat das richtige Ver -
ständnis für die Bestrebung des Börsevereines deutscher Buch -
händler gezeigt. Drei Millionen Mark hat sie für die Errichtung
eines würdigen Gebäudes für die »Deutsche Bücherei« ge -
zeichnet, 85.000 Mark will die sächsische Regierung, 150.000
Mark die Stadt Leipzig alljährlich zu den Erhaltungskosten des
Archives beitragen. Fürwahr, ein großer Zug dokumeniert sich
in diesen Beschlüssen, ein neuer Beweis dafür, daß das Volk
der Dichter und Denker auch realen Bedürfnissen zu ent -
sprechen versteht. Die »Deutsche Bücherei« wird ein getreues
Bild der geistigen Entwicklung des deutschen Volkes bieten,
und es ist ein stolzes Denkmal, welches sich die deutsche Nation
hier setzt.
(Die Bibliothek Edwin Borraanns.) Durch das
Antiquariat von Oskar Weigel iti Leipzig wird am 22. d. M.
die wertvolle Bibliothek des vor einigen Monaten verstorbenen
Schriftstellers Edwin Bor mann zur Versteigerung kommen.
Sie hat nicht den Charakter einer modernen Bibliophilensafnm-
lung, sondern ist eine Spezialbibliothek, die den Interessen ihres
Besitzers entsprechend viele Humoristika und eine selten voll -
ständige Sammlung aller die Shakespeare-Baeon-Frage be -
treffenden Schriften enthält.
Philatelie.
(Neue bosnische Marke n.) Am 4. d. M. gelangen
neue, mit dem Bildnisse des Kaisers Franz Josef ausge -
stattete Marken der k. u. k. Militärpost in Bosnien und der Her-
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Nr. 19
internationale Sammler-Zeitung.
zegowina in nachstehenden Werten zur Ausgabe, und zwar zu
1. j, „ ", 6, JO, 12, 20, 25, 30, 35, 40, 50, 60 und 72 Hellern,
ferner zu 1, 2, 3 und 5 Kronen. Die Hellerwerte haben das
i’. niat 26:28, die Kronenwerte 30:28. Die Wertbezeichnung
dieser Marken erscheint beiderseits in den unteren Ecken an -
gegeben. und zwar bei den Helbrwerten bloß in arabischen
Ziffern, bei den Kronenwerten ist der Wertziffer ein »K« bei -
gesetzt. Die Marken der bisherigen Emission (Ausgabe 1906)
behalten ihre Fraiikieningsgiltigkeit sonderbarerweise nur bis
einschließlich 3. Dezember d. J. Eine solche kurze Geltungs -
dauer ist sonst in den westlichen Staaten nicht üblich und wird
Sammlern zu denk°n geben.
nationalen Sammler-Zeitung« der Ansicht Ausdruck gegeben,
daß Viktor Tilgner das Blatt gekannt habe und von ihm bei
Schaffung seines Wiener Mozart-Denkmales beeinflußt worden
sei. Nun sendet der Archivar der Gesellschaft der Musik -
freunde in Wien, Prof. Dr. Eusebius Mandyczewski, dem
»Neuen Wiener Tagblatt«, das einen Hinweis auf Eders Auf -
satz brachte, eine Zuschrift, welche die Annahme unseres ge -
schätzten Mitarbeiters vollkommen bestätigt. Herr Dr. Mandy -
czewski schreibt: »Die Vermutung des Kurators Herrn Robert
Eder ist sehr fein. Tilgner hat das Mozart-Blatt im Museum
der k. k. Gesellschaft der Musikfreunde kennen
gelernt, und ich erinnere mich noch sehr genau, mit ihm dar-
Fig. 12. Ridinger, Mönch, mit Folianten beschäftigt.
(Eine englische S p e z i a I s a m in 1 u n g unter
dem Hamme r.) Im »Dorotheum« in W i e n, das im Vor -
jahre schon zwei große Briefmarkenauktionen mit Erfolg durch -
geführt hat, gelangte am 25. v. M. eine Spezialsammlung von
englischen Briefmarken und Marken aller englischen Kolonien,
zumeist in ungebrauchten Exemplaren, cn bloc zur Versteige -
rung. Der Ausrufspreis betrug 3650 Kronen, Ersteher war ein
Wiener Hofrat, der fiir die Sammlung 5950 Kronen zahlte.
Verschiedenes.
(M ozarts Verherrlichung.) Wie unsere Leser
sich erinnern werden, hat Herr Robert Eder (Mödling) bei
Besprechung des iti seinem Besitze befindlichen interessanten
Mozartblattes »Mozarts Verherrlichung« in Nr. 17 der »Inter-
übtr gesprochen zu haben. Mit rührender Gewissenhaftigkeit
hat er darnach gestrebt, uns Mozarts Gesichtszüge so treu als
möglich wiederzugeben und war Iris zur Erschöpfung unermüd -
lich im Studium alles nur irgendwie erreichbaren Materiales.«
(Eine kunst- und kulturhistorische Aus -
stellung in S t e i n a m a n g e r.) Aus Steinamanger
wird uns geschrieben: Am 22. v. M. wurde hier die unter dem
Protektorate des Prinzen Ludwig und der Prinzessin
Maria Therese von Bayern stehende Kunst- und kultur -
historische Ausstellung des Kulturvereines des Eisenburger
Komitates eröffnet. Im Aufträge und in Vertretung des Prinzen -
paares war Obergespan von Bekassy anwesend; die un -
garische Regierung war durch Justizminister Franz Szekely
vettreten. Außerdem waren der Präsident des Ausstellungs-
komitces Ministerpräsident a. D. Koloman von Szell, viele
Vertreter kunst- und wissenschaftlicher Vereine und eine große
Nr. 19
Seite 301
Internationale Sammler-Zeitung.
Zahl Aristokraten des Komitates erschienen. Obergespan von
Bekassy begrüßte im Namen der Protektoren die Gäste und
gab dem Bedauern der Hoheiten Ausdruck, am Erscheinen ver -
hindert zu sein. Dann sprach Koloman von S z e 11, der darauf
hinwies, daß Ungarn in der Vergangenheit nicht nur mit den
Waffen, sondern auch mit den Werkzeugen der Kultur Europa
gegen den Osten schützte und daß heut: noch dem Lande diese
Aufgabe obliege. Justizminister Szekely würdigte die Be -
deutung der Ausstellung und eröffnete sie. Hierauf besichtigten
die Gäste unter Leitung des Musealdirektors Baron Koloman
von M i s k e und Julius v. V c gh s die Ausstellung, die, obwohl |
einige Prunksäbel, so Murats Degen und Prinz Eugens
Säbel historisch interessant. Die Ausstellung bleibt bis zum
6. Oktober geöffnet.
Vom Kunstmarkt.
(Die Sammlung Louis B e r g h o 1 d, Danzig.) In
der vorigen Nummer haben wir bereits auf die Sammlung
Louis Berghold (Danzig) (angewiesen, die am 8. d.' M. bei
L e p k e in Berlin unter den Hammer kommt. Aus dem reichen
Besitzstände der Sammlung seien hier zwei interessante Stücke
Eig. 13. Danziger Schrank, 17. Jahrhundert.
ihr Material bloß aus dem Eisenburger Komitate stammt, durch
ihre Reichhaltigkeit und Fülle das Interesse weitester Kreise
wachrufen kann. Lukas Cranachs »Madonnenbild«, Judith,
Bilder von Molenaer, Snydus, Ruysdael, Brekelsnkam figurieren
in der Ausstellung, in der auch einige Meister der französischen
Malerei und Italiener, wie Watteau, Boucher, Tiepolo und Cana-
letto vertreten sind. Die Sensation der Ausstellung ist Bre u-
g li e 1 s Bild »Die Predigt des hl. Johannes in der Wüste«, von
dem Georg H u I i n feststellte, daß es das lange gesuchte
Original ist. Unter den Plastiken sind Bronzebüsten zu
sehen, die dem Leone Leoni zugeschrieben werden. Der Be -
sichtigung wert sind auch die Kunstschätze aus den Schlössern
der Aristokraten, den Landhäusern und Abteien des Komitates,
wie Goldschmiedearbeiten, Porzellan- und Luxusgegenstände,
Teppiche, Möbel, kostbare Stoffe, ferner kirchliche Gold- und
Silberschätze, Meßgewänder, Miniaturen, Zelte, Sättel und
Waffen aus den ältesten Zeiten, insbesondere aus der Türken -
zeit, die in größerer Zahl ausgestellt sind. Unter ihnen sind
reproduziert. Fig. 12 ist ein gerahmtes Schabkunstblatt von
Johann Eüas R i d i n g e r, einem jetzt sehr gesuchten Meister.
Gegenstand der Darstellung ist ein Mönch, der mit Folianten
beschäftigt ist; im Hintergründe gewahrt man einen Bienen -
korb. Es ist ein sehr seltenes Blatt in schönem Abdruck vor
der Schrift, mit Rand. Fig. 13 zeigt einen großen zweitürigen
Garderobenschrank mit Nußhoizfurnier, eine Danziger Arbeit
des 17. Jahrhunderts. Die Füllungen der Türen sind hoch ge -
buckelt und vielfach verkröpft. In den Zwickeln zierliches
Rankenwerk mit Vögeln und Engelsköpfen. Die aufgesetzte
Schnitzerei auf den Lisencn und auf der Schlagleiste zeigt
durchbrochenes Raukenwerk mit Früchten und Amoretten,
belebt durch Papagei, Eichhörnchen und Affen. Podest eben -
falls reich gegliedert, die Kartusche in Form von durch -
brochenem Rankenwerk mit Amoretten und einem Adler, ein
Schild, mit Baum flankieren.
(Die Gemäldesammlung der Frau v. D . . .
in B . . .) Am 21. d. M. gelangt die Gemäldesammlung der
Seite 302
Internationale Sammler-Zeitung.
Frau von D ... in B ... in der Galerie Helbing in München
zur Versteigerung. Fs ist eine Sammlung durchaus modernen
Gepräges, die meist Werke deutscher Künstler enthält. Da -
neben finden sich einige bedeutende französische Arbeiten, so
die reizende »Promenade ä Robinson« und ein »Dorf iin Jura«
von C o u r b e t, der interessante Kopf eines Glockenschwingers
von Honore D a u rn i c r und eine zarte Landschaft von P i s-
sarro. Von Josef Israels ist eine »Ländliche Idylle«, die
sehr stimmungsvoll ist, in die Sammlung gelangt. Auch ist der
Leibi-Kreis vertreten. Von L e i b 1 selbst rührt ein kraftvolles
»Bildnis eines jungen Mannes« her, von Karl Schuch eine
fiiihe »Gebirgslandschaft«. Fünf Arbeiten, darunter z.wei her -
vorragende Landschaften, stammen von Hans T h o m a s' Hand.
Auch T r ü b n e r und S p e r 1 sind mit charakteristischen Bil -
dern zur Stelle; vom ersteren ist ein brillant .gemalter »Wald -
bach« hervorzuheben. Ebenso glänzend repräsentiert sich die
Berliner Schule. An der Spitze steht Meister Lieber mann
mit einer farbig entzückenden »Elbterrasse«. Es folgt Lovis
C o r i n t h mit fünf Stücken, darunter die farbenstarke »Kriegs- J
beute« und der temperamentvolle »Frauenraub«. Auch von Max
S 1 e v o g t s und Walter Leistikows Schaffen gewinnt
man einen starken Eindruck. Es ist interessant, die Marinen
beider miteinander zu vergleichen. Sehr früh und lebendig wirkt
das »Kinderfest« von Artur Kampf, raffiniert in der Ton -
gebung die Stilleben von E. R. W e i ß und Robert B r e y e r.
Aehnlich günstig präsentiert sich der Münchener Kreis. »Tobias
und der Engel« von Fritz von Uh de zeigt den Meister
auf der Höhe seines Könnens. Einige ausgezeichnete Porträts
zieren die Sammlung, das Bildnis Franz von Defreggers von
Lenbach und Damenbilduisse von Stuck, Habermann
und Lichtenberge r. Die erste Fassung der »Sünde« von
Stuck zeigt uns den Meister von einer anderen Seite. Mit
frühen Arbeiten erscheinen Heinrich von Zügel und Ludwig
Dill. Das hübsche »Milchmädchen« von Bartels ist heiter
in der Farbe und sehr dekorativ. Ferner sind zu nennen Graf
Kalckreuth, dessen »Schloßplatz« eine klassische Arbeit
des Impressionismus ist, K ii h 1 s »Gartenbank« und Interieurs,
H üb n e r s und Schönte bers Landschaften sowie Ludwig
von H o f in a n n s schöne Aquarelle. Der Schweizer Ferdinand
H o d I e r ist mit vier Arbeiten repräsentiert, darunter eine
»Sitzende weibliche Figur« und die »Alte Weide am Genfer-
see«. Auch einige Schotten enthält die Sammlung, nämlich Ar -
beiten von Alexander Roche, Grosvenor Thomas und John
T e r r i s. Der Katalog mit 42 Kupferdrucktafeln und einem
Vorwort von Dr. G. M. Richter ist durch Hugo H e 1 b i n g
in München zu beziehen.
(Versteigerung von kostbaren Radierun -
gen.) Eine bedeutende Kunstversteigerung findet Ende d. M.
in Amsterdam bei R. W. P. de V r i e s statt. Es werden
die Sammlungen des verstorbenen Kunsthändlers Vincent van
Gogh versteigert. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem
berühmten Maler Vincent van Gogh, der schon im Jahre 1890
aus dem I.eben geschieden ist. Der Kunsthändler Vincent van
Gogh war Schaber des Jlauses C. M. van Gogh in Amsterdam
und ist am 25. August 1911 gestorben. Die erste Abteilung der
Sammlung, die zur Versteigerung kommt, enthält moderne
Graphik, Blätter in Lithographie und Radierungen von ersten
Meistern, unter anderen von Corot, Daubigny, Daurnier, De-
camps, Delacroix, Gavarni, van Gogh, Goya, Greiner, Israels
Klinger, Leibi, Liebermann, Manet, Menzel, Millet, Orlik, Pis-
saro, Vernet und Whistler. Zur zweiten und dritten Abteilung
gehören alte Kupferstiche und Radierungen, alte und moderne
Hundzeichnungen, seltene und kostbare Bücher.
(Die Auswanderung der Kunstwerke.)
Welchen Umfang die Auswanderung wertvoller europäischer
Kunstwerke nach Amerika annimmt, zeigt wiederum die Ernte,
die der Newyorker Kunsthändler Louis Ralston jetzt mit
der »Mauretania« über den Ozean führt. Im Laufe seines kurzen j
europäischen Aufenthaltes konnte der Amerikaner in England 1
Nr. 19
einen besonders schönen Raeburn kaufen, ein Porträt der
Elisabeth Dtindas von G a i n s b o r o u g h und das Bildnis des
Earl von Rochester, ebenfalls von Qainsborough. In Italien
kaufte der Amerikaner ein Porträt Michelangelos von
B u g i a r d i n o, in Brüssel zwei schöne G u a r d i s, iti Holland
einen R u y s d a e 1. Am interessantesten aber ist eine Erwer -
bung, die ihm in Oesterreich gelang; hier kaufte Ralston
in einer alten Kirche einen Sebastian von Greco und einen
heiligen Petrus von Ribera. Vom Grafen Ravenei wurde
ein prachtvoller L a r g i 11 i c r c, ein Bildnis der Tochter Lud -
wig XIV., erworben, mit dem alten holzgeschnitzten Original-
rahmen.
Ausstellungen.
Dresden. Große Kunstausstellung 1912. Bis 31. Oktober.
Hannover, Große Ausstellung der Allgemeinen deut -
schen Kunstgenossenschaft.
Klagenturt. Ausstellung des Kunstvereines
Köln. Ausstellung des Sonderbundes.
Leipzig. Ausstellung von Originalradierungen des Leip -
ziger Künstlerbundes.
München. Jahresausstellung. Giaspalast. Bis Ende Oktober.
Steinamanger. Kunst- und kulturhistorische Ausstellung
Bis 6. Oktober.
Venedig, X. Internationale Ausstellung. Bis 31. Oktober.
Wien. Oesterreichisches Museum. Ausstellung für kirch -
liche Kunst.
— Hofmuseum. Ausstellung von religiösen Gemälden.
— Hofbibliothek. Handschriften und alte Drucke.
Auktionen.
1. Oktober. Berlin. Rudolf L e p k e. Sammlung von Ge -
mälden alter Meister.
1. und 2. Oktober. München. Galerie H c 1 b i n g. Textil -
sammlung A. Wärndorfer (Wien), vorwiegend alte orien -
talische Stoffe, und Antiquitäten aus dem Nachlaß des Pro -
fessors Ludwig Voltz (München) und aus anderem Privat -
besitz.
3. und 4. Oktober. Berlin. Gebrüder H e i 1 b r o n. Kunst-
und Einrichtungsgegenstände, Mobiliar, Gemälde und Skulp -
turen.
7. Oktober. Frankfurt a. M. Adolf Heß Nachfolger. Samm -
lung Karl A n d o r f e r (Wien). Münzen und Medaillen ctc.
8. Oktober. Berlin. Kunstsalon Keller & Reiner. Mo -
derne Gemälde, darunter Arbeiten von Defregger, Gude, A. v.
Keller, Lambrecht, Overbeck, L. Putz. Stuck, Uhdc und anderen
8. Oktober. Köln. Matth. Lempertz. Gemälde älterer
und neuerer Meister. Sammlung J. W r e t z 1 a r (Köln). Teil I.
8. Oktober. München. Galerie H e 1 b i n g. Sammlung Jak.
Fromm (München). Oelgemälde hervorragendster moderner
Meister, fast ausschließlich der Münchener Schule.
8. Oktober und die folgenden Tage. Berlin. Rudolf
I. epk e. Antiquitäten und Kunstmobiliar aus dem Besitz des
Herrn Louis B e r g h o 1 d (Danzig).
10. und 11. Oktober. Berlin. Gebrüder Heilbron. Ge -
mälde von Meistern des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter
Werke von Andreas Achenbach, Franz v. Defregger, Hugo von
Habermann, Wilhelm Leibi, Walter Leistikow, Franz v. Len -
bach, Max Liebermann, Gabriel v. Max, Franz Skarbona. Max
Slevogt, Karl Spitzweg. Karl Stcffeck, Hans Thoma, Fritz von
Uhde u. a. aus der Sammlung eines bekannten Münchener
Künstlers.
Nr. 19
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 303
14. Oktober und die folgenden Tage. München. Otto
H e 1 b i n g s Nacht. Münzen und Medaillen des Mittelalters
und der Neuzeit.
15. Oktober. Berlin. Rudolf Lepke, Sammlung Albert
J affe (Hamburg). 1. Teil. Gemälde.
15. Oktober. München. Galerie H e 1 b i n g. Sammlung
Adolf Heß t, Frankfurt a. M. Vorwiegend Werke der Klein-
und Porträtkunst. Porzellane, hervorragende italienische
Terrakotten, Wachsbossierungen, Buchsschnitzereien, Arbeiten |
in Holz und Metall, Plaketten, Medaillen, Oelgemälde alter
Meister.
17. und 18. Oktober. Berlin. Gebrüder H e i 1 b r o n. Anti -
quitäten, Holzskulpturen, Möbel. Beschläge, Teppiche und
Gobelins, hervorragende Porzellane und Fayencen, Miniaturen
und Silhouetten. Wertvolle Sammlung antiker Gläser, Terra -
kotten, Bronzen und Gemmen aus dem Besitz des Herrn A. von
D u d a (Prag).
20. bis 26. Oktober. Berlin. Amsler & R u t h a r d t. Ge -
mälde, Aquarelle, Handzeichnungen und Graphik, meist mo -
derner Künstler, zum Teil aus dem Nachlasse des Professors
Ludwig Pietsch.
21. Oktober. München. Galerie H e 1 b i n g. Sammlung Frau
v D . . . in B . . . Moderne Gemälde.
21. Oktober und die folgenden Tage. Amsterdam. J.
Schul m a n. Kreizersgracht 448. Griechische, römische, spani -
sche, portugiesische und amerikanische Münzen, nebst Samm -
lungen von M. Joaquim de Freitas Da Silva. Ernest
S e h m i t z u. M. Oskar S a 1 b a c h.
22. Oktober. Leipzig. Antiquariat Oskar Weise 1. Biblio -
thek Edwin B o r m a li.
22. Oktober und die folgenden Tage. Berlin. Rudolf
Lepke. Porzellansammlung Dr. Witte (Rostock). Minia-
turensammlung J a f f e .(Hamburg).
22. bis 24. Oktober. Köln. Matth. Lempertz’ Buchhandlung
und Antiquitäten, Inh. P. Haustein & Söhne in Köln und Bonn.
Antiquitäten und Möbel etc. Sammlung i. Wetzlar, Köln.
Teil II.
23. Oktober. Frankfurt a. M. Adolf E. C a h n, Münzen-
handlung, Frankfurt a. M. Kunstmedaillen der Renaissance-
Epoche, zum Teil aus dem Besitze des Königl. Münzkabinetts,
Berlin.
23. Oktober. München. Otto Helbings Nachf. Griechi -
sche und römische Münzen,
23. und 24. Oktober. Berlin. Rudolf Lepke. Sammlung
Albert Jaffe (Hamburg). II. Teil. Miniaturen.
24. Oktober. Frankfurt a. M. Adolf E. Cahn, Frankfurt
a. M. Sammlung Dietel (Eisenach). Thüringische Münzen,
Medaillen etc.
24. und 25. Oktober. Berlin. Gebrüder Heilbron. Ge -
mälde alter Meister, insbesondere der niederländischen und
spanischen Schulen.
29. Oktober. Berlin, Rudolf Lepke. Gemäldesammlung
des Herrn J. Friedmann, Hamburg-Hochkamp.
31. Oktober und 1. November. Berlin. Gebrüder Heil -
bron. Graphik, Handzeichnungen, Stiche, Radierungen und
Lithographien. Sammlung japanischer Holzschnitte.
Ende Oktober. Amsterdam. R. W. P. de V r i e s. Sammlung
Vincent van Gogh: Radierungen, Lithographien, Handzeichnun -
gen der verseil. Länder. Illustr. Bücher des 17. lind 18. Jahrri.
4. November und die folgenden Tage. München. Galerie
H e 1 b i n g. Sammlung Professor Otto S e i t z + (München).
Kunstgewerbe, vorwiegend der Gotik und Renaissance, alte
Möbel, frühe Druckwerke, Stiche etc.
4. bis 6. November. Berlin. Karl Ernst H e n r i c i. Kostbare
englische und französische Blätter, Jagdbilder etc. sowie eine
sehr stattliche Sammlung von Städteansichten, Berolinensien.
5. November. Frankfurt a. M. Rudolf B a n g e 1. Samm -
lung von Gemälden und Kunstblättern moderner und weniger
älterer Meister, Nachlaß A. van Doorn-Zwolle.
5. November und die folgenden Tage. Berlin. Rudolf
Lepke. Antiquitäten aus dem Besitze der Firma M. S a 1 o-
m o n (Berlin).
12. November. Berlin. Rudolf L e p k e. Gemälde alter
Meister aus englischem Besitz.
18. November. Wien. Brüder E g g e r. Sammlung Mde. Ch.
Griechische, römische, byzantinische Münzen.
13. November und die folgenden Tage. Berlin. Rudolf
Lepke. Historische Schutz- und Trutzwaffen aus bekanntem
Privatbesitz.
12. bis 14. November. Bonn. Matth. Lempertz. Anti -
quitäten, Kunstmobiliar und Gemälde aus verschiedenem Be -
sitz: dabei der Nachlaß der Frau K. v. M„ Aachen.
Mitte November. Berlin. Gebrüder Heilbron. Nach -
laß des Herrn Erzherzogs Johann Salvator (Johann
Orth), aus seinen Schlössern Orth, Seeschloß, Stöckel,
Schloß und Villa Toskana, bestehend aus altem Mobiliar, Ge -
mälden, Porzellanen, Fayencen, Waffen, Rüstungen, Biblio -
thek; ferner aus dem Besitz Schloß Valkenhayn alte Gemälde,
Porzellane, Fayencen, Holzschnitzereien, Plaketten, Wachs-
bossierungen, Zinngeräte und Uhrensammlung.
18. November. München. Galerie H e 1 b i n g. Sammlung
von Antiquitäten aus dem Besitze des Dr. Hermann .1 a q u e s
(Wiesbaden) und aus dem Nachlasse des Kunstmalers P e r n a t
sowie eine Kollektion guter Porzellane aus ausländischem
Piivatbcsitz.
19. November. Berlin. Rudolf Lepke. Sammlung
H a c h e z (Bremen). Gemälde erster Meister unserer Zeit.
19. November. München. Galerie Helbing. Künstleri -
scher Nachlaß Ludwig Voltz (München), dabei Werke von
Friedrich Voltz, Hans v. Marees und anderen Meistern.
21. November. Wien. Brüder Egger. Münzen von Steier -
mark, Kärnten, Kram, Elsaß und Montfort, ferner Münster,
Osnabrück, Paderborn, Medaillen auf die westfälische Friedens -
feier, Ausbeütemünzen und Medaillen etc.
21. November. Leipzig. C. G. B o e r n e r. Sammlung von
Handzeichnungen des 15. bis 17. Jahrhunderts, Miniaturen und
Manuskripte, Zeugdrucke.
22. November. Köln. Matth. Lempertz. Gemälde neu -
zeitlicher Meister.
22. und 23. November. Leipzig. C. G. Boerne r. Hand -
zeichnungssammlung Alexander F 1 i n s c h (Berlin): Feuer -
bach, Ludwig Richter, Steinle, Chodowiecki, die Nazarener,
deutsche Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Oelbilder.
25. bis 29. November. Leipzig. C. G. B o e r n e r. Große
Kupferstichsammlung aus dem Besitz einer alten Leipziger
Buchhandlung: Blätter des 16. bis 19. Jahrhunderts. Ansichten,
Porträts, Lithographien, Sport, Jagd u. s. w.
25. November. Frankfurt a. M. Adolf Heß' Nachfolger.
Sammlung des Geh. Baurates P. B r a t r i n g (Charlottenburg),
enthaltend pommersche Münzen und Medaillen. Ferner:
Griechische und römische Münzen etc.
25. bis 30. November. Berlin. Amsler & Ruthardt.
Sammlung J. v. Lehmann (St. Petersburg), F r o m m
(Qnesen). Kupferstiche und Holzschnitte alter Meister.
26. November. München. Galerie H e 1 b i n g. Sammlung
von Goldemailuhren aus Berliner Privatbesitz, sowie alte
Schweizer und deutsche Glasgemälde aus Schweizer Privat -
besitz und aus dem Nachlasse des großherzogl. Hofrates Eduard
K a h 1 b a u (Stuttgart).
26. November und die folgenden Tage. Berlin. Rudolf
Lepke. Kunstsammlung des verstorbenen Geheimrates
L i p p m a n n (Berlin). Gemälde und Kunstgegenstände.
27. November. München. Galerie H e 1 b i n g. Oelgemälde
alter Meister aus dem Besitze des ehern, griech. Gesandten in
Seite 304
Internationale S a m rn 1 e r - Z e i t u n g.
Wien. Gregor Manos, sowie aus-altem adeligen Besitze aus
Bologna und anderem Privatbesitz.
28. November. München. Galerie H e 1 b i n g. Bibliothek des
Herrn Kommerzienrates 0. B a 11 y t, Säckingen, ferner Bücher
a us dem Nachlaß des Prof. Otto S e i t z (München), und aus dem
Nachlaß der Herren von Zoller (Memmingen), darunter Ba-
denica, Germanica, Helvetica, frühe Druckwerke, Juristicn,
Kriegsgeschichtliches, Kulturhistorisches etc.
Anfang Dezember. Berlin. Gebrüder H e i 1 b r o n. Ge -
mäldesammlung aus dem Besitze des Bischofs Dr. v. Lanyi
(Großwardein). Kirchenstühle aus dem 16. Jahrhundert. Ge -
mälde und Miniaturensammlung aus dem Besitze eines be -
kannten sächsischen Juristen.
3. Dezember und die folgenden Tage. Berlin. Rudolf
L e p k e. Sammlung G i c 1 d z i n s k i (Danzig). Danzinger Mo -
biliar und Kunstgewerbe des 17. bis 18. Jahrh.
4. Dezember und folgende Tage. München. Galerie H e 1-
b i n g. Antiquitätensammlung aus dem Besitze eines
Stuttgarter Sammlers und des Herrn L. in G.
10. Dezember. Berlin. Rudolf Lepk e. Gemäldesammlung
neuerer Meister.
11. bis 13. Dezember. Köln. Matth. Lempertz. C.
Roettger, Bonn. Möbel und Holzskulpturen des 13. bis
17. Jahrh.
14. Dezember München. Galerie H e i b i n g. Sammlung
Otto Bauer (München). Oelgemälde moderner Meister, sowie
eine Kollektion moderner Oelgemälde aus anderem Privat -
besitz und aus dem Nachlaß des Prof. Alois E r d t e 11.
M.itte Dezember. Berlin. Gebrüder H e i 1 b r o n. Skulp -
turen und Gemälde, Möbel und Dekorationsstücke.
Mitte Dezember^-Berlin. Gebrüder H e i 1 b r o n. Original-
zeichnungen der Münchener illustrierten Wochenschrift »Jugend«.
Literatur.
* Das große Eieidmuseum in Chicago hat jetzt
einen Katalog über eine Sammlung von Altertümern heraus-
gegeben, die ihm aus der Hinterlassenschaft des Reisenden D e
C o u zugekömmen ist. Dieser Reisende wurde im vorigen Jahre
während der Leitung von Ausgrabungen bei Kyrene von Arabern
ermordet. Professor Tarbell, der den Lehrstuhl für klassisene
Altertumskunde in Chicago einnimmt, hat die Bearbeitung der
erwähnten Sammlung zu Ende geführt. Sic stammt von einer
Villa am Fuße des Vesuvs, die gleichzeitig mit dem benach -
barten Pompeji im Jahre 79 von der Asche des Vulkans ver -
schüttet wurde. Die Hauptstücke sind einige merkwürdige
Fresken und eine Anzahl von Bronzen, unter denen namentlich
eine schöne Bronzetafel auffällt, deren Füße als Löwenpranken
dargestellt sind. Diese wurde in einem Raum der Villa zusammen
mit den Skeletten von zwei Männern und einer Frau aufgedeckt,
die wahrscheinlich vom Tode überrascht wurden, während sie
die wertvollsten Teile ihres Besitzes in Sicherheit bringen
wollten. Beachtenswert sind außerdem zwei Badewannen aus
Bronze. Diese Stücke sind sehr selten und in ähnlichen Exem -
plaren nur noch im Museum in Neapel vorhanden.
* Altprager Stadtbilder. In den nächsten Tagen
erscheint im Prager Verlage Taussig & T a u s s i g unter
dem Titel »Altprager Stadtbilder« ein Mappenwerk, das zum
erstenmal die bekannte, äußerst seltene Serie von Prager
Kupferstichen photographisch getreu reproduziert, welche die
Stecher Philipp und Franz Heger von 1792 au herstellten. Der
Text des 25 Blatt umfassenden Mappenwerkes stammt von
dem unseren Lesern bestens bekannten Prager Kunstschrift-
steiler August Strobel, und gibt in flüssiger Darstellung eine
Schilderung des künstlerischen, geselligen und öffentlichen
Lebens jener in so mannigfacher Hinsicht denkwürdigen Tage.
Der Preis des Werkes beträgt 24 Kronen.
* Vestnik. Musea kr. Mesta Klatov 1909—1911. Vydano
sprävou Musejni R. 1912. Vytiski. Zävod Tiskarsky v Klatovech.
Nr. 19
Neue Kataloge.
* Leo Liepmansohn, Berlin. Kat. 181. Musiktheorie.
(2093 Nummern.)
* Hugo H e 1 b i n g, München. Aukt.-Kat. Gemäldesammlung
Jakob F r o iti m, München. (66 Nummern.)
* Matth Lempertz, Köln. Aukt.-Kat. Nachlaß J.
Wetzlar, Köln, u. a. Besitz. Gemälde älterer und neuerer
Meister. (329 Nummern,)
* F. A. C. P r e s t e 1, Frankfurt a. M. Aukt.-Kat. Samm -
lung Johannes Noll. Mit 53 Lichtdrucktafeln. (42 Nummern.)
— Ders. Aukt.-Kat. Graphische Werke moderner Meister. (828
Nummern.)
* Amsler & Ruthardt, Berlin W. 8. Katalog XCI1I,
Oelgemälde, Aquarelle, Handzeichnungen und graphische Ori -
ginalarbeiten erster Künstler unserer Zeit aus den Nachlässen
des Prof. Ludwig Pietsch (Berlin), des Hofrates Dr. C. Ru-
land (Weimar) und des Herrn J. Fromm (ünesen). (984
Nummern.)
* Bülows Antiquariat, Schwerin i. M. Kupferstiche (93
Nummern), Bücher (77 Nummern, darunter eine Ausgabe von
Klopstocks »Messias« aus dem Jahre 1760 und Kladderadatsch,
Jahrgang 1871).
* Hugo H e 1 b i n g, München. Aukt.-Kat. Antlquitäten-
sammlung Adolf Heß, Frankfurt a. M. (199 Nummern.)
* Berliner Kunstauktionshaus Gebrüder Heilbron,
Berlin. Kat.-Nr. 9. Kunst- und Einrichtungsgegenstände, Mobiliar,
Gemälde und Porzellane. (190 Nummern.)
* Leo Liepmanssohn, Berlin. Kat. 179. I. Primitive
Musik. II. Antike Musik und Musik des Mittelalters. III. Orien -
talische Musik. (703 Nummern.)
* Rudolf B a n g e 1, Frankfurt a. M. Kat. 825. Oelgemälde.
und Aquarelle meist moderner sowie einiger älterer Meister.
(205 Nummern.)
* Adolf E. C a h n, Frankfurt a. M. Auktionskatalog. Oktober
1912. (800 Nummern.) — Ders. Katalog. Kunstmedaillen und
Plaketten des XV. bis XVII. Jahrhunderts. (149 Nummern.)
Briefkasten.
Original? Ein Sittenbild »Der Steuerzettel« w'urde von
Matania, einem neapolitanischen Genremaler, gemalt.
Helene v. K„ Berlin. Die Signatur weist auf den wenig be -
kannten Kupferstecher Julius Cäsar T h ä t e r hin (geb. 7. Januar
1804 in Dresden, + 13. November 1870 in München).
S. G„ Stockholm. Das Stück hat einen Wert von zirka
200 Kronen.
Baron G., Meran. Bei den vorjährigen Auktionen erzielten
Blätter von A 1 i x folgende Preise: Augerau, Herzog von Castig-
lione Mik. 9, Franklin K 72, IJnce Mk. 26, Marat Mk. 40, Pre-
ville Mk. 22, Rousseau Mk. 28. Das Napoleonblatt möchten wir
mit 30 K bewerten.
»Saffi«, Fünfkirchen. Metalliques nennt man die im Jahre
1797 in Frankreich an Stelle der Mandaten ausgegebenen Weit -
papiere, dann auch in Silber zahlbare Staatsobligationen Oester -
reichs zur Zeit der Notenwirtschaft.
Druckfehler? Natürlich ist es ein Druckfehler. Es soll in
dem Artikel »Vom König der Autogrammsammler« richtig
heißen: Eduard, Rex et Imperator.
ING? 3
EWMÄTRIÄS
*RÄMBURG *
LEIBN1Z-5TRÄ5SE N?,1t
SCRUTi^TRUTZr
-WAFFEN -
PRÄRISTORIK.-MHTELÄLTEB.
RENÄISSÄNCE-ORIENTINDIEN ,
ANKAUF VOn“dOUBLE1TEN
.•« UND SAMMLUNGEN *