Seite 20 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 2 durchaus aktive Natur wählte er zur Erholung, als Gegengewicht gegen die Berufsarbeit, wieder eine auf bauende, schöpferische Tätigkeit mit sichtbaren Ergeb nissen. Kunstliebe vereinigte sich mit der Lust am Sam meln. ihn zu einem unermüdlichen Bilderkäufer zu machen. 1864 begann er. Eine Ansicht des Pantheons von Canaletto war seine erste Erwerbung. Erst der Tod 1907 - - setzte seiner Tätigkeit ein Ende. Die Bilder sammlung wurde für das Haus an der Alster bald zu um fangreich; sie forderte schon 1889 einen Anbau und ge wann in Hamburg fast die Bedeutung einer staatlichen Gemäldegalerie. Pflichtgefühl gegen die Wissenschaft gab dieser Sammeltätigkeit einen ernsten Charakter. Der Konsul Weber sorgte dafür, daß seine Schätze Forschern und Kunstfreunden leicht zugänglich blieben, betätigte bei jeder Aufforderung die Opferwilligkeit, Leihausstel- Iungen zu beschicken, suchte Verkehr mit Kunst- die typischen Merkmale dieser Literaturgattung fehlen. In dem Bestreben, das Niveau ihrer Kataloge zu heben, die gemeinhin in Deutschland allzu ruhmrednerisch, in England allzu wortkarg sind, hat die Berliner Firma in jüngerer Zeit Tüchtiges geleistet und gelegentlich, zu mal da die Lannaschen Sammlungen zur Versteigerung standen, die kunsthistorische Literatur um Publikationen von dauerndem Werte bereichert. Jetzt, da die Weber sehe Galerie verkauft werden soll, wird mit dem Ent schlüsse, den Text des Kataloges von empfehlenden oder rühmenden Bemerkungen frei zu halten, offenbar Ernst gemacht. Das »wissenschaftliche Verzeichnis«, das Karl Woennann redigiert hat, zu einer Zeit, als durchaus nicht an Verkauf der Gemälde gedacht wurde, bietet den zuverlässigsten Führer. Von den sorgfältigen Beschrei bungen und genauen Provenienzangaben abgesehen, gibt der Text wertvolle Auskunft in bezug auf die Autoren. Jedes Bild ist nicht nur, wie es gewöhnlich geschieht, Fig. 2. Holbein d. Ae., »Die gelehrten, lauschte jedem Urteil, besonders eifrig den Lehren des Senators Morelli, sobald italienische Bil der in Betracht kamen, wenn auch die Entscheidung bei den Erwerbungen stets von seinem persönlichen Ge- schmacke getroffen wurde. Er ließ von dem Direktor der Dresdener Gemäldegalerie, Karl Woermann, der ihm verwandtschaftlich nahe stand, einen Katalog seiner Bil der redigieren, kein schmeichelndes Prachtwerk, viel mehr ein schlichtes Verzeichnis von der Art der besten, die öffentlichen Kunstsammlungen gewidmet worden sind. Diese Arbeit, deren zweite, vervollständigte Aus gabe 1907, unmittelbar nach dem Hinscheiden des Samm lers, erschienen ist, durfte das Kunstauktionshaus Lepke dark dem gütigen Entgegenkommen des Verfassers abdrucken und durch bloße Hinzufügung von Abbil dungen zu dem Verkaufskataloge gestalten. Als Auk tionskatalog ist dieser Band außergewöhnlich, da ihm Darstellung Christi im Tempel«. unter diesen oder jenen Meisternamen gestellt, sondern der Kunstfreund empfängt auch beruhigende Belehrung über den Grund, auf dem die Bestimmung steht, ob und wie weit sie sicher steht. Mit nie versagender Literatur kenntnis und abwägender Gerechtigkeit sind in vielen Fällen die verschieden lautenden Urteile der Spezial forscher zitiert. Die besondere Art dieses Auktionskata- loges entbindet den Vorredner von der verantwortlichen Aufgabe, seine Arme schützend über die Meisternamen | zu breiten. Die Lichtdrucke, obwohl in langer Reihe, erschöpfen keineswegs die Zahl der hervorragenden Stücke. Eine überraschende Beigabe, eine erfreuliche Zierde bilden die 15 Drucke von Radierungen, die William Ungei vor Jahren nach holländischen und vlämischen Gemäl den der Weberschen Galerie geschaffen hat. Diese I Blätter wollen photomechanischen Nachbilderi an Ge-