Seite 342 Internationale Sa m m ler-Zcitun g. Nr. 22 Sammler und Sammlungen auf tabakologischem Gebiet. Von Dr. Eduard Maria Schranka (Wien). in>) (Schluß aus Nr. 21.) Recht charakteristisch schildert dieses Metier der Megotiers F. C. Peter sen in seinen »Pariser Feder zeichnungen«, worin er eine solche Pariser »mysteriöse Tabakfabrik« beschreibt. In neuerer Zeit hat Dr. Emil Schultz im »Berliner Lokalanzeiger« über Leben und Treiben der Pariser Megotiers geplaudert. Ebenso er innere ich mich an den Artikel von Didier, »Der König der Zigarrenstummel«, wie Antoine M a r t i n, ein Pariser Original, genannt wurde, der auch Zigarrenstummel sammler war und als er, 60 Jahre alt, starb, seinen Ver wandten in ßelville ein Vermögen von 120.000 Franken hinterließ. Fr war aber auch gerieben dieser Schlaumeier und sparte genial. Er verkaufte seine Stummelsammlun gen nicht an jener Börse auf dem Place Maubert, er ver wandelte sie auf eigene Faust in Gold. Die schlechten Stummel brannte er so lange, bis sie eine schöne, weiße Asche bildeten, die er an Parfümerien verkaufte, die sie ihrerseits wieder als Zahnpulver den Damen verkauften. Die guten Stummel ließ er dagegen 14 Tage in einem Teeaufguß liegen, eine Art Beize, wie er es nannte. Das können aber noch zu anderem dienen, zum Beispiel zu Tabaksud, als Pflanzenschutzmittel und dergleichen mehr. Aber auch Unheil haben sie schon angestellt. So ist in Brunn ein Taglöhner namens Josef Zahalka an einem Zigarrenstummel erstickt. Wie oft wurden sie Ursache von Bränden! Durch einen noch glimmenden Zigarrenstumpf begann in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember 1906 die Wiener Aspernbrücke zu brennen. Kleine Ursachen, große Wir kungen. Darum bei Wäldern und Forstbeständen die Warnung, glimmende Zigarrenreste nicht wegzuwerfen, ln den »Fliegenden« stand einst die Waldrauchregel: Einer nützlichen Gewohnheit Bleib’ getreu jedweder Zeit: Und tritt aus den Zigarrenstummel, Auch wenn’s regnet oder schneit. Ein Zigarrenstummel führte zur Entdeckung eines | Mörders, der ein sechsjähriges Mädchen bestialisch er- Fig. 6. Chodowiecki, Reise nach Dresden. benahm ihnen den schlechten Geschmack und dann erst schnitt er sie trocken, wieder klein, daraus seine Nichten ausländische Zigaretten machen mußten, die er zu fünf Franken das Hundert an die Maitres d'Hotel der großen Cafes verkaufte. »Was diese schönen Herren,« sagte er oft selbst, »doch für Schmutz und Unrat rauchen!« Oft kam er auch in Konflikt mit der Polizei, aber lieber saß er es ab, als daß er Strafe gezahlt hätte, und wurde ein vermögender Mann. Auch in England existiert dieser eigenartige Er werbszweig der »Zigarrenstummler«, wie Hermann Pilz in seinem interessanten Werke »Der Tabak und das Rauchen« diese Sammler nennt. Nach Sir Hicks Be ach Berichte brachten diese gesammelten Zigarrenreste, die dort ebenfalls an Groß unternehmer verkauft werden, im englischen Budget 1896/97 in Großbritannien und Irland die Summe von nicht weniger als eine Million Pfund Sterling = 20 Mil lionen Mark, ein. Ein anderer Statistiker veranschlagte den Wert der innerhalb eines Jahres weggeworfenen Reste auf vier bis fünf Millionen Dollars und rechnete zwei Millionen auf durch Ungeschicklichkeit und Unauf merksamkeit verstreuten losen Tabak. Zigarrenstummel *) Siehe die Nummern 10, 15, 16 und 21 der »Internatio nalen Sammlerzeitung«. mordete. Mit dem Stummel, den man am Tatort als corpus delicti fand, begab sich ein Detektiv auf die Jagd nach dem Verbrecher. Alle seine Stummeln hatten dieselben Merkmale, da er schadhafte Vorderzähne hatte. Der Stummel befindet sich im Wiener Polizeimuseum, das Balduin Groller in Reclams »Universum« (Nr. 37, Jahrgang 1909), illustrativ schildert. Kassian Kluibcnschädcl hat in der »Jugend« sogar ein Marterl auf einen Zigarrenstummel verfaßt: Hier ruht ein Stummel von einer unechten Üpmann, Wenn man sie geraucht, macht eine halbe Stunde lang, »hup!« man; Zwei Tage und drei Nächte hab’ ich an dieser Stiukadores verdaut, Hoffentlich gibt cs m der ewigen Seligkeit ein besseres Kraut! Eigentlich verdiente der Raucher ein Marterl. Wie es nun Raucherutensilien gibt, welche die Spitzelsammler unterstützen, so besitzt auch der Stum melsammler deren in den verschiedenen Zigarrenab legern, Tellern etc. Ein gewisser Paul L o o s e in Berlin nahm ein Patent auf eine Zigarrenspitze mit federndem Stummelaus-