Seite 378 internationale Sammler-Zeitung. Nr. 24 Stück der blauen Mauritiusmarke 29.650 Mark gezahlt und ein Jahr zuvor waren für je ein Stück der roten und blauen Marke, die sich noch auf den Umschlägen befanden, in Frankreich 53.000 Mark erzielt worden. Das Reiehspostmuseuni in Berlin besitzt ein Stück der blauen Marke auf ganzem Brief, das im Tauschwege erworben worden ist. Die Druckplatte, die zur Herstellung dieser seltenen Mauritiusmarken gedient hat, ist nunmehr zur größten Ueberraschung der Sammler in England a u f ge funden worden. Sie ist anscheinend von einem höheren Post beamten als Andenken an die ersten Marken der Insel Mauritius aufbewahrt worden. Nach seinem Tode ging sie auf seinen Sohn über, der sie lange Jahre im Banktresor aufbewahrte, bis er sich jetzt von ihr getrennt hat, indem er sie an einen Londoner Brief markenhändler verkaufte. Dieser hat sie alsbald an einen be kannten englischen Sammler weiter veräußert. Der Wert der Platte, die kürzlich in London ausgestellt war, wird auf 100.000 Mark geschätzt, doch ist diese Annahme ziemlich willkürlich. Den Besitzern der Postofficemarken mag bei der Nachricht von dem Funde etwas bang zumute gewesen sein. Denn wenn man auch bei dem jetzigen Besitzer vor der Herstellung neuer Abzüge von der Platte (sogenannte Neudrucke) einigermaßen sicher sein mag. so liegt doch, so lange die Platte sich im Privatbesitz befindet, immer die Qefahr nahe, daß einmal von ihr ein Neudruck ver anstaltet wird, was gewiß ein sehr einträgliches Geschäft wäre, aber die Originale der Marken stark entwerten würde. Deshalb wäre es zu wünschen, daß die Platte in den Besitz eines Mu seums überginge, wo sie vor Mißbrauch geschützt wäre. Vielleicht enschließt sich das Britische Museum, das im Besitze einer sehr großen, von ihm ererbten Briefmarkensammlung ist, zum Erwerbe. Verschiedenes. (Briefverschlußmarken und Ansichts karten in der Armee.) Aus Wien wird uns geschrieben: Am 7. d. M. gelangte ein Erlaß des 'Kriegsministeriums an alle höheren Kommandos, Truppen und Anstalten zur Ausgabe, der die Einführung von Briefverschlußmarken und A n- sichtskarten anregt, die bildliche Darstellungen aus der ruhmreichen Geschichte Oesterreich-Ungarns der Mannschaft geläufig und der breiten Oeffentlichkeit zugänglich machen sollen. Als Motive für die Herstellung solcher Marken und Karten kommen ln erster Linie Schlachtenbilder und militärische Symbole spezieller Natur in Betracht. Das Kriegsministeriurn weist in dem Erlasse darauf hin, daß sich im Heeresmuseum und im Kriegsarchive in Wien eine Fülle von Gemälden be findet, die, von Meisterhand herrührend, bedeutungsvolle Episoden aus der Geschichte der Wehrmacht schildern. Doch nicht nur die alten Truppenkörpet, die in der Kriegsgeschichte eine allgemein bekannte, ruhmreiche Rolle spielten, finden hier reiches Bildermaterial, das zur Reproduktion auf Briefvef- schlußmarken und Ansichtskarten geeignet ist, sondern auch Regimenter, die mit Auszeichnung vor dem Feind bestanden haben, ohne daß dies weiteren Kreisen bekannt geworden wäre. Die Heeresverwaltung verspricht sich mit dieser Neuerung, die auf die Initiative des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand zurückzuführen ist, ein Mittel mehr geschaffen zu haben, den altbewährten Geist der Armee zu fördern und in die große Masse des Volkes zu tragen. (Die Wappensiegel des Generalleutnants v. Ledebur.) Wie wir schon in Nummer 22 melden konnten, ist die bekannte Wappensiegelsammlung des in Berlin verstorbenen Generalleutnants Freiherrn v. L e d e b u r, eine der größten und schönsten Sammlungen der Welt, in den Besitz der Kanzlei für Wappen- und Stammbaumforschung in Wies baden übergegangen. Ergänzend wird uns nun aus Wie s- baden geschrieben: Die Sammlung Ledebur enthält eine einzig dastehende Kollektion von Originalen der hervor ragendsten historischen Persönlichkeiten bis ins frühe Mittel- alter und umfaßt etwa hundertelftausend Stücke aller Arten von Wappensiegeln in mannigfachster Ausführung, sowie eine als Katalog der Sammlung nützbare Sondersamm lung von ebenfalls kolorierten Wappen. Etwa zwanzigtausend unbekannte Wappen der Sammlung harren der Aufklärung ihrer Herkunft. Diese Aufgabe hat sich die Kanzlei gestellt. Besitzer von Wappen und Ringen auf Petschaften werden um Ein sendung von zwei guten Abdrücken gebeten. Die kostbare Sammlung ist in den Räumen der Kanzlei allen Kennern und Liebhabern stets zugänglich. (Gemäldekarten.) Die Firma Gebrüder Ander mann in Elberfeld hat gut ausgeführte Reproduktionskärten von Gemälden slavischer Künstler hergestellt, die Szenen aus dem Volksleben, naturgetreue Landschaften und historische Er eignisse darstellen. Ebenso sind die österreichischen Künstler- Karten für jeden Kunstfreund von Interesse. Die Kollektion Napoleon k arte n, die die Firma anbietet, zeigt uns in Re liefausführung den großen Korsen in Porträts aus den Jünglings jahren bis zu seinem Tode, darunter auch in vielen Schlachten bildern. Für Napoleonschwärmer ist dies eine besonders empfehlenswerte Sammlung, (Dieersten Karikaturen.) Die Karikatur ist älter, als man gemeinhin annimmt. Die ältesten Karikaturen, die die geschichtliche Forschung kennt, sind uns aus Aegypten über mittelt worden. Es handelt sich in der Hauptsache um die Ver spottung des Königs Ramses III., der in den Jahren 1269 bis 1244 v. Chr. gelebt hat. Wie die Geschichte berichtet, hatte der König an den Ternpelwänden zu Medinet-Habu seine siegreichen Kriege durch kolossale Inschriften und Bildwerke verherrlichen lassen, die heute noch bestehen. Anscheinend hat dies dem ernsten Sinn der Aegypter nicht behagt und deren Spott in größerem Umfange hervorgerufen. Ebenso hat wohl das Familienleben des Königs, das gegen die damaligen Sitten stark verstoßen hat, bei seinen Untertanen Anstoß erregt, und ferner ist anzunehmen, daß die Habgier des Monarchen Anlaß zu Spott und Satire gegeben hat. Alle diese Eigenschaften sind nun recht drastisch verspottet worden, was auf dem sogenannten Londoner Papyrus zu sehen ist. Der Londoner als auch der Turiner Papyrus stellen äußerst wertvolle und umfangreiche Dokumente dar, die tatsächlich die ersten Karikaturen der Weltgeschichte für uns bedeuten. Einmal wird Ramses, dessen j Eitelkeit und Ruhmsucht man in diesem Falle wohl verspotten will, von einem Streitwagen gezogen, der mit Hunden be spannt ist, während er selber als Rattenkönig dargestellt ist. Die Festung, gegen die er zieht, wird von Katzen verteidigt. Im vergrößerten Maßstabe ist dieser Vorgang übrigens in dem historischen Saal des Berliner Aegyptischen Museums als Wandgemälde zu sehen, ln. dem im Britischen Museum aufbe wahrten Papyrus sehen wir weiter einen Löwen, der auf einer Sitzbank Platz genommen hat und mit einer gleichfalls sitzen den Antilope auf einem Brett mit Figuren spielt, die Aehnlich- keit mit unseren Schachfiguren besitzen. Zur Charasteristik der Geldgier des Monarchen Ramses hält die linke Löwenklaue bereits den Gewinn fest, der wohl erst auf Grund des Spieles zur Verteilung gelangt. In dem Turiner Papyrus sieht man eine Satire auf einen alten Priester, der sich anscheinend mit einer Sängerin oder Priesterin aus dem Amonstempel abgibt. Die verschiedenen Liebesabenteuer sind in äußerst drastisch wirken den Abbildungen dargestellt. Vermutlich sind die Karikaturen, die auf den beiden Papyruswerken niedergelegt sind, nie den Verspotteten zu Gesicht gelangt, da sie nach der ganzen Art der Aegypter sich als eine geheime Rache der Unterdrückten darstellen. (Vom Reisegepäck in alter Zeit.) Einen zeit gemäßen Ueberblick über den Entwicklungsgang des Gepäck wesens gibt ein Werk, das Louis Vuitton in Paris ver öffentlicht. Schon den Phöniziern, dem Reisevolk des Alter tums, waren Koffer und Reisekisten wohl bekannt, während die Griechen erst zu Zeiten der persischen Invasion besondere Gerätschaften entwickeln. Man verfertigt schwere Kasten aus massivem Holz, die in späterer Zeit noch mit Bronzeplatten und eisernen Beschlägen verstärkt und mit kunstvollen Riegeln