Seite 42 Internationale Sa m m 1 e r - Z e i t n n g. Nr. 3 Blei besitzen, in jenen Bleiformen nicht gegossen werden, wohl aber Zinnrniinzen. Die Annahme liegt nahe, es hätten h a 1 sch ui ii n z e r .mit jenen Formen hantiert. Aus Augst stammen aber auch irdene Qußformen für Münzen. Sie führen das Bild Othos (69 n. Chr.) und Tra- jans (98 bis 117 n. Chr.). Mit solchen Formen ließen sich Denare prägen. Es gibt nun verschiedene Arten von solch ii denen Münzformen, und auch Augst hat deren verschiedene geliefert; so auch eigentliche Miinzmodel, die erlaubten, gleich zeitig viele Münzen zu prägen. Diese rollenartigen Model finden sich vorwiegend im ehemaligen Gallien und in der Nähe von Trier. Ja, nicht weit von E p e r n a y hat man 1829/1830 eine vollständige römische Münzwerkstätte gefunden. Solche Werkstätten erlauben den Schluß, daß sowohl einzelne vom Handwerk als auch der Staat in Gallien und iri anderen, vorwiegend westlichen Provinzen gegossen haben. Hatte schon unter N e r o (54 bis 68 n. Chr.) die Münzver schlechterung eingesetzt, so war sie im Jahre 198 so weit ge diehen. daß die Denare gleiche Teile Kupfer und Silber ent hielten. Im dritten Jahrhundert war das Uebcl gar arg ge worden. Man begnügte sich nunmehr einfach damit, den Kupferdenar in eine Silbersauce einzutauchen. Solche Zu stände lockten gewinnlustige Leute, Falschmünzer und — staatliche Beamte, die ihr Amt mißbrauchten, um Münzen von noch minderem Gehalte für den Verkehr zu prägen als dei Staat festgesetzt hatte. Vergeblich hatten die Kaiser versucht, Jem Uebcl zu steuern. Die Tatsache nun, daß die erwähnten Miinzmodel weit herum Vorkommen, legt die Vermutung nahe, es hätten sich auch Private mit dem Münzgießen abgegeben. Der Staat hat wirklich diese Art Miinzerei geduldet, nur in Italien und den östlichen Provinzen zog man gegen die Münzfälscher mit Energie zu Felde. .. Der Fundort, wo die Augst er Formen zutage traten, »im Steinier«, lag mitten in der Stadt. Dies sagt aber nichts über das Wesen der Münzstätte aus. Immerhin fällt auf, daß die Augster Formen nicht nur das Bild des späten Septimius Severus, sondern auch Bilder früherer Kaiser, Othos und Tra laus, führen und damit in Zeiten besserer Prägung weisen. Dies vielleicht aber nur, um beim Absatz der Münze größeres Vertrauen und entsprechende Kaufkraft zu w r ecken; denn für ältere Münzen durfte besseres Korn vorausgesetzt werden. Der Schluß auf Falschmünzer liegt daher nahe. Ordentliche j Münzer hätten das Bild der lebenden Kaiser gew'ählt. Wurde | gar Zinn gegossen, so kann Falschmünzerei kaum von der ! Hand gewiesen werden. Chronik. Bibliophilie. (Die S pin o z a-Bib 1 i o t h e k des Professors Freudent h a 1.) Wie man uns aus Frankfurt a. M. schreibt, ist die großartige Spinoza-Bibliothek des verstorbenen Spinoza-Forschers, Geheimrats Professors Jakob Freude n thal in Breslau in den Besitz der Firma Josef Baer & Co. übergegangen, die die Sammlung nur cn bloc verkaufen will. Der Preis ist mit 5000 Mark festgesetzt. Die Bibliothek zerfällt in zwei Abteilungen, deren erste aus Spinozas Werken in allen erreichbar gewesenen Ausgaben und Uebersetzungen in chronologischer Ordnung besteht. Die zweite Abteilung umfaßt eine Sammlung von Werken über Spinoza und den Spinozismus. Sie enthält Biographien und Kommentare, popularisierende Volksbücher und streng wissen schaftliche Untersuchungen, Schmähschriften und Panegyriken, Ergüsse fanatischer Zeloten und begeisterter Verehrer, längst vergessene Produkte unbekannter Dilettanten und Werke be deutender Forscher, die zu den bleibenden Merksteinen in der Entwicklungsgeschichte des menschlichen Geistes gehören. (Kostbare Bibeln.) Aus Newyork wird be lichtet: Nun ist der zweite Teil der berühmten H o e - B i b 1 i o- t h e k verkauft worden. Das Hauptinteresse der Sammler richtete sich auf die kostbare, ungewöhnlich gut erhaltene Guttenberg-Bibel, die in Mainz von G u 11 e n b e r g und Fust 1450—1455 gedruckt wurde. Das Exemplar der Samm lung Hoe befand sicli früher in der Bibliothek des Lord A s h b u r n h a m. Es zeigt nicht die geringsten Beschädigun gen und die Echtheit steht über jedem Zweifel. Die beiden Bände weisen eine Reihe roter Anfangsbuchstaben auf. was be kanntlich nur bei wenigen Exemplaren dieser üuttenberg- Bibeln der Fall ist. Um das Wertstück entbrannte ein heißer Kampf, in dem der bekannte Londoner Kunsthändler Qua rt t c h Sieger blieb, indem er die Bibel für 110.000 Mark er steigerte. Im weiteren Verlaufe der Auktion wurde auch eine M a z a r i n - B i b e 1 ausgeboten, die für 200.000 Mark einen Käufer fand Bilder. (Die Sammlung Ne nies.) In den letzten Tagen ging durch die Tagesblätter eine Notiz des Inhaltes, daß die Budapester Sammlung N e rn e s, von der ein Teil bis zum Jahresschluß in der Münchener Pinakothek ausgestellt war, durch Kauf an den Maschinenfabrikanten Dr. Lanz in Mann heim übergegangen sei. Die Nachricht ist unrichtig und wohl darauf zurückzuführen, daß Lanz mit einer Anzahl alter Hol länder auch fünf kleinere Bilder aus der Nemesschen Leihgabe berühmter Impressionisten erwarben hat. Für die alten Hol länder zahlte Dr. Lanz 1 Millionen Mark. (Ein neuer Lionard o?) Wie berichtet wird, glaubt man in St. Petersbur g ein neues Werk von der Hand Lionardo da Vincis entdeckt zu haben. Es handelt sicli um eine Madonna mit dem Kinde, die im Besitze von Frau Benoit sich befindet und die früher als ein Raffael be zeichnet worden ist. Sie stellt die Jungfrau in Dreiviertel ansicht sitzend dar; in ihren Armen hält sie ein pausbäckiges Jesuskind, dem sie Blumen streut. Was an dem Bilde auf fällt, ist der Gegensatz zwischen der zarten Jugend der Muttergottes und der Wohlgenährtheit des Kindes, zwischen ihrer kindlichen Miene und dem ernsten Blicke ihres Sohnes. Diese Züge veranlassen den Kenner, das Werk, falls es wirk lich von der Hand Lionardos stammen sollte, seiner »ersten Manier« zuzuweisen. Sir Sidtiey Colvin.will sogar im Biitish Museum eine Zeichnung aufgefunden haben, die als die Skizze zu diesem Petersburger Gemälde anzusehen sei. Soweit die Angaben, die uns vorliegen. Natürlich bleiben weitere Mitteilungen abzuwarten, ehe man wirklich auf eine Vermehrung der nur allzu kleinen Zahl erhaltener Original werke des großen Meisters rechnen darf. (Zwei neue Werke von Rubens entdeckt?) Nach den belgischen Blättern sollen zwei bisher sehr ge suchte Originale Rubensscher Bilder entdeckt worden sein. Es handelt sich'um die Bilder »Die heilige Dreieinigkeit mit Engel« und »Lot aus Sodom fliehend«. Beide Gemälde