Nr. 5 Internationale Sammler-Zeitung. Seite 67 Die Antiquitäten-Sammiung Jensen. Der Schiffsreeder Anton Jensen, dessen Anti- quitätensammlung jetzt bei C. C. M. Micha eisen in Lübeck zur Versteigerung kommt, war seit langem big. 2: Kopenhagener Deckelhumpen. als sorgfältiger Sammler bekannt; seine Sammeltätigkeit begann zu einer Zeit, wo das Sammeln noch mit ge ringerer Mühe und auch mit weniger Kosten verbunden war, als heute, nämlich in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Gelegenheit zum Sammeln bot sieh ihm reichlich, zumal ihn sein Beruf viel in fremde Länder führte; besonders freilich kam ihm der Umstand zustatten, daß die Landbevölkerung damals noch keine Ahnung von dem Werte alter Objekte hatte, und sie, wenn nicht gerade Pietät sich daran knüpfte, gerne ab- gab, um sich für den erhaltenen Kaufpreis neue anzu- schaffcn. Man erzählt sich von Jensen, daß er mit großem Stolze seine Schätze zeigte, aber unwillig wurde, wenn bei solchen Besichtigungen jemand die Unvorsichtigkeit beging, ihm etwas abkaufen zu wollen. Ihm war nichts feil, er hing an jedem Objekte mit gleicher Liebe und hätte sich um keinen Preis von einem getrennt, solange er lebte. Die Sammlung Jensen umfaßt sehr interessante Ke ramiken (Steinzeug, Delfter Fayence, Vasen, Teller und Krüge, Porzellan), Arbeiten in Glas und Kristall, in Edel metall, Zinn, Eisen, Holz, Klcinkunstgegenstände aller Art, Tischgedecke, Spitzen etc. Die Abteilung »Silber geräte« enthält Stücke, wie sie zuletzt wohl nur in der Thorwaldsen-Versteigerung vorkamen; so zum Beispiel den Kopenhagener Deckelhumpen, den unsere Abbildung (Fig. 2) vorführt. Der Katalog gibt von dem Stücke folgende Beschrei bung: Kopenhagener Deckclhumpen, Silber, steht auf drei kleinen Kugeln, die zylindrische Leibung ist völlig plastisch getrieben, mit Riemenwerk von Ranken durch- schlungen, der Deckel ebenfalls völlig getrieben mit Renaissanceornamenten, Riemenwerk, Laubranken etc., im Mittel rundes Feld, mit eingelassener dänischer Münze mit Brustbild des Königs Christians IV. Dan. D. G. | 1608. Der Henkel einfach getrieben, als Deckelknopl weibliche Figur. Mit Marke 17. Jahrhundert. Gewicht 268 Gramm, Höhe 12)4 Zentimeter, Durchmesser 10 Zentimeter. Ein anderes Prachtstück der Sammlung ist der sil berne Renaissancepokal (Fig. 3), dem die Firma Michaelsen folgenden Steckbrief mitgibt: »Silberner Re naissancepokal. Der wulstartige Fuß von großem ge triebenem Blattornatnent umzogen, der schlanke Kelch, aus einem Stück aufgezogen, zeigt in einem großen Me daillon das Brustbild des Königs Christoph Adolf von Schweden, in dem anderen Medaillon Wallen- stein; die Gesichter sowie die Gewandung sind sehr präzise ausgeführt; zwischen beiden Medaillons sind große, stilechte, getriebene Renaissanceornamente. Der Pokal ist innen vergoldet, ebenso die äußeren Profil- ringe. Es ist ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst, 17. Jahrhundert. Mit Silberzeichen und Beschauzeichen. Gewicht 364 Gramm, Höhe !9 Zentimeter, Durchmesser 10 Zentimeter.« In hohem Grade beachtenswert ist eine Kollektion von Dosen und Bonbonnieren in Gold, Silber, Email, Porzellan und Bux. Da ist, um nur eine herverzuheben, eine Porzellanbonbonniere aus dem Jahre big. 3. Silberner Renaissancepokal. 1750, die auf ihrem vergoldeten Deckel ein erhabenes ovales Porzellanmedaillon mit einem Brustbild Peters des Großen in farbiger Zeittracht trägt. Für viele Sammler dürfte ein Bierseidel mit Makart- nialereien Interesse haben, das Jensen vor etwa