Seite 162 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 11 Eine große Seltenheit der Sammlung bildet ein Exemplar des bekannten Pamphlets von Praeger, »Wagner, wie ich ihn kannte«, das von der Familie Wagners angekauft und in fast allen Exemplaren einge stampft wurde. Mit Stolz zeigt mir Kästner ein ihm von Wagner gewidmetes Exemplar von Nietzsches »Ge burt der-Tragödie«. Unter den Kopien, ist die Abschrift des Textes der aus dem Jahre 1834 herrührenden, bis jetzt nicht ver öffentlichten komischen Oper Wagners »Das Liebesver- bot« von besonderem Wert, ebenso selten ist eine Kopie der zweiten Gralserzählung, die nur ein einziges Mal zur Aufführung gelangte. Von den Wagner-Porträts fehlt in der Reproduktion, zum Teil auch in plastischer Herstellung fast kein ein ziges, darunter sind auch alle nur herausgekommenen Wagner-Karten und sonstigen Erinnerungszeichen. Briefe und Handschriften Wagners besitzt Kästner nur in kleiner Anzahl. Eine Ausgabe der Gesamtbriefe in un verkürzter Form ist von ihm in Vorbereitung. Das hier Aufgezählte erscheint unscheinbar und be langlos, vertieft man sich jedoch in die vergilbten Blätter, verschollenen Pamphlete, Schriften und Parodien, die die Kasten dieser Privaträume bis zur Zimmerdecke füllen, dann findet das Bild Wagners manch hochinter essante Ergänzung. All diese Dokumente sprechen von Haß und Liebe, ja auch von Spott und Verachtung und von all den unerhörten Kämpfen, die nur einem feurigen, revolutionären Genie zuteil werden konnten. All das wird von den persönlichen Erinnerungen in lebendigster Weise vervollständigt, die Emmerich Kästner in einer besonderen Schrift noch festhalten und veröffentlichen will. In dieser wird er nicht nur über hochinteressante Erlebnisse mit Wagner, sondern auch mit Liszt, Bülow, Rubinstein, Brahms, Bruckner, mit Hebbel und Fanny Elßler erzählen können. Napoleonica. Die Jahrhundertfeier der deutschen Freiheitskriege äußert ihre .Wirkungen. erfreulicherweise, auch auf den Kunsthandel. Während sonst Darstellungen zur. Geschichte des Napoleonischen Zeitalters nur sporadisch auf dem Markte erscheinen, kommen Fig. 1. Longhi, Napoleon. jetzt ganze Napoleonica-Sammlungen zur Versteigerung, die reiche Ausbeute an Erinnerungsgegenständen der historisch- denkwürdigen Epoche bieten. Eine besondere Gelegenheit, aus dem Vollen zu schöpfen, gibt Sammlern die von uns bereits angekündigte Auktion, die das Antiquariat C. G. Boerner in Leipzig in den nächsten Tagen dort veranstaltet. Ein stattlicher Katalog dient als Führer durch die Samm lung, die 648 Nummern aufweist. Napoleon und seine Um gebung bilden naturgemäß den Hauptteil; wir stoßen da, urn nur das Markanteste herauszugreifen, auf einen wundervollen Abdruck von Levache z’ Napoleonbildnis, das den Imperator in großer Uniform zu Pferde, gefolgt von seinen Generalen, vorführt. Es ist wohl das schönste Napoleonporträt, das uns be kannt ist. Ihm zunächst rangiert Longhis Stich »Buonaparte in der Schlacht bei Arcole«, das der Künstler im Aufträge Bona partes selbst nach dem Gemälde von G ros ausgeführt hat. Wir reproduzieren das schöne, seltene Blatt in Fig. 1. Die Familie Napoleons ist in zahlreichen reizenden Blättern vertreten, ebenso seine Generale; zahlreich sind auch die Karikaturen auf Napoleon. Eine Sammlung von 202 Blatt ist nach der chronologischen Folge der Ereignisse ge ordnet. Sie beginnt mit dem Jahre 1812, behandelt die Nieder lage und den Rückzug Napoleons aus Rußland, die Völker schlacht bei Leipzig, den Sturz Napoleons, seine Verbannung und seinen Tod auf der Insel St. Helena. Neben deutschen und französischen Blättern sind da englische Karikaturen reich vertreten. Besonders erwähnenswert ist ein Originalaquarell, von der Hand Ernst Theodor Amadeus H o f f- manns, ein »Klagelied eines Juden nach der Völkerschlacht, mitBegleitung des Pianoforte« (mit Noten), sowie eine Flugschrift »Das Maifeid von St. Helena. Entdeckte Verschwörung Napo leons mit dem Rattenmarschall Herzog Schinkenklauber, Abge-