Seite 182 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 12 Porträts von Napoleon, Nelson und Pitt (von Rosmaesler) und M u r a t (unsigniert), vier Kupfern von Dornheim zu W erners »Weihe der Kraft« und vier An sichten von Gaeta, Karlsbad und den Sternwarten von St. Petersburg und Paris. Von dieser Ausgabe, die auf Ver anlassung der französischen Regierung unterdrückt wurde, sind nur durch ein Versehen einige wenige in den Handel ge kommen. Die übrigen Exemplare der ersten Ausgabe wurden vom Verleger Ettinger mit neuen Titeln versehen: »Historisch-genealogischer Kalender auf das Jahr 1808« (statt »Gothaischer Hof-Kalender«), respektive »Almanac historique Fig. 7. Gotha, 1795. genealogique« (statt »Almanac de Gotha«), um die französischen Zoll- und Zensurbehörden zu täuschen. Auch von dieser Titel ausgabe, die »Leipzig« firmiert, sind die deutschen Exemplare sehr selten geworden. Die Sammlung Clement enthält drei, das eine mit dem ursprünglichen Titel als Beilage; ferner sieben Exemplare der endgiltigen Ausgabe, die mannigfache Verschiedenheiten zu den Angaben der Bibliographen Dozy und Chenedolle aufweisen. Auch von der französischen Ausgabe ist ein Exemplar im Ursprungsdruck vorhanden; dazu kommen sieben Exemplare mit dem Täuschungs-Titelblatt, die unter sich aber auch wieder kleine Varianten enthalten, und ein Exemplar der in Paris redigierten Ausgabe. Der berühmte Jahrgang ist also — ein einzig dastehender Fall — hier in seinen sämtlichen Fassungen vorhanden. Bis zum Jahre 1814 währt die napoleonische Beeinflussung auch in den Bildern: die vier Rheinbundkünige, die napoleoni- schen Könige von Spanien, Holland, Neapel und Italien, die napoleonischen Großherzoge von Frankfurt, Baden, Hessen und Würzburg alternieren mit französischen Uniforrnbildern. Nach des Korsen Sturz wird der Almanach wieder zum »üothaischen Hof-Kalender« und bringt auch 1815 als erstes Papstbild das Porträt Pius VII. Fig. 8. Gotha, 1795. Im Jahrgang 1825 findet sich ein interessanter hand schriftlicher Vermerk. Es heißt nämlich da: »Dieser Calender ist insofern merkwürdig, weil der Aufsatz „Der Bauernkrieg" als zu liberal das Mißfallen des Oesterreichischen Hofes er regte, der durch seinen Gesandten am Dresdner Hofe sich bey dem hiesigen beschweren und auf Verbot der weiteren Ausgabe des Calenders antragen ließ, welches auch e r- folgte.« Von diesem Verbot war in der Literatur über den Hofkalender bisher nichts bekannt. Verschiedene Reihen von 1832 ab (seit 1812 firmiert Justus Perthes) beschließen den Katalog. Spitzen. Von Alexander Freiherrn von Gleichen-Rußwurm (München). (Schluß.*) Einen großen Schlag erlitt die Manufaktur von Alencon durch die Aufhebung des Ediktes von Nantes, weil viele der geschicktesten Arbeiterinnen vertrieben und in alle Welt zerstreut wurden. Obwohl die Aus wanderung den Reformierten verboten war, entkamen doch mehr als fünfzigtausend Familien nach Holland, England und Brandenburg. Darunter waren so viele Spitzenarbeiter und -Arbeiterinnen, daß die französische * Siehe Nr. 11 der »Internationalen Sammler-Zeitung«. Industrie während des 18. Jahrhunderts bereits mit Schwierigkeiten kämpfte und jedenfalls keinen Fort schritt in der Entwicklung verzeichnete. Der zweite ver nichtende Schlag traf sie aber durch die französische Revolution. Die Arbeiter mußten fliehen, viele von ihnen wurden auch getötet, weil das empörte Volk ihre Kunst für aristokratisch erklärte und für verderblich hielt, in Anbetracht der allgemeinen Not. Auch wurde die Tracht so einfach und nüchtern, daß sic wenig Gelegenheit bot, kostbaren Zierat zu verwenden. Als Napoleon die