Seite 202 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 13 Karl wendet sich an die Völker Oesterreichs mit der Bitte, ein jeder möge durch Ankauf dieser Postkarte sein Scherflein zur Schaffung der österreichischen Luftflotte beitragen.« Autographen. (Leipziger Autographen au ktio n.) Ueber die Autographenauktion bei C. G. Boerner in L e i p z i g (siehe Nr. 10) wird uns von dort berichtet: Rin intimer Brief Schillers an Körner brachte 570 Mk., ein Fragment aus Schillers »Phädra« 980 Mk. Theodor Körners Hand schriften wurden, wohl unter dem Eindruck der Jahrhundert erinnerungen, sehr hoch bezahlt: Das Manuskript des Lust spieles »Der Veter aus Bremen« mit 475 Mk.. des Lustspieles »Die Braut« mit 455 Mk.; acht Briefe, die Körner von der Reise ins Riesengebirge an seine Eltern schrieb, mit 1010 Mk. Eine große Anzahl der Körner-Handschriften erwarb das Körner-Museum in Dresden. Auch von Heinrich Heine waren zahlreiche Briefe und Manuskripte vorhanden; der letzte eigenhändige Brief an seine Mutter erzielte 720 Mk. Eine Anzahl Briefe und Zeichnungen Eduard Mörikes wurden zusammen; für 1150 Mk. versteigert Das (in Nr. II be schriebene) »Stammbuch auf der Tapete«, Eintragungen von Freunden Gleims auf der Tapete seines Gartenhauses in Halberstadt, ging für 205 Mk. fort. 175 Briefe an Heinrich Laube, wichtig für die Geschichte des Wiener Burgtheaters, wurden von den Wiener Städtischen Sammlungen für 435 Mk. erstanden. Das Stammbuch Ludwig Schröders mit 95 Ein tragungen, darunter von Goethe, Herder, Wieland, Klopstock, Lessing, wurde fii 5900 Mk. von dem Museum für Ham- burgische Geschichte in Hamburg erworben. — Unter den Musikerautographen erzielten ein Manuskript Karl Maria v. Webers: Erste große Sonate in C-dur, 310(1 Mk., sieben Menuette des dreizehnjährigen Mozart 2375 Mk., Briefe Glucks 810 und 825 Mk„ ein bisher für verschollen ge haltenes Musikmanuskript des Dichters E. T. A. Hof f- mann, ein Trio für Klavier, Violine und Cello, 920 Mk., das Originalmanuskript Richard Wagners zum »Tannhäuser«, I. Akt, I. Szene, 550 Mk. und ein Albumblättchen Wagners für Frau Direktor Angelo Ncumann mit 6 'l'aktcn aus »Siegfried« 450 Mk. — Ein prächtiges Stück aus Bismarcks Stu dentenzeit, das von ihm verfaßte Protokoll einer offenbar »schweren Sitzung«, die im Jahre 1834 im Cafe National in Berlin stattfand, wurde mit 620 Mk. bezahlt. Ein Brief R e m- b r a n d ts, von dem überhaupt nur sieben Briefe bekannt sind, brachte 1700 Mk. Das Gesamterträgnis der Versteigerung be trägt 50.000 Mk. Bibliophilie. (Ein unbekannter Einblattdruck.) Die neueste Nummer des von Josef Bacr & Co. in Frankfurt a. M. her ausgegebenen »Frankfurter Bücherfreund« verzeichnet einen bisher unbekannten E i n b 1 a 11 d r u c k. Es ist das der Deutsche Kalender für das Jahr 1473 (Augspurg, Gintherus Zainer). Das Blatt mit der großen prachtvollen Type 2 des Augsburger Prototypographen gedruckt, entspricht in seiner allgemeinen Anlage dem von Heitz und Haebler Tafel 5 ab gebildeten Zainer-Kalender für das Jahr 1472. Am Anfang stehen 5 Zeilen umfassende allgemeine Angaben über das Jahr. Sie enthalten die goldene Zahl, den Sonntagsbuchstaben, den Fastenabstand, das Datum des Oster-, des Pfingst- und des Fronleichnamtages. Dann ist das Blatt in zwei Kolonnen ein geteilt. In der ersten Kolonne befinden sich zunächst Daten über den Eintritt der Neu- und Vollmonde. Dann folgt — eine besondere Eigentümlichkeit dieses Jahres — die Mitteilung, daß am »nächsten aftermontag nach marci« eine partielle Sonnen finsternis stattfindet, was durch einen Holzschnitt illustriert wird. Den Schluß bildet eine Aufzählung der zum Aderlaß geeigneten Tage, die auch die zweite Kolonne aus füllt. Darunter steht einfach »Gintherus«, wodurch Zainer sich als Urheber erklärt. Der Kalender ist sicher schon 1472 ge druckt, da er, der Sitte jener Zeit entsprechend, am 1. Jänner 1473 als Neujahrsgeschenk verteilt wurde. (Die Höh Iba ums che Bibliothek.) Die Job. Peter Averhoff-Stiftung hat dem Hamburger Seminar für Ge schichte durch namhafte Beihilfe ermöglicht, die an hansischen Spezialwerken reiche Bibliothek des verstorbenen Professors Dr. Konstantin Höhlbaum (Gießen) zu erwerben. Es handelt sich nicht nur um Werke zur Geschichte der Deutschen Hanse im engeren Sinne und der Hansestädte, sondern auch der Länder, mit denen die Hanse in Verbindung stand, insbeson dere der Niederlande, Skandinaviens und der Ostseeprovinzen Rußlands, darunter viele im Ausland erschienene. Außerdem ist eine größere Anzahl Schriften zur Schleswig-Holsteinschen Frage dabei. Im ganzen sind es gegen 700 Bände, einschließ lich Broschüren und seltener Sonderabzüge. (T heater geschichtliche Seltenheiten.) Bei Martin Breslauer in Berlin kam am 17. v. M. die Biblio thek Karl Biltz zur Versteigerung, die in seltener Vollständig keit einen Ueberblick über die Geschichte des früheren deutschen Theaters gewährte. Zu der Versteigerung hatten die Königliche und die Universitätsbibliothek in Berlin sowie die Lutherhalle in Wittenberg Vertreter entstandt. An Preisen wurden erzielt: Für Ketner von Herßbrucks Trauerlied auf Martin Luther (1546) 96 Mark, für Heinrich v. Kettenbachs »Schutzrede« 120 Mark, für die »Tragedia« (Paris 1524) 125 Mark und eine bisher unbekannte Ausgabe von Jörgen Wickrams »Rollwagen« (Frankfurt 1574) ebenfalls 125 Mark Agricolas »Tragedia Johannis Huß« (1533) brachte 100 Mark, Jacob Ayrers »opus thaeatricum, dreißig auszbiindtige schöne Comedien und Tragedien« (Nürnberg 1618) 270 Mark, Retulius' »Judith« (Straßburg 1559) 180 Mark, die erste Ausgabe von Culmanns »Christenheit Teutsch Spil« (1539) 120 Mark, Gengen bachs »Die X. alter diser weit« (1518). bekanntlich das Drama, mit dem die Geschichte des neueren deutschen Schauspiels be ginnt, eine Seltenheit ersten. Ranges, ging für 180 Mark fort. »Ein frischer Combiszt vom Bapst und den seinen« von dem selben Verfasser kam auf 168 Mark zu stehen und der »Noll- hart«, ebenfalls von Gengenbach, auf 400 Mark. Ein Gespräch büchlein aus dem ersten Viertel des 16. lahrhunderts er brachte 135 Mark, Kirchmeyers »Regiium Papisticum« (1553) 150 Mark, desselben »Pammachius« (1538) 150 Mark und Simon Lemnius »Mönchshurenkrieg«, die berüchtigte Lästerschrift gegen Luther, 255 Mark. Eines der ersten Erzeugnisse einer neuen Gattung der deutschen Literatur, Paulus Rebhuhns »Geistlich Spil von der Frauen Susannen« erzielte 250 Mark. (Die Auktion Hut h i n L o u d o n.) Man schreibt uns aus London: Die Versteigerung des dritten Teiles der be rühmten Bibliothek Huth nahm 12 Tage in Anspruch. Es sind | von dieser Sammlung bisher im ganzen die Buchstaben A bis H | öffentlich verkauft worden; die dafür gezahlten Summen be laufen sich insgesamt auf 147.615 Pfund. Hierzu kommt die prachtvolle Sammlung der Shakespeare-Ausgaben, die privat als Ganzes verkauft worden sind; zu welchem Betrage ist nicht bekannt, doch werden 50.000 Pfund genannt. Danach hat der bisher verkaufte Teil dieser Bibliothek etwa 4 Millionen Mark gebracht. Huth hat seine Bücher großenteils in den Sechziger- und Siebzigerjahren zu viel geringeren Preisen erstanden. So hat er zum Beispiel dem Londoner Antiquar Quaritch im Jahre 1873 für eine 1588 in London gedruckte Beschreibung von Virgirüen 'von Thomas Üariot, ein sehr seltenes Buch, 120 Pfund gezahlt; dieses Buch wurde jetzt von Quaritch nach vierzig Jahren für 1290 Pfund zurückgekauft. Ein deutsches Buch über die Falkenjagd, Augsburg 1497, das 1867 fünf Guineas kostete, erzielte jetzt 170 Pfund. Der Preis von 640 Pfund wurde von der Londoner Firma Wesley für ein naturgeschichtliches Manuskript in vier Foliobänden von Georg H o e f n a g e 1 aus