Internationale
4§ammler-2ßifunu
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
5. Jahrgang.
Wien, 1. Juli 1913.
Nr. 13.
Die Sammlung Artur Maier in Karlsbad.
Von August Strobel (Prag).
Im Sommer ist Karlsbad ein Weltbad. Aber im
Winter, wenn der Schnee rings auf den Höhen seinen
Hermelinpelz ausbreitet, wenn die vom Sprudel er -
wärmte Tepl zwischen zackig-vereisten Rändern dünn
talabwärts fließt, wenn die Karlsbader selber aus ihren
dritten und vierten Stockwerken wieder in die eleganten
Zimmer des ersten hinunterziehen, die sommersüber
hohe Zinseszinsen trugen, dann ist Karlsbad doch nur
eine Provinzstadt. Eine Provinzstadt mit all ihrem eng -
kleinlichen Getriebe, mit ihrem vom Kirchturm orien -
tierten Interesscnkreis, ihrem der Weltstadt abge -
guckten Gesellschafts- und Vergnügungstreiben. Kaum
könnte ein Boden ungeeigneter sein, einen stillen, in sich
versenkten und doch weltmännisch urteilenden, welt -
männisch genießenden Kunstfreund und Sammler her -
vorzubringen als die böhmische Sprudeistadt. Der Reich -
tum, die Vorbedingung irgend intensiveren Saminler-
tums, ist allerdings in dem gesegneten Heilbad nicht
eben selten; und auch die Freude am Kostbaren, am Sel -
tenen, am gerade Modernen tobt sich in mancher elegan -
ten Behausung oft mit Geschmack aus. Aber es ist doch
etwas ganz anderes: mit eigenem Urteil, mit liebevoll-
scharfsichtigem Auge und sorgsam nachschmeckender
Kennergourmandise alte Meister sammeln, ein Ver -
mögen in Gemälden anlegen und dabei keine Nieten, keine
nur von Namen gedeckten Atrappen in seinen vier
Mauern zu dulden. Solch einen reinen Qualitätssammler
würde man in Karlsbad nicht suchen. Ich habe ihn ge -
funden und ich will hier berichten, was bisher nur weni -
gen, zudem über Europas Hauptstädte zerstreuten Kunst -
freunden, Forschern und Sammlern, aus eigener An -
schauung bekannt ist, obgleich diese herrlichen künst -
lerischen Schätze mit vielberühmten hauptstädtischen
Privatsammlungen den Vergleich aushalten können.
Ueber die Sammlung Maier in Karlsbad ist bisher
noch nirgends zusammenhängend geschrieben worden;
wiewohl selbst so bedeutende Forscher, wie Bode,
wenn er über die Holländer schreibt, oder Sack in
seiner monumentalen Tiepolo-Monographie Bilder der
Sammlung Maier als wichtige Belege zitieren müssen.
Dies dürfte indes iri kurzer Zeit anders werden: der
Wiener Salon M i e t h k e, der die Karlsbader Kunsthalle
gepachtet hat, will demnächst die Sammlung Maier zum
erstenmal öffentlich ausstellen: dann werden die Fach -
leute wahrscheinlich aufs höchste erstaunt sein und die
Literatur wird sich ausgiebig mit den Gemälden Maiers
beschäftigen. Dieser wissenschaftlichen Arbeit möge die
folgende Ueb ersieht zur vorläufigen Grundlage dienen.
Artur Maier ist der Typus des Qualitätssamrn-
lers. Er hat viele Jahre seines arbeitsreichen Lebens dem
Studium und der Liebe des Schönen gewidmet, ehe er
Sammler wurde. Nicht ererbte Neigung, nicht vom Vor -
fahr übernommene Verpflichtung hat ihn zum Bilder -
besitzer gemacht. Kaum vor zehn Jahren kaufte er das
erste Stück seiner auch heute noch nicht allzu umfang -
reichen Sammlung. Mit scharfsichtiger Sicherheit und
gut fundiertem Wissen besah er, was ihm angeboten
wurde: weder Namen noch Herkunft imponierten ihm,
sondern die wahre innere Schönheit des Kunstwerkes.
Und so hat er denn lauter Werke zusammengebracht, die,
ohne das Aushängeschild eines berühmten Urhebers, den
Betrachter entzücken, dem Besitzer und intimen Kenner
viele Stunden edelsten Kunstgenusses vermitteln. Maier
ist selbst der genaueste Kenner seiner Bilder; er erzählt
von ihren Schönheiten wie von ihren Schwächen wie
ein Vater von seinen Kindern, mit genau so viel Liebe
und mit ungleich mehr Gerechtigkeit. Er ist immer der
erste, der bei einem Kauf die Urheberschaft der großen
Namen, auf die manche Bilder im Kunsthandel laufen,
anzweifelt, er nimmt Umtaufen — selbst von scheinbar
ordnungsgemäß signierten Bildern — auf eigene Faust
vor, und zwar in pejorem. Er kauft auch namenlose
Bilder, wenn ihre Qualität ihn einmal bestochen hat, und
er besitzt freilich auch einwandfreie Meisterwerke, um
die ihn staatliche Galerien beneiden dürfen. Seine Ruis-
daeis, seine Tiepolos, sein Goya z. B. sind heute schon
international berühmt.
Um eine Uebersicht mit Maiers Italienern zu be -
ginnen, so muß zuerst von seinen beiden Tiepolos
gesprochen werden. Sie weisen in zwei ganz verschie -
dene Entwicklungsabschnitte des Meisters: offenbar ist
eine weich-goldtonige Madonna rnit dem Jesuknaben
voll lieblichen Ausdruckes, lebhafter Bewegung, warmer
Köloristik, ein frühes Werk; während die »Madonna mit
dem Stieglitz« in ihrem Silberton, ihrer still-sinnendeu
Haltung, dem verschleierten, ahnungsdüsteren Blick sich
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als Spätwerk charakterisiert. Das letztere Bild hat schon
Ventil ri beschrieben, Sack bildet beide in seiner
Tiepolo-Monographie ab.
Eine unserem Geschmack etwas kitschig erschei -
nende, jedenfalls aber ausgezeichnet gemalte Madonna
von Sassoierrato schließt sich an; die Corsini-
Galerie besitzt eine Replik, die nicht so gut sein soll.
Weit interessanter ist aber ein mittelgroßes, die »Ver -
lobung der heiligen Katharina« darstellendes Gemälde
mit Halbfiguren, dessen schöner Silberton den Betrachter
fesselt. Die Schönheit der Madonna, und als negatives
Kriterium das häßliche Christuskind weisen auf keinen
geringeren als Mo r e 11 o, den seltenen.bergamaskischen
Meister. Weiter wäre ein Triptychon mit einer Pieta zu
erwähnen, das die Merkmale der venezianischen Schule
deutlich erkennen läßt. Auf den Flügeln nahen Engel mit
Räuehergefäßen, auf dem Mittelbild rührt besonders die
feine Demut eines kleinen kindlichen Engels, der des
toten Heilands Fuß küßt. Wahrscheinlich stammt das
Bild von Schiavon e. Auch ein hübscher C a n a 1 c 11 o
ist vorhanden, aus der Spätzeit des Meisters, mit einer
besonders gelungenen Ansicht des Markusplatzes. Zwei
große Gemälde, Gegenstücke, die sich zu einer »Ver -
kündigung« ergänzen, hat Maier als Guercinos er -
worben. Der Engel in seiner barocken Bewegtheit und
dem reichen Ausdruck seines Mienenspiels trägt offen
die Eigenart des von Goethe so geschätzten Meisters;
nicht ganz hält aber die Madonna in ihrer etwas apathi -
schen Art, den gut gemalten, aber unvornehm großen
Händen und dem kalten Ton der Farben solcher Prüfung
stand. Maier ist daher geneigt, trotz der äußerlichen Zu -
sammengehörigkeit der Bilder für die Madonna nur einen
Manieristen als Schöpfer anzunehmen. Vielleicht ist end -
lich auch das eindrucksvolle Bildnis eines Mönches in
weißem Habit, mit tizianischem Timbre der Hautfarbe
die Arbeit eines tüchtigen Italieners.
Gehen wir zur nördlicheren Kunst über, so dürfte
das älteste Bild der Sammlung ein Christophorus nieder -
ländischer Herkunft sein. Die auf Holz gemalte Tafel
scheint der Teil eines Triptychons zu sein und ging ur -
sprünglich auf den Namen des Jan M o s t a e r t; zufällig
besitzt Maier einen wirklichen Mostaert, eine Madonna
mit dem typischen schmalen Oval des Antlitzes, den
kirschroten Lippen, dem merkwürdig geschweiften
Kinn, und neben diesem Bild sieht man die Unmöglich -
keit, beide auf einen Meister zurückzuführen. Wahr -
scheinlich hat den Christophorus ein Schüler des üerard
David nach dessen italienischer Reise gemalt. Die duftige
Atmosphäre der Landschaft, zwei nebeneinander ge -
stellte Rot, die deutlich auf verschiedene Provenienz
von van Eyck und Giorgione hinweisen, die braunen
Fleischtöne lassen diese auffallende Einwirkung italieni -
schen Geistes auf ein niederländisches Bild gut erkennen.
Verweilen wir bei einigen Keinen holländischen Bildern,
so wären die kaum handfiächengroße Darstellung eines
gähnenden Bauern, gemalt in der breiten Art des jün -
geren Pieter Brueghel, ein sehr schöner, durch seine
kühle graue Farbenskala auffallender David 'Feniers
der Jüngere, ein guter Jan Steen mit lesenden und zu -
hörenden Bauern in einer Wirtsstube und vor allem ein
überaus feiner A. B r o u w e r hervorzuheben, den auch
Hoofstede de Groot erwähnt und dessen zarte
und doch fast monumentale Farbenintensität das Auge
je länger, desto mehr fesselt. Mit einer Landschaft von
Salomon R u i s d a e 1, einer ausgezeichneten atmosphäri -
schen Studie, auf der ein rotgekleideter Bauer einen
köstlich raffinierten Farbenfleck bildet, nähern wir uns
dann dem Stolz der Sammlung, den vier Jakob Ruis-
d a e 1 s. Das Hauptbild ist die große Darstellung eines
Wasserfalles, das reife Werk des fertigen Meisters.
majestätisch in der düster-ernsten Haltung der Land -
schaft, köstlich in den Einzelheiten, dem Wolkenvorhang,
den massigen Bäumen, dem rund um ihre Kontur aus -
gesparten Himmelsblau, übrigens mit wahrscheinlich
eigenhändigen Staffagefiguren geschmückt. Dann ist die
Frühzeit des Meisters durch ein kleineres Bild voller
Frische, die spätere Zeit durch zwei Landschaften »Som -
merabend« und »Nach dem Gewitter« vertreten, die sich
ebenso durch die haarscharf getroffene Luftstimmung
wie durch die eigenhändige Bezeichnung als echte Werke
des Meisters legitimieren. Es dürfte nicht viele Privat -
sammlungen geben, die sich an vier Ruisdaels zugleich
erfreuen können.
Noch ein zweiter Künstler ist bei Maier durch Werke
S aus verschiedenen Entwickiungspcrioden interessant
charakterisiert: Aart van der Neer, von dem ein
bestrickendes Bild »Der kühle Morgen« mit unverkenn -
baren Rubensgoldtönen in die beste Zeit seiner ersten
Entwicklung weist, während das zweite als »Mond-
j scheinlandschaft« mit kühlerer Palette seine älteren Tage
kennzeichnet. So liebevoll auf dem letzteren die silbern
überflutete Landschaft bis in die durchsichtigen Schatten
behandelt ist, so steht doch das auch bei Bode (aller-
| dings noch aus der Sammlung eines belgischen Prinzen,
i von dem es Maier erwarb), zitierte Frühbild mit dem
hinter Wasserdunst und Ferne sich ankündigenden
strahlenden Morgengestirn noch weitaus höher. Es ist
mit der Jahreszahl 1646 und dem Monogramm des Künst -
lers signiert. Ein interessantes Bild ist wegen des Stoffes
eine Meereslandschaft des als Stillebenmalers bekannten,
aber nur selten als Landschafter auftretenden Abraham
von Beyer eil (1620 bis 1674). Wieder in anderer Art
verdient eine Landschaft mit Windmühle des Jan van
Goyen (bcz. 1649) die Aufmerksamkeit, weil sie
charakteristisch ist für den Uebergang des Künstlers vom
Silberton zur braunen Sauce seiner späteren Malweise.
| Ein prachtvolles Stück, das dem Sammelgenie Maiers
| besondere Ehre macht, ist endlich ein Architekturstück
i des außerordentlich seltenen Malers Delorme aus
| Rotterdam. Der jung verstorbene Meister zeigt auf dem
j Bilde das Innere der Rotterdarner Hauptkirche in dern
hellen Ton seiner letzten Zeit, aus der überhaupt nur
zwei Bilder existieren sollen. Ein Stück besitzt Bürger -
meister Six, das andere hat Maier unter ganz anderer
| Marke (als de Witt e) vor wenigen Jahren erstanden,
j Er ließ das Bild in Paris reinigen und zu seiner eigenen
Ueberraschung trat sodann das Signum des Meisters
deutlich zutage. Wie auf dem Bilde das Licht teils durch
die unbemalten Fenster in silberner Kühle, teils durch
farbige Vorhänge durch in warmer Gedämpftheit in den
Raum mit seinen schwarzweißen Figuren flutet, ist für
j jedes empfindsame Auge ein erwählter Genuß.
Man kann einen tüchtigen W. Mieris (Dame mit
Pagen), einen ausgezeichneten .1. F y t (Stilleben mit
Grünspecht, Rebhuhn und Schnepfe vor rotem Vorhang),
eine Austern essende Gesellschaft des Ostadeschülers
Brackenburg, einen guten, charakteristischen
M a e s aus dessen letzter Zeit flüchtiger übergehen, um
sich drei in ihren Meistern zweifelhaften, in der Qualität
aber sicheren Männerporträts zuzuwenden, die gerade
in ihrer Nebeneinanderstellung viele Reize für den Be -
trachter enthüllen. Ein Männerbildnis, das als Bath. v. d.
Heist in die Sammlung gelangte, scheint mit seinem
hellen, schon von Velazquez beeinflußten Hintergründe
und der ganzen Manier nach eher auf Cornclisz Jans-
! s e n van Keulen hinzuweisen. Ein zweites Bildnis
eines Mannes in weißer Halskrause ging früher als
| Adracn Hahnemann, ist aber wahrscheinlich ein
j Ravenstein und trägt jedenfalls alle guten Eigen -
schaften der van Dyckschen Schule zur Schau. Das
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dritte endlich, derber und flotter gemalt, sehr ausdrucks -
voll in der Zeichnung, ist zweifellos Haarlemer Schule
und vielleicht von dem Franz Hais-Schüler W e r-
s p r o n g. Hier sei schließlich auch ein Rembrandt
(?) angeschlossen, der zwar deutlich in roter Farbe als
solcher signiert ist, gleichwohl eher ein Werkstattbild
(vielleicht des Aert van Gelder n) sein dürfte, als
solches aber mit seiner durchgeistigten Darstellung eines
Greises mit müden Augen und verfallenden Wangen eine
sehr tüchtige Leistung darstellt.
Zu den Bildern, die unter falscher Flagge in die
Sammlung gelangt sind, ist wohl auch eine Landschaft
mit drei (Rembrandtschen) Bäumen zu zählen, für die
der frühere Besitzer den Ph. de Köninck als Maler re -
klamierte, die aber nach der ganzen weichen, duftigen
Art auf englische Landschaftskunst, etwa auf
C r o w n, hinweist. Damit sind wir aber schon in jüngere
Epochen eingetreten, die in der Sammlung Maier nicht
weniger trefflich vertreten sind. Es sei zunächst ein gutes
Damenporträt in Weiß von dem Engländer Martin A.
S h e e, das Bildnis einer spanischen Prinzessin Von
Mignard, zwei minutiöse Stilleben mit Schmetterlingen,
Libellen, Eidechsen und Blumen von dem in böhmischen
Sammlungen häufigen, hier aber besonders effektvoll
geratenen Karl Wilhelm Hamilton und ein Altwiener
Frauenbildnis von L a in p i erwähnt. Dann aber gehören
zwei Meisterwerke hieher, die allein eine öffentliche Aus -
stellung der Sammlung rechtfertigen würden. Das eine
stammt von der Meisterhand Goyas und stellt einen
spanischen General in verschnürter Uniform, ein tief -
rotes Käppi in der Linken, dar, wie er aus kühnen,
leidenschaftlichen Augen in stolzer Haltung aus dem
Bilde herausblickt, während ein Schriftstück in seiner
Rechten die zunächst rätselhaften Worte lesen läßt:
»Fluctibus rei publicae expulsus.« Das Bild ist mit den
Worten »Pintado p. Goya 1815« signiert; aber über die
Persönlichkeit des Dargestellten herrschte bis vor kurzem
völliges Dunkel. Maier ist es gelungen, festzustellen, daß
der Dargestell'te der in den Unabhängigkeitskämpfen
1809 bis 1814 bis zum Feldmarschall vorgerückte, ur -
sprünglich als einfacher Landwirt tätige Spanier Don-
Francesco Espoz y Mina ist. Mina war einer der
genialsten Guerillaführer während der französischen In -
vasion und Goya, der ihm durch die freiheitliche Gesin -
nung verbunden war, empfand für ihn stets die größte
Verehrung. Die Inschrift auf dem Bilde weist auf die Um -
stände hin, unter welchen Mina 1815 vor der despoti -
schen Regierung Ferdinands VII. aus Spanien fliehet;
mußte.
Das zweite Bild hat sich noch auf keinen bestimmten
Meister festlegen lassen. Dennoch ist es eine ganz ein -
zige, ungewöhnlich reizvolle Arbeit, und der Stolz de
Sammlung. Es ist das Porträt einer vornehmen Dame, die
in rauschender Spitzentoilette, überschüttet mit den:
Frou-Frou der rosa Rokokoschleifchen und -Stickereien
wde Bouchers Pompadour, dasitzt, ernst-nüchtern in den
etwas groben Zügen wie die Bürgerinnen des Hogarth
und an einer Stelle des Kleides wieder in Rot und Gell:
aufleuchtend, fast wie ein Goya. Keinem dieser Meister
kann das Bild zugehören; Maier glaubt es dem schwedi -
schen Maler Alexander R o s 1 i n zusprechen zu können,
der, in Malmö geboren, in Paris als eifriger Schüler der
Franzosen verstorben ist. Vielleicht hat Maier recht; es
würde am besten die eigentümliche Mischung von fran -
zösischer Grazie und nordischer Herbheit erklären, die
rätselhaft und interessant zugleich aus dem Bilde spricht.
Aber im Grunde ist es auch dem Besitzer glcich-
giltig, auf welchen Namen sich die Gelehrten einmal
einigen werden. Er liebt das Bild, wie es ist. Und er liebt
so alle seine Bilder.
Es wäre wunderlich, wenn ein Mensch mit so
offenen Sinnen vor der modernen Kunst sie verschlossen
hätte. Wirklich hat Maier auch für die lebenden Meister
sich ein Plätzchen im Herzen gewahrt. Er sammelt den
ihm heimatlich nahestehenden Wenzel W i r k n e r, er
hat einen schönen, späten und einen aufschlußreichen
frühen U h d e, er hat L e n b a c h (Bildnis der Frau von
Poschinger), Samberger, E r d t e 11, er hat neben
vielen anderen einen meisterhaften, wundervollen
Moll. Es liegt kein System in diesem Sammeln, man
fühlt, wie Stück für Stück aus lauterem Gefallen den
Wunsch nach Besitz weckte und nachher das Glück der
Erfüllung brachte. Qualität!
Schönheitsdurst, Augenkultur, die seltenen und vor -
nehmen Charaktereigenschaften der berühmten französi -
schen Sammler des Impressionismus, sind auch diesem
weltmännischen Karlsbader zu eigen. Er reist im Winter,
verbringt Tage in den Galerien, Abende und Nachmittage
vor der Natur, bummelt des Nachts vor den erleuchteten
Auslagen der Weltstädte und hört auch da noch nicht
auf, nach Erlesenem, Schönen auszuschauen. Dann kauft
er kunstvolle japanische Schnitzereien,
gleißende kostbar gefaßte Kristalle und Halbedelsteine,
lebenerfüllte, japanische Tier bronzen, oder immer
wieder neue, glitzernde, duftig-geheimnisvolle Arbeiten
jener beiden japanischen Brüder, die in unseren Tagen
noch ein neues Verfahren, das sogenannte Glas clois-
sonne,* erfunden haben. Er hebt sie, in Watte gehüllt,
jedes in einem besonderen schlichten Holzkästchen, in
den Fächern seiner alten, eingelegten Schränke und Se -
kretärs auf, zusammen mit arabischen Schwertern,
Briefbeschwerern aus Jaspis und einer Mappe mit ganz
seltenen, ganz groß wirkenden Blättern von S a r a k u,
Hokusai, Harunobu. Und kommt ein Besucher, dem
er seine Schätze zeigen will, dann hebt er sie mit der
Zärtlichkeit eines Verliebten ans Licht des Tages,-erklärt
schlicht und sachlich des Stückes Eigenart und versucht
nicht des Betrachters Beeinflussung. Aber am Ton der
Stimme muß man hören, wie der stille, unverheiratete
Mann diese toten Dinge liebt.
Daß sie jetzt - zum Teil wenigstens — Herrn Jeder -
mann aus Chicago oder 'Toledo zur Augenbetastung vor -
gelegt werden sollen, erscheint fast als Entweihung;
wenn Herr Maier sich wirklich dazu entschließt, darf er
nur an die wahren Kunstfreunde denken, denen bisher
keine Gelegenheit zum Genüsse der Sammlungsschätze
ward. Sie werden ihm für die Ausstellung sehr dank -
bar sein.
* Eigentlich email cloisonnee, Zellenschmelz.
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i
Stammbücher.
Dem wachsenden Interesse an alten Stammbüchern
Rechnung tragend, bietet das Antiquariat Heinrich Hugen-
d u b e 1 in München in seinem neuesten Katalog, der be -
reits die Nummer 75 trägt, eine Zusammenstellung der Stamm -
bücher, die es zur Zeit auf dem Lager hat. Es ist ein ganz
stattlicher Bestand: 143 Stammbücher, wozu noch etliche
Konvolute von losen Stammbuchblättern und Kupferstich -
ansichten für Stammbücher sich gesellen.
Die Firma Hugendubel ist bei Erwerbung der Stamm -
bücher, die in ihrer Vereinigung eine prächtige Sammlung
bilden, ausschließlich auf Exemplare bedacht gewesen, die
künstlerisch wertvoll sind oder durch die Eintragungen lite -
rarisches Interesse besitzen. Zu den reizvollsten Stücken ge -
hört das Stammbuch des Malers und Radierers Sieghard
aus Leipzig, das aus dem letzten Drittel des 18. Jahr -
hunderts herrührt. Sieghard, der auch als Zeichenlehrer tätig
war, hat das Album selbst mit einer Reihe von blattgroßen
Aquarellen geschmückt. Auch die übrigen Bilder sind in ent- j
zückender Feinheit ausgeführt. Sie stellen dar (wo nichts
anderes angegeben, sind es Aquarelle): 1. Ariadne. 2. Liebes -
paar, von Frauen belauscht (Bacchus und Ariadne), Tusche
und Federzeichnung, weiß gehöht, von Fehr. 3. Felsenland -
schaft, von Nathe. 4. Ein Freundespaar am Waldbach. 5. Amo -
retten (auf Flügeln des Gesanges). 6. Flußlandschaft mit Felsen
und Kahn. 7. Umrahmung mit Rosen. 8. Freundschaftsaltar
mit Amorette. 9. Amorette. 10. Frauengestalt, an einen Baum
gelehnt. 11. Freundschaftsaltar mit Amoretten in Waldland -
schaft. 12. Amor mit Fackel. 13. Federzeichnung: Ritter.
14. Blumenstück. 15. Medaillonbildchen: Schäferszene. 16. Der
schlafende Amor in Landschaft. 17. Aquarellierte Federzeich -
nung: Eine Familie (mit 2 Kindern) am Waldesrand sitzend,
dabei ein Hund. 18. Frauengestalt, eine Lilie pflanzend.
19. Freundschaftsdenkstein in Landschaft. 20. Frauengestalt
mit Stundenglas. 21. Freundschaftsaltar, zu dem Stufen hin-
aüffiihren. Darüber schwebende Frauengestalt und Amoretten
mit Rosengirlanden. 22. Umrahmung mit Rosen. 23. Szene aus
Werther (siehe die Abbildung Fig. I). 24. Silhouettenporträt in
reizender Umrahmung. 25. Ansicht eines Kornfeldes nebst
einigen Häusern (vielleicht Gegend bei F r e i b e r g). Tusche-
zeichnung von A. Rehme. 26. Freundschaftsaltar in Wald -
landschaft, von drei Frauengestalten und vier Amoretten mit
Rosengirlanden bekränzt. 27. Freundschaftsaltar mit flam -
mendem Herz, davor eine Frauengestalt. 28. Blumenstück.
29. Liebespaar, vor einem Baum sitzend. 30. In Waldlandschaft
ein Greis vor einem offenen Grabe: Noli flere. 31. Landschaft
mit Wasserfall. 32. Amoretten (Allegorie auf Malerei und
Bildhauerei). 33. Federzeichnung: Ritter. 34. Umrahmung in
Federzeichnung und Farben.
Neben diesem bildlichen Schmuck sind aber auch die
Eintragungen des Stammbuches hochinteressant. Aus Leipzig
sind neben Schülern des Künstlers viele Studenten vertreten,
aus Freiberg eine größere Zahl Bergakademiker, die zum Teil
auch Schüler des Stammbuchinhabers waren. Wir nennen in
erster Linie Alexander von Humboldt, dann die
Grafen von B e u s t, zwei Grafen von Stolberg-Wer-
n iger o d e, Graf S o 1 m, Graf von Einsiedel, Graf von
Holtzendorff, die späteren Berghauptleute Aug. S. W.
Herder und J. H. V. Charpentier, den russischen
Generalleutnant von Komarzewsk y, ferner einen von
Zeh tu e n, von Buc h, von Oppel, Treusch von
Buttlar, von S p i 11 n e r, von Z a n t h i e r und andere.
Ungewöhnlich reich ausgestattet ist auch das Stammbuch
des Johann August Sulzberger aus Dresden (1791 und
folgende Jahre), das über 150 Eintragungen aus Dresden,
Chemnitz, Zschoppau, Lübben und anderen Orten aufweist.
An Bildschmuck enthält es 42 Malereien und Zeichnungen,
dabei neun Porträtsilhouetten, sämtlich getuscht, mit reizen -
den farbigen Umrahmungen, sieben kolorierte Kupfer, vier
recht hübsche Seidenstickereien und drei originelle Papier -
prägungen.
Die Darstellungen sind: 1. Titelblatt in Aquarell, Denk -
stein. 2. Aquarell: Amoretten bekränzen einen Freundschafts -
altar. 3. Aquarell: Rosen und Vergißmeinnicht. 4. Aquarell:
Medaillonbild, Landschaft. 5. Tuschezeichnung: Landschaft am
Meer. 6. Aquarellierte Federzeichnung von Wilhelm Flemmitig,
Dresden: Landschaft mit Einsiedel. 7. Von demselben in gleicher
Ausführung: Landschaft mit Ruine. 8. Aquarellierte Federzeich -
nung: Flußlandschaft. 9. Aquarellierte Federzeichnung: Land-
: schaff mit Haus und Brücke. 10. Porträtsilhouette in Medaillon
| auf einem Vorhang. 11. Medaillonbilachen (Freundschaftsaltar)
Fig. 1. Szene aus »Werther«. Aus dem Stammbuch des Malers Sieghard.
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in Aquarell. 12. Porträtsilhouette in farbiger Umrahmung.
13. Aquarell: Porträtsilhouette des Korporals Chr. Q. Edel -
mann vom Prinz Maximilian Infant.-Rgt. in Dresden (in Uni -
form) in Medaillon mit Rosen an zwei Säulen gelehnt, daneben
Friedhof mit Gräbern und Kirche, vorn ein Kavalier vor einem
Grab stehend. Auch kostiimlich wertvolles, sehr feines Blatt.
(Siehe die Abbildung Fig, 2.) 14 Widmungsblatt in Aquarell.
15. Porträtsilhouette in Medaillon (Damenkopf mit Haube und
Brusttuch) an einer Säule. 16. Frauenkopf, Tuschezeichnung,
leicht in Farben. 17. Porträtsilhouette mit hübscher farbiger
Umrahmung. 18. Ebensolche (Damenkopf mit großer Haube).
19. Porträtsilhouette auf farbigem Grund. 20. Schmetterling.
Sehr saubere, minutiöse Federzeichnung, aquarelliert. 21. Aqua -
rellierte Federzeichnung: Ein Bäcker vor seinem Backofen |
(zur Eintragung des Weißbäckers Gotth. Friedr. Rößler in
Dresden). 22. Sehr schönes Damenporträt in Silhouette mit
farbiger Umrahmung. 23. Meerlandschaft mit Inseln und
großem Segelschiff. Aquarellierte Federzeichnung. 24. Vergiß -
meinnicht. Aquarell. 25. Federzeichnung (Felsen mit Burg).
26. Porträtsilhouette in Medaillon mit Rosengirlande auf einer
Tapete hängend. 27. Medaillenporträt Benj. Franklins. Schöne
aquarellierte Federzeichnung. 28. Medaillenbildchen in leichten
Farben. 29. Aquarell: Rose mit Knospe. 30. Wirtshausszene
nach Art der alten Niederländer. Aquarellierte Federzeichnung.
31. Freundschaftsaltar. Aquarell. 32. Aquarell: Bilderhändler.
Große Figur eines Straßenhändlers mit Kupferstichen auf einer
Stange, wahrscheinlich eine Type aus Chemnitz oder Dresden.
33. Aquarell: Rosengirlande als Umrahmung eines auf Seide
gedruckten Glückwunsches. 34. Reizendes, auf Pergament ge -
maltes Medaillonbildchen, Amorette in von Schmetterlingen
gezogenem Wagen mit Rosengirlande. 35. Gouachemalerei:
Waldlandschaft. 36. Aquarell: Freundschaftsurne. 37. Rosen
und Vergißmeinnicht. Aquarell. 38. Aquarell: Freundschafts -
altar. 39. Federzeichnung. 40. Aquarell: Ansicht von Schloß
Schemnitz, davor Schloßteich und Promenade mit Spazier -
gängern. 41. Federzeichnung: Häusergruppe. 42. Aquarell:
Freundschaftsdenkmal.
Hervorheben möchten wir noch die Studentenstamm -
bücher aus Jena, Marburg, Wittenberg, Helmstädt, Altdorf
und Leipzig, sowie ein Freimaurerstammbuch aus detn Jahre
1779 mit etwa 85 Eintragungen von Logenbrüdern aus Nürn -
berg, Göttingen, Braunschweig und Wetzlar.
Eine eigene Abteilung des Kataloges verzeichnet Glück -
wunschkarten, Freundschaftsbildchen, Spielkarten, Seiden -
stickereien, Brieftaschen und ähnliches, meist aus der Bieder -
meierzeit. Ein eigenartiges Blatt ist der sogenannte Toten -
tanz. »Ein Brief an dich und jedermann.« Beim Aufschlagen
des Briefes sieht man in großen Figuren einen Herrn und eine
Dame, die untere Hälfte des Bildes ist zum Aufklappen und
zeigt dann die beiden bis zum Gürtel als Skelette.
Einem originellen Gesellschaftsspiele dienten in der
Biedermeierzeit 56 Karten in feinkoloriertem Kupferstich, die
männliche und weibliche komische Figuren und Karikaturen
darstellten, derart, daß die einen 28 Karten die obere Hälfte
der Personen bis zum Gürtel zeigten, die anderen 28 aber die
! Beine, so daß im Laufe des Spieles die mannigfaltigsten Zu -
sammensetzungen und di^ drolligsten Bilder und Figuren ent -
standen. Die oberen Kärtchen trugen ferner noch humoristische
Anfragen in deutscher und französischer Sprache, die unteren
ebensolche Antworten.
Damit ist aber der reiche Inhalt des Kataloges noch lange
nicht erschöpft. Es finden sich da noch Pergamenthandschriften,
Urkunden, Dokumente, Autographen, Oelgemälde, Aquarelle,
Handzeichnungen und Silhouetten in großer Auswahl. Ein
prachtvolles Manuskript in schönster Erhaltung ist das Livre
d’heures »Horae beatae virginis Mariae« um 1450.
Jede Seite hat am äußeren Längsseitenrand eine 4 Zenti -
meter breite und 12 Zentimeter hohe Leiste von Ornamenten,
die in stets wechselnden Blumen und Blätterranken in mehreren
Farben und Gold ausgeführt sind. Ferner sind auf jeder Seite
10, oft mehr, kleinere Initialen, etwa einen Quadratzentimeter
groß, ab und zu auch einige größere sowie’alle Zeilenfüllungen
in verschiedenen Farben und Gold gemalt, so daß das MS. etwa
280 große Ornamentleisten und viele Tausende Initialen und
verzierte Füllungen in vielfarbiger Malerei und Gold enthält.
Den Hauptschmuck bilden aber die 10 prachtvollen großen
Miniaturen, von denen wir in Fig. 3 eine wiedergeben.
Die 10 Bilder sind sämtlich etwa 7:12 Zentimeter groß
und durchwegs gleich schön in vielerlei Farben und Gold aus -
geführt, auch zeigen die betreffenden Seiten besonders schönen
und reichen Randschmuck. Die Bilder verteilen sich wie folgt:
1. Blatt 1 a: Der Evangelist Markus mit dem Löwen in seiner
Zelle vor einem Schreibpult. — 2. Blatt 3 a: Der Evangelist
Lukas in der Zelle schreibend, mit dem Stier, — 3. Blatt 15 a:
Fig. 2. Aquarell aus einem Dresdner Stammbuch von 1791.
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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 13
Maria und Elisabeth. — 4. Blatt 26a: Maria mit dem Kind an j Nonnen. Das MS. ist französischen Ursprunges. Die Sprache
der Brust, im Stall, Josef trocknet Windeln am Herdfeuer. — I ist lateinisch, am Schluß sind aber 17 Seiten französischer
5. Blatt 30 a: Verkündigung der Hirten auf dem Felde vor I Text: »Los XV ioyes (de) nostre darne etc.«
31SS
Sl'iiutinirm
mo nt*
feJSjslalamitts me iww
«t im twnawiitiRS n«S*ö
Fig. 3. Livre d'heures »Horare beatae virginis«. Um 1450.
der Stadt. - 6. Blatt 38 a: Die Heilige Familie auf der Flucht
nach Aegypten. — 7. Blatt 62 a: König Salotno im (jebet. -—
8. Blatt 85 a: Christus am Kreuz, beweint. — 9. Blatt 89 a:
Ausgießung des Heiligen Geistes. — 10. Blatt 93 a: Begräbnis
auf einem mittelalterlichen Klosterfriedhof mit Priestern und
Von den Gemälden bringen wir in Fig. 4 eines von
Dietrich Morten, dem bekannten Militärmaler (geb. 1799 zu
Düsseldorf, gest. 1843 zu München). Es stellt zwei öster -
reichische Jäger dar, die mit einer Marketenderin schäkern.
Im Hintergrund Lager mit Kavallerie und Infanterie.
Nr. 13
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 199
Der Empire-Stil.
Von Ur. Heinrich Pudor (Leipzig).
Renaissance, Louis Quatorze, Louis Seize und Em -
pire — alle diese Stile gehen von einer Wiederbelebung
der antiken aus,. und zwar der griechisch-römischen
antiken. Der Louis Seize-Stil führt zum erstenmal die
ägyptische Antike vor und der Empire-Stil fußt - - der
ägyptische Feldzug Napoleons war vorausgegangen —
wesentlich auf einer Wiedererneuerung der ägyptischen
Antiken. Napoleon selbst schreibt 1 zwar von den
genug bewundern: beide sind niemals überboten wor -
den.« Entweder hat Champeaux hiebei nicht an Japan
gedacht oder er hat die japanische Kunst nicht zu
schätzen gelernt. Aber abgesehen von den Japanern
möchte ich in der Tat die Naivität der Naturempfindung
und die konzentrierende Kraft der Darstellung dieses
Naturlebens bei den Aegyptern als unvergleichlich hin -
stellen. Gerade die Ausgrabungen der letzten Jahre haben
Fig. 4. Morten, Jäge
Aegyptern, daß sie einen Knopf seiner Soldaten einem
Taler verziehen, daß ihre Häuser erbärmlich seien, daß
sie kein anderes Möbel haben als eine Strohmatte und
zwei oder drei irdene Töpfe. Aber die Jahrtausende alte
ägyptische Kunst war es, die nach dem ägyptischen Feld -
zug Mode wurde und den neuen Stil sehr wesentlich
kreieren half.
In der Tat steht die altägyptische Möbelkunst durch -
aus auf künstlerischer Höhe. Champeaux geht sogar
so weit, daß er sagt: »Man kann die Intensität des Aus -
druckes 2 und die Wahrhaftigkeit des Naturgefühles nicht
1 Vergl. seine »Oeuvres«.
2 Ich möchte bei den alten Aegyptern statt der Inten -
sität des Ausdruckes mehr die Prägnanz des künstlerischen
Ausdruckes bewundert sehen.
r und Marketenderin.
hiefür genug Beweise erbracht. Auch G. Maspero
schreibt in seinem klassischen Werk »Aegyptischc Kunst -
geschichte« im besonderen über die ägyptische Tier -
plastik: »Die einzelnen Tiere sind in ihrem eigentüm -
lichen Gange, ihrem Ausdruck, der Bewegung ihrer
Glieder genau nach dem Leben dargestellt.
Im Jahre 1795 gab ein in Paris lebender Schweizer
namens David Vogel ein Werk heraus, 3 in welchem
verschiedene ägyptische Tierplastiken, wie Isisfiguren,
Hundskopfaffen, Sphinxe, verwertet waren. Im Jahre
1798 folgte alsdann der erwähnte ägyptische Feldzug
Napoleons, der naturgemäß die Modeliebhaberei für
3 »Museum de La nouvelle Architecture francaise«. Vergl.
»Innenräume und Hausrat der Empire- und Biedermeierzeit«
von J. Folnesics. (Wien, A. Schroll & Co.)
Seite 200
Internationale S a m ni 1 c r - Z e i t u n g.
Nr. 13
Aegypten erst recht anfachte. »Aegypten als das Land
mystischer Geheimlehre angesehen, wurde eine Fund -
grube der Symbolik für alles, was mit Wissen und Ge -
lehrsamkeit in Zusammenhang stand.« 4 Unser heutiger
Standpunst der altägyptischen Kultur gegenüber ist frei -
lich ungleich vertiefter, und gerade infolgedessen lernen
wir einsehen, daß schon die alten Aegypter für die Tier -
seele eine Intimität der Auffassung hatten, wie wir sie
heute wieder als modern zu bezeichnen recht haben.
Gehen wir aber nunmehr zu den ägyptischen Möbeln
selbst über. Maspero, der aber die wichtigen Funde
der letzten Jahre noch nicht verwerten konnte, sagte in
seiner ägyptischen Kunstgeschichte über die ägyptischen
Möbel: Die Bretter wurden gedächselt, zusammen -
gezapft, geleimt, durch Zapfen von hartem Holz oder
Akaziendornen, aber nie durch Metallnägel verbunden,
poliert und mit Malereien bedeckt. Die Truhen stehen
gewöhnlich auf vier geraden, zuweilen sehr hohen Füßen.
Der Deckel ist flach oder auf eine besondere Weise ab -
gerundet, selten spitz. Meistens läßt er sich ganz ab -
heben, oft bewegt er sich um einen in der Seitenwand
eingelassenen Zapfen, zuweilen dreht er sich, wie bei
unseren Schreibsekretären, in Holzangeln. Die Wände,
deren große Flächen sich vortrefflich für künstlerischen
Schmuck eignen, sind bemalt oder mit Elfenbein, Silber,
Email oder kostbarem Holz ausgelegt.«
Einige Betten und Stühle sind uns erhalten. Im
Louvre befindet sich ein Lehnstuhl, den Maspero*
folgendermaßen beschreibt: »Der Sitz, der ursprünglich
mit einem Netz von Schnürchen bespannt war, ruht auf
vier Löwenfüßen. Der Rücken ist mit zwei Blumen und
einem Rankenband aus eingelegtem Ebenholz und Elfen -
bein verziert, das sich von dem roten Grunde abhebt.«
Im allgemeinen haben die alten Aegypter ihre Möbel
sehr farbig behandelt und reich vergoldet. Die Füße
waren meist als Löwen gebildet. So ist der Tisch aus
dem Grabe von Sakkarah von zwei Löwen gestützt,
deren Schwänze eine Vase umfassen. Ebenholz und
Sykomore wurde viel verwendet. Oft waren kunstreiche
Gemälde an den Möbeln angebracht. Inkrustationen von
Fayence und Email finden sich vielfach. Die Bettgestelle
waren häufig mit Metall- und Elfenbeineinlagen geziert.
Elfenbein und Ebenholz bezog man aus Aethiopien. Auch
aus Assyrien bezog man seltene Hölzer und kunstvolle
Möbel. Man lag indessen nicht, wie heute im Orient, auf
der Erde, sondern auf erhöhten Sitzen, auf welche
Kissen gelegt waren. In dem Werke »Histoire de hart
dans l’antiquite par Georges Perrot et Charles
4 a. c. W. S. 23.
* a. c. W. S. 283.
C h i p i e z« (Paris 1882), findet sich ein Thronsessel ab -
gebildet, der am Fuß zwei gebundene Sklaven zeigt;
Löwen bilden Fuß und Lehne. Im Besitz Marinis be -
findet sich ein Taburett mit Füßen, welche Katzen dar -
stellen. Der assyrische Einfluß ist oft zu spüren, wurde
aber später zuriiekgedrängt, bis die ägyptische Kunst in
der griechischen aufging.
Man würde nach alledem irren, wenn man glaubt,
daß die alten Aegypter nur primitive Möbelformen
kannten. Das Leben war reich und raffiniert und infolge -
dessen war auch die Einrichtung der Wohnung eine vor -
nehme und luxuriöse.
Dominiode Vivan de D e n o n, 1747 bis 1825, Ra -
dierer und Zeichner, begleitete als Zeichner Napoleon
nach Aegypten und gab darüber ein Werk heraus, das
auch einige Möbel enthält. Der Empire-Stil nun entlehnt
oft genug das ganze Möbel dem alten Aegypten, wie zum
Beispiel Bronzeleuchter, Armstühle, Taburetts, sogar
Bücherschränke in Form ägyptischer Tempel. Die Säulen
der ägyptischen Tempel werden als Beine der Empire-
Möbel ausgestaltet, Sphinxe werden mehr noch als früher
besonders als Armlehnen bei Fauteuils verwendet. Bei
einem bekannten Kabinett von der Hand Jakob Des -
malters ruht die Vorderkante des Schrankes auf ägyp -
tischen Sphinxen, die als Karyatiden behandelt sind und
auf dem Kopfe stilrein behandelte Kapitäle ägyptischer
Säulen tragen. Von einzelnen Motiven findet sich be -
sonders häufig das ägyptische Flügelmotiv. P e r c i e r
hat für den Goldschmied B i e n a i s Entwürfe eines Zy -
linderbureaus und einer Toilette gemacht; bei der
letzteren sind die vorderen Füße als Sphinxe behandelt,
auf deren Kopf die Ecken ruhen und deren Flügel die
Vorderkanten stützen. In ähnlicher Weise findet man die
Sphinxe auf einer Handzeichnung von M o i 11 e, welche
Empire-Möbel und Geräte darstellt, verwendet. In der
Wohnung des griechischen Gesandten in London, Eaton
Square Nr. 2, befindet sich eine Chaiselongue im Em -
pire-Stil, bei der das Kopfende auf zwei Frauensphinxen
ruht, deren Flügel das Profil der Kopflehne dekorieren.
Das Fußende ruht auf dem Rücken einer kauernden
Sphinx. Auch bei dem großen, runden, schweren Tisch
im Schlafzimmer Napoleons in Compiegne werden die
Füße von vier Sphinxen mit Löwenleib und Apiskopf ge -
bildet.
Sehr reich ist die Verwendung ägyptischer Formen
bei den Empire-Möbeln des Arbeitszimmers Napoleons
im Museum des Grand Trianon. Wir finden hier nicht
nur ägyptische Sphinxe, sondern ägyptische Säulen,
Karyatiden (am Schrank als Konsolen) und Ornamente
(am runden Tisch).
Die Auktion Nemes.
Aus Paris wird uns geschrieben:
Die Versteigerung der Sammlung Marczell Nemes
(Budapest) schloß mit einem Ertrage von 5,344.600 Franken.
Addiert man dazu die zehn Prozent der Armengebühr, so er -
höht sich die Summe auf nahezu 6 Millionen. Dieses Resultat
entspricht so ziemlich den Schätzungen der Sachverständigen
Herr Nemes freilich ist enttäuscht, da er, wie es heißt, auf
ungefähr das Doppelte gerechnet hatte.
Den Vogel schoß, wie zu erwarten war, Rembrandt
ab, dessen »Vater« 516.000 Franken erzielte. Für Frans Hals
herrschte ein rein künstlerisches Interesse. Agenten besorgten
das übliche Preistreiben und überließen dann großmütig das
»Bildnis eines Mannes« dem Vertreter des Qroßherzogs
von Hessen. Trotz der Anstrengungen wurde jedoch das
Minimum von 300.000 Franken nicht erreicht, so daß man das
Werk mit 290.000 Franken abgeben mußte.
Charakteristisch für den jetzigen Geschmack ist die Wohl -
feilheit der Marke Rubens: drei ausgezeichnete Werke des
großen Flamländers — »Bestattung Christi« und drei Porträts —
blieben zwischen 30.000 und 50.000 Franken. Hingegen gab es
am ersten Tage der Versteigerung eine Ueberraschung: »Venus
und Cupioo« von Hans Baidung Grien erreichte 115.000,
Nr. 13
Internationale S a m in 1 e r - Z e i t u n g.
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Oerard Davids »Madonna« 120.000 Franken. Der große
Tintoretto, »Christus und die Ehebrecherin«, ging für
240.000 Franken an den Pariser Kunsthändler Durand-Ruel,
desselben Künstlers prächtiges Männerporträt billig für
31.000 Franken an das Kopenhagener Museum.
Die zwölf Qrecos hielten,, was man sich davon ver -
sprochen. Die Experten hatten sie auf zusammen 1.005.000
Flanken eingeschätzt, sie ergaben 1,011.600 Franken. »St. An -
dreas« und »Männerporträt« wurden für 33.000 und 55.000
Franken von Baron Herzog für das Bucia.pester Museum
erworben; für amerikanische Kundschaft ersteigerte Klein -
berger den »Heiligen Ludwig« (46.500 Franken), »Heilige
Familie« (81.000 Franken) und »Verkündigung« (48.000 Franken).
Den höchsten Preis erzielte »Die heilige Familie mit dem Frucht -
korb (173.000), ersteigert von Bousquet, der auch für die
»Magdalena« 65.000 Franken zahlte. Das bekannte »Porträt des
Kardinals Guevara« erreichte 100.000 Franken, »Die unbe -
fleckte Empfängnis« 155.000 Franken, beide .1. Bernhei n;
zugesprochen. »Christus von den Söldnern verhöhnt« ging für
95.000 Franken in den Besitz von Ravi; »Jesus auf dem Oel -
berg« für 125.000 Franken in den von Durand-Ruel und
»Christus mit dem Kreuz« für 35.100 Franken ui den von De -
in o 11 e über.
Die drei G o v a s, »Gasparini«, Karnevalsszene und »Die
Trinker«, wurden für 29.000, 60.000 und 25.000 Franken ange -
kauft von Sedelmeycr (Paris). Professor Biermann
(für Budapest oder Darmstadt?) und Feral (Paris). Das vierte
Werk des Künstlers, »Gigantillas«, von Spanien reklamiert,
wurde von der Versteigerung ausgeschieden. Der Botschafter
dieser befreundeten Nation hatte in dem ihm zugesandten Kata -
log geblättert, wobei es ihm auffiel, daß unter der Abbildung
des amüsanten Gemäldes, auf dem man das »Riesenspiel«
(Knaben, denen Spielgefährten auf die Schultern gestiegen sind)
in der drastischen Manier Goyas sehen kann, nicht zu lesen
stand, aus welcher Sammlung das Werk in den Besitz des Buda-
pester Liebhabers iibergegangen war. Eine Notiz verwies nur
auf die Studien zweier Kunstkritiker (v. Loga: »Goya« und Paul
Lafond: »Goya«), Der Botschafter, der ein sehr neugieriger
Kunstfreund zu sein scheint, konsultierte diese Abhandlungen
und entdeckte nun, daß »Las Gigantillas« aus der Sammlung des
spanischen Königshause gestohlen worden war. Er tele -
graphierte sofort nach Madrid. Dort stellte man fest, daß Goya
dieses Bild 1788 als Vorlage für eine Tapisserie gemalt hatte,
die im Escurialpalast über einer Tür Platz finden sollte. Als
die Tapisserie vollendet war, trug man die Vorlage in das Unter -
geschoß des Palastes. Während der Revolution von 1869 machte
eine Kommission von Volksvertretern eine Inventaraufnahme
der in den Palästen befindlichen Gemälde, die in den Prao'o
überführt werden sollten, und bei diesem Anlasse wurde nun
festgestellt, daß vier Bilder, darunter »Gigantillas«, ver -
schwunden waren. Wie, konnte nicht entdeckt werden. Nemes,
der bereits ein arideres Gemälde, einen aus dem 17. Jahrhundert
stammenden Pereda freiwillig zurückgegeben hatte, als nachge -
wiesen wurde, daß das Bild früher dem Retiro-Museum in
Madrid gehört hatte, wird jetzt vor die Frage gestellt, ob er das
wertvolle Bild Spanien zurückgeben soll. Rechtlich könnte man
ihn kaum dazu zwingen.
Von den B r u y n s erzielte den höchsten Preis, 72.000
Franken, die »Jungfrau mit dem Stifter« (auf der Auktion Weber in
Berlin zahlte Nemes 56.250 Franken dafür); Cr an ach des
Aelteren »Die Verkündigung an Joachim« brachte 21.000
Franken, eine »Landschaft mit Jagd« von C r a n a c h dem
Jüngeren konnte es wegen des bösen Leumunds nur auf 6500
Franken bringen. Hans v. Kulmbachs Doppelbildnis (eben -
falls aus der Sammlung Weber stammend) wurde mit 55.000
Franken, Albert C u y p s schöne große Landschaft mit den
Kühen mit 48.000 Franken bezahlt. Antonio Moros »Frauen -
bildnis« brachte 23.000 Franken, »Der Trinker« von Quirin
Brekelenkamp 39.000 Franken, Dirk Hals’ »Galante
Versammlung« 10.000 Franken, ein »Stilleben« von Wilhelm
Kalf 18.500 Franken, die »Trictraspieler« von Thomas de
K e y s e r 30.000 Franken, »Die Landschaft« von Philips
Köninck 35.000 Franken, das »Familienbildnis« von Nikolaus
Maes 9100 Franken, »Die Alten am Fenster« von Adrian
van O stade 5100 Franken, desselben »Auftritt in der Kneipe«
15.000 Franken, Van Dycks »Bildnis des Kindes Domenico
Rivavola« 40.000 Franken und Jan Fyts »Stilieben«
28.000 Franken.
Die modernen B i 1 d e r erzielten zusammen mehr als
eine Million. Für sechs Bilder von Cezanne wurde der
Preis von 270.000 Franken bezahlt. Budapest erstand drei:
»Stilieben«, »Das Büfett« und »Aepfel«; die übrigen Erstehcr
waren Reber, Peiler in und J. Bernheim. Corot s
»Träumerei Mariettes« wurde für 127.000 Franken (gefordert
200.000!) dem Baron Hatvany (Budapest) nicht streitig ge -
macht; desselben »Kanal in der Picardie« ging für 34.000
Franken an Heinemann (München). Die Courbet s. wurden
durchwegs gut bezahlt: »Erwachen« (83.000 Franken), für einen
Berliner Liebhaber, »Landschaft bei Omans« (50.000 Franken),
für Bousquet, »Umgebung von Omans« (12.500 Franken),
»Liegende Frau« (36.100 Franken), für Baron Hatvany, »Zwei
junge Mädchen« (30,000 Franken), für .(. Bernhei m. Die
beiden Pastelle von Degas erinnerten nur schwach an den
jüngst in Paris gezahlten Riesenpreis für »Die Ballerinnen«
28.500 Franken. Gauguins »Hochzeit auf Matajea« ging sehr
billig für 6300 Franken nach Budapest; die beiden Van Goghs:
»Stilieben« und »Landschaft« kaufte B r e tu m e r für 32.000
respektive 14.000 Franken. Manets »Ruc de Berne« wurde
für Baron Herzog (Budapest) ersteigert zum Preise von
70.000 Franken, ebenso »Die Negerin« für 13.000 Franken; seine
»Pfirsiche« kamen auf 31.000 Franken für einen Berliner Lieb -
haber, aber »Georges Clemenceau« erreichte nur 5000 Franken,
was für den »Tiger« sehr wenig sein soll. Die beiden Claude
Monet »Im Park« und »Strand« blieben bei 4200 und 9500
Franken (Cassirer und Durand-Ruel). Einen guten Kauf machte
das Budapester Museum mit Renoirs »Familie Henriot«;
dies äußerst zart gemalte Bild ist eines der besten Renoirs, war
also die 75.000 Franken wert, die dafür gezahlt wurden. Nach
Berlin kommen Renoirs »Blumen«, 23.000, »Frauenporträt«,
26.700, die »Galettenmühle«, 17.500 Franken, blieb in Paris.
Chronik.
Ansichtskarten.
(Eine Ansichtskarte für die österreichi -
sche Luftflotte.) Das Zentralkomitee zur Schaffung einer
österreichischen Luftflotte gibt eine reizende Ansichtskarte her -
aus, die dazu beitragen wird, die Propaganda für die patrio -
tischen Bestrebungen in die weitesten Kreise der Oeffentlich-
keit zu tragen. Die Karte wurde nach einer Zeichnung von W.
Reichmann von der Kunstanstalt Josef E b e r 1 e in Wien
im Dreifarbendruck, vorläufig in einer Auflage von zwei Mil -
lionen Exemplaren, hergestellt. Sie zeigt innerhalb einer
hübschen figuralen Umrahmung das Schloß Schönbrunn mit
dem _Blick auf das Gloriette im Hintergrund. Ein Aeroplan und
ein Lenkbailon kreuzen in der Luft, der kaiserliche Adler mit
dem Wahlspruch »Viribus unitis« schließt das Bild ab. Die
Vorderseite der Karte trägt links folgende Inschrift: »Erzherzog
Seite 202
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 13
Karl wendet sich an die Völker Oesterreichs mit der Bitte,
ein jeder möge durch Ankauf dieser Postkarte sein Scherflein
zur Schaffung der österreichischen Luftflotte beitragen.«
Autographen.
(Leipziger Autographen au ktio n.) Ueber die
Autographenauktion bei C. G. Boerner in L e i p z i g (siehe
Nr. 10) wird uns von dort berichtet: Rin intimer Brief
Schillers an Körner brachte 570 Mk., ein Fragment aus
Schillers »Phädra« 980 Mk. Theodor Körners Hand -
schriften wurden, wohl unter dem Eindruck der Jahrhundert -
erinnerungen, sehr hoch bezahlt: Das Manuskript des Lust -
spieles »Der Veter aus Bremen« mit 475 Mk.. des Lustspieles
»Die Braut« mit 455 Mk.; acht Briefe, die Körner von der
Reise ins Riesengebirge an seine Eltern schrieb, mit 1010 Mk.
Eine große Anzahl der Körner-Handschriften erwarb das
Körner-Museum in Dresden. Auch von Heinrich Heine
waren zahlreiche Briefe und Manuskripte vorhanden; der
letzte eigenhändige Brief an seine Mutter erzielte 720 Mk. Eine
Anzahl Briefe und Zeichnungen Eduard Mörikes wurden
zusammen; für 1150 Mk. versteigert Das (in Nr. II be -
schriebene) »Stammbuch auf der Tapete«, Eintragungen von
Freunden Gleims auf der Tapete seines Gartenhauses in
Halberstadt, ging für 205 Mk. fort. 175 Briefe an Heinrich
Laube, wichtig für die Geschichte des Wiener Burgtheaters,
wurden von den Wiener Städtischen Sammlungen für 435 Mk.
erstanden. Das Stammbuch Ludwig Schröders mit 95 Ein -
tragungen, darunter von Goethe, Herder, Wieland, Klopstock,
Lessing, wurde fii 5900 Mk. von dem Museum für Ham-
burgische Geschichte in Hamburg erworben. — Unter den
Musikerautographen erzielten ein Manuskript Karl Maria v.
Webers: Erste große Sonate in C-dur, 310(1 Mk., sieben
Menuette des dreizehnjährigen Mozart 2375 Mk., Briefe
Glucks 810 und 825 Mk„ ein bisher für verschollen ge -
haltenes Musikmanuskript des Dichters E. T. A. Hof f-
mann, ein Trio für Klavier, Violine und Cello, 920 Mk., das
Originalmanuskript Richard Wagners zum »Tannhäuser«,
I. Akt, I. Szene, 550 Mk. und ein Albumblättchen Wagners für
Frau Direktor Angelo Ncumann mit 6 'l'aktcn aus »Siegfried«
450 Mk. — Ein prächtiges Stück aus Bismarcks Stu -
dentenzeit, das von ihm verfaßte Protokoll einer offenbar
»schweren Sitzung«, die im Jahre 1834 im Cafe National in
Berlin stattfand, wurde mit 620 Mk. bezahlt. Ein Brief R e m-
b r a n d ts, von dem überhaupt nur sieben Briefe bekannt sind,
brachte 1700 Mk. Das Gesamterträgnis der Versteigerung be -
trägt 50.000 Mk.
Bibliophilie.
(Ein unbekannter Einblattdruck.) Die neueste
Nummer des von Josef Bacr & Co. in Frankfurt a. M. her -
ausgegebenen »Frankfurter Bücherfreund« verzeichnet einen
bisher unbekannten E i n b 1 a 11 d r u c k. Es ist das der
Deutsche Kalender für das Jahr 1473 (Augspurg, Gintherus
Zainer). Das Blatt mit der großen prachtvollen Type 2 des
Augsburger Prototypographen gedruckt, entspricht in seiner
allgemeinen Anlage dem von Heitz und Haebler Tafel 5 ab -
gebildeten Zainer-Kalender für das Jahr 1472. Am Anfang
stehen 5 Zeilen umfassende allgemeine Angaben über das Jahr.
Sie enthalten die goldene Zahl, den Sonntagsbuchstaben, den
Fastenabstand, das Datum des Oster-, des Pfingst- und des
Fronleichnamtages. Dann ist das Blatt in zwei Kolonnen ein -
geteilt. In der ersten Kolonne befinden sich zunächst Daten
über den Eintritt der Neu- und Vollmonde. Dann folgt — eine
besondere Eigentümlichkeit dieses Jahres — die Mitteilung, daß
am »nächsten aftermontag nach marci« eine partielle Sonnen -
finsternis stattfindet, was durch einen Holzschnitt
illustriert wird. Den Schluß bildet eine Aufzählung der zum
Aderlaß geeigneten Tage, die auch die zweite Kolonne aus -
füllt. Darunter steht einfach »Gintherus«, wodurch Zainer sich
als Urheber erklärt. Der Kalender ist sicher schon 1472 ge -
druckt, da er, der Sitte jener Zeit entsprechend, am 1. Jänner
1473 als Neujahrsgeschenk verteilt wurde.
(Die Höh Iba ums che Bibliothek.) Die Job.
Peter Averhoff-Stiftung hat dem Hamburger Seminar für Ge -
schichte durch namhafte Beihilfe ermöglicht, die an hansischen
Spezialwerken reiche Bibliothek des verstorbenen Professors
Dr. Konstantin Höhlbaum (Gießen) zu erwerben. Es handelt
sich nicht nur um Werke zur Geschichte der Deutschen Hanse
im engeren Sinne und der Hansestädte, sondern auch der
Länder, mit denen die Hanse in Verbindung stand, insbeson -
dere der Niederlande, Skandinaviens und der Ostseeprovinzen
Rußlands, darunter viele im Ausland erschienene. Außerdem ist
eine größere Anzahl Schriften zur Schleswig-Holsteinschen
Frage dabei. Im ganzen sind es gegen 700 Bände, einschließ -
lich Broschüren und seltener Sonderabzüge.
(T heater geschichtliche Seltenheiten.) Bei
Martin Breslauer in Berlin kam am 17. v. M. die Biblio -
thek Karl Biltz zur Versteigerung, die in seltener Vollständig -
keit einen Ueberblick über die Geschichte des früheren
deutschen Theaters gewährte. Zu der Versteigerung hatten die
Königliche und die Universitätsbibliothek in Berlin sowie die
Lutherhalle in Wittenberg Vertreter entstandt. An Preisen
wurden erzielt: Für Ketner von Herßbrucks Trauerlied auf
Martin Luther (1546) 96 Mark, für Heinrich v. Kettenbachs
»Schutzrede« 120 Mark, für die »Tragedia« (Paris 1524)
125 Mark und eine bisher unbekannte Ausgabe von Jörgen
Wickrams »Rollwagen« (Frankfurt 1574) ebenfalls 125 Mark
Agricolas »Tragedia Johannis Huß« (1533) brachte 100 Mark,
Jacob Ayrers »opus thaeatricum, dreißig auszbiindtige schöne
Comedien und Tragedien« (Nürnberg 1618) 270 Mark, Retulius'
»Judith« (Straßburg 1559) 180 Mark, die erste Ausgabe von
Culmanns »Christenheit Teutsch Spil« (1539) 120 Mark, Gengen -
bachs »Die X. alter diser weit« (1518). bekanntlich das Drama, mit
dem die Geschichte des neueren deutschen Schauspiels be -
ginnt, eine Seltenheit ersten. Ranges, ging für 180 Mark fort.
»Ein frischer Combiszt vom Bapst und den seinen« von dem -
selben Verfasser kam auf 168 Mark zu stehen und der »Noll-
hart«, ebenfalls von Gengenbach, auf 400 Mark. Ein Gespräch -
büchlein aus dem ersten Viertel des 16. lahrhunderts er -
brachte 135 Mark, Kirchmeyers »Regiium Papisticum« (1553)
150 Mark, desselben »Pammachius« (1538) 150 Mark und Simon
Lemnius »Mönchshurenkrieg«, die berüchtigte Lästerschrift
gegen Luther, 255 Mark. Eines der ersten Erzeugnisse einer
neuen Gattung der deutschen Literatur, Paulus Rebhuhns
»Geistlich Spil von der Frauen Susannen« erzielte 250 Mark.
(Die Auktion Hut h i n L o u d o n.) Man schreibt uns
aus London: Die Versteigerung des dritten Teiles der be -
rühmten Bibliothek Huth nahm 12 Tage in Anspruch. Es sind
| von dieser Sammlung bisher im ganzen die Buchstaben A bis H
| öffentlich verkauft worden; die dafür gezahlten Summen be -
laufen sich insgesamt auf 147.615 Pfund. Hierzu kommt die
prachtvolle Sammlung der Shakespeare-Ausgaben, die privat
als Ganzes verkauft worden sind; zu welchem Betrage ist nicht
bekannt, doch werden 50.000 Pfund genannt. Danach hat der
bisher verkaufte Teil dieser Bibliothek etwa 4 Millionen Mark
gebracht. Huth hat seine Bücher großenteils in den Sechziger-
und Siebzigerjahren zu viel geringeren Preisen erstanden. So
hat er zum Beispiel dem Londoner Antiquar Quaritch im
Jahre 1873 für eine 1588 in London gedruckte Beschreibung von
Virgirüen 'von Thomas Üariot, ein sehr seltenes Buch,
120 Pfund gezahlt; dieses Buch wurde jetzt von Quaritch nach
vierzig Jahren für 1290 Pfund zurückgekauft. Ein deutsches Buch
über die Falkenjagd, Augsburg 1497, das 1867 fünf Guineas
kostete, erzielte jetzt 170 Pfund. Der Preis von 640 Pfund wurde
von der Londoner Firma Wesley für ein naturgeschichtliches
Manuskript in vier Foliobänden von Georg H o e f n a g e 1 aus
Nr. 13
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 203
dem 16. Jahrhundert bezahlt. Eine einzigartige Horensammlung
wurde von der Frankfurter Firma Baer für 2000 Pfund er -
standen; das Hauptstück davon ist eine prachtvoll illustrierte
Handschrift aus dem 15. Jahrhundert, die für Philipp de Cornines
augefertigt worden sein soll.
Bilder. i
(Raffaels »Sixtinische Madonna« — ein j
Bild des jüngsten Gerichtes?) Obgleich über j
Raffaels »Sixtinische Madonna« in Dresden bereits so viel
geschrieben worden ist, so glaubt dennoch der Petersburger
Kunstforscher F.. v. L i p h a r t behaupten zu dürfen, daß bisher
noch niemand den eigentlichen Sinn der Komposition erfaßt
habe. Wie er in einem Aufsatze der »Zeitschrift für bildende
Kunst« mitteilt, verdankt er die Erkenntnis der wahren Be -
deutung des berühmten Werkes einem gelehrten, inzwischen
bereits verstorbenen Freunde, dem Abbe B o n n e t. Es ist, so
sagt Liphart, jedermann bereits der irnpassible, fast starre Aus -
druck der heiligen Jungfrau aufgefallen, und noch mehr der
strenge Ernst des Christuskindes. Wie ist diese Charakteristik
zu erklären? Die Muttergottes steigt mit dem göttlichen Richter j
auf dem Arme vom Himmelsthrone herab zum jüngsten Ge- !
richte. Ihre Mission als Vermittlerin ist vollendet: unerbittlich i
richtet der Sohn die Lebenden und die Toten. Die hl. Barbara
sieht machtlos auf die zu richtende Menschheit hernieder, und
der hl. Sixtus ist entsetzt über die Gewalt, die dem Richter
gegeben ist. So schauen auch furchtsam anbetend die Kinder -
engel zum Christuskinde empor. Dies die von Liphart aufge -
nommene Erklärung des Abbes Borinet. Sie ist geistreich, aber
von den verschiedensten Seiten her anfechtbar und, um nur
einen Punkt zu streifen, so erscheint es doch im höchsten Grade
als unwahrscheinlich, daß der Richter des jüngsten Gerichtes ;
von Raffael als Kind auf den Armen seiner Mutter dargestellt !
sein sollte.
(Ein Salomebild von D o 1 c i.) Wie man aus
Philadelphia meldet, ist dort ein Gemälde des Floren -
tiner Malers Carlo Do lei (1616 bis 1686), das 1904 angekauft
wurde, bisher aber unbeachtet geblieben war, entdeckt wor -
den. Das Bild stellt Salome mit dem Johanniskopfe vor und
ist von seltener Schönheit. Der Kopf war von einem Arrange -
ment von Früchten übermalt. Das Gemälde stammt aus der
Sammlung des Kardinals Fischer.
(Neues über Kleist-Bildnisse.) In der letzten
Sitzung der Gesellschaft für Literatur in Berlin erregte Doktor
Artur Eloesser großes Interesse durch den Hinweis auf
ein neu zutage gefördertes Kleist-Bildnis und auf zwei
Miniaturbilder, von denen das eine uns wenigstens wahrschein -
lich eine lebendigere Vorstellung von Kleists äußerer Er -
scheinung gibt. Das beglaubigte Porträt, das der Vortragende
mitgebracht hatte, zeigt Kleist als siebenjährigen Knaben an
der Seite seiner Mutter. Es trägt die französische Inschrift
»Baronin von Kleist mit ihrem siebenjährigen Sohn von
L. C 1 o s e in Dresden«. Close war preußischer Hofmaler und
genoß als Porträtist großes Ansehen. Er wirkte in Berlin und
Dresden und reiste auch viel, um Aufträge auszuführen. Das
Miniaturbild zeigt in den Kinderzügen eine starke Aehnlichke.it
mit dem einzigen bekannten Kleist-Bilde aus dem Jahre 1801
- eine Aehnlichkeit, die um so stärker hervortritt, als jenes
zwar matte und konventionelle Porträt uns doch eines fraglos
vermittelt: nämlich einen auffallend knabenhaften, kindlichen
Ausdruck des Erwachsenen. Recht wunderlich ist es mit den
beiden anderen Miniaturen bestellt, die Eloesser im Kreise der
Germanisten herumgehen ließ und in anregender Weise be -
sprach. Diese Bildchen. Porträts eines jungen Mannes und
einer jungen Dame, die aus Breslau stammen, sind seinerzeit
vom Verkäufer als »Heinrich v. Kleist und seine Braut« be -
zeichnet worden. Was nun die »Braut« anlangt, so ist, wie man
der »T. R.« schreibt, die Falschheit der Bestimmung evident.
Wilhelmine von Z engen, von der man ein Bild besitzt, hat
ganz anders ausgesehen; auch jede Beziehung zu einer anderen
Braut des Dichters (Frl. v. Schlichen) ist ausgeschlossen.
Dennoch ist es gerade diese weibliche Physiognomie, die auf I
Kleist hindeutet. Der Frauenkopf ähnelt nämlich in hohem |
Grade dem erwähnten beglaubigten Kinderporträt Kleists. I
Daraufhin sprach der Vortragende die sehr berechtigte Ver -
mutung aus, daß das weibliche Porträt zwar nicht die Braut,
aber die Halbschwester Kleists. Ulrike, darstelle, die der
Dichter bekanntlich außerordentlich geliebt hat, und mit der
er daheim und auf Reisen viel beisammen war. Das kleine
männliche Bild wiederum zeigt Familienähnlichkeit sowohl mit
dem weiblichen wie mit jenem kindlichen Kopf und hat auch
wesentliche Züge mit dem altbekannten Porträt gemein.
Handschriften.
(Die Brief Sammlung der Stadt Wien.) Die
Gemeinde Wien besitzt in ihren handschriftlichen Sammlungen
einen großen Bestand an Briefen, der namentlich in den letzten
zehn Jahren durch größere Ankäufe und durch den Anfall um -
fangreicher handschriftlicher Nachlässe eine solche Bereiche -
rung erfahren hat, daß er nun etwa 1 6. 000 Briefe umfaßt.
Da diese sämtlich zur Kultur- und Literaturgeschichte Wiens
teils durch Verfasser und Adressaten, teils durch ihren Inhalt
in Beziehung stehen, bilden sie für den Forscher ein unentbehr -
liches Hilfsmittel und eine schätzbare Fundgrube. In der
Sitzung vom 20. v. M. hat auch der Stadtrat nun die Heraus -
gabe eines Kataloges dieser Briefsammlungen beschlossen in
der Art, daß der Inhalt jedes Briefes in gekürzter Gestalt, durch
ein Regest wiedergegeben wird. Bei der reichen Fülle des vor -
handenen Materiales wird der Katalog ungefähr fünfzehn
Bände umfassen, wovon jeder mit Rücksicht auf die Hand -
lichkeit nicht über 400 Seiten stark, ungefähr 1200 Briefe ver -
zeichnet und in einem Register die im Texte erwähnten Per -
sonen anführt. Ein Generalregistcrband als Abschluß des ganzen
Werkes wird die Orientierung, über das gesamte vorhandene
Material ermöglichen.
Mineralien.
(Die Mineraliensammlung W o r 1 e e.) Aus
Hamburg wird uns geschrieben: Der vor einiger Zeit ver -
storbene hiesige Großkaufmann Ferdinand Worlee hat neben
anderen bedeutenden Sammlungen eine umfangreiche und be -
sonders wertvolle Mineraliensammlung hinterlassen,
die die bedeutendste Privatsammlung Norddeutschlands ist. Der
Senat will diese Sammlung jetzt für den Staat erwerben und
sucht hiezu die Zustimmung der Bürgerschaft nach, die jeden -
falls erteilt werden wird, da die Testamentsvollstrecker dem
Staate den außerordentlich niedrigen Preis von 17.600 Mark ge -
setzt haben. In der Worteeschen Sammlung sind besonders die
Fundorte vom Harz, vom Erzgebirge, dem Rheinlande und der
Eifel vertreten.
Numismatik.
(Frankfurter Münz.auktion.) In einer bei dem
Numismatiker Sally Rosenb e; r g in Frankfurt a. M.
vorgenommenen Versteigerung der Münzensammlung eines
rheinischen Sammlers wurden folgende bemerkenswerte Preise
erzielt: für einen rheinischen Goldgulc’en des Trierer Erz -
bischofs Richard von Greiffenklau 295 Mk., für eine Doppel -
talerklippe (1624) des Erzbischofs Philipp Christoph von
Soetern (Trier) 545 Mk., für; einen Taler des Eichstätter Fürst -
bischofs Johann Konrad von Gemrningen 220 Mk., eine goldene
Medaille auf die silberne Hochzeit des Großherzogs Friedrich I.
von Baden 420 Mk., einen Goldgulden (1619) von Friedrich
von Holstein-Gottorp 300 Mk., einen Taler von Karl von
Liechtenstein (1616) 245 Mk., einen Taler (1678) des Grafen
Georg Wilhelm von Sahn-Berleburg 385 Mk., einen Taler der
Stadt Herford (1640) 625 Mk. Den höchsten Preis erzielte ein
in nur drei Exemplaren bekannter Goldgulden von Bern
(1537) mit 1875 Mk.
(EineneueZeppelin-Medaille.) Ein Versprechen
lösend, das er dem Kaiser Franz Josef vor einigen Jahren ge -
geben, ist Graf Ferdinand Zeppelin am 9. Juni mit seinem
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Internationale S a m m 1 e r - Z e i t u n g.
Nr. 13
Luftschiff »Sachsen« über Wien erschienen. Die Bevölkerung
der Millionenstadt Jubelte dem greisen Erfinder zu. der während
seines zweitägigen Aufenthaltes in Wien' vom Monarchen und
von der Kommune mit Ehren überhäuft wurde. Die Erinnerung
an das denkwürdige Ereignis hält eine mit überraschender
Schnelligkeit fertiggestellte Medaille fest, die in prägnanter Aus -
führung auf der Vorderseite ein gelungenes Porträtrelief Zep -
pelins bringt. Auf der Rückseite sieht man die »Sachsen«
über Karlskirche und Stephansdom dahinschweben, indes sich im
Hintergrund das Häusergewirr Wiens verliert. Die Umschrift
des Averses lautet: »Graf Ferdinand Zeppelin«, jene der Revers -
seite: »Erinnerung an den Besuch in Wien. 9. Juni 1913.« Der
Name des Schöpfers der Medaille (K. Goetz) ist mit freiem
Auge kaum zu entziffern; fast zu viel Bescheidenheit für einen
Mann, der viel Talent zeigt, wenn er auch das Porträt nicht
nach der Natur, sondern nach einer älteren Photographie
modelliert zu haben scheint. Den Vertrieb der Medaille, die in
Bronze und Silber geprägt wurde, hat die Wiener Münzhandlung
D Kallai.
Philatelie.
(Neue russische Marken.) Am 1. Juli erhält
Rußland, wie uns aus St. Petersburg geschrieben wird,
wiederum neue Postwertzeichen. Der Verband der »Wahren
russischen Männer«, der einen Feldzug gegen die neuen
Jubiläumsmarken eröffnet hatte, weil er in der Abstempelung
der Kaiserbildnisse eine Entweihung der russischen Monarchen
erblickte, hat gesiegt. Die erst vor vier Monaten in Umlauf
gesetzten Marken werden eingezogen und durch neue gleichen
Formats ersetzt werden, welche an Stelle der Herrscherbilder
das Russische Reich als allegorische Figur dargestellt tragen
sollen.
(Briefmarkenp.r.eis e.) Die Zeiten, da die Brief -
markensammler die ihnen fehlenden besseren Marken im Wege
des direkten Tausches von gleichgestimmten Seelen erwerben
konnten, sind vorüber, und wer heutzutage seine Sammlung
einigermaßen auf der Höhe halten will, der muß oft recht tief
in die Tasche greifen. Daß auf dem Gebiete des Briefmarken -
sammelns eine Wendung eingetreten ist, das beweist auch der
Umstand, daß in neuerer Zeit sich bei uns die in Frankreich
und England schon länger bekannten Bricfmarken-
Auktionen einbürgern, auf denen man die fehlenden Stücke
zu erwerben vermag, falls den Bietenden nicht vorher der Atem
versagt. So haben in den letzten beiden Monaten in Berlin
zwei derartige Auktionen stattgefunden, die von Berliner Brief-
markenhändlern arrangiert wurden. Die erste hielt sich, was
Material und Preise anbetrifft, noch in ziemlich engen Grenzen.
Es lagen iti der Hauptsache Marken der ehemaligen deutschen
Einzelstaaten sowie deutsche Kolonialmarken zur
Versteigerung aus. Unter den altdeutschen nahm das größte
Interesse die seit langen Jahren schon immer an erster Stelle
begehrte sächsische rote Dreipfennigmarkc vom Jahre 1850 iti
Anspruch, die bis auf 440 Mark getrieben wurde. Bergedorf
4 Sgr. erzielte 363 Mark und zwischen 50 und 100 Mark wurden
sehr viele altdeutsche Marken versteigert, zum Beispiel solche
von Mecklenburg, Oldenburg, Württemberg, Hannover, Lübeck.
Auch deutsche Kolonialmarken steigen immer mehr in ihrer
Beliebtheit, und dem entsprechen die erzielten Preise. So ging
eine Dreipfennigtnarke von Deutsch-China vom Jahre 1898 für
360 Mark fort, ein Doppelaufdruck der deutschen Levante,
25 Piaster, brachte sogar 540 Mark, die provisorischen Fünf -
pfennigmarken von Kiautschou (Zehnpfennigmarken mit einem
entsprechenden Aufdruck) kamen in ihrer seltensten Type auf
365, bezw. 385 Mark, während diese Marken in ihrer gängig -
sten Sorte sonst für 6 bis 10 Mark zu haben sind. Die in
Tientsin während der Boxerwirren durch Aufdruck hergestellten
Marken erzielten außerordentliche Preise; so kam die
50 Pfennigmarke auf 450 Mark, die zu 30 Pfennig auf 190 Mark.
War diese Auktion schon interessant, so steigerte sich das Inter -
esse noch bedeutend bei der zweiten. Auf dieser kamen auch
zahlreiche gute, vorzüglich erhaltene außereuropäische
Marken zur Versteigerung, welche enorme Preise erzielten. Als
wertvollstes Stück kam eine Marke unter den Hammer, die,
dem Katalog nach, nur in diesem einen Stück bekannt ist. Es
war eine Marke von British-Guayana vom Jahre 1850
zu 4 Cent; im Senfscheu Kataloge wird diese Marke mit
500 Mark bewertet, sie erzielte aber 3410 Mark! Auch Marken
von Bergedorf, die im Katalog lose mit 50 bis 70 Mark ange -
zeigt werden, erzielten auf Brief Preise von mehr als 350 Mark,
und ein anderes, sonst mit 70 Mark bewertetes Stück kam auf
1205 Mark. Sachen 3 Pfennig war in einigen Stücken auf ganzen
Briefen vorhanden, die für 720 und 1001 Mark fortgingen, ein
Doppelstück kam auf 1485 Mark. Zwei zusammenhängende
Marken zu I Schilling von Mecklenburg-Schwerin erzielten
1661 Mark, Oldenburg, Fünferstreifen von 3 Gr., 550 Mark.
Sehr gute Preise, durchwegs 500 bis 1100 Mark, brachten auch
die ersten Marken der Schweizer Kantone. Ferner erzielte
ein sehr schön erhaltenes Doppelstück von Württemberg
(70 Kreuzer) den Preis von 495 Mark. Neapel, Natal, Mauritius,
Toskana, Ceylon und Buenos-Aires in ihren Seltenheiten
erreichten Preise von 500 bis nahe an 2000 Mark.
Uhren.
(Morgan als Uhrensammler.) Im »Berliner Tag -
blatt« erzählt M a r f e I s von dem kürzlich verstorbenen Pier-
pont Morgan: »Durch meine Beziehungen zur Uhrmacherei
hatte ich in fünfundzwanzig Jahren eine Kollektion alter Taschen -
uhren zusammengebracht, die das Allerbeste darstellte, was die
Uhrmacherkunst des 16. und 17. Jahrhunderts geschaffen hatte.
Den Gedanken, mich von diesen Schätzen zu trennen, hatte ich
stets weit von mir gewiesen, doch es ging mir schließlich wie
den meisten Sammlern. Ich war mit der Zeit sehr anspruchsvoll
geworden, es konnte mir nur noch das Allerschönste und Aller-
seltenste gefallen, und dies zu erwerben, überstieg schließlich
meine finanzielle Kraft. So blieb mir nur die Wahl, entweder
das Sammeln aufzugeben oder meine Kollektion zu verkaufen
und von neuem zu beginnen. Ich wählte das letztere und ließ
schließlich, nachdem ich mich überzeugt hatte, daß die deutschen
Museen in ihren Mitteln zu knapp gehalten sind, Morgan die
Sammlung anbieten. Dieser ließ durch einen Pariser Händler
etwa vierzig Uhren zu einem sehr hohen Preis ankaufen. Als
Morgan ein Jahr später, wie alljährlich, nach London kam, er -
bat ich schriftlich eine Unterredung, die mir bereitwillig
gewährt wurde. Eines Tages sprach ich in seinem Hause gegen -
über dem Hydepark vor. Ich wurde in das Wohnzimmer geführt,
wo ich nach längerem Warten einer hohen, imponierenden Ge -
stalt mit ergrautem Haar und Schnurrbart mich gegenüber be -
fand. Auf die Frage, was mich zu ihm führe, erwiderte ich, ich
wisse nicht recht, ob ich als Käufer oder Verkäufer käme. Er
habe im vergangenen Jahre die Hälfte einer Sammlung er -
worben. Da sie ein einheitliches Ganzes gewesen sei besitze
jeder von uns den halben Teil. Es bleibe nichts übrig, als daß
ich entweder meine Uhren wieder Zurückkaufe gegen ein gutes
Reugeld, oder daß er meinen Teil der Kollektion auch noch er -
werbe. Darauf fragte er, was ich denn ein gutes Reugeld nenne.
Ich antwortete: »100.000 Mark.« Das wäre für einen gewöhn -
lichen Sterblichen immerhin ein ganz respektables Sümmchen,
hatte ihm jedoch anscheinend wenig imponiert. Sein Gesicht,
das gewöhnlich ernst war, wurde fast kindlich heiter. Wir hatten
anscheinend nicht ganz den gleichen Maßstab für den nervus
rerum. Er erwiderte also lächelnden Mundes: »Ihr Gebot reizt
mich nicht; versuchen wir einen anderen Weg. Was verlangen
Sie für den Rest der Uhren?« Ich nannte eine entsprechende
Summe, und in wenigen Minuten war der Verkauf abge -
schlossen. Von da ab führte mich das Leben mit dem merk -
würdigen Manne sehr oft zusammen. Einmal zeigte ich ihm eine
emaillierte Taschenuhr aus dem 17. Jahrhundert, ein wahres
Kabinettstück von Seltenheit und Schönheit. Da ein hoher
Preis •— 300.000 Mark — verlangt wurde, wollte ich ihm einige
Aufklärungen über die Bedeutung des Stückes geben. Er schnitt
Nr. 13
Internationale S a m ni 1 e r - Z e i t u n r.
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aber mit den Worten: »Sie brauchen nichts zu sagen; ich weiß
schon,« kurzerhand jede Erörterung ab und bot sofort
250.000 Mark für das herrliche Stück und erstand es auch für
diesen hohen Preis.
Verschiedenes.
(Die Karikaturen Sammlung des Kaisers
Wilhelm.) Eine der interessantesten Sammlungen des
Kaisers Wilhelm ist unstreitig seine Karikaturensammlung.
Viele Jahre hindurch wagten die Karikaturisten es nicht, den
Kaiser in direkter Zeichnung mit ähnlichen Gesichtszügen zu
karikieren, um nicht mit dem Strafgesetz in Konflikt zu kommen.
Die Person des Kaisers wurde nur symbolisch angedeutet. Aber
Wilhelm 11. ist bekanntlich ein Freund des feinen und auch des
derben Witzes, und deshalb tat er gelegentlich die Aeußerung,
daß er Zeichnungen über sich selbst stets von der scherzhaften
Seite ansehe. Hiermit war das Eis gebrochen und die erste
direkte Karikatur des Kaisers brachte der »Kladderadatsch«
im Jahre 1905 durch die Zeichnung eines Kürassiers, dessen Ge -
sicht aus einem Fragezeichen bestand, aber unverkennbar die
Gesichtszüge des Monarchen wiedergab. Seit jener Zeit wollte
ein Witzblatt das andere in der Kaiserkarikatur übertreffen.
Dazu kam, daß das bekannte Kaiserkarikaturenbuch »Lui« von
John Grand Carter et in Paris, des Begründers und Vor -
sitzenden der deutsch-französischen Verständigungsgeseil-
schaft pour rnieux se connaitre, dessen Vertrieb in Deutschland
verboten war, auf Veranlassung des Kaisers in Deutschland für
den Handel freigegeben wurde. Dieses Buch enthält mehrere
hundert Kaiserkarikaturen und bildet den ersten Band der
Karikaturensammlung des Kaisers. In den übrigen Bänden sind
etwa tausend Karikaturen nicht nur aus deutschen,
sondern auch aus englischen, französischen, italienischen,
holländischen, schweizerischen, schwedischen, dänischen, nor -
wegischen, österreichischen, spanischen und polnischen sowie
amerikanischen Zeitungen und Witzblättern enthalten. Russische
Erzeugnisse fehlen ganz, da die dortige Zensur derartige scherz -
hafte Veröffentlichungen nicht zuläßt. Kaiser Wilhelm hat den
Auftrag gegeben, ihm jede Karikatur über sich zu übermitteln
und freut sich jedesmal, wenn er seine Karikaturensammlung
wieder um einige Exemplare bereichern kann. Auch auf Post -
karten gedruckte Karikaturen sind in der Sammlung mehrfach
enthalten. Der Kaiser blättert gern in dieser eigenartigen
Sammlung und ist jedesmal erfreut, wenn er sie wieder um ein
besonderes originelles Blatt bereichern kann. Den Beschluß der
Sammlung bilden gegenwärtig die Karikaturen, die der Fiirsten-
besuch anläßlich der Vermählung der Prinzessin Viktoria
Luise gezeitigt hat.
Museen.
(Die Kunstsammlung in Marosvasärhely.)
Unter den ungarischen Provinzstädten, die sich durch ihre
lebhafte Kulturtätigkeit auszeichnen, verdient Maros-
väsärhely an erster Stelle genannt zu werden. Hier wurde
jetzt ein Kulturpalast »Franz Josef-Kulturhaus« errichtet,
dessen eine bedeutende Rolle im geistigen Leben des Landes
zu warten scheint. Der Palast wurde von den Architekten
Marczell Komor und Desider Jakab in ungarischem Stil
erbaut. Seine ganze Innendekoration ist von Alexius F a 1 u s. Es
wurden darin ein großer Konzertsaal, ein kleiner Konzertsaal,
eine Bibliothek mit Lesesaal, das städtische Museum und die
Galerie eingerichtet. Letztere besteht aus sechs Sälen mit
Seitenlicht. Das Museum für bildende Kunst, das einen Teil
seines großen Materiales in Provinzsammlungen unterzu -
bringen pflegt, deponierte bereits 68 Kunstwerke in dieser
Galerie. Es befinden sich darunter einige Bilder, die sich be -
reits größerer Volkstümlichkeit erfreuen, wie König Ladislaus
und Rudolf von Habsburg von Maurus T h a n, das Innere der
Alhambra von Alexander Wagner, streitende Frauen von
Adolf Fenyes, Honvedbegräbnis von Stephan R e t i,
Waldinneres von Ladislaus v. P a ä 1, Adam und Eva von
Johann V a ß a r y, Brennende Burg und Pallida Mors von
Edmund K a c z i ä n y, dem Sohne der Stadt Marosvasärhely,
und auch andere, weniger bekannte, aber charakteristische
Werke von Karl L o t z, Alexander Liezen -Mayer, Geza
M e ß ö 1 y, Bela P ä 11 i k, Oskar M e n d 1 i k und Graf Stephan
Z i c h y. Aus der Sammlung des im vorigen Jahre verschie -
denen Amateurs Dr. Bela J änossy wurde die wirkungsvolle
und dramatische Grablegung von Karl von Ferenczy und
ein Interieur von Stephan R e t i angekauft. Der eifrigen Miu-
seumleitung gelang sogar eine frisch und breit gemalte, in leb -
haften Farben gehaltene Komposition »Die Wäscherinnen« von
Munkäcsy zu erwerben. Das Bild kostete die Galerie 8000
Mark. Als Organisator hatte sich der gewesene Bürgermeister
und jetzige Obergespan Bernädy verdient gemacht. Die
Galerie wurde im Aufträge der Direktion des Museums für
bildende Kunst von Dr. Desider v. Rözsaffy eingerichtet.
(Eine unbekannte Dürerzeichnu ng.) Der
Schatz an Dürerzeichnungen, den. das Berliner Kupfer -
stic h k a b i n e 11 birgt, ist soeben durch ein Geschenk um
ein ganz erlesenes Stück vergrößert worden. Es ist eine
bisher unbekannte Skizze aus der letzten Zeit des
Meisters, ein Entwurf zu einer Darstellung der heiligen Familie.
Zwar die männlichen Verwandten Christi sind nicht so zahl -
reich versammelt, wie sie sich etwa auf Dürers Holzschnitt von
1511 um Maria und den Knaben scharen. Man zählt insgesamt
nur sieben Personen. Aber das liegt vielleicht daran, daß hier
nur ein allererster Entwurf Dürers vorliegt. Er ist mit der Feder
in flüchtigsten Strichen, die ganz der Eingebung des Momentes
folgen, hingeschrieben. Nur die Umrißlinien sind angedeutet,
das reiche Netz der Modellierungen, dieser wahre Tummelplatz
der formenden Linie des Meisters, fehlt noch.
Vom Kunstmarkt.
(Gothaer Almanache unter dem Hammer.)
Der Versteigerung der Veröffentlichungen zur Geschichte des
früheren deutschen Theaters, über die wir an anderer Stelle
berichten (s. Bibliophilie) folgte bei Martin Breslauer in
Berlin das Ausgebot d B r Sammlung Edward Clement
(Magdeburg), die die bedeutendste Vereinigung vollständiger
Folgen und einzelner Jahrgänge des »Almanach de Gotha«
bildete. Das Interesse an der Auktion war außerordentlich groß.
Außer den bekanntesten Händlern und Sammlern aus Berlin und
Frankfurt a. M. waren aus Frankreich, Belgien und der Schweiz
Interessenten erschienen. Die Preise gingen zum Teil sehr
hoch; sie richteten sich hauptsächlich nach der Erhaltung, den
Abdrücken der Kupfer und den Einbänden. Bezahlt wurde für
den Jahrgang 1764 (mit später eingefügtem heraldischen Titel -
kupfer und 7 aufgezogenen, sehr galanten Kupfern in Rotdruck)
255 Mk. Die sehr seltene französische Ausgabe des ersten
Jahrganges, zugleich das einzige seit Jahrzehnten in den Handel
gekommene Exemplar, brachte 1810 Mk., der Gothaische Hof -
kalender 1765—1892, eine ganz vollständige Reihe in Original -
bänden und mit zahllosen Kupfern, kam auf 3000 Mk. und eine
andere vollständige Reihe von 151 Bänden (1766—1912) mit
den Supplementen zu den Ergänzungen 1882—1884 erzielte
sogar 6800 Mk. In dieser Reihe befand sich auch der auf Ver -
anlassung Napoleons unterdrückte Jahrgang 1808, sowohl in
der zu Paris redigierten (kastrierten) Ausgabe als auch in der
ursprünglichen. Der Jahrgang 1766 brachte 510 Mk., ein anderes
Exemplar aus demselben Jahre 455 Mk., der Jahrgang 1767
305 Mk., der Jahrgang 1768 300 Mk., der Almanach de Gotha
von 1777 mit galanten Kupfern nach Boucher, Fragonard und
Eisen 360 Mk. Der Jahrgang 1778 mit 12 Monatskupfern von
Chodowiecki nach dem damals beliebten Roman von Hermes
»Sophiens Reise von Memel nach Sachsen« ging für 105 Mk.
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Internationale Sammler- Zeitung.
Nr. 13
und der Jahrgang 1781, ebenfalls mit Kupfern von Chodo-
wiecki, für 145 Mk. fort. Jahrgang 1787 in gelbmarmoriertem
Pergament mit Silberpressung erzielte 140 Mk., ein Almanach
Vom Jahre 1799, französische Ausgabe, 105 Mk., ein Exemplar
desselben Jahrganges mit Monatskupfern nach Chodowiecki
von Geyser, 95 Mk. Eine Ausgabe von 1800 in braunmarmo -
riertem Kalbleder mit Rollenvergoldung brachte 100 Mk., ein
Fig. 5. Grützner. Wilderer.
Exemplar von 1804 in weißem Seidenband, mit Silber bestick;
110 Mk. Die interessante Ausgabe von 1814, auf damals fran -
zösischem Gebiete, in Mainz gedruckt und infolge der Belage -
rung der Stadt verspätet erschienen, trug 355 Mk. und ein
Exemplar von 1820 in besonders reicher Ausstattung
195 Mk. ein.
Fig. 6. Schnorr von Karoisfeld, Abraham wirbt für Isaak.
(Handzeichnungen und Aquarelle moder -
ner Meister.) Die Versteigerung der Handzeichnungen und
Aquarelle aus den Nachlässen von Prof. Otto S e i t z und Prof.
Franz Skarbina ist das Glück treu geblieben, das den Auk -
tionen der anderen Teile dieser Sammlungen zuteil geworden.
Bei der in der Galerie H e 1 b i n g in München vorgenom -
menen Auktion sind durchwegs gute Preise erzielt worden. Man
zahlte u. a. für: Grützners »Wilderer«, eine brillante Rot-
stiftzeichnung (siehe Fig. 5) Mk. 300, »Abraham wirbt für
Isaak um Rebekka«, Federzeichnung von Schnorr von
Karolsfeld (Fig. 6) Mk. 320, S e i t z’ »Feiernder Bauer
mit der Pfeife auf den Holzbrettern vor dem Hause sitzend«,
aquarellierte Kreidezeichnung (Fig. 7) Mk. 61, und S k a r-
Fig. 7. Seitz, Feiernder Bauer.
b i n a s »Ansicht von Freiburg in der Schweiz« (Fig. 8), eine
Kreidezeichnung mit Weiß gehöht, Mk. 150.
(Die Handzeichnungssammlung Arnold
Otto Meyer.) Aus Leipzig wird uns geschrieben: Eine
neue große Kunstversteigerung wird von C. G. Bocrncr
vorbereitet. Im März dieses Jahres starb der Hamburger
Fig. 8. Skarbina, Ansicht von Freiburg (Schweiz).
Großkaufmann Arnold Otto Meyer irn Alter von 89 Jahren.
Er hinterließ nicht nur die bedeutendste Handzeichnungs -
sammlung der deutschen Künstler aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts, die heute existiert, sondern die wichtigste,
die vielleicht je existiert hat. Er sammelte fast nur Blätter von
Künstlern, die er persönlich kannte. Einen Hauptteil seiner
Sammlung macht die Sammlung von Originalhandzeichnungen
Moritz von Schwinds aus, die mit 230 Blatt wohl die
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Internationale Sa
reichste und wertvollste ist, die es gibt. Auch zwei wertvolle
Oelgemälde Schwinds, das »Kathchen von Heilbronn« und ein
»Ritterliches Liebespaar« gehören zu der Sammlung. Außer -
dem starid er Ludwig Richter, Preller, Schnorr von Karolsfeld,
Steinle und Feuerbach nahe, und von allen diesen Künstlern sind
ausgewählte, kostbare Zeichnungen und Aquarelle vorhanden.
Das Sammeln war in der Familie seit Arnold Otto Meyers
Großvater heimisch, so daß es dort auch manche anderen
reichen Schätze von Hand Zeichnungen gibt, unter anderem
Handzeichnungen von Meistern früherer Jahrhunderte. Meyer
hatte das Unglück, in den letzten Jahren seines Lebens zu er -
blinden; er kannte aber seine Sammlung so genau, daß man mit
ihm darüber sprechen konnte, als wenn er sie sehend vor sich
hätte. Fs war stets ein Genuß, bei dem alten Herrn zu sitzen
und ihn aus dem reichen Schatz seiner persönlichen Erinne -
rungen an die Künstler erzählen zu hören.
(Gemälde von Karl Blechen.) Aus Berlin wird
uns gemeldet: Aus der Kunstausstellung der Firma Holl -
stein &. P u p p c 1, Berlin W. 15, Meinekestr. 19, gingen zwei
Gemälde von Karl Blechen in Museumsbesitz über.
(Kollektion M. Guggenheim, Venedig.) Im
Herbste dieses Jahres gelangen in Venedig die reichhaltigen
Bestände dieses bedeutenden und weit bekannten Kunstetablisse-
ments unter Leitung von Hugo H e 1 b i n g. München, und A.
Ramtea 1 di, Bologna, zur Versteigerung. Guggenheim, der zu
den geschätztesten Antiquitätenhändlern Italiens zählte, hat sich
bereits in den letzten Jahren vom Geschäft zurückgezogen und
will nun sein großes und reiches Material vollständig zur Auf -
lösung bringen. Ein nahezu 50 Tafeln umfassender Katalog ist
in Vorbereitung. Derselbe enthält in erster Linie neben Anti -
quitäten eine große Reihe bedeutender Oelgemälde und Hand -
zeichnungen alter, vorwiegend italienischer Meister des 16. bis
18. Jahrhunderts. Aber auch kunstgewerbliche Arbeiten, wie
Möbel, Bronzen und Marmorgegenstände im alten Stil, die aus
Guggenheims einstigem Atelier stammen, sind in vorzüglichen
Beispielen vertreten.
(Die Sammlung Albert Dasch in Te plitz.)
Fortsetzung der Auktionspreise (s. Nr. 12):
VII. Arbeiten in Edelmetall, Schmuck, Minia -
turen und Dosen. Nr. 385 Flakon Mk. 68. Nr. 3S6 Email -
dose Mk. 81. Nr. 387 Rotlackiertes Blechkästchen Mk. 88.
Nr. 388 Graue Marmordose Mk. 20. Nr. 389 Schildpattdose
Mk. 650. Nr, 390 Runde Lackdose Mk. 25. Nr. 391 Miniatur
auf Elfenbein Mk. 50. Nr 392 Desgleichen Mk. 68. Nr. 393
Desgleichen Mk. 160. Nr. 394 Desgleichen Mk. 30. Nr. 395
Emaildose Mk. 65. Nr. 396 Desgleichen Mk. 105, Nr. 397
Viereckige Emaildose Mk. 19. Nr. 398. Desgleichen Mk. 48,
Nr. 399 Wanneriförmige Emaildose Mk. 190. Nr. 400 Goldener
Fingerring Mk. 17. Nr. 401 Desgleichen Mk. 31. Nr. 402 Des -
gleichen Mk. 35. Nr. 403 Desgleichen Mk. 38. < Nr. 404 Des -
gleichen Mk. 16. Nr. 405 Desgleichen Mk. 35. Nr. 406 und 407
Zwei Desgleichen Mk. 60. Nr. 408 Miniatur auf Elfenbein
Mk. 215. Nr. 409 Desgleichen Mk. 100. Nr. 410
Desgleichen Mk. 72. Nr. 411 Desgleichen Mk. 145. Nr. 412
Desgleichen Mk. 42. Nr. 413 Runde Elfenbeindose Mk. 45. Nr. 414
Viereckige P-erlmuttercose Mk. 68. Nr. 415 Ovale Dose Mk. 180.
Nr. 416 Längliche Schildpattdose Mk. 92. Nr. 417 Graue Achat -
dose Mk. 15. Nr. 418 Dose aus Sprudelsteinen Mk. 39. Nr. 419
Desgleichen Mk. 40. Nr. 420 Desgleichen Mk. 48. Nr. 421 Runde
schw'arze Schildpattdose Mk. 39. Nr. 422 Rechteckige Perl -
mutterdose Mk. 75. Nr. 423 Bemalte Lackdose, Nr. 424 Runde
Schildpattdose, zusammen Mk. 4L Nr. 425 Runde flache Dose,
Nr. 426 Ovale Dose, zusammen Mk. 46. Nr, 427 Viereckige
Emaildose Mk. 340. Nr. 428 Silberpokal, getrieben, Mk. 550.
Nr. 429 Ovale, getriebene Augsburger Silberplatte Mk. 650.
Nr. 430 Kleine, kleeblattförmige Silberdose ’ Mk. 91. Nr. 431
Silberne Dose Mk. 65. Nr. 432 Desgleichen Mk. 4L Nr. 433 Vier
silberne, quadratische Platten Mk. 60. Nr. 434 Silbernes Nadel-
büchschen Mk. 26. Nr. 435 Abendmahlskelch Mk. 200. Nr. 436
Silberner Deckelkrug Mk. 350. Nr. 437 Silberner Becher
mmler-Zeitung.
Mk. 275. Nr. 438 Emaildose Mk. 620. Nr. 439 Viereckige Email -
dose Mk. 86. Nr. 440 Desgleichen Mk. 52. Nr. 441 Emaildose
Mk. 75. N/. 442 Viereckige Emaildose Mk. 87. Nr. 443 Ver -
goldete Bronzedose Mk. 230. Nr. 445 Doppelflakon in Schild -
patthülse Mk. 84. Nr. 446 Kleine Jaspisbüchse Mk. 200. Nr. 447
Ovale Miniatur auf Papier Mk. 1110. Nr. 448 Miniatur auf Elfen -
bein Mk. 200. Nr. 449 Silberner Deckelbecher Mk. 165. Nr. 450
Silberner Abendmahlskelch Mk. 92. Nr. 451 Silberner, teilweise
vergoldeter Pokal Mk. 100. Nr. 452 Silber vergoldeter Abend -
mahlskelch Mk. 80. Nr. 453 Miniatur auf Elfenbein Mk. 310.
Nt. 454 Desgleichen Mk. 105. Nr. 155 Desgleichen Mk. 320.
Nr. 456 Desgleichen Mk. 200. Nr. 457 Ein Paar silberne Leuchter
Mk. 130. Nr. 458 Silberner Anhänger Mk. 510. Nr. 459 Ovales
Bergkristallmedaillon Mk. 215. Nr. 460 Goldenes Armband
Mk. 90. Nr. 461 Goldener Fingerring Mk. 40. Nr. 462 Des -
gleichen Mk. 42. Nr. 463 Desgleichen Mk. 38. Nr. 464 Des -
gleichen Mk. 250. Nr. 465 Desgleichen Mk. 40. Nr. 466 Minia -
tur auf Elfenbein Mk. 61. Nr. 467 Desgleichen Mk. 75. Nr. -168
Miniatur auf Kupfer Mk. 52. Nr. 469 Goldener Fingerring
Mk. 23. Nr. 470 Desgleichen Mk. 48. Nr. 471 Desgleichen
Mk. 35. Nr. 472 Desgleichen Mk. 31. Nr. 473 Desgleichen
Mk. 100. Nr. 474 Desgleichen Mk. 31. Nr. 475 Desgleichen
Mk. 30. Nr. 476 Silbervergoldcter Halsschmuck Mk. 55. Nr. 477
Silberner Kompaß und Sohnnenuhr Mk. 75. Nr. 478 Kleiner, ge -
triebener Silberbecher Mk. 85. Nr. 479 und 480 Zwei silberne
Meßkännchen Mk. 50. Nr. 481 Silberne Dose Mk. 22. Nr. 482
Rundes Silberpetschaft Mk. 110. Nr. 483 Silbernes Necessaire
Mk. 48. Nr. 484 Kleiner Silberpokal Mk. 75. Nr. 485 Silbernes
Biichschen, Nr. 486 Silberner Anhänger, zus. Mk. 65. Nr. 487
Kleine Silberdose, Nr. 488 Silberne Dose, zusammen Mk. 60.
Nr. 489 Desgleichen Mk. 52. Nr. 490 Kleine Silberdose, Nr. 491
Desgleichen, zusammen Mk. 83. Nr. 492 Miniatur auf Elfenbein
Mk. 58. Nr. 493 Desgleichen Mk. 56. Nr. 494 Desgleichen Mk. 19.
Nr. 495 Desgleichen Mk. 110. Nr. 496 Kleines Goldmedaillon
Mk. 4L Nr. 497 Ovales Bronzemedaillon Mk. 19. Nr, 498 Profil -
porträt Ludwigs XVI., Maria Antoinettes und des Dauphins
Mk. 15. Nr. 499 Silbervergoldetes Doppelkreuz Mk. 15. Nr. 500
Silberne Zuckerdose, Nr. 501 Desgleichen, zusammen Mk. 20.
Nr. 502 Silbernes Synagogenlämpchen Mk. 31. Nr. 503 bis 505
Drei silberne Salzgefäße Mk. 42. Nr. 506 Runde Silberkapsel,
Nr. 507 Runde, flache Silberbüchse, zusammen Mk. 22. Nr. 50S
Silberflakon Mk. 50. (Schluß folgt)
(Brüsseler Tapisserien.) Bei Christie in
London wurde eine Anzahl kostbarer Tapisserien ver -
steigert, für die insgesamt über 200.000 Mark gezahlt wurden.
Am meisten interessierten zehn Brüsseler Tapisserien, Szenen
aus dem Trojanischen Krieg darstellend, die offenbar von den
Brüdern B o r g h t fiir die Kaiserin Maria Theresia aus -
geführt wurden, da jede einzelne in der Bordüre Wappen und
Narnenszug der Kaiserin aufweist. Die Serie wurde M. Bacr i
für 6100 Guineen zugeschlagen.
(Auktion F i s c h h o f.) Aus Paris wird uns berichtet:
Die Versteigerung der Gemäldesammlung Fischhof ergab
1,600.800 Franken. Der höchste Preis war 145.000 Franken, den
Kleinberger für Albert Cuyps »Aufbruch zur Jagd« be -
zahlte. Weiter sind zu erwähnen: Rüssel, Porträt von Miß
Visrne 80.500 Franken; Hopp ne r,-»Mrs. Keith Jopp d’Aber-
deen« 61.000 Franken; Lawrence, »Die Schwestern Haguc«
79.000 Franken; Romne-y, »Mrs. Clarke« 68.000 Franken;
Gainsborough, »Prinzessin« 41.000 Franken; N a 11 i c r,
»Junge Frau« 97.000 Franken; Derselbe, »Edelmann« 37.000
Franken; Boucher, »Passorale« 26.100 Franken; Lancret,
»Ländlicher Tanz« 32.000 Franken; »Die Vogelsucher« 26.000
Franken; Pater »Das Bad« 33.200 Franken; Paulus Po 11 e r,
»Heimkehr der Herde« 23.500 Franken; Jacob van R u i s d a e 1,
»Die Burg« 21.000 Franken; Jan Steen, »Die Hochzeit« 60.500
Franken; T i e p o 1 o, »Heilige Familie« 27.000 Franken;
G u a r d i, »Die Piazetta« und »Der Quai der Schiavonen in
Venedig 21.000 und 21.500 Franken: P o 11 a i c o 1 o, »Jungfrau
und Jesuskind« 18.100 Franken.
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Internationale S a m ni 1 e r - Z e i t u n g.
Nr. 13
Ausstellungen.
Baden-Baden. Deutsche Kunstausstellung.
Berlin. III. Serie der Permanenten Ausstellung des Ver
eines der Künstlerinnen.
Düsseldorf. Große Kunstausstellung Düsseldorf 1913.
Florenz. Internationale Kunstausstellung.
Frankfurt a. M. Frühjahrsausstellung Frankfurter Künstler
Gent. Internationale Weltausstellung. Bis November.
Hannover. 81. Große Ausstellung.
Kassel. Jubiläumsausstellung.
Königsberg, Kunstverein, 47. Ausstellung.
Linz. Museum Francisco Carolinum. Radierungen und
Holzschnitte des Regierungsrates Prof. Wilhelm Hecht. Bis
22. Juli.
München. Frühjahrsausstellung der »Secession«.
Paderborn. Gewerbeausstellung. Eröffnung: 1. Juli.
Wien. Rotunde. Adria-Ausstellung.
— Sezession. Frühjahrs-Ausstellung.
—- Vereinigung bildender Künstlerinnen Oesterreichs, I.
Maysedergasse 2.
Auktionen.
Anfangs Juli. Aachen. Anton Creutzer. Die hinter-
lassenen Bibliotheken des Dombaumeisters und Kunst -
historikers Vinzenz Statz und des Oberpfarrers Ferdi -
nand (Aachen, früher Rektor in Köln) sowie die historische
Abteilung einer Regimentsbibliothek.
1. und 2. Juli. Bonn. Matth. Lempertz’ Buchhandlung
und Antiquariat. Bücherauktion. Nachgelassene Bibliotheken.
Medizin, Geschichte. Hexenprozesse, besonders über Johann
Weyer.
7. und 8. Juli. London, Sotheby, Wilkinson &
H o d g e. Bücher, Autographen und Handschriften.
9. bis 11. Juli. London. Sotheby, Wilkinson &
H o d g e. Bücher und Handschriften.
Mitte Juli. Stuttgart. Felix Fleischhauer. Stiche,
Photos, Trachtenbilder, Porträts aus dem Nachlasse des Prof.
C. von Häb erlin (Stuttgart), Versteigerung der Stiche,
Württembergica etc. des Dr. Roesger, Stuttgart, sowie der
Gemälde und Zeichnungen des verstorbenen Kunstmalers Paul
Widmayer, Stuttgart.
Oktober. Leipzig. Karl W. Hiersemann. Sammlung
Buhrig.
Herbst. Venedig. Palazzo B a 1 b i. Unter Leitung von
Hugo Helbing (München) und A. Rambaldi (Bologna).
Kollektion M. Guggenheim (Venedig), Antiquitäten, Oel-
gemälde und Handzeichnungen alter Meister, kunstgewerbliche
Arbeiten, vorwiegend Möbel, Bronzen und Marmorgegenstände
im alten Stil.
Literatur.
* Jahrbuch der Bilder- und Kunstblätterpreise. Verzeich -
nis der wichtigsten Versteigerungsergebnisse des deutschen
Kunstmarktes. Herausgegeben von Erich Menribier. Band 3.
1912. Wien 1913. Franz MaLota. — Für das Interesse, dem
dieses Jahrbuch begegnet, spricht wohl am beredtesten die
Tatsache, daß es nun zum drittenmal erscheint. Mit gewohnter
Uebersichtlichkeit sind auch in dem neuen Bande die Daten zu -
sammengestellt, die den Sammler über die Preisbewegungen
auf dem Kunstmarkte orientieren. Er erfährt daraus, wie Bilder
und Kunstblätter gewertet werden und kann sich bis zu einem
gewissen Grade darnach richten, wenn er selbst auf den Markt
geht, sei es nun, um seine Sammlungen zu bereichern oder
Objekte abzugeben. Der Verfasser hat sich auch diesmal noch
auf den deutschen Markt beschränkt, aber innerhalb der
Grenzen, die er sich gesteckt hat, eine gründliche, verdienstvolle
Arbeit geliefert.
* Die Art, Behandlung und Wiederherstellung der Oel-,
Tempera- und Freskogernälde sowie der Aquarelle, Pastelle,
Miniaturen, Handzeichnungen und Bilddrucke. Nach lang -
jährigen Erfahrungen und Versuchen zusammengestellt von
Ludwig Kainzbauer, Maler. Mit 32 Abbildungen. A. Hart-
1 e b e n s Verlag in Wien und Leipzig. Geh. K 2.20 = Mk. 2,—.
Geb. K 3.30 Mk. 3.—. — Ein volkstümliches Werkchen, das
in allgemein verständlicher Weise das Bild behandelt. Es gibt
die Erklärung der einzelnen Arten der Malerei, ihrer Techniken,
lehrt, wie man Bilder am besten aufstellt und vieles andere, das
Bildersammler interessieren wird. Ein besonders breiter Raum
ist der Restaurierung von Gemälden gewidmet, auf welchem Ge -
biete der Verfasser reiche Erfahrungen gesammelt zu haben
scheint.
Neue Kataloge.
* Leo Liepmannssohn, Antiquariat, Berlin. Kat. 184.
Autographen und Stammbücher. (.767 Nummern.)
* Richard B o r e k. Briefmarkenhandlung, Braunschweig.
Neuheiten-Preisliste Nr. 54.
* Hans Lommer, Antiquariat, Gotha. Kat. V. Bücher
aus allen Wissenschaften. (931 Nummern mit Preisen.)
* Max Perl, Berlin. Antiauar.-Katalog 93. Illustrierte
Bücher des 18. Jahrhunderts. (120 Nummern mit Preisen.)
* Erankfurter Bücherfreund. Mitteilungen aus dem Anti -
quariate von Josef Baer & Co. 11. Jahrg. 1913. Nr. 2. In -
halt: Beiträge zur Inkunabelkunde. Vor 100 Jahren. 1813. Der
Freiheitskrieg. Neue Erwerbungen. Einblattdrucke des 15. und
16. Jahrh. Rechenbücher, Schreibbücher. Widmungsexemplare.
Bücher aus Bibliotheken berühmter Männer. (Nr. 5672 bis
6034 mit Preisen.)
Briefkasten.
M. Sch., Krems. Herzlichsten Dank für Ihre freundlichen
Zeilen.
Paul L„ Semmering. Das Bild erzielte 250 Kronen.
Kupferstich. Wird brieflich beantwortet.
Porzellansammlerin in L. Die Marke von Gera war von
Anfang an ein G unter Glasur. Die Aehnlichkeit mit der
Gothaer Marke ist oft sehr groß. Auf späten Geraer Fabri -
katen kommt oft der Name »Gera« ausgeschrieben und unter -
strichen in Rot auf der Glasur vor.
Frieda v. B. Wir empfehlen Ihnen das Werk »Die Nürn -
berger Kleinmeister« von Emil Waldmann. Geheftet
16 Mark, gebunden 18 Mark.
Dr. A. K., Wien. Die Manufaktur wurde 1864 aufgelassen.
Der Gesamtauflage unserer heutigen Nummer
liegt ein Prospekt der bekannten Verlagsfirma Max Alt -
mann in Leipzig bei, den wir der freundlichen Beachtung
unserer geschätzten Leser empfehlen.
RUST- 1
KAMMER VON
* GOSLAR*
SCHREIBER-STRR5SE-10 •
SCfiUTZ^TMJTZ-
xWÄFFEN^
PRKHISTOR.IKcMnrEl.Rl.TER.
RENAISSANCE- ORIENT-INDIEN
ANKAUF VON DOUBLETTEN
* UND SAMMLUNGEN *