Seite 214 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 14 ein Pastell Quentin de la T ours gegeben wurden, oder die 450.000 Franken für die »Kinderbüste« von Houdon sind Ausgeburten allzu heftiger Kunstmarktphantasie. Aber die Gründe für das Anschwellen der Preise im allgemeinen sind klar. Zunächst entscheidet, wie ich schon in meinem Buche »Psychologie des Kunstsammelns« aus führte, die Qualität des Objektes, das frei wird, das heißt, den Besitzer wechselt; in zweiter Linie der historische Wert des Stückes, der mit seinem Kulturwert identisch ist, und schließlich kommt noch die Rarität des Kunstwerkes in Frage. Fallen Qualität und historischer Wert mit der Rarität, das heißt, der Seltenheit des Stückes zusammen, dann sind die Grenzen, die sich der geldkräftige Sammler steckt, weder eng noch niedrig, und können um so weniger eng seih, als heute die N a c h f r a g e nach bester alter Kunst gerade zu verblüffend groß ist. Denn am heutigen Kunstmarkt bildet eben Amerika einen der wichtigsten Faktoren, und die amerikanische Konkurrenz nimmt bereits derartige Dimensionen an, daß die europäischen Sammler, mögen sie nun Private oder Vertreter von Museen sein, alle Kraft und alles Geld zusammennehmen müssen, um der Riesenhochflut der Geldgeböte standzuhalten. Das Anschwellen der Preise für alte Kunst bedeutet aber schließlich — und ich bin fest davon überzeugt - einen sicheren Gewinn für die Kunst u riserer T a g e. Ich habe im Verkehr mit den Sammlern wiederholt die Beobachtung machen können, daß ein großer Teil von ihnen gerade infolge'der Riesen preise für alte Kunst förmlich dahingedrängt wird, moderne Bilder und moderne Graphik zu sammeln. Alte Waffen. Der »Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler«, die der bestbekannte Verlag von Richard Karl Schmidt & Co. in Berlin herausgibt, fügt sich als vierter Band der über »Alte Waffen« von Erich Haenel ein. Damit ist nun auch für den Waffensammler ein Handbuch geschaffen, das ihm Fig. 6. Tiepolo: einen Ueberblick über sein Spezialgebiet ermöglicht. »Die Ent stehung des Buches,« sagt der Verfasser in seinem Vorwort, »ist von dem Wunsche verursacht, denjenigen in erster Linie zu nützen, die nicht auf dem Boden der strengen Fachwissenschaft stehen, sondern die sich, von irgend einem Grenzgebiet kommend, in den vielverschlungenen Pfaden der praktischen Waffenkunde ein wenig zurecht finden möchten. Von der kriegswissenschaftlichen Bedeutung der Waffe, ihrer Führung im einzelnen wie im Organismus des Heeres, von der Waffe in ihrer Beziehung zu der Kultur der Völker, zu Industrie und Handwerk, von der Waffe als wirtschaftlichem Objekt, von der Kunst der Waffe und ihren Zusammenhängen mit der Entwick lung der formalen Anschauungen wird man nichts oder nur wenig in ihm finden. Es handelte sich darum, vor allem die Terminologie dem Suchenden vertraut zu machen.« Das tut der Verfasser in bewährter Weise, indem er die Einzel- Plafondentwurf. gruppen in ihrem Entwicklungsgänge schildert. Trutz-, Schutz - und Feuerwaffen sind mit ihren vielen Unterabteilungen bei aller Volkstümlichkeit der Darstellung so gründlich behandelt, daß sie in ihrer Zusammenfassung eine Geschichte der Waffe bieten. Dem Werkstoff und seiner Wandlungsfähigkeit ist das Kapitel »Technik, Kunst und Künst'er« gewidmet, das uns auch die Bekanntschaft aller hervorragenden Waffenkünstler ver mittelt. Das meiste Interesse allerdings dürften jene Kapitel erwecken, die dem Sammler praktische Winke für die Auf stellung und Konservierung von Waffen geben.