Seite 220 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 14 Aldegrever, Virgil Solis, sind darunter ebenso vertreten wie die Franzosen der folgenden Jahrhunderte, die Blondei und Ducer- ceau, Le Blond und Lepautre. (Museum Carolino Augusteum in Salz-_ bürg.) Das städtische Museum Carolino Augusteum in’ Salzburg bezeichnet in seinem eben erschienenen Jahres berichte pro 1912 das verflossene Jahr als eines seiner er folgreichsten. Das bedeutsamste Ereignis ist. daß das Haus, das das Museum 1835 als Qast bezog, nun fast ganz in sein Eigentum übergegangen ist. Seit dem letzten Jahre besitzt es außer dem 2. und einem großen Teil des 3. Stockwerkes auch das Erdgeschoß. Ein zweites erfreuliches Ereignis war die Wahl des Vorsitzenden des Verwaltungsrates, kaiserlichen Rates Max 0 11, zum Bürgermeister von Salzburg. Hatte Ott bisher schon das Museum nach Kräften gefördert, so gab er ihm aus diesem Anlasse ein besonderes Zeichen seiner Huld, inderrt er ihm das ihm gehörige Empirezimmer zum Ge schenke machte. Weiters hat die in Wien lebende Konter admiralswitwe Fanny von Lehnert das Museum zum Erben ihres gesamten Kunstbesitzes eingesetzt, wodurch ihm 236 Nummern Schmuck und Verwandtes (Edelmetallgeräte und Gefäße und Edelsteingeräte), 27 Fächer. 26 Dosen, 81 Num mern Textilien, Stickereien, Brokate, 47 Taschen. Täschchen und Beutel, 88 Möbel und anderer meist kleinerer Hausrat, 111 Gläser. 87 Keramiken. 50 Waffen, 35 Plastiken. 130 Ge mälde und graphische Blätter zufallen werden. Eine Anzahl nächtiger Textilien sowie andere kunstgewerbliche Gegen stände von großem Werte hat Frau v. Lehnert dem Museum bereits als Weihnachtsgabe gewidmet. (Neues aus dem Goethe- und Schiller- Archiv.) Der Handschriftensatz des Goethc-Schiller- Archives in W eimar ist in letzter Zeit durch eine Reihe von Ankäufen um wertvolle Stücke vermehrt worden. Das kost barste darunter ist ein Folioblatt aus Goethes eigen händiger Reinschrift des »Westöstlichen Diwan«. Es enthält das Gedicht aus dem ersten Bande: Aus wie vielen Elementen Soll ein echtes Lied sich nähren. Daß es Laien gern empfinden. Meister es mit Freude hören? Daran schließt sich eine große Menge von Briefen Goethes, 17 Stück, von Herder und Wieland, von Lavater und Bürger, Mörike und Hebbel, R ü c k e r t, Bettina v. Arnim und F r e i 1 i g r a t h, ferner aus dem Weimarer Herzogshause von Anna A m a 1 i a, Karl August und Luis e. Dazu kommt ein ganzes Konvolut von Schauspielerbriefen an Goethe, Kirms und die weimarischc Theaterdirektion. An diese Ankäufe reihen sich die Geschenke, die dem Archiv in der letzten Zeit gemacht wurden. Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, der Braun schweiger Prinz-Regent, stiftete unter anderem ein Billett Goethes. Andere Geschenke sind ein Brief und ein Gutachten Goethes, 10 Briefe von Amalie Schoppe, der Gönnerin Hebb eis, deren Gunst sich so bald in Feindschaft verkehrte, an den Dichter, 20 Briefe F r e i I i g r a t h s an seine Mutter, ein Billett Karl Augusts. Ferner ist ein im Besitze des Goethe- Nationalmuseums befindliches Stammbuch mit wertvollen Ein tragungen von L e s s i n g und seinen Zeitgenossen dem Archiv überwiesen worden. (Neuerwerbungen des Germanischen Museums.) Die Gemäldegalerie des Germanischen Museums hat ihre Bestände um ein paar altdeutsche Tafeln bereichert. So kamen in die Sammlung vier Passionstafeln, Reste eines Hochaltars. Sie stammen aus der letzten Hälfte des 15. Jahr hunderts und gehören in den Kreis der Salzburger Schule. Die Größe des Stiles und die Geschlossenheit der Komposition, nicht minder aber das sichere Herausschneiden der Linien aus dem Untergrund erinnern, wie Dr. Fritz Traugott Schulz in dem Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums schreibt, an die Gewohnheiten der Wandmaler. Weiter kam in die Sammlung eine Darstellung aus der Legende des Apostels Philippus, aus dem Schulkreis Altdorfers. Dargestellt ist der Apostel Philippus, wie er Dämonen beschwört. Aus dem 18. Jahr hundert erwarb die Gemäldegalerie die Oelskizze eines böhmischen Benediktiner-Klosters von Johann Christian Rein hart. Dargestellt ist wahrscheinlich St. Johann im Berauner Kreis, eine Inschrift auf der Rückseite gibt das Entstehungs jahr 1785 an. Die Skizze ist auffallend weit für ihre Zeit vor geschritten und überrascht mit der scharfen Sicherheit in der Naturauffassung und der Wiedergabe der farbigen Gesamt stimmung. Hiernach scheint cs, als ob die W'urzeln des zu Anfang des 19. Jahrhunderts so jugendfrisch einsetzenden modernen Naturalismus doch etwas tiefer liegen, als man bis her glaubte. — An Plastiken kamen in das Museum die ldeinfigurige Wandgruppe einer Beweinung Christi, ober rheinische Arbeit aus der Zeit um 1500, die besonders durch realistische Uebertrcibung des Mienen- und Gebärdenspieles auffällt. Auch ein Relief der Enthauptung der heiligen Barbara durch ihren Vater kam in das Museum. Die Arbeit ist fränkisch, aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zur Ergänzung der kirchlichen Abteilung erhielt das Museum ein großes drei sitziges barockes Kirchengestühl von 1640 aus der Sammlung R o e 11 g e n, das nach der Ueberlieferung aus der Jesuiten kirche in Köln stammen soll. Beispiele dieser Gattung fehlten bisher in der Abteilung. An wissenschaftlichen Instrumenten W'urde ein galileischer Proportionalzirkel von Johann Carl vom Jahre 1630 erworben. Das Carlsche Instrument diente zum graphischen Rechnen und Entwerfen von Festungsbauten. Es besteht aus zwei, nach Art eines Zirkels verbundenen Regeln und einem dem Drehpunkt derselben konzentrischen Halbkreis, der an der einen Regel befestigt ist und auf dem die zweite Regel läuft. Der Verfertiger des Instruments, Johann Carl, der Sohn Keter Karls war 1587 geboren. Er war im Bauwesen und in anderen mathematischen Künsten ein Schüler seines Vaters und Johann Faulhabers in Ulm. Nachdem er sich in Holland längere Zeit mit Artillerie beschäftigt hatte, wurde er 1631 Zeugmeister in Nürnberg. Er ist der Erbauer der Drei einigkeitskirche in Regensburg und starb 1665. (Der erste "weibliche M u s e u m s d i r e k t o r.) Miß Cornelia Pentley Sage aus Buffalo im Staate Newyork darf den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, die einzige Frau zu sein, die als Direktor einer staatlichen Kunstsammlung ihres Amtes waltet. Sie führt den amtlichen Titel »Director of the Buffalo Tine Arts Academy and Albright Art Gallery«. Ihr liegt nicht nur ob, die Ausstellung, die dem Museum von Buffalo an gegliedert ist, zu organisieren, sondern sie wirkt im gleichen Sinne auch in den Museen von Boston. St. Louis, Brooklyn und Toledo wie dem »Chicago Institute«. Sie hat auch von den Ver waltungen der verschiedenen Kunstinstitute unbeschränkte Vollmacht, Ankäufe von Kunstwerken in Europa und Amerika nach ihrem freien Ermessen zu bev'irketi, und ist zudem auch ihre eigene »Hängekommission«, die über Ausstellung und Placierung der Bilder und anderen Kunstwerken selbständig verfügt. Miß Sage trat als Assistentin des im Jahre 1909 ver storbenen Direktors des monumentalen und reich dotierten Museums von Buffalo, Dr. K u n t z, ein, nach dessen Tode sie das Amt des leitenden Direktors erst provisorisch verw'altcte, um nach zw r ei Jahren definitiv zu der Stellung des General direktors berufen zu w r erden. Vom Kunstmarkt. (Von 600 Ma r k zu 90.000!) Ein wirklich überraschendes Ergebnis zeigte die letzte Kunstauktion, die bei C h r i s t i e in London abgeha.lten wurde. Ein kleines holländisches Bild, ein bescheidenes Interieur, das mit 30 Pfund ausgeboten wurde, er zielte einen Preis von 4410 Pfund, das sind über 88.000 Mark. Die Versteigerer selbst batten keine Ahnung, welchen Wert dieses Gemälde besaß. Im Katalog w r ar es mit kleinern Druck als das Werk von S. van Hoogstraaten bezeichnet, uni dessentwillen sich niemand aufgeregt hätte. Aber am Tage der Versteigerung stellten einige Kenner fest, daß der angebliche Hoogstraaten ein echter, gezeichneter — Pieter de Hoogh war. Damit "war die Lage natürlich sofort verändert, und das