Seite 232 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 15/16 galerie an Werken der österreichischen Schulen konnte durch den Ankauf von vier Gemälden ergänzt werden. Das bedeutendste von diesen ist ein dreiteiliger Altar aus dem engsten Kreise des Tiroler Meisters Michael Pacher, darstellend die heilige Dreifaltigkeit als Mittelbild und die Heiligen Markus und Antonius als Flügel, zuletzt in der Sammlung P a c 1111 y in Nizza, in der Literatur mehrfach besprochen und meist als eine Arbeit Friedrich Pachers bezeichnet. Dieses Werk ist ein hervorragendes Beispiel der mehr der italienischen Kunst sich nähernden Richtung der Pacherschen Werk statt, ebenso wie die im vorigen Jahre von der kaiser lichen Galerie erworbene Altartafel aus Uttenheim mehr die deutschen Neigungen der südtirolischen Schule ver körpert. Durch diese beiden bezeichnenden Altarwerke Schule Van Dycks und den Jugendwerken Reynolds in der Mitte stehende, koloristisch außerordentlich reizvolle Porträt einer jungen Dame, das mit guten Gründen William H ogarth, dem großen Meister des Sittenbildes, zugeschrieben wird; ein durch feinen Ton ausgezeich netes, sehr lebensvolles Porträt eines englischen Geist lichen (Rev. Basil Berigde) von John W r i g h t o f Derb y (Widmung eines ungenannt sein wollenden Kunstfreundes) und das durch malerische Breite des Vor trages und gewählte Färbung hervorragende Porträt eines jungen Offiziers (Captain Patrick Stirling) von Sir Henry R a e b u r n, dem großen schottischen Bildnis maler, dessen Werke mit Recht in neuester Zeit den Ge mälden Reynolds und Gainsboroughs gleichgestellt wer den (Fig. 12). Fis. 12. Raeburn, Cap ist nun die Aittiroler Schule in der kaiserlichen Galerie, in der sie bisher gefehlt hatte, gut und anschaulich ver treten. Die drei übrigen im Jahre 1912 erworbenen Ge mälde der altösterreichischen Schulen sind eine durch blumige Färbung und höchst eigenartige Auffassung aus gezeichnete Skizze zu einem Altarbilde, darstellend den Unglauben des heiligen Thomas, von dem genialsten der österreichischen Barockmaler, A. F. Maul per tsch, das Porträt des Grafen Saurau von Heinrich Füger, eine besonders lebendige und frische Bildnisstudie’ zu dem Repräsentationsbild in der Grazer Galerie und end lich ein durch edlen Stil und feine Färbung hervorragen des Aquarell, »Dante und Beatrice« (Fig. 11), von Eduard von S t e i n 1 e. Aus der englischen Schule des 18. Jahrhunderts, die bisher in der kaiserlichen Gemäldegalerie noch nicht ver treten war, konnten drei vorzügliche Bildnisse erworben werden: das zwischen den spätesten Ausläufern der tain Patrick Stirling. Der an Zahl nicht sehr reichen, wenn auch an hohen künstlerischen Werten keineswegs armen Abteilung hol ländischer Gemälde des 17. Jahrhunderts wurde eine sehr stimmungsvolle, große Landschaft von Isaak van O s t a d e eingereiht, die selbst neben einem Meister werke, wie Jakob Ruisdaels »Großem Wald« zu bestehen vermag (Fig. 13). Auch die Sammlung italienischer Gemälde wurde um einige bedeutende Stücke vermehrt. Als Widmung des Wiener Sammlers Stephan Auspitz Edlen von Artenegg gelangte ein Hauptwerk eines der tem peramentvollsten Maler, die die Geschichte der Kunst kennt, des Genuesen Alessandro Magnasco, genannt Lissandrino, in die Sammlung: »Eine Mahlzeit von Mön chen im Freien«, höchst eigenartig in der Komposition und mit außerordentlich viel Geist und breitem Pinsel ge malt. Die bedeutendste Erwerbung des ganzen Jahres sind wohl zwei kleine Gemälde von dem Meister der