Seite 234 Nr. 15/16 Internationale Sammler-Zeitung. H. S. B e h a rn s (Leda mit dem Schwan, I. Etat), Martin Treus (drei Blätter aus der Folge der tanzenden Bauernpaare), von Philipp Kilian die lebensgroßen Brustbilder Kaiser Leopolds 1. und seiner Gemahlin Eleonore nach J. Cram s, von Christian von M e c h e 1 Aquatintablätter, Porträte von Erzherzog Karl und Maria Theresia, Tochter Ludwigs XVI., und eine Sammlung von 200 historisch und künstlerisch hochinteressanten Karika turen H. Cruikshanks und seines Kreises. Laske, C. Moser, H. Noske, Pankiewicz, Max Pollak, F. Pontini (unter anderem das letzte Werk des frühver storbenen Künstlers »An der Labequelle«), A. Lang, F. Simon, O. Stössel, Josef Stoitzner, Karl Thiemann, Wyczolkowski. Die Sammlung architektonischer Zeich nungen wurde unter anderem durch fünf Theaterdekora tionsentwürfe aus dem Kreise Hohenbergs bereichert. Die moderne Graphik des Auslandes ist durch eine An zahl wichtiger und kostbarer Blätter unter den Neu- Fig. 14. Prähistorischer Halsschmuck aus Makedonien. Von älterer österreichischer Graphik ist eine Reihe von Lithographien von T eltscher, Kriehuber, Zampis (unter anderem Jahrgang 1847 der Zeitschrift »Kobold«), Prinzhofer und Lieder als Neu erwerbung zu verzeichnen, das Wichtigste je sechs Hand drücke von den Zyklen »Herr Winter« und »Lichtbilder« i von Moritz von Schwind, wahrscheinlich Unika. Be sonders berücksichtigt wurde die moderne österreichi sche Graphik; eine beiläufige Uebersicht bietet die Auf zählung der Künstlernamen: August Brömse, Alfred Cossmann (dessen reichhaltiges Oeuvre in der Samm lung um 27 Blätter, zum Teile Exlibris, vermehrt wurde), W. Dittrich, E. Doelter, L. Fanto, die Brüder Hans und Leo Frank, Ferd. Gold, Carlos Grethe, M. Hofrichter, B. Jaronek, L. H. Jungnickel, W. Klemm, J. Prepcik, 0. erwerbungen vertreten, zum Beispiel solcher von Whistler, Corot, Daubigny, Gavarni, eine interessante Kollektion von E. Munch, die Othello-Folge von Hans Meid, die neuen Arbeiten Max Liebermanns. An Geschenken sind besonders zu verzeichnen; Vom i Oberstkämmerer Grafen Gudenus dessen Porträt radierung von Ferd. Schmutzer, vom Oberstkämmerer- amte die mit kaiserlicher Subvention ausgeführten Radie rungen von Olga Mulacz, Marianne Fieglhuber, Ferdinand Gold, A. Jäger-Abraham, Max Pollak und Otto Stössel; dann Widmungen der Künstler Leon Bartholemi-Brunel, A. Cossmann, T. Hoernes, Fritz Lederer, Tomislav Kriz- mann, Mr. Sherborn und der Kunsthandlungen P. H. Beyer & Sohn in Leipzig und Paul Cassirer in Berlin. Ein Sammler-Original. Von Q. Engelsmann (Nikolsburg). Die »Traditionen zur Charakteristik Oesterreichs unter Franz dem Ersten«, ein sehr selten gewordenes und von allen, die sich mit der neueren Geschichte Oester reichs beschäftigen, geschätztes und benütztes, im Jahre 1844 erschienenes Werk, enthält nebst dem reichen politischen Material eine Fülle sozial- und kulturhistorisch interessanter Beiträge. Der Verfasser, ein höherer öster reichischer Beamter, der sich wohlweislich in den Mantel der Anonymität hüllte, der dazumal dringend als Schutz gegen politische Wettergefahr benötigt wurde, erzählt unter anderem auch in knappen Zügen die Geschichte eines der seltsamsten Wiener Sammler aus der Kongreß zeit, von dem, unseres Wissens, sonst kaum etwas be kannt ist, dessen Spur sich auch in der reichen Memoiren- Literatur dieser Zeit nicht findet. Wir folgen im nachstehenden dem Verfasser der »Traditionen«, in dessen Darstellung der mysteriöse Sammler zu einer düsteren, Mitleid und Neugierde er regenden Gestalt ward. Ein ehemaliger Buchhalter der »Gräflich Harrach- schen Leinwand-Niederlage« ■ leider wird der Name desselben nicht genannt — welcher eine lange Zeit als Angestellter dieses Geschäftes, große Reisen im Auslande gemacht hatte, war auf geheimnisvolle, niemals klar ge wordene Weise in den Besitz seltener Kunstwerke ge langt. Kenner und Kunstfreunde in Wien wußten von der großen Sammlung seiner Kunstschätze, die aus ge schliffenen Steinen, Kameen, insbesondere aber aus einer ansehnlichen Anzahl von Gemälden der berühmtesten; altitalienischen Künstler bestand. Man wußte, wie gesagt, von dieser Kunstsammlung, sprach von ihr, aber nur sehr wenige Auserwählte waren so glücklich, sich dessen rühmen zu können, daß sie von den Schätzen mehr als die - Schränke gesehen, die sic umschlossen. Die fest- verschlossenen Schränke öffneten sich nur sehr selten und nur vor Persönlichkeiten, die sich der ganz be sonderen Sympathien des »Kunstharpagons« erfreuten. Kam ein Kunstfreund mit der Bitte, es möge ihm ge-