Seite 244 Internationale Sammler- Zeitung. Nr. 15/16 dasjenige ersetzen sollten, was wir heute unter Zeitungen ver stehen; da sie obendrein aus dem Feldlager des Kaisers kamen, hatten sie gewissermaßen offiziösen Charakter und waren be stimmt, für die kaiserliche Partei zu werben. Museen. (Salzburger städtisches Museu m.) Aus Salz burg wird uns gemeldet: Im Sternbräu zu Hallein befand sich eine Reliefplatte aus Solenhofener Stein, die zu den wert vollsten alten Plastiken im Lande gehört und die biblische Gegebenheit der heiligen Magdalena darstellt. Die Gefahr, daß das hervorragende Kunstwerk außer Landes käme, wurde nun dank der Initiative des Bürgermeisters 011 abgewehrt. Das Relief wurde dieser Tage für das Salzburger städtische Museum um 450Ü K erworben. (Ein Porträt von Feuerbach.) Wie uns aus H e i d e 1 b e rg berichtet wird, haben die dortigen städtischen Sammlungen, dank der Schenkung eines ungenannten Heidel bergers, ein von Anselm Feuerbach im Jahre 1867 ge maltes Bildnis seiner Mutter Henriette erwerben können. Frau Feuerbach, die, wie bekannt, lange Jahre in Heidelberg gewohnt hatte, war in den 60er und 70ter Jahren Abteilungsvorsitzende des Heidelberger Frauenvereines ge wesen, in dessen Besitz sich bisher das schöne Bild befand. (Tichatschek-Erinnerungen.) Eine ansehn liche Sammlung von Erinnerungen an den Sänger Josef Tichatsch ek, den Freund Richard Wagners, hat, wie man uns schreibt, soeben das Dresdener Körner-Museum von Tichatscheks kürzlich in Brüssel gestorbener Tochter, Frau Josefa, verw. Rudolph, in Erfüllung eines letztwilligen Wunsches des vor 27 Jahren heimgegangenen Künstlers er halten. Der Rat der Stadt Dresden hat das Geschenk ange nommen; eine Sichtung wird Näheres über ihre Bedeutung ergeben. (Ein Dichtermuseum in Paris.) Wie wir dem »Journal des Dcbats« entnehmen, haben die literarischen Kreise von Paris den Beschluß gefaßt, ein Museum zu gründen, das ausschließlich der Erinnerung an jene französischen Dichter gewidmet sein soll, die längere oder kürzere Zeit in Paris gelebt haben. Bisher sind in der französischen Hauptstadt nur zwei Dichter der Ehre eines eigenen Museums gewürdigt worden: Sully Prudhomme, dessen mit künstlerischem Geschmack ausgestattete Wohnung dem Elysce gegenüber vor allem durch ihre an Seltenheiten reiche Bibliothek den Cha rakter eines Museums trägt, und Viktor Hugo, dessen Wohn haus an der Place des Vodges, in dem er die arbeits- und er folgreichsten Jahre seines Lebens verbrachte, an seinem hun dertsten Geburtstage im Jahre 1902 zu einem Museum umge staltet wurde. Nach dem Vorbilde dieses Museums, das übrigens auch zahlreiche Bilder und Handschriften der mit ihm befreundet gewesenen Dichter und Schriftsteller enthält, soll nun ein Pariser »Dichterheini« (maison de poetes) gegründet werden, dessen Aufgabe darin besteht, in Bildern und Hand schriften — später soll sich auch eine Bibliothek anschließen — ein abgerundetes Bild der französischen Literatur des ver gangenen Jahrhunderts zu liefern. (Die R umpelkammer des Louvre- Museums.) Seit vielen Jahren hat sich in den Boden räumen des großen französischen Nationalmuseums eine Un masse von Bildern angesammelt, ausschließlich Kopien, die auch in den Provinzialmuseen keinen Platz mehr finden. Es sind das übrigens keine Erwerbungen, sondern einfach Ar beiten, die von den Künstlern oder solchen, die es zu sein glauben oder glaubten, dort gelassen und nie wieder rekla miert wurden. Bisher konnte man mit diesen Kopien, unter denen sich manche ganz gute befinden, nichts anfangen, da das Gesetz nicht, gestattet, sie als verlorene Gegenstände zu be handeln. Man mußte sie also aufspeichern. Der Senat dürfte aber demnächst das von der Kammer bereits Ende 1ÜH0 an genommene Gesetz gutheißeu, das, um diesen Aufspeiche rungen ein Ende zu machen, dem Staate gestatten will, die Kopien, die in den Museen von Künstlern gelassen werden, zu veräußern. Ein Teil wird übrigens nach sorgfältiger Auswahl den Provinzialmuseen gegeben werden, die von den betreffen den Meistern keine Bilder haben. Die anderen werden auf dem Hofe des Louvre zur Versteigerung gelangen. Um nur einen Begriff davon zu geben, was sich da alles angesammelt hat, sei bemerkt, daß die Zahl der Kopien der verschwun denen »Monna Lisa« allein 250 erreicht. (W ie ein amerikanisches Museum sammelt,) Kein Museum der Erde hat in den letzten Jahren eine so groß artige Sammeltätigkeit entfaltet, wie das Amerikanische Mu seum für Naturwissenschaften in Washington. Im Jahre 1912 sind nicht weniger als 3 5 Trupps unter Führung von Fachgelehrten auf Reisen gewesen, um die 'Bestände des Mu seums zu vermehren, nicht nur im Gebiet der Vereinigten Staaten oder überhaupt in Amerika, sondern in allen Erd teilen mit Ausnahme Australiens. Diese große Leistung ist selbstverständlich nur durch den Aufwand außerordentlicher Mittel möglich, die dem Museum zur Verfügung stehen. Dabei beschränken sich die Expeditionen nicht nur auf die Erwerbung naturwissenschaftlicher Gegenstände, sondern sie sind ange wiesen, die besuchten Gegenden möglichst eingehend zu stu dieren und Photographien sowie andere Aufnahmen von Län dern und Völkern mitzubringen. Der Ehrgeiz der Amerikaner, ihre Museen über die weit älteren Sammlungen Europas zu er heben, wird auf diesem Wege bald seine Befriedigung gefunden haben. Vom Kunstmarkt. (Auktionen bei Lepke.) Bei Rudolf Lepke in Berlin werden im Herbst zwei Sammlungen versteigert wer den, die in den Kunstkreisen Berlins par renomme bekannt sind. Die eine ist die Majolikasammlung A. v. Beckerat h. die über 300 Nummern umfaßt und deren Katalog ein wich tiges Dokument für die Entwicklung dieser Kunstgattung Italiens bilden wird. Durch B o d e s große Publikation über die Frühzeit der italienischen Majoliken ist der Schwerpunkt der künstlerischen Betätigung speziell nach Toskana verlegt, und gerade über diese florentinische Epoche gibt die Samm lung Beckerath eine Reihe ungekannter Varianten. Qualitativ und numerisch ist sie außerordentlich reich; es sind ferner noch unter den Primitiven vor allen Dingen Orvieto und die frühen Mezza-Majoliken zu nennen, im Anschluß daran die Arbeiten von Siena, von Deruta und Castell Durante. Mit wenigen, aber vorzüglichen Stücken ist Gubbio und in einer großen Anzahl von Exemplaren die Werkstätten von Faenza und Casa Pirota vertreten. Die andere Sammlung gehörte dem verstorbenen Kommerzienrat August Z e i ß. Der Ver blichene hat alle Arten der Renaissancekunst und der Gotik in distinguierter Auswahl gesammelt. Unter den Bronze arbeiten finden wir Donatello, Riccio, Giovanni da Bologna und Sansovino, unter den Tonarbeiten den Donatello-Nuch- folger (Meister der unartigen Kinder), Desiderio da Settig- nano, Luca della Robbia u. a., ferner wertvolle deutsche Holzskulpturen der süddeutschen und Tiroler Schulen des 16. Jahrhunderts, einige italienische Majoliken, deutsche Töpferei, deutsche Silberarbeiten des 16. Jahrhunderts und so weiter, einen Jan Mostaert, ein Kinderköpfchen von van Dyck, einen Rrekelenkam, Molenaar, und unter modernen Meistern die beiden Achenbachs, Lenbach, Max Liebermann und Menzel. (Herbstauktionen in der Galerie Hel bing.) Die Auktion der Sammlung M. Guggenheim, die im Palazzo Balbi in Venedig unter Leitung von Hugo H e 1 b i n g (München) und A. R a rn b a 1 d i (Bologna) statt-