Internationale
«gammler-Zeifunfl
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
5. Jahrgang.
Wien, 1. September 1913.
Nr. 17.
Künstlerplakate und Plakatkünstler.
Von Dr. Ottokar Mascha (Wien).
»Der Zeitihre-Kunst!« Die stolze Devise, mit
der 1898 die »Sezession« ihren Siegeszug angetreten hat!
Ein Ueberblick über das große Spezialgebiet der graphi -
schen Künste beweist die Richtigkeit dieses Kampfrufes
und zeigt, wie viele Techniken heute schon fast ausge-
storben sind, wie viele neue graphische Ausdrucksformen
geradezu die Welt überschwemmen! Wer macht heute
noch Nielien? Der edle Linienstich der alten Grabstichel -
blätter gehört auch schon der Kunstgeschichte an. Für
die Schabkunst erwärmt sich höchst vereinzelt da und
dort ein graphischer Künstler. Nur die freie Aetzung,
Radierung hat von den alten Tiefdrucktechniken auch
heute noch ihren alten Platz behauptet, neben dem
späteren Aquatintaverfahren und dem noch neueren
Durchzeichnungsverfahren (Vernis moux). Aber unver -
kennbar sind überall die Folgen der großen graphischen
Revolution, die im letzten Jahrhundert die Lithographie
und die Photographie hervorgebracht haben. Hat doch
die Photographie das große Gebiet der Reproduktions -
technik mit Lichtdruck, Heliogravüre, Kombinations -
farbendruck u. a. geschaffen, das aus ursprünglich hand -
werksmäßigem Verfahren mit Siebenmeilenstiefeln zu
echten Kunstformen übergeht. Und welche Rolle die
graphischen Künste in der Gegenwart für den National -
wohlstand spielen, und dies zum allerersten Male seit
Gutenberg, dessen wird man sich bewußt, wenn man an
das unendliche Gebiet der Ansichtskarten denkt und an
den Kinemutographcn, der nahe daran ist, das ganze
Theaterwesen umzugestalten. Die Operette verdrängte
einst die Oper. Zirkus und Variete verdrängten die
Operette. Alle diese aber verdrängt das Kinotheater. Die
Graphik ist zur Vollbedeutung gelangt. Die Lithographie
hat ungeahnten Einfluß erlangt in der modernen Reklame,
vorzüglich auf dem Gebiete des Plakats. Tatsächlich wer -
den heute trotz Buchdruck und Reproduktionsver-
fahren die meisten Plakate durch Flachdruck erzeugt.
Wie aus den Plakaten früherer Jahrhunderte, aus
simplen, formlosen geschäftlichen Ankündigungen und
Aushängen durch Mitwirkung wirklicher Künstler all -
mählich um 1840 herum Künstlerplakate von G a v a r n i,
Qrandville und Daumicr geworden, später zur
künstlerischen Höhe der heutigen Plakatmeister ge -
stiegen sind, kann in Sponsels »Das moderne Plakat« und
in Zur Westens »Reklamekunst-« verfolgt werden. Um
aber in Oesterreich zu bleiben — das in dieser Hinsicht
von der Kunstliteratur des Auslandes leider sehr unter -
schätzt wird — tut es wirklich not, darauf wieder hinzu -
weisen, daß schon zur Zeit Gavarnis, als cs überall in der
Welt fast ausschließlich nur Schwarzdrucke gab, in
Oesterreich Blasius Höfel lebte und wirkte, der als
Erster schon Plakate in vielfarbigem Holzschnitte herge-
stcllt hat, und daß in Oesterreich von da über Makart
bis zu den hochoriginellen Plakatschöpfungen der
heutigen Generation, der Gustav Klimt, Alfred
Roller, Kolo Moser und Rcrthold Löffler ange -
hört, eine aufsteigende Linie geht, die im Inlande wenig,
im Auslande aber gar nicht beachtet wird. Frankreich ist
stolz auf C h e r e t und Toulouse-Lautrec, auf
S t e i n 1 e n und W i 11 e 11 e und auf den — Oesterreicher
M u c h a, Belgien auf Rassenfosse. Der Engländer
kennt seine Plakatkünstler, die Beggarstaffs,
Brangwyn, Dudley Hardy und Hassal, der
Nordamerikaner B r a d 1 e y, R h e a d und P e n f i e 1 d
von der Straße her. Die deutschen Litfaßsäulen sprühen
von Witz und von der beredten knappen Sachlichkeit der
Deutschen Bernhardt, Scheurich, T. T. Hein e,
H o h 1 w e i n und der dort ansässigen Oesterreicher
Julius K 1 i n g e r, J. Deutsch, O r 1 i k. Hugo
Steiner, Pirchan. Die ersten Plakatkünstler des
Königreiches Italien, M. D u d o v i c h und M e 11 i k o-
w'i t z, sind in Triest geboren. Und in Oesterreich selbst?
Da gibt es zwar Künstlerplakate, Maler und
Zeichner, die gelegentlich auch irgend einmal Plakate
machen. Aber sie halten es vielfach noch immer unter
der Würde, das Plakat mit ihrem Namen zu zeichnen.
Auch gibt es schon P 1 ak a t k ü n s 11 e r, die sich vor -
wiegend auf dieses Kunstgenre verlegen. Aber das Gros
der österreichischen Plakate ist leider noch immer
Industrieware, hergestellt für ein Butterbrot von hand -
werklichen Zeichnern und mittellosen Kunstgewerbe -
schülern. Diesem Eindrücke, daß hier noch so selten
wirkliche Künstlerplakate Vorkommen, kann sich nie-
mand verschließen, der aus Paris, Berlin oder München
I nach Wien zurückkommt.
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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 17
Woran liegt das?
Weil in Oesterreich dieses ganze Kunstgenre unter -
schätzt wird. Vom Künstler, von den öffentlichen Samm -
lungen, von dem Publikum, von der Presse.
Die Tatsache, daß so viele österreichische Plakat-
künstler ins Ausland ziehen mußten, um zu Arbeit, Wohl -
stand und Ansehen zu gelangen, spricht deutlich genug.
Oesterreichische Bildhauer, Hugo Lederer und Franz
M e t z n e r, haben, ersterer das Bismarck-Denkmal in
Hamburg, letzterer das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig,
geschaffen. Olbrich, der Erbauer des Sezessionsge -
bäudes, der Villenkolonie auf der Mathildenhöhe in Darm -
stadt. Der Oesterreicher Julius Kling er ist zum unbe -
strittenen führenden Plakatkiinstler Deutschlands ge -
worden. Ohne Neid und Mißvergnügen sei dies hier er -
wähnt, sondern in aufrichtiger Dankbarkeit für das große
deutsche Nachbarreich, das so vielen, im eigenen Lande
nicht genügend beachteten österreichischen Künstlern zu
lukrativer Tätigkeit und zu Ruhm verholfen hat. Aber
von vielen ,im Lande gebliebenen heimischen Künstlern
sind selten künstlerisch wertvolle Plakate zu sehen, weil
es an Bestellungen fehlt, weil sehr leistungsfähige Kunst -
anstalten, anstatt anerkannt erste Künstler heranzu -
ziehen, sich des weit billigeren Preises wegen mit ganz
untergeordneten Kräften begnügen. Billig und schlecht!
Da machen es die deutschen Kunstanstalten anders. Jede
bedeutende Reproduktionsanstalt in Berlin, München,
Hamburg, Breslau, Karlsruhe legt einen Stolz darein,
sich mit einem Stabe von Künstlern zu umgeben, und
nur solche Blätter in die Welt zu schicken, die von an -
erkannt ersten Künstlern entworfen und stets mit deren
Namensfertigung versehen sind.
Die allgemeine Unterschätzung des ganzen Kunst -
genres rührt auch daher, daß die öffentlichen Samm -
lungen auf die Erwerbung, Aufbewahrung und Zugäng -
lichmachung eines ausreichenden Vorbildermateriales
bisher viel weniger Bedacht genommen haben, als dies
im Auslande geschieht. Dann weil trotz der alljährlichen
Verkaufsausstellungen von Gemälden bei uns Plakataus -
stellungen viel zu selten, veranstaltet werden, und dies
nur dann, wenn die Ausstellung als Dekoration für eine
Wohltätigkeitsuntcrnehmung (1906), oder nur für eine
bestimmte Konkurrenz, oder vorwiegend für eine be -
stimmte Künstlerpartei (1912) dienen soll. Noch nie hat
in Wien eine instruktive PJakatausstcllung stattgefunden
mit einer Auslese des besten erreichbaren internationalen
Materiales von den Inkunabeln des Künstlerplakates an -
gefangen bis in die Gegenwart. Die Kupferstichkabinette
in Berlin und Dresden beherbergen eine reiche Auswahl
von Künstlerplakaten. Ebenso das Kabinett des Estampes
der Bibliotheque Nationale in Paris. Die Bibliothek des
Kunstgewerbemuseums in Berlin hat eine große, syste -
matisch geordnete Plakatsammlung der hervorragendsten
Künstler aller Kulturnationen. Auch die Kunstgewerbe -
museen in Leipzig und Hamburg haben recht bedeutende
Sammlungen von Künstlerplakaten angelegt und der
öffentlichen Benützung zur Verfügung gestellt. Ebenso
das Suermondt-Museum in Aachen, das im Jahre 1897
auch eine öffentliche Plakatausstellung veranstaltet hat.
Frankreich war diesfalls schon lange vorangegangen, da
schon 1889 in Nantes die Sammlung des Kunsthistorikers
Gustave Bourcard in öffentlicher Ausstellung gezeigt
worden war. In Deutschland sind aber zahlreiche Aus -
stellungen aufeinander gefolgt: Hamburg 1896, Dresden
1896, Düsseldorf 1897, Aachen 1897, Görlitz 1903, Berlin
1908, Aachen 1909, Leipzig 1910. Bei der großen Kunst -
ausstellung in Berlin 1912 waren mehrere Säle aus -
schließlich mit Künstlerplakaten der führenden deutschen
Künstler angefüllt, und noch in demselben Jahre folgte
die Kunsthalle in Mannheim mit einer großen Plakat -
ausstellung.
Bevor noch die Mona Lisa gestohlen wurde, kannte
sie wohl jeder Kunstfreund aus Reproduktionen. Wer im
Louvre war, hat sie gewiß auch aus eigener Anschauung
als ein Meisterwerk Lionardos gewürdigt, aber vielleicht
nicht mehr gewürdigt als andere Werke desselben und
als Werke anderer erster Meister. Die große Masse
wußte wenig von ihr. Seit die Mona Lisa gestohlen
wurde, kennt sie jedermann. Auch der kleinste Mann hat
sie durch Reproduktionen kennen gelernt. Jetzt erst hatte
sie den ungeheuersten Seltenheitswert erlangt. Das
Gegenteil hievon ist beim Plakat der Fall. Das Plakat
gut oder schlecht — gehört der Allgemeinheit. Nur
flüchtig sicht man es auf der Straße an. Ist der Text kurz,
leserlich, leicht leserlich, so liest man ihn und merkt sich
die Sache, die empfohlen wird. Aber ob das Plakat irgend
einen Wert hat oder nicht, ob es als graphisches Blatt
verdient, vor Vernichtung geschützt zu werden und viel -
leicht als künstlerische Schöpfung für die Zukunft auf -
bewahrt werden soll, daran denkt selten jemand. Kunst -
freunde, denen das viele Geld und der Raum fehlen,
qualitätreiche Oelgemälde zu kaufen, sind oft Kupfer -
stichsammler. Heute sind aber gute Kupferstiche und
Radierungen vielfach schon so teuer, daß cs auch nicht
mehr so leicht ist, sich eine gute Kupferstichsammlung an -
zulegen und es müssen photographische Reproduktionen
die Stelle von Originalblättern vertreten. Gute Plakate
aber stehen der Originalschöpfung des betreffenden
Künstlers näher, als irgendwelche tote, womöglich noch
schwarzweiße Reproduktionen, und verdienen also ge -
wiß zumindest das gleiche Interesse des Kunstfreundes
und Kunstsammlers.
Seitdem in Frankreich und England das Plakat zum
Künstlerplakat geworden ist, wurde dort das Sammeln
von Künstlerplakaten immer häufiger. Sogar der legitime
Kunsthandel nahm sich der Sache an und verdiente ziem -
lich viel Geld dabei, bis ihm plötzlich das Geschäft ver -
leidet wurde. Zufällig war cs damals dem Besteller eines
teueren Künstlerplakates einmal aufgefallen, daß er von
seinen Tausenden hoch bezahlten Exemplaren selten
eines affichiert fand, bis er erfuhr, daß er bei einem be -
deutenden Kunsthändler beliebig viele Stück kaufen
könne. Die nachfolgende Gerichtsverhandlung hatte den
Erfolg, daß dieser Kunsthändler von Plakaten nie mehr
etwas wissen wollte. Die französische Steuerbehörde
wurde auch zum Totengräber des dortigen Plakat -
handels. Bekanntlich muß in Frankreich jede, auch die
geringste öffentliche Bekanntmachung gestempelt sein.
Kam irgendwo ein ungestempeltes Plakat zum Vorschein,
so folgte eine schwere Stempelstrafe. War das Plakat
aber ordnungsmäßig gestempelt, so hatte es ja an die
Mauer gehört und nicht in den Kaufladen, und das Kunst -
oder Reklameinstitut war auch straffällig. So mußte
das Plakatsammeln in Frankreich allmählich abflauen,
nicht ohne daß doch glücklicherweise die bedeutendsten
Blätter in wenigen Exemplaren durch die dortigen
Sammler der Nachwelt erhalten geblieben wären. In der
englischen. Kunstzeitschrift »The Poster« 1899 finden sich
nützliche Anweisungen für Plakatsammler. Sie warnt
ausdrücklich davor, per nefas, durch Bestechung von
Zettclanklebern und durch ähnliche Schleichwege den
Sammlertrieb befriedigen zu wollen, weil sich der
Sammler damit stets in die Gewalt von Leuten begebe,
die leicht zu Erpressern werden können.
Am rationellsten wird d'e Sache gegenwärtig in
Deutschland betrieben. Künstler oder Kunstinstitut sichern
sich bei Uebernahme der Bestellung das Recht, eine ge -
wisse Zahl von Blättern für mäßigen Preis in den Handel
zu bringen und an öffentliche oder Privatsammler zu
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verkaufen; außerdem sorgt der seit mehreren Jahren in
Berlin bestehende Verein der Plakatfreunde
mit seinem rührigen Präsidenten Dr. Hans Sachs und
seinen 600 Mitgliedern dafür, Industrielle und Kaufleute
mit Plakatkünstlern und Kunstanstaltcn zusammenzu -
bringen, dann Verkauf und Tausch von Plakaten unter
den Sammlern in geregelte Bahnen zu leiten, endlich
durch öffentliche Vorträge und periodisch wiederkehrende
Ausstellungen im Publikum Interesse zu erwecken. Die
jahrelangen Bemühungen dieses Vereines, in Oesterreich
eine Ortsgruppe oder einen Zweigverein zu gründen, sind
bisher leider noch ohne Erfolg geblieben. Denn hier ist
das Plakatsammeln eine ebenso undankbare als auf -
reibende Tätigkeit. Vor allem kommen hier wirklich
sammelnswerte Plakate nur sehr selten vor, wenn auch
einige darunter in Qualität sich den besten ausländischen
Blättern an die Seite stellen können. Die österreichischen
Künstler und Kunstanstalten haben sich nur in den
seltensten Fällen das Recht zum Verkauf von Einzeln -
blättern gewahrt. Dann ist das Sammeln von Plakaten
hier noch eine so ungewohnte Sache, daß es sogar
Kunstanstalten gibt, die auf höfliche Anfragen mit be -
zahlter Antwort sich nicht einmal veranlaßt sehen, eine
Antwort zu geben. Ernste Plakatsammler sind also in
Oesterreich so dünn gesät, daß man sie an den Fingern
einer einzigen Hand abzählen kann, und es bleiben da
noch immer einige Finger unberücksichtigt.
Oeffentliche Vorträge, wohlwollende Aufklärungen
durch die Presse wären hier von Nutzen. Als im Mai 1912
in München die Ortsgruppe des Berliner Vereines der
Plakatfrcunde gegründet wurde, hat der an der kgl.
Graphischen Sammlung angestellte Kunstgelehrte Dr.
E. W. B r e d t einen sorgfältig vorbereiteten Vortrag ge -
halten über »Das Plakat, seine Freunde und Feinde, sein
Recht und Reich«, worin er außer interessanten ge -
schichtlichen Notizen sehr wichtige Ratschläge einzu -
flechten verstand, an Knnstanstalten und an das Publikum,
wie ein Plakat beschaffen sein soll, um wirksam zu sein.
Der große Saal des Münchener Kunstgewerbevereines
war damals gesteckt voll, natürlich nicht bloß von Kunst -
freunden, sondern gerade von Reklameinteressenten.
Uebrigens soll hier nicht verschwiegen werden, daß auf
dem Gebiete der öffentlichen Vorträge ein Fortschritt in
Wien unverkennbar ist. Denn im Laufe des letzten Jahres
haben nicht nur der verdienstvolle Plakatsammler
Architekt Otto Polak, sondern auch der Verfasser des
eisten grundlegenden wissenschaftlichen Werkes über
Reklame, Sektionschef Dr. Viktor M a t a j a sehr be -
merkenswerte Vorträge über diesen Gegenstand ge -
halten. Auch die von der Graphischen Gesell -
schaft Oesterreich-Ungarns periodisch ver -
anstalteten Wanderausstellungen über Reklamedruck -
sachen sind von großem Wert. Wie wichtig cs aber für
jeden Kunstfreund ist, dem Künstlerplakat, als einer der
wichtigsten Erscheinungsformen der graphischen Kunst
»unserer Zeit« ein erhöhtes und dauerndes Inter -
esse zuzuwenden, erhellt aus der Tatsache, daß so viele
und meistens die besten Blätter aus der klassischen
Periode des Künstlerplakates 1880 bis 1900, die seinerzeit
unschwer zu beschaffen gewesen wären, vielfach ganz
verschollen und unfindbar geworden sind.
Was war, das wird! Im 16. und 17. Jahrhundert sind
die heute mit Gold aufgewogenen Erstdrucke von Dürer
und Rembrandt, die »Kunst jener Zeit« um wenig Geld
zu haben gewesen. Heute bilden viele dieser Blätter
einen wertvollen Bestandteil des Nationalvermögens,
den Stolz der namhaftesten öffentlichen Sammlungen und
weniger glücklicher Privatsammler.
Die Blume der Renaissance.
Vom kaiserlichen Rat Dr. Ernst M. Kronfeld (Wien).*
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde in Italien
mit der Renaissance die alte griechisch-römische Bil -
dung und Kunst zu neuer Herrschaft geführt. Dies blieb
nicht ohne Einfluß auf den Sinn des Volkes für die
Schönheit der Blurnenwelt und für das Schöne über -
haupt; ja, die Renaissance hat diesen Sinn, der längst
erstorben War, wieder neu belebt. Wir ersehen dies
daraus, daß nun auch einheimische Blumen in Kultur ge -
nommen und durch künstliche Zuchtwahl veredelt wur -
den, so zum Beispiel in Italien die Nelke, die eigentliche
Blume und das Symbol der italienischen Renaissance
und heute noch der Liebling des Volkes jenseits der
Alpen.
Die Medicäer kultivierten die Nelke mit Sorgfalt in
ihren Gärten. Der bekannte italienische Maler Ben-
venuto Tisio (1481- 1559) nannte sich Garofalo,
nach seinem Geburtsort bei Ferrara Garofalo, das heißt
auf deutsch Nelke, und nahm die Blume in sein Wappen.
Noch heute ist Garofalo Familienname in Italien; so
heißt beispielsweise der Präsident des Appellgerichts -
hofes in Venedig.
* Wir entnehmen die interessanten Ausführungen mit
freundlicher Erlaubnis des Verlages der k. k. Gartenbau -
gesellschaft in Wien dem eben erschienenen, unge -
mein instruktiven Werke »Geschichte der Gartennelke« von
Dr. E. M. Kronfeld. (Mit 53 Abbildungen im Text und
2 Farbentafeln.)
Ueber die Alpen kam die Nelke als charakteristische
Blume der Renaissance nach Deutschland, was bei dem
regen kulturellen Austausch, der zwischen dem wel -
schen Süden und dem deutschen Norden im 15. Jahr -
hundert stattfand, leicht geschehen konnte.
Wie die Nelke der italienischen Renaissance nach
Deutschland kam, so ist sic auch mit der italienischen
Renaissance in die Kunst gekommen. Blüten und
Blätter der Nelke sind in Florenz von der Hand Ghi-
b e r t i s aus dem Zeitraum 1403—1424 an den Bronze -
türen des Baptisteriums plastisch zu sehen.
Früher war die Nelke etwas so Besonderes und
Geschätztes, daß sich die hervorragendsten Männer
jener Zeit mit einer Nelke in der Hand abbilden ließen.
So der von 1500 bis 1530 tätige berühmte Kölner Maler,
der als Meister des Todes Mariä gilt (Berlin,
Sammlung Kaufmann) und Simon George als
Cornwall (Gemälde Hans H o 1 b e i n s des Jün -
geren). Beide Männer halten die Nelke in der rechten
Hand. Auf dem aus dem Jahre 1532 stammenden ein -
drucksvollen Bilde Hans H o I b e i n s des Jüngeren
in der Berliner Galerie, darstellend den deutschen Kauf -
mann Georg G i s z e, sieht man den Dargestellten
neben einer venetianischcn Glasvase mit prächtigen,
purpurroten Nelken, die bereits gefüllt sind, ein Beweis,
daß die Nelkenkultur vorgeschritten war.
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Ein bemerkenswertes Bild der Liechte nstein-
schen Galerie von Heinrich Aldegrever zeigt uns
einen Jüngling mit einer Nelke. Ganz ähnlich ist das
Bildnis eines jungen Mannes vom Meister des
Todes Mariä im Kölner Wallraf-Richartz-Museum,
und eines der Bilder Lucas van Leydens (1494 bis
1533) in der Wiener kaiserlichen Galerie zeigt uns den
ritterlichen Kaiser Maximilian mit einer roten Nelke
in der rechten Hand (Fig. 1). F r i m m e 1 hat ein um
1550 gemaltes, gewiß unter dem Eindrücke dieses Bildes
entstandenes Bildnis Maximilians veröffentlicht, das
sich in der Wiener Sammlung F i g d o r befindet und
vermutlich von Hernessen stammt. Auch hier hält
der Kaiser die rote Nelke in der rechten Hand.
Fig. 1. Lukas van Leyden, Bildnis Maximilians I.
Auf des Augsburger Meisters Christoph A m b e r-
g e r Bildnis des Ulrich S u 1 c z e r in der Wiener Ga -
lerie (Fig. 2) sehen wir den alten bartlosen Mann in der
linken Hand eine Nelke halten; es dürfte dies jedoch
nicht Dianthus Caryophyllus, sondern der aus Ostasien
stammende duftlose Dianthus Chinensis sein, von dem
gleichfalls viele Abarten in den Gärten verbreitet sind.
❖
In England finden wir nach Douglas König
Eduard IV., der im Jahre 1463 ein junger Mann war,
auf einem Bilde mit einer Nelke in der Hand. Dieses
Bild gelangte aus der B e r n a 1 - Sammlung im Jahre
1855 zum Verkaufe. Es ist ein unzweifelhaftes und
seltenes Porträt Eduard IV.; in einem goldenen Ge -
wand, einem roten, mit Pelz verbrämten Mantel und
einer Juwelenkette um den Hals; der König trägt eine
schwarze Kappe und hält eine rote Nelke in der Hand
(sie wurde irrtümlicherweise für eine Rose gehalten).
Das Bild wurde vom Herzog von Newcastle für
190 Guineen gekauft.
Was soll nun diese, sozusagen ostentativ empor -
gehaltene Nelke in der Hand eines Großen dieser Erde?
Kunsthistoriker haben sich den Kopf damit nicht zer -
brochen. Man fand die beiläufige Angabe genügend, daß
die Nelke das Zeichen des reifen Mannesalters sei, auch
sollte sie den Mann auf Freiersfüßcn bedeuten. Ich
hatte Gelegenheit, mit dem bekannten Kunstkritiker
H e v e s i, kurz vor seinem tragischen Tode, darüber
zu sprechen. Er hat es mir originell zu erklären ver -
sucht. Die Nelke hätte nichts anderes zu bedeuten, als
daß der Maler einen Ruhepunkt für das Auge schaffen
wollte mit einer Farbe, die mit der des Hintergrundes
kontrastierend ist, und wie eben die neueste Kunst zu
den alten Motiven zurückkehrt, so finden wir auf Bil -
dern ganz moderner Maler wieder die Nelke als Gegen -
satz zu dem färbigen Hintergrund.
Wenn des Brügger Malers Jan van Eyck (1390 bis
1441) greiser Mann im Pelz mit den Nelken im Berliner
Kaiser Friedrich Museum drei solche Blumen (eine
weiße und zwei rote) in der. rechten Hand hält (Fig. 3),
so sprechen Kunsthistoriker die Vermutung aus, daß der
eisgraue runzelige Marin »ein frischer Brautwerber« ist.
Und das erwähnte Selbstporträt des Meisters des Todes
Mariä ist »offenbar sein Brautbild, denn eine Nelke soll
tragen, wer sich auserwählt ein Lieb, das ihm lustlich
und herziglich ist und sich dem allein ergeben hat«. Das
Symbol der werbenden Liebe war ja die flammende,
durchdringend duftende Nelke, von der Beranger
singt: , ; ;
La renoncule, uri jour dans un bouquet,
Avec l'oeillet se trouva reunie,
Elle eut, le lendemain, le parfum de l’oeillet.
On ne peut que gagner en bonne compagnie —
Fig. 2. Christoph Amberger, Ulrich Sulczer.
seit jeher, und Volkslied wie Kunstdichtung beschäf -
tigen sich mit der freundlichen Blume vorzugsweise in
solchem Zusammenhänge.
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Internationale Sammler-Zeitung.
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Ein Brieflein schrieb sie mir.
Ich soll treu bleiben ihr.
Drauf schickt ich ihr ein Sträußelein
Von Rosmarin und Nägelein,
Sie soll mein eigen sein! (Volkslied.)
Die bevorzugte Blume der volkstümlichen Erotik
von heute, die der Dorfbursche neben dem Mädchen auf
des Dachauer Malers Fritz Stroberitz Bilde »Junge
Liebe« hinter dem rechten Ohre trägt, die Ludwig
Knaus’ »Dorfprinz« (1874) im Munde hält, war schon
der vornehmen Gesellschaft der deutschen Renaissance -
zeit ein vielsagendes Zeichen der Zuneigung. Nicht zu -
fällig stünde also der Nelkenstock neben dem Paare van
Meckenens und neben dem Paare im Hausbuch der
Familie üoldast zu Konstanz aus dem 15. Jahrhun -
dert.* In einer Augsburger Schrift vom Jahre 1575 heißt
es: »Ein jede Braut von der herrnstuben mag ihrem
breutigam ein nägelin- oder maseronkranz wohl geben.«
Fig. 3. Jan van Eyck, Der Mann mit den Nelken.
Auf dem Hochzeitsbildnis , des Eberhardt Bran -
denburg und der Anna Klock aus dem Jahre 1437
(Fig. 4) hebt die Braut eine noch ungefüllte Nelke be -
deutsam zu ihrem Bräutigam empor. Vielleicht ist es
auch eine Gartennelke, die Mair von Landshut im
Jahre 1499 aus seinem Kupferstich zwischen zwei
Paaren einer ritterlichen Gesellschaft im Garten eines
Burgfriedens wachsend darstellt. Wenigstens läßt die
Wiedergabe dieses im Berliner Kupferstichkabinett ver -
wahrten Stiches (bei Hatnpe, Fahrende Leute, Leipzig
1902, S. 27), wo wir zwei randwärts zerteilte Blüten
auf langen Stengeln mit grasartigen Blättern sehen,
diese Deutung zu.
* Das Original wird Bartholomäus Zeitblom zuge-
schrieben.
Während die Nelke in Deutschland und England zu -
nächst der Gunst der Fürsten und der reichen Deute sich
erfreute, ist sie in Belgien der Liebling des Volkes ge -
worden. Schon auf den Bildern der alten Niederländer
ist die Nelke häufig in Frauenhand zu sehen. Die feinsten
Brüsseler Spitzen zeigen Nelken als Dessins und noch
heute findet der Reisende, den sein Weg durch die in -
dustriereichen Distrikte Belgiens führt, wo die Stcin-
kohlengräber und Fabriksarbeiter wohnen, in jedem
Gärtchen, vor jedem Fenster, selbst der ärmlichsten Ar -
beiterhütte, die prachtvollsten Nelkenstöcke, die mit
wahrhaft rührender Sorgfalt gehegt werden.
Fig. 4. Hochzeitsbildnis des Eberhardt Brandenburg
(Biberach) und der Anna Klock (1437).
Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unter -
lassen, auf einen Irrtum aufmerksam zu machen, der
sich in den Kunstkreisen seit langem erhält. Allgemein
bekannt ist das berühmte Bild des größten und origi -
nellsten Malers der holländischen Schule R e m-
b r a n d t, das unter dem Namen »Saskia mit der
Nelke« geht (Fig. 5) und die im Jahre 1642 verstorbene
Gemahlin des Künstlers Saskia van Ulenburgh
darstellt. Ein näherer Anblick der »Nelke«, die diese
schöne Dame in der Hand hält, lehrt jeden, der etwas
von Botanik und Gärtnerei versteht, daß es sich um
eine Komposite — nämlich T a g e t e s, volkstümlich
»türkisches Nagerl«! handelt, somit hat die Be -
zeichnung »Saskia mit der Nelke« für
immer zu verschwinden. Während »Saskia mit
der Nelke« ein Tagetesköpfchen in der Hand hält, gibt
es allerdings auch ein Saskiabild, auf dem die Dame
unter anderen Blumen auch eine echte Nelke trägt. Es
ist Rembrandts »Saskia, als Flora« in der Galerie
des Herzogs von B u c c 1 e u c h in London.
Nach Schube ist in Schwenckfelds Stir-
pium et fossilium Silesiae catalogus (Leipzig 1601) unter
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Internationale Sammler-Zeitung.
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den damals in Schlesien angebauten Pflanzen die Nelke
als Caryophyllus domesticus, Tagetes patula als
Caryophyllus Indiens minor simplex und minor plenus,
Tagetes erecta als Caryophyllus Indiens maior simplici
flore und multiflorus angeführt. Bei den meisten Au -
toren der Renaissance finden sich diese noch heute viel -
verbreiteten Zierpflanzen, die zu den ersten aus Ame -
rika eingeführten gehören, als Fips africanus bezeichnet.
Dodonaeus gibt an, daß Kaiser Karl V. sie im
Jahre 1535 aus dem eroberten Tunis mitgebracht habe.
Dieser Irrtum erklärt sich einerseits so, daß mit
Pflanzen, die von dem afrikanischen Kriegszuge her
nach Spanien gelangt waren und unter denen sich wohl
auch wilde, den Dianthus Caryophyllus nahestehende
Arten befanden, gleichzeitig solche aus Mexiko ein -
trafen und bald in bezug auf ihren Ursprung ver -
wechselt wurden.
Fig, 5. Rembrandt, »Saskia mit der Nelke«.
Zweifellos sind die Tagetes, Samtblumen oder
Samtnelken, infolge ihrer leuchtenden Farben und der
für den Laien nelkenähnlichen Gestalt wie die Nelken,
mit denen sie in die eine Gattung Caryophyllus gestellt
wurden, in Italien bald nach der Einführung viel kulti -
viert worden.
Im Herbarium des Aldrovandi zu Bologna (ge -
boren 1522, gestorben 1605), das seit 1538 gesammelte
Pflanzen enthält und zu den ältesten Herbarien der
Welt gehört, enthält der erste Band Tagetes erecta
unter den Namen Othonna und Tagetes Indica, der
vierte Band dieselben Pflanzen als Othonna alia maior
und Othonna minor. Dem Matthioli gilt Tagetes erecta
als Caryophyllus Indiens maior. Als Luca Ghini, der
Lehrer Aldrovandis, von 1544 bis 1566 (seinem Todes -
jahr) an der Universität zu Pisa wirkte, war im dortigen
botanischen Garten schon die Tagetes erecta vertreten.
ln dem zu Bologna verwahrten berühmten Her -
barium des Ulisse Aldrovandi findet sich, und zwar
im ersten Bande, Dianthus Caryophyllus mit weißen
Blüten als Lychnis agria alba und im dritten Bande mit
roten Blüten als Caryophyllus nostras flore rubro.
Dann begegnet man der Nelke im bedeutungs -
vollen Zusammenhänge auf Heiligen- und Marien -
bildern der Renaissance. Auf dem Leonardo da
Vinci zugeschriebenen Bilde der Münchener Alten
Pinakothek reicht die Madonna dem Jesuskindlein eine
Nelke dar, ebenso auf dem Bilde des Wallraff-Richartz-
Museurns in Köln, das der Meister des Marien -
lebens um 1450 gemalt hat (Fig. 6j. Das gleiche
Motiv kehrt auf einem in Wien vor einigen Jahren zur
Versteigerung gelangten Bilde der heiligen Familie
wieder, das ohne nähere Begründung dem Meister vom
Tode Mariä zugeschrieben wurde. Allgemein bekannt
ist Raffaels Bild in London, das Maria mit dem
Christuskind und dem kleinen Johannes darstellt; das
Christkind hält eine rote Nelke in der Hand, nach der
der kleine Johannes greift.
Im Wiener kaiserlichen Museum befindet sich eine
»Madonna mit der Lilie«, ein Holzbild, das bis zum
Jahre 1636 in Konstantinopel eine Kirche zierte. »Links,
wie zwischen Bild und Rahmen gesteckt, ein Zweiglein
mit Nelkenblüten.« (Engerths Katalog.) Man hat dieses
Bild der Nelken wegen dem Ferraresen Benvenuto di
Piero Tisio zugeschrieben, In Wirklichkeit war der un -
bekannte Maler dieses Bildes, der ebenfalls die Nelke
als Künstlerzeichen führte, ein Mailänder.
In den so kostbar mit gemalten Miniaturen ausge -
statteten flämischen Gebetbüchern der Sammlung
Lanna aus dem 15. Jahrhundert sind noch ungefüllte
Nelken nebst anderen deutlich erkennbaren Blumen,
Blättern und Früchten zur Randeinfassung verwendet.
Auch das Titelblatt des Gebetbuches Kaiser A1-
brecht II. im Melker Stift zeigt Nelken, aber deutlich
gefüllte und etwas stilisierte in der Randleiste. Nicht
Fig. 6. Meister des Marienlebens, Die Madonna
(mit der Nelke) spendet dem hl. Bernhard von Clairvaux Milch.
Nr. 17
Internationale S a m m 1 e r - Z e i t u n g.
Seite 255
minder weist das Breviarium G r i ni a n i der Bibliothek
San Marco in Venedig Nelken in den Randleisten auf.
In den Blumenstücken der deutschen und nieder -
ländischen Maler ist die volkstümliche Nelke immer
vertreten. In den großen Gemäldegalerien ist eine ganze
Reihe von Bildern der niederländischen und deutschen
Renaissance und der späteren Epochen zu sehen, die
Nelken aufweisen. Die Wiedergabe der Natur ist auf
diesen Stilleben so vollkommen, daß man verschiedene
Sorten auf den Bildern erkennen kann. Aus der Wiener
Galerie erwähnen wir die Blumenstilleben Jan Philip
van Thiel ens, genannt Rigouldts (1618 bis 1667),
Jan van Huysums (1682 bis 1749), der Rachel
Ruijsch (1664 bis 1750) (Eig. 8), des Jan van der
Hoecke u. a. Auch ein Münchener Bild Jan van H u y-
s u m s hat schön gefüllte Nelken.
Noch sei das Blumenstück des in Wien gut ver -
tretenen bekannten österreichischen Blumenmalers Jo-
Fig. 7. Madonna mit Nelke, angeblich von Leonardo da
Vinci.
hann Drechsler in der Melker Sammlung aus dem
Jahre 1809 erwähnt, auf welchem schöne gefüllte Nelken
unter den anderen Blumen erscheinen.
*
Daß die Nelke eine geschätzte, sozusagen salon -
fähige Blume war und blieb, beweisen das Bild Goyas
(1746 bis 1828), das die Marquise de Pontejos mit
einer langstieligen Nelke in der rechten Hand zeigt,
ferner Jean-Marc Nattiers (1685 bis 1766) Damen -
porträts in Versailles. Madame Louise de Trance
hält eine rote, gefüllte Nelke empor, die sie aus einem
Fig. 8. Rachel Ruijsch, Großer Blumenstrauß.
Blumenkörbe herausgenommen hat, und Mademoiselle
de Beaujolais ziert ihr Korsage mit einem Nelken -
sträuße. Von neueren Nelkenbildern seien hier noch des
Wieners J. L. Wen gl er (geboren 1815) Genreszene
»Beim Garnwinden«, das Gemälde von Prof. Adolf
Hengeler mit roten Nelken in einer Vase neben einer
Dame, das Mädchen mit der Nelke von Prof. Fritz
Fleischer etc. erwähnt.
Selbstverständlich ist die Nelke aus der freien
Kunst auch auf das Gebiet der angewandten Kunst
übergegangen. Schon auf einem im Museum zu Basel
befindlichen Gobelin aus dem 15. Jahrhundert sehen wir
neben Kartenspielern in einem Zelte die leicht stilisierte
Nelke. Auf Fayenceschüsseln persisch-rhodischer Marke
sind farbige Nelken eingebrannt, wie auch auf Porzellan
bis in die neueste Zeit. Auf Alt-Wiener Kaffeeschalen
mit der Blaumarke vom Jahre 1802 (Malerzeichen Niko -
laus Paul) sah ich Blumensträuße mit gefüllten
Nelken. Die alte Majolika von Urbino 1766 hat eine
Nelke (Garofalo) als Zeichen.
Seite 256
Internationale Sammler -Zeitung.
Nr. 17
Stadtwappen sächsischer Zinngießer.
Unter den vielen Spezialsammlern nehmen die -
jenigen von Zinn der Zahl nach wohl eine der ersten
Stellen ein, und doch ist gerade auf diesem Gebiete recht
wenig für die wissenschaftliche Forschung geschehen.
Die meisten Zinnarbeiten sind gestempelt, aber nur
selten vermag man (daraus die Herkunft des Gefäßes
zu erklären, weil cs an Nachschlagebüchern über Zinn -
marken fehlt.
Diesem sehr fühlbaren Mangel hilft nun teilweise
ein Werkchen ab, das soeben im Verlage von C. Hein -
rich in Dresden erschienen ist. Es betitelt sich
»Die Stadtmarken sächsischer Zinngießer« und hat den
vorteilhaft bekannten Vorstand des königlichen Kunst -
gewerbemuseums in Dresden, Professor Dr. K. B e r-
Fig. 9. Fig. 10.
1 i n g, zum Verfasser. Wie wenige war Prof. Berling
berufen, sich dieser Arbeit zu unterziehen, hatte er doch
schon früher einige verdienstliche Arbeiten über säch -
sische Zinnmarken veröffentlicht, so 1887 im Kunst -
gewerbeblatt III. und 1895 im Archiv für sächsische Ge -
schichte. Die nächste Veranlassung zu der Herausgabe
des Buches mag aber dem Autor die Sammlung D e-
m i a n i geboten haben, die testamentarisch dem von
ihm geleiteten Kunstgewerbemuseum zugefallen ist.
In dem Vorwort bekennt Dr. Berling: »Bei der Kata -
logisierung und Aufstellung der dem Dresdener Kunst -
gewerbemuseum vererbten Zinnsammlung Demiani bin
ich insofern mehrfach in Verlegenheit geraten, als ich
verschiedene, selbst mit lesbaren Marken versehene
Fig. 11.
Stücke nicht auf ihren Entstehungsort zurückzuführen
vermochte. Denn es fehlt bis jetzt jegliches Handbuch,
bei dem man sich in solchen Fällen Rat holen könnte.
Dieser Umstand hat mich veranlaßt, meine vor vielen
Jahren betriebenen, längere Zeit liegen gelassenen Stu -
dien über sächsische Zinnmarken von neuem wieder
aufzunehmen. Da ich der Meinung bin, daß das von mir
hierbei Ermittelte, wenn es sich auch nur um ein kleines
Sondergebiet handelt, doch anderen ebenfalls gelegent -
lich von Nutzen sein kann, habe ich es hier zusammen -
gestellt.«
Vertieft man sich ein wenig in das inhaltsreiche Werk -
chen, so konstatiert man mit Vergnügen, daß fast sämt -
liche sächsischen Städte, in Summa 56, mit ihren, hie
und da verschiedenen Stadtmarken vertreten sind. Be -
züglich der Pflicht zur Markierung äußert sich Pro -
fessor Berling u. a.: »Nach dem, was ich an altem
sächsischen Zinn gesehen habe, will mir scheinen —
ausgesprochen ist es in der (aus dem Jahre 1614 stam -
menden) Verordnung nicht daß der Zinngießer die -
jenigen Arbeiten, von denen der Käufer annehmen
mußte, daß sie aus minderwertigem Materiale bestan -
den, wie Leuchter, Kinderspielzeug, Inschriftentafeln
und ähnliche abseits liegende Dinge, auch jetzt noch
nicht zu stempeln nötig hätte. Hierbei lag eine eigent -
liche Gefährdung des Käufers nicht vor. Das waren in -
dessen immerhin Ausnahmen, in der Regel hatte die
Markierung der W'are stattzufinden, und zwar in folgen -
der Weise: Die aus reinem Zinn* gefertigten Arbeiten
mußten mit drei verschiedenen Stempeln versehen sein,
mit der Meistermarke, der Stadtmarke und einer Marke,
die den Reingehalt des Zinnes gewährleistete. Diese
letztere zeigt die ineinander verschränkten, mit einer
Krone versehenen Buchstaben C und L, was soviel wie
Ular und Lauter bedeuten sollte. Die schwierige Ver -
arbeitung von reinem Zinn war wohl der Grund dafür,
daß derartige Ware nur selten einmal gemacht wor -
den ist. Mir wenigstens ist, so eifrig ich auch darnach
gesucht habe, nur e i n Stück bekannt geworden, das
diese Marke trägt. Und zwar befindet sie sich auf einem
Seiner Exzellenz dem Herrn Geheimrat Dr. Fiedler
in Dresden gehörigen großen zylinderförmigen Krug
von 1629, der mit Apostelfiguren graviert ist und sich
einst im Besitze einer Posamentierinnung befunden
haben soll. Die Abbildung (Fig. 9) zeigt die Stadt-
D!G KE1NHARD
Fi«. 12. Probezinn.
marke, vielleicht Glashütte, Fig. 10 die Feinzinnmarke
und Fig. 11 die Marke eines Meisters W. K- in den
Jahren 1613—1674.
Vielleicht muß auch die eine der drei auf der von
1702 stammenden Taufschüsseln in Oberpester -
witz auf diese Feinzinnmarke gedeutet werden. Aller -
dings wäre dann das C L entgegen der ausdrücklichen
Bestimmung ungekrönt.
Diese Marke, die meines Wissens nur in Sachsen
verlangt wurde, scheint von Anfang an unbeliebt ge -
wesen zu sein. Denn obwohl sie in der Verordnung
von 1708 noch gefordert wurde, haben sich doch auch
in Sachsen mehr und mehr diejenigen Marken, die in
anderen Ländern fiir Feinzinn gebraucht wurden, ein -
gebürgert. So eine Engelsfigur mit der Bezeichnung
Feinzinn oder ohne diese, oder eine gekrönte Rose, dann
hat man für 12er Zinn (in 12 Teilen Zinn, ein Teil Blei)
das Lamm mit der Heilsfahne und für 8er Zinn (in
8 Teilen Zinn, 1 Teil Blei) den Zusatz Probezinn (siehe
Fig. 12) verwandt.
In den Verordnungen von 1614 und 1674 war es dem
Zinngießer erlaubt, altes Zinn auf Verlangen umzu -
gießen. Bei derartiger Ware konnte der Meister natür -
lich nicht für den Feingehalt des Zinnes haftbar gemacht
werden. Deshalb durfte er sie nur dem Besteller liefern,
niemals zum freien Verkauf bringen. Auf solche Stücke
Ganz rein ist das Zinn dabei nicht verwendet worden,
das gibt Brüche und schäumt zu sehr. Msan hat auch hier
etwas Blei, h bis 1 Prozent, oder einen anderen Versatz
hinzugenommen, damit es Härte bekommt.
Nr. 17
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 257
mußte er allein seine Meistermarke stempeln. 1708 fiel
diese Vergünstigung überhaupt fort.
Für die allermeisten Zinnarbeiten wurde 1614 die
schon in der alten Dresdener Ordnung geforderte Mi -
schung von 10 Teilen Zinn und 1 Teil Blei verlangt,
das ist die sogenannte Reichsprobe. Solche Arbeiten
waren mit der Meister- und der Stadtmarke zu be -
zeichnen. Hierbei hat sich nun eingebürgert, die eine
oder die andere zu wiederholen, so daß hier, wie bei
den Feinzinnarbeiten, das Dreimarkensystem durch -
gängig angewandt worden ist.
Die Meistermarke bestand in der ältesten Zeit meist
nur aus dem oder den Anfangsbuchstaben vom Namen
des Zinngießers. Hin und wieder wurde auch eine
Kanne als Handwerkszeichen hinzugefügt. Dann nahm
man irgendwelche, dem gewöhnlichen Leben, der
Mythologie oder Allegorie entnommene Dinge als
Schildzeichen hinzu, die manchmal in irgend einer Be -
ziehung zuin Namen standen. So zum Beispiel die
Meistermarke des Herrnhuter Zinngießers Johann
Leisen henn, die ein Hennenbein zeigt.
Damit sich nun der Zinngießer nicht fälschlich
entschuldigen konnte, daß er seine Ware bereits vor
big. 13. Marke von Meißen.
dem Erlaß der Verordnung von 1614 hergestellt habe,
wurde von ihm verlangt, daß er sich einen neuen
Meisterstempel machen lassen mußte, der die Zahl 13
enthielt. Bei Erneuerung der Ordnung wurden diese
Zahlen in 74, beziehungsweise 08 oder 1708 abgeändert.
Als Beispiel möge die Marke von Meißen (Fig. 13)
dienen, die das Stadtwappen (Turm mit steigendem
Löwen) zeigt.
An dieses Gesetz hat sich der Freiberger Meister
Traug. Friedr. Pilz nicht gehalten, der auch in anderen
Dingen die Innungsvorschriften nicht ängstlich befolgte.
Er setzte 1778 in seine Meistermarke, das war das Jahr,
in dem er Meister geworden war. Auch die Freiberger
Stadtmarke weicht bei ihm von der üblichen ab.
Ihm scheint es Christian Gottlieb S t ö r z e 1 nach-
gcmacht zu haben, der ebenfalls das Jahr, in dem er
Meister wurde, und zwar 1788, mit in seinen Meister -
stempel hineinnahm. Seine Zinnmarke enthält über dem
Löwen im dreitürmigen Stadttor den Namen der Stadt
»Freyberg« (Fig. 14).
Vereinzelt ist diese Bestimmung insofern nicht
ganz richtig gehandhabt worden, als man die Jahres -
zahl statt in die Meister- in die Städtemarke hinein -
nahm, wie der Bornaer Meister J. D. A. es getan hat.
Verwickelter wurde diese Angelegenheit, wenn
Vater und Sohn in derselben Stadt das Zinngießer -
gewerbe ausiibten und, wie es mehrfach der Fall ge -
wesen zu sein scheint, dieselben Vornamen hatten. In
Glashütte zum Beispiel, wo einmal Vater und Sohn die
gleichen Namen G. C. A. führten, hat der Sohn die
Stempel des Vaters benützt, dann aber, statt Meister -
oder Stadtmarke zu verdoppeln, eine dritte Marke hin -
zugefügt, die eine andere allegorische Figur und noch
einmal die Anfangsbuchstaben seines Namens zeigte.
Wenn die Witwe das Geschäft weiterführte, so hatte
sie einen Strich durch den Stempel zu machen.
Wenn ein Zinngießer die Werkstatt eines anderen
erkaufte, hat er wohl unbedenklich auch dessen Stempel
weiter verwandt, dann aber noch irgend ein Merkmal
hinzugesetzt, das sich auf ihn selbst bezog. So ist zum
Beispiel vom Plauener Zinngießer L o t h zu der Marke
seines Vorgängers L. F. eine Marke mit seinem Namen
hinzugefügt worden.
Die genannten Jahreszahlen sind nun ein untrüg -
liches Mittel, den sächsischen Ursprung nachzuweisen.
Wenn auf den Zinnstempeln 13, 74, 08 oder 1708 vor -
kommt, so kann inan mit Sicherheit darauf schließen,
daß man es mit Zinnarbeiten zu tun hat, die unter den
kursächsischen Landesgesetzen entstanden sind. Man
darf dabei aber nicht außer acht lassen, daß das Königreich
Sachsen viele Städte nicht mit umfaßt, die ehemals
zum Kurfürstentum gehörten.
Fig. 14. Marke von Freiberg.
Als dritte, bei Zinnarbeiten anzuwendende Marke
hatte ich die Stadtmarke genannt. Sie sollte den Ort,
an dem die Ware gefertigt worden war, kenntlich
machen. Hiezu nahm man meistens das Wappen der
Stadt oder, wenn dies für die geringe Ausdehnung der
Zinnmarke zu kompliziert war, einen Teil desselben.
Die Stadtmarke ist nun meines Erachtens dasjenige,
was zu wissen in erster Linie wünschenswert erscheinen
Muß. Kennt man die Stadt, in der die Ware gefertigt
worden ist, so wird sich die Meistermarke, sofern man
darauf besonderes Gewicht legt, in vielen Fällen lösen
lassen. Man muß hier die Kirchenbücher, Bürgerlisten
und Aehnliches zu Hilfe nehmen. Vereinzelt werden auch
noch die Meisterbücher zu finden sein, die derartige
Forschungen besonders leicht machen.«
Mit besonderem Dank wird man das Kapitel über
Unterscheidungen ähnlicher Stadtmarken begrüßen. Die
vielen ähnlichen Stadtwappen haben hier zu Verwechs -
lungen der verschiedensten Art geführt. Seinen Fest -
stellungen über die Stadtmarken von Dresden, Leipzig
und Chemnitz sowie von Annaberg, Marienberg und
Schneeberg, die ihm schon früher gelangen, läßt Prof.
Berling nun eine größere Anzahl solcher folgen, bei
denen Schlägel und Eisen, der Löwe oder Stadtmauern
und Türme Vorkommen.
Die Wappen der Städte, denen die Stadtmarken zu -
meist entnommen sind, findet man hier auf Grund der
im Kgl. Hauptstaatsarchiv gemachten Forschungen mit
ihrer Beziehung zur Zinnmarke erklärt.
Seite 258
Inte rnat-i onal e Sa mm le r - Z e i t u n g.
Nr. 17
Kupferstiche der französischen und englischen Schule.
Eine schöne Sammlung von Kupferstichen der französischen
und englischen Schule des XVIII. Jahrhunderts vereinigt der
neueste Katalog des Wiener Buch- und Kunstantiquariates
Gilhofer & Ran sch bürg. Wir finden da die besten
Namen, wie Alix, Bartolozzi, Baudouin, Louis Bonnet, Boucher.
Ein entzückendes Blatt der englischen Schule stellt
Fig. 15 dar. Es ist »The Moralist« von John Raphael Smith.
Zwei vornehme Damen in reicher Tracht mit Hüten, im Ge -
spräche mit einem alten Manne, der eine Rose in der Hand hält.
Das Blatt erschien 1787 in London.
Fig. 15. Smith,
Cosway, Debucourt, Gilles Demarteau, Gainsborough, John
Hoppner, Angelika Kauffmann, Nikolas Lavreince, Thomas
Lawrence, Moreau, dem Jüngern, Morland, Sir Joshua Reynolds,
John Raphael Smith, Charles Turner, William Ward, Antoine
Watteau, Francis Weatley, John Young u. a.
Nikolas Lavreince ist mit zwei brillanten Abdrücken
seiner galanten Blätter vertreten: »Le billet doux« und »Ou'en
dit l’Abbe?«
The Moralist.
Hübsche Gegenstücke präsentieren die Farbdrucke von
William Ward (Fig. 16), »The Birth of an Heir« (die Geburt
des Erben), und »Christening the Heir« (die Taufe des
Erben). Publ. Marchs, 1799 by W. W'ard, Delancey Place,
Camden Town.
In einem Anhang ist auch eine Anzahl trefflicher Sport-
h lütter verzeichnet, von denen wir die von H e r r i n g, E.
.1 u k e s und T urnc r hervorheben möchten.
Nr. 17
Internationale S a tn m 1 e r - Z e i t u n g.
Seite 259
Eine Sammlung von Tonmodellen Michelangelos.
Michelangelo hat in dem Wunsche, die Spuren seiner |
Arbeit den Augen der Menschen zu entziehen, fast alle
seine Modelle selbst vernichtet; deshalb ist jeder Fund, j
der uns einen Blick in die Geheimnisse seiner Schöpfer -
Werkstatt gewährt, von größter Bedeutung, und die
schlecht erhaltenen Modelle, die man vor einigen Jahren
in Florenz entdeckte, erregten allgemeines Aufsehen in
der Kunstwelt. Wer möchte bei dieser ungemeinen Selten -
heit erhaltener Michelangeloscher Modelle nun glauben,
daß sich in Deutschland, und zwar in Dresden, von 1
Sammlung des bekannten Kunstfreundes Paul v. Praun
(1548—1616), der in Bologna lebte und seit 1576 die
Kunstschätze sammelte, die dann seit 1616 als das unter
seinem Namen berühmte Kunstkabinett zur Zierde Nürn -
bergs wurden. .Da er bei seinen Einkäufen von den besten
Künstlern beraten wurde und sehr sorgsam zuwege
ging, läßt sich schon aus dem guten Ruf dieses ersten
Erwerbers ein Schluß auf die Echtheit der Stücke ziehen,
die nicht allzu lange nach dem Tode ihres Schöpfers noch
recht wohl im Handel sein konnten. Daß damals Modelle
Fig. 16. Ward, The Birth of an Heir.
der modernen Forschung fast vergessen und wenig be -
achtet, eine Sammlung ausgezeichneter Modeile des
Meisters befindet, die ein wunderbarer Zufall bis auf
unsere Zeit erhalten hat?
Der vorzügliche Biograph Michelangelos, Henry
Thod e, der seine langjährigen, in einem vielbändigen
Werk über den Meister niedergelcgten Studien nunmehr
zum Abschluß bringt, weist in einem Aufsatz nachdrück -
lich auf diesen kostbaren Schatz hin, der nach seiner An -
sicht die verdiente volle Würdigung noch nicht erhalten
hat. — Es handelt sich um die Tonmodelle, die Professor
Ernst Julius Hähnel in den Vierzigerjahren des
19. Jahrhunderts von dem Antiquar Oberstleutnant von
Qcmmingen in Nürnberg erwarb, und die er sowie
ihm befreundete Künstler, darunter Peter Cornelius,
in leidenschaftlicher Bewunderung für die wertvollsten
Werke seines 'bedeutenden Besitzers hielten. Die Stücke
stammen, wie bereits Hähnel richtig erkannte, aus der l
Michelangelos im bolognesischen Kunsthandel auf -
tauchten, beweist die Tatsache, daß der ausgezeichnete
Bildhauer Alessandro Vittoria 1563 das Modell zum
linken Fuß des »Tages« in der Medici-Kapelle erwarb.
Da nach dem Tode Paul v. Prauns keine weiteren Er -
werbungen für sein Kunstkabinett gemacht wurden,
müssen die Modelle alle von ihm erworben wmrden sein.
Die Sammlung, wie sie noch heute im Besitze der
Nachkommen Hälmels bewahrt wird, umfaßt Modelle zu
Statuen der Medici-Gräber, dann zu anderen be -
kannten Statuen des Meisters, Studien nach der Antike
oder von antikisierendem Charakter und andere nicht
näher zu bestimmende Entwürfe. Diese »verschiedenen
Modelle« von Teilen des menschlichen Körpers, die von
Murr in seiner Beschreibung des Praunschen Kabinetts
verzeichnet, müssen mit wenigen Ausnahmen alle von
der gleichen Hand herrühren. Dafür sind nach Thode
1 übereinstimmende Eigentümlichkeiten der Technik be-
Seite 260
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 17
weisend, nach denen sich die Arbeiten in zwei Gruppen
einteilen lassen: erstens in Modelle, die unmittelbar ge -
formt und gebrannt worden sind, und zweitens in solche,
die, wie dies auch in der Renaissance vorkomrnt, sorg -
fältig nachmodellierte Ausdrücke aus einer echten Form
sind. Die vielfach im Rücken angebrachten Oeffnungen
hatten den Zweck, Veränderungen bei dem den Ton zu -
sammenziehenden Brennen zu verhindern. Die dem Ton
gegebene Färbung ist verschieden, bald heller, braun -
gelb, bald dunkler, bräunlich. In dem Sichbeschränken
auf Einzelheiten des Körpers, in dem peinlich genauen
Durchführen der kleinen Modelle offenbart sich nun eine
besondere Eigentümlichkeit des Formenstudiums
Michelangelos, wie durch viele seiner Zeichnungen,
deren manche direkt nach, solchen Modellen angefertigt
sein müssen, erwiesen wird. Ja, die Besonderheit solcher
Zeichnungen, die erst durch diese Modelle recht erklärt
wird, muß als ein starker Beweis für deren Echtheit
gelten. Als eine Vermutung, die ebenfalls für die Echtheit
sprechen könnte, führt Thode dann noch einen kleinen
Papierzettel an, der unlängst bei dem Bruch eines der
Modelle in seinem inneren Hohlraum gefunden wurde
und augenscheinlich eine Preisangabe enthält. Die Buch -
staben haben eine überraschende Aehnlichkeit mit der
Schreibweise Michelangelos, und man würde sie, wenn
sie sich auf einer Zeichnung des Meisters fänden, ohne-
weiters für Züge seiner Handschrift erklären. Aber der
wichtigste Beweis für die Echtheit liegt dem Verfasser
in dem ganz einzigen, wunderbar lebendigen Charakter,
der unvergleichlichen Kenntnis des Körpers, in der
Intensität der Anschauung, der Macht des Formgefühles
und der Meisterschaft der Behandlung, die diese Modelle
in jeder Linie verraten. »Man empfindet den durch jeden
leisesten Druck den Ton beseelenden Finger des
Schöpfers mit jener Erregung und jenem Entzücken, die
nur durch das Miterleben des Schaffens eines größten
Künstlers erweckt werden.« Die Großartigkeit von
Michelangelos Schaffen, die sorgsamste Vorarbeit für
seine Werke, von der Vasari und Cellini berichten, wird
erst durch diese Modelle in helles Licht gerückt und er -
weckt eine Bewunderung, für die der Betrachter nur
schwer Worte finden kann.
Der heilige Gral.
Von Dr. Stephan Kekule v. Stradonitz (Berlin).
In einem Augenblicke, da es — von meinem Standpunkte
aus, muH ich sagen: leider — entschieden ist, daß Richard
Wagners Bühnenweihfestspiel »Parsifal« vom Beginne des
nächsten Jahres ab nicht mehr dem Festspielhause zu Bayreuth
ausschließlich Vorbehalten sein wird, dürfte es besonderem Inter -
esse begegnen, wenn über die beiden altehrwürdigen Gefäße,
die noch vorhanden sind, und die beide in Anspruch nehmen, der
echte »heilige Gral« zu sein, einiges berichtet wird.
Von diesen Gefäßen ist das eine ganz allgemein bekannt.
Fs ist der »heilige Gral« irn Schatz des Domes »San Lorenzo«
zu Genua, im Volksmunde »Sacro Catino« genannt. Die
Genuesen schwören, wenn sie etwas besonders feierlich be -
kräftigen wollen, noch heute bei diesem ihren Nationalheiligtum
Es ist eine flache, achteckige Patene von der schönen, dunkel -
grünen. Farbe eines großen Smaragds, und wurde auch lange
Zeit hindurch tatsächlich als der größte bekannte Smaragd an -
gesehen. Der Heiland soll sich dieses Gefäßes beim letzten Mahle
zur Verteilung des Brotes bedient, auch soll Josef von Arimathea
das Blut des Erlösers am Kreuze darin aufgefangen haben.
Guglielmo Embriaco hat die Patene im Jahre 1101 aus dem
von ihm eroberten Caesarea nach Genua gebracht. Im Jahre
1809 wurde sie von den Franzosen nach Paris verschleppt,
zerbrach dabei und wurde bei dieser Gelegenheit als ein alt-
orientalischer, wahrscheinlich phönizischer Glasfluß erkannt. Im
Jahre 1815 kehrte sie nach Genua zurück und wurde 1827, in -
folge des Zerbrechens, mit einer Fassung in klassizistischem
Stile versehen, die man nur als eine Verunstaltung des ehr -
würdigen Gefäßes bezeichnen kann. Mit dieser Fassung sieht es
fast wie eine große Besuchskartenschale für einen modernen
Salon aus, und es ist deshalb durchaus berechtigt, daß der »Sacro
Catino« nicht als Vorbild für die bühnenmäßige Darstellung des
»Parsifal« im Festspieihause zu Bayreuth verwendet worden ist,
wo es sich ausgesprochenermaßen um einen »Abendmahl -
kelch«, wenn auch mit dem Blute des Erlösers, handelt.
In neuester Zeit erst ist nun etwas mehr bekannt geworden
über einen anderen »heiligen Gral« im nordöstlichen Europa,
der sich in der Sakristei des Domes zu Valencia in Spanien
befindet, also unweit des Klosters auf dem Monserrat, das, wie
man weiß, das Vorbild für die Gralsburg »Montsalvat« gewesen
ist. Es ist ein richtiger Abendtnahlskelch, lind der Erlöser soll
sich seiner beim letzten Mahle zur Verteilung des Weines be -
dient haben. Dieser »heilige Gral« besteht aus einer »Cuppa«,
die aus einem kostbaren Sardonix (Achat) geschnitten ist und
eine Höhe von sechs Fingerbreiten hat, sowie einem ungefähr
ebenso hohen Schaft mit Knauf und einem sehr breiten, noch -
mals ungefähr ebenso hohen Fuße, die beide aus Edelmetall und
mit kostbaren Steinen — Perlen als Tränen und Rubinen als
Blutstropfen — reich besetzt sind. Von dem Fuße führen zwei
weit ausgebogene Henkel, ebenfalls aus Edelmetall, nach dem
unteren Rande der »Cuppa« hinauf. In dieser Gestalt soll dieser
»heilige Gral« im Jahre 1099 vom ersten Kreuzzuge nach
Spanien gekommen sein. Er hat dann dort in späterer Zeit noch
einen besonderen »Unterbau« erhalten, von dem er abge -
nommen werden kann. Es sind dies vier schön gearbeitete Engel
von Silber, sie halten kniend eine Platte, auf die der Fuß des
»Abendmahlkelches« genau paßt. Jedes Jahr einmal, am
31. August, wird der »heilige Gral« im Dome zu Valencia öffent -
lich den hinzuströmenden Gläubigen zur Schau gestellt. Ur -
sprünglich befand er sich im Kloster »San Juan de la Penja«,
der Grabstätte der ältesten Könige Aragoniens, bis Aragonien
durch die Mauren zerstört wurde.
Es ist klar, daß dieses altehrwürdige Stück das geeignete
Vorbild für die Verwendung bei bühnenmäßigen Aufführungen
des »Parsifal« bietet, und es sollte dies auch für die bevor -
stehenden Inszenierungen geschehen, statt, wie es bisher in
Bayreuth geschah, einen frühmittelalterlichen Phantasiekelch mit
rubinfarbener »Cuppa« und Metallfluß zu verwenden.
N. G. C.
Nr. 17
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 261
Chronik.
Autographen.
(Eine'Körner-Reliqui e.) In diesen Tagen, in denen
ungezählte Federn am Werke sind, das Erinnerungsbild des herr -
lichen Dichterjünglings Theodor Körner anläßlich der Jahr -
hundertfeier seines Heldentodes dein Gedächtnisse des deutschen
Volkes wieder nahezubringen, sei auf eine kaum bekannte
Körner-Reliquie hingewiesen, die sich in einer Vitrine des
Leipziger Völkerschlachtmuseums vorfindet.
Unter den vielen dort aufgestapelten, für die Zeit um die große
deutsche Freiheitsschlacht herum, interessanten handschriftlichen
Dokumenten fällt ein Quartblatt auf, das auf grobkörnigem
Büttenpapier die Uebcrschrift zeigt: »Autographum des Herrn
Theodor Körner für die Sammlung des Herrn Ludwig Loewe,
k. k. Hofschauspieler.« Hierauf folgt in Körners Handschrift das
in. die Sammlung »Leier und Schwert« aufgenommene, unter dem
Eindrücke der Schlacht von Aspern entstandene Gedicht: »Hoch
lebe das Haus Oesterreich.« Diesem Körner-Manuskripte liegt
nun eine Beglaubigung bei, die wohl mehr als bloßen Kuriosi -
tätenwert besitzt. Sie sei in der Original-Orthographie wieder -
gegeben: Vorliegendes Gedicht ist die Original-Handschrift des
in Gott ruhenden Theodor Körner. Er schrieb es, während seiner
Anwesenheit in W i eil, am 22. August 1812 und dichtete die
letzte, mit Bleystift geschriebene Strophe in meiner Wohnung
(nr. 27 an der Wien) auf meinem Stehpulte hinzu, während meine
Frau ihm einen losgerissenen Knopf an seinen Frack wieder
festheftete, weil, wie er sagte, er einem großen Herrn eine
Visite machen wollte, um dieses Gedicht ihm in Abschrift zu
präsentieren und meine Frau ihm bemerküch machte, daß es
da nicht schicklich sein möchte, mit herabhängendem Knopfe zu
erscheinen: was den jungen feurigen Dichter übrigens nicht sehr
geniert hätte. Ich wurde mit ihm durch meinen vieljährigen
Freund, den weil. k. k. Hofschauspieler und Regisseur Car!
Kriiger bekannt, der mich ihm als Landsmann vorstellte, der
allein fähig wäre, seine -- wie Figura zeigt — höchst unleser -
liche Conceptschrift zu entziffern und correct abzuschreiben.
Vom Monath July bis Dezember 1812 copiirte ich für ihn, nach
derselben Schrift, die dramatischen Werke: Zrini, Toni, Hedwig,
der Wachtmeister, Rosamunde etc. etc. und poch die Ge -
dichte: »Die Schlacht bei Aspern«, und »Alexander Fest«. Er
besuchte mich während dieser Zeit natürlich sehr oft, und. ich
wurde mit seinem liebenswürdigen Charakter und inwohnenden
Talente sehr genau bekannt. Ich bath ihn bey seiner Abreise,
mir dieses Blatt zum Andenken zu überlassen in Vorahnung
seines Schicksal, weil er mir seinen Reiseplan eröffnete, in dem
er mit einem neugekauften Säbel zu mir in’s Zimmer trat, ihn
aus der Scheide zog und sagte: »Da lesen Sie, was darauf
steht!« — »»Durch!!«« war in die Klinge graviert. — So blieb die
Schrift bis heute in meinen Händen und Mancher, dem ich sie
seither zeigte, empfand heilige Ehrfurcht bey ihrem Anschaun
und ihrem begeisternden Inhalt für den jungen Helden, der als
ein freywilliges Opfer für die gerechte Sache Deutschlands fiel.
Friede seiner Asche und Glorie seinem Andenken!! — Wenn
ich mich von diesem Blatte trennen konnte, so geschah es nur,
um es am Ende meiner Jahre in die Hände eines achtungs-
werten und ebenso biederen Freundes zu überliefern, für den ich
seit seiner Kindheit die innigste Liebe hegte und — um auch
mir daneben ein freundliches Andenken zu sichern, Wien, am
3. May 1835. Friedrich Grohmann, k. k, Hof-Theatral-Beamter.
ln jener Zeit Mitglied des k. k. priv. Theaters an der Wien.«
Bibliophilie.
(Inventarisierung der in Oesterreich be -
findlichen Inkunabel n.) Aus Wien wird uns ge -
schrieben: Der Minister für Kultus und Unterricht hat eine Kom -
mission zur Inventarisierung und teilweisen Katalogisierung der
in Oesterreich vorfindlichen Inkunabeln (Druckwerke des
15. Jahrhunderts) behufs Unterstützung des in Deutschland, in
Ausführung begriffenen Unternehmens der Herstellung eines Ge-
samtkataloges der Wiegendrucke bestellt und zu Mitgliedern
dieser Kommission ernannt: 1. den Sektionschef im Ministerium
für Kultus und Unterricht Geheimen Rat Dr. Ludwig
Cwiklinski als Vorsitzenden, 2. den Sektionsrat im ge -
nannten Ministerium als Referenten für staatliche Bibliotheks -
angelegenheiten Dr. Franz Leithe, 3. den Sektionschei und
Kanzleidirektor in Sr. Majestät OberstkämmCreramte Dr. Wilhelm
Freiherrn v. Weckbecker, 4. den Direktor der Hofbibliothek
Hofrat Universitätsprofessor Dr. Josef Ritter v. Karabacck,
5 den Vizedirektor der Universitätsbibliothek in Wien Regie -
rungsrat Dr. Salomon Frankfurter, 6. den Oberbibliothekar
derselben Universitätsbibliothek Dr. Johann Bohatta, 7. eien
Kustos der Hofbibliothek Dr. Theodor G o 111 i e b und 8. den
Bibliothekar des Schottenstiftes in Wien Dr. P. Albert H ü b 1.
Diese Kommission hat sich am 12. Juli d. J. im Ministerium für
Kultus und Unterricht konstituiert. Zur Sammlung und Ver -
arbeitung des Materiales wurde mit Genehmigung des Oberst -
kämmereramtes an der Hofbibliothek eine »Zentralstelle der
österreichischen Inkunabelkommission« unter der Oberleitung
des Direktors dieser Bibliothek Hofrates Universitätsprofessors
Dr. Josef Ritter v. Karabacek und unter der fachlichen so -
wie geschäftlichen Leitung des Kustos derselben Bibliothek Dr.
Theodor G o 111 i e b eingerichtet.
Bilder.
(Eine Bildersammlung für acht Millione n.)
Aus Paris wird uns berichtet: Die Sammlung des Rhone -
deputierten Eduard Aynard hat, wie die Schätzung des offi -
ziellen Staatskommissärs nunmehr ergab, einen Wert von acht
Millioen Franken. Die kostbare Sammlung, die im Winter in
Paris ausgestellt werden soll, enthält, neben einer Reihe erster
Meister einen Rembrandt im Werte von 500.000 Franken,
sowie einen Ru ys da ei für 250.000 Franken. An Kostbar -
keiten besitzt die Sammlung ferner eine Anzahl alter Gobelins
und Seidentapeten sowie drei große Bilder von Iacope della
Guercia, d’Agostino de Duccio und Donatello. Nach
der umfassenden Gemäldesammlung des Barons Eduard von
Rothschild dürfte diese die größte in Frankreich befind -
liche Privatsammlung sein.
Numismatik.
(Miinzauktion.) Für den 22. September kündigt die
Miinzfirma Leo Hamburger in Frankfurt a. M. eine
Auktion an, bei der vorwiegend italienische Münzen und
Medaillen zum Verkaufe gelangen werden. Besonders reich -
haltig sind Florentiner Münzen in der Sammlung enthalten.
(Neue Medaillen.) Zur Jahrhundertfeier der Be -
freiungskriege, die mit der 50 Jahrfeier der Befreiungshalle bei
K e 1 h e i m zusammenfällt, hat das Komitee eine eigene offizielle
Medaille von Bildhauer Hans S eh wegerle schaffen lassen,
die als Prägung von 28 Millimeter Durchmesser hergestellt
wird. Außerdem werden nach den Modellen des gleichen
Künstlers auch 70 Millimeter große Bronzegüsse ausgegeben.
Die technische Ausführung beider liegt in den Händen der be -
kannten Firma Karl Poeilath.in Schrobenhausen.
Philatelie.
(Neue ägyptische Postwertzeichen.) In
Aegypten gelangen demnächst neue Briefmarken zur Ausgabe,
auf denen je nach dem Werte dargestellt sind: der große Stau-
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Internationale Sammler- Zeitung.
Nr. 17
dämm von Assuan, die Pylonen von Karnak, die Sphinx, Barken
auf dem Nil, eine Szene in Fayum, die Säulen des Memnon,
die Zitadelle von Kairo, der Tempel von Luxor, und Stand -
bilder der altägyptischen Gottheiten Hathor und Ammon. Die
Marken tragen in englischer und arabischer Sprache die Auf -
schrift: »Aegyptische Post.«
(Eine drakonische Strafe.) Eine auffallend
strenge Strafe erhielt ein praktischer Arzt in Regensburg,
der von einer Postpaketadresse die Marke abgelöst hatte. Im
Dezember vorigen Jahres erhielt der Arzt ein Postpaket. Die
50-Pfennigmarke, die auf die Postpaketadresse geklebt war
und die er in seiner Sammlung noch nicht besaß, entfernte
er von der Adresse in der Absicht, die Marke seiner Samm -
lung einzuverleiben. Der Postbote warnte ihn, trotzdem ent -
fernte der Arzt die Marke, und der Postbote erstattete nun -
mehr die Anzeige. Das Amtsgericht Regensburg verurteilte
daraufhin den Arzt zu einer Gefängnisstrafe von drei Mo -
naten und einem Tage,
Siegelmarken.
(Die B i 1 d m a r k e der Baufachausstellung
Leipzig 1913.) Die Weltschau des Bauens und Wohnens gibt
drei Serien offizieller Bildmarken ihrer Ausstellung heraus, die
nach Photographien einzelner hervorragender Bauwerke und
reizender Motive hergestellt worden sind. Trotz der be -
schränkten Maße der Siegelmarken sind doch die Ansichten
äußerst scharf, so daß sie ein Kabinettsstückchen moderner
Photographenkunst bilden und sicherlich jedem, vor allem aber
den Sammlern von Siegelmarken als bleibendes Andenken an
den Besuch der Ausstellung willkommen sein werden. Aufnahme,
Druck und Verlag liegt in den Händen der bekannter] Leipziger
graphischen Kunstanstalt Dr. Trenkler & Co., den General -
vertrieb hat die Epoche, G. m. b. H., Frankfurt a. M., über -
nommen. Jede der drei Bilderserien von je sechs Stück kostet
20 Pfennig.
Verschiedenes.
(Diebstahl einer gotischen Holzstatue.)
Aus Salzburg wird uns gemeldet: Die gotische Holz -
schnitzerei, die Krönung der Gottesmutter darstellend, die vor
einigen Tagen aus einer Kapelle in T a 1 g a u gestohlen wurde,
ist in einem Antiquitätengeschäft in Salzburg aufgetaucht. Die
wertvolle Gruppe wurde von einem bäuerlich gekleideten
Mann, der sich als Besitzer der Schnitzerei ausgäb, um 100 K
angeboten. Die Käuferin, die den Altertumswert um so
weniger erkannte, als die Statue neu bemalt war, kaufte die
Statue um 50 K.
(Entdeckung gotischer Wandmalereien in
Garmisch.) In der alten Kirche in Garmisch sind, wie
uns aus München berichtet wird, wertvolle Wandmalereien
entdeckt worden. Die Mehrzahl der Malereien zeigt Darstellungen
aus der Christuspassion und trägt den hochgotischen Charakter.
Von Fachmännern wird die Entstehung dieser Malereien in die
Zeit, der Hochgotik um das Jahr 1400 herum versetzt und es
heißt, daß Bayerns Kunstgeschichte durch die Wandmalereien
von Garmisch eine große Bereicherung erfahren habe.
(G r e c o und der Großinquisitor.) Wenn es über -
haupt Bilder gibt, die als künstlerische Hinterlassenschaften
vergangener Zeiten zugleich das Kulturbewußtsein einer ganzen
Epoche zur Anschauung bringen, dann darf man das von dem
seltsam beängstigenden Bilde des Erzbischofs von Toledo, Don
Nino de Q u e v a r a, sagen, der vor jetzt drei Jahrhunderten
(1591—1609) Kardinal-Inquisitor der spanischen Glaubens -
eiferer gewesen ist. Domeniko Theotocopuli, genannt de G r e c o,
ist der Schöpfer dieses Porträts, das bei der Versteigerung der
Sammlung Marzeil von Nemes in Paris aller Wahrschein
lichkeit nach ein Gegenstand des erbitterten Kampfes unter den
Kauflustigen sein wird, und dessen vortreffliche Wiedergabe
auch den ausgezeichneten, eben erschienenen Katalog der Samm -
lung ziert. Vor diesem, als Kulturdokument vielleicht einzig da -
stehenden Bildnisse des unerbittlichsten Richters über Menschen -
leben wird einem ein ganzes Kapitel Menschheitsgeschichte zum
Bewußtsein gebracht, vor dem die Phantasie schaudernd Halt
macht. In Spanien hat die Inquisition ihre wildesten Orgien ge -
feiert, und Toledo, die zweite Heimat des Greco, ist vor allen
anderen Städten des Königreiches der Schauplatz ihres fana -
tischen Glaubenseifers gewesen. Was sonst an Dokumenten der
Inquisitionsprozesse selbst vorhanden ist — die wenigsten
Forscher haben bisher überhaupt Einblick in dies Geheimbuch
des Fanatismus erhalten — das erschöpft niemals die suggestive
Kraft der Geste dieses Meisterbildcs der Sammlung Nemes.
W'ie der Kardinal die von schwerer dunkler Brille umränderten
Augen weit geöffnet hat und an dem Beschauer vorbeisieht
wie das spitze? Antlitz des bärtigen Mannes in die hohe Hals -
krause des Kardinalsmantels eingefaßt ist, das gibt diesem, man
möchte sagen, schaurig-schönen Denkmale der Porträtrnalerei
seine Note feinsten seelischen Einfiihlcns. Eine Epoche ist hier
in einem einzigen Antlitze zusammengefaßt: Glanz und uner -
bittliche Grausamkeit sind von einer Meisterhand zu künst -
lerischer Harmonie gezwungen. Ehemals war das Bild in der
berühmten Sammlung Maurice Kann, dann kam es zu einer
ungenannten Besitzerin, c?ie von ihm das Gruseln gelernt hat,
und von dort ging es in den Bestand jener hervorragenden
Privatsammlung über, die jetzt vor ihrer Auflösung steht.
Museen.
(Die letzten Angelika Kauffmann - Gemälde
in Vorarlberg.) Aus Bregenz wird uns geschrieben:
Dem Vorarlberger Landesmuseumsvereih ist es gelungen, die
letzten irr der Heimat der großen Künstlerin befindlichen Ge -
mälde für das Vorarlberger Landesmuseum zu gewinnen, und
zwar, wie Denkmalrat C. v. Schwerzenbach gelegentlich
der letzten Versammlung des Museumsvereines ausführte, unter
Kosten von 20.000 K. Die aus neun Bildern bestehende Samm -
lung wurde aus dem Besitze der Familie Kauffmann in
Bezan (Bregenzerwald) erworben. Zu den Kosten trugen
unter anderen das Ministerium für Kultus und Unterricht
(5000 K), das Land Vorarlberg (2500 K) und Fürst Johann von
Liechtenstein (4000 K) bei. Die Sammlung, unter der sich zwei
prächtige Gemälde, »Nathan vor König David« und »Friede«,
befinden, war der Gefahr ausgesetzt, in ausländische Händler -
kreise zu gelangen. Das erstgenannte Bild stellt eine weit über
die sonst mehr weibliche Formengebung der Künstlerin liiriaus-
gehende, kraftvolle Komposition dar. Angelika Kauffmann malte
etwa 1783 für eine Fürstlichkeit ein Bild, »Christus und die
Samariterirr am Brunnen«, uitd hierauffolgend für den Kardinal
Zelada irr Rom ein anderes Gemälde in gleicher Größe, den
Propheten Nathan vor dem Könige David vorstellend. Beide
Bilder werden von dem Biographen G. C. Z u c c h i als be -
sonders gelungene Werke bezeichnet. Ein Gemälde von Angelika
Kauffmann, die »Samariterin am Brunnen«, wurde bereits 1829,'
wahrscheinlich durch den damals in Rom weilenden Kronprinzen,
nachmaligen König Ludwig I. von Bayern, erworben und be -
findet sich heute in der königlichen Pinakothek zu München
Außer den beiden eingangs erwähnten großen Bildern wurden
noch die Porträts des Malers Sir Joshua Reynolds, der
Künstlerin Selbstbild in älteren Tagen, das Bildnis eines miitzen-
bedeckten älteren Mannes, von unsicherer Farnilienlegende als
aas Bildnis des Vaters der Künstlerin bezeichnet, ferner die
Originalstudie zum »Joachim« des Altarbildes zu Loretto als
Originale Angelika Kaufmanns, wie noch drei Kopien nach
Kauffmannschen Gemälden von Maler Kaspar Rick (Dorn -
birn) erworben.
(Fund einer antiken Bronzestatue.) Das
Thennenmuseum irr Rom erhielt eine wertvolle Bereicherung
Nr. 17
Internationale Sam m 1 e r - Z e i t u n g.
Seite 263
durch ein Bronzewerk, das in dem Gebiete von Sutrium gefunden
wurde. Die Arbeit, die nur zwei Fuß hoch ist, aber eine wunder -
volle Ausführung und vorzügliche Erhaltung aufweist, stellt
einen jungen Athleten in anmutigster Stellung dar. Den rechten
Arm hat er über den Kopf erhoben und den linken gebeugt, wie
wenn er sich einen Spiegel vors Gesicht hielte. Der Fund ist
auch noch dadurch denkwürdig, daß bei ihm zum erstenmal
das neue Gesetz über zufällige archäologische Entdeckungen
seine praktische und sehr nützliche Anwendung fand. Die
Bronze war von einem Bauern gefunden worden, der, ohne die
Kostbarkeit seines Fundes zu ahnen, eben im Begriffe stand, sie
an einen skrupellosen Händler für ein paar hundert Lire zu
verhandeln. Da griff die Polizei ein und brachte die Sache vor
die Abteilung für Antiquitäten im Ministerium. Der offizielle
W ert wurde dort auf 30.000 Franken festgesetzt und die Hälfte
davon dem freudestrahlenden Bauern ausgezahlt.
Vom Kunstmarkt.
(Die Kollektion M. Guggenheim, Venedig.)
Vom 30. September bis 4. Oktober findet, wie bereits ange -
kündigt, im Palazzo Balbi in Venedig unter der Leitung von
Hugo H e 1 b i n g (München) und A. R a m b a 1 d i (Bologna) die
Auktion der Bestände des Commendatore M. Guggenheim,
Venedig, statt. Guggenheim zieht sich nach einem arbeitsreichen
Leben, das ihn sowohl zu einem der angesehensten Kunst -
händler Italiens, als auch einen geschätzten Wiederbeleber der
kunstgewerblichen Tätigkeit Venedigs machte, gänzlich von den
Geschäften zurück. Infolgedessen werden die reichen Schätze,
die heute noch der Palazzo Balbi birgt, durch eine Auktion ver -
äußert. Einen stattlichen und sehr wertvollen Bestandteil der
Kollektion machen die zirka 250 alten Gemälde aus, unter denen
naturgemäß die Venezianer Schule mit Werken ihrer sämtlichen
künstlerischen Perioden dominiert. Aber-auch die benachbarte
Veroneser Schule ist gut vertreten, so unter anderem durch eine
von der Kritik anerkannte mythologische Szene des seltenen
Giolfino. Zahlreiche Meister der ober- und mittelitalieni -
schen Schule schließen sich ihnen ari. Es seien nur kurz genannt:
Spienllo Spinelli, Aretino, Dossodossi, Romanello, Giulio Campi,
Casparo Panetti. Außerdem finden sich noch Bilder der französi -
schen, spanischen, vlämischen und deutschen Schule, unter der
letzteren auch ein Porträt des Lukas C r a n a c h. Qualitätvolle
Stücke sind auch unter den Handzeichnungen enthalten. Die
Stiche setzen sich aus Werken der italienischen, deutschen und
englischen Schule zusammen. Die Antiquitäten sind dem ver -
schiedensten Materialgcbiet entnommen, aber natürlich über -
wiegend italienischen Ursprungs. Der Katalog führt Terrakotten,
Fayencen und Porzellane, einige Gläser, sehr viele Metall -
arbeiten in Eisen, Messing, Kupfer und Bronze auf. von denen
eine Kollektion venezianischer, jüdischer Messinglampen, schön
ornamentierte bronzene Handglocken, Türklopfer, Plaketten und
Medaillen sowie mehrere französische Bronzeuhren des aus -
gehenden 18. Jahrhunderts hervorgehoben seien. Unter den Edel-
metallarbeiten nennen wir Renaissanceringe mit Steinen, ein
wertvolles Niellomesser des Ouattrocento, Kameen und Intaglien
der Antike und der Renaissancezeit. Weitere Abteilungen des
Kataloges umfassen Textilien und orientalische Teppiche,
Arbeiten in Elfenbein, Perlmutter und Leder, darunter einige
schöne Fächer des 18. Jahrhunderts. Unter den Steinarbeiten
sind einige antike Büsten und Torsi, sowie verschiedene Skulp -
turen der Renaissance- und Barockzeit enthalten. Die Möbel ent -
stammen hauptsächlich der Renaissance-, Barock- und Rokoko -
zeit und umfassen alle Gattungen, wie Stühle, Bänke, Schreib -
tische etc., vor allem auch zwei florentinische Renaissance -
schränke. Unter den Arbeiten in Holz fallen vor allem drei
Truhenbretter in reicher Schnitzerei auf, von denen eines dem
Sansovino zugeschrieben ist. Auch ein hübsches, bemaltes
Spinett des 16. Jahrhunderts mit dem Wappen der Farnese
sei hier genannt. Ein besonderes Gewicht hat M. Guggenheim
auch auf die alten Rahmen gelegt, über deren stilistische Ent -
wicklung er auch ein sehr geschätztes Werk veröffentlicht hat.
So finden sich in dieser Kollektion an die 150 Rahmen des 16.
bis 18. Jahrhunderts, darunter reich geschnitzte Exemplare der
Fi Uhrenaissance aus der Zeit Sansovinos. einige vom Meister
seihst. Aus der kleinen Anzahl von Manuskripten und Büchern
sei hervorgehoben ein Stammbuch des Quedlitrburger Apoiiie-
kerprovisors Barth. B r e y e r mit interessanten Einträgen aus
sächsischen Städten und Wien aus den Jahren 1634 bis 1650.
ferner eine »Commissione ducale« des Dogen Hieronymus
Prioli aus dein Jahre 1567. Eine Sache für sich sind die neuen
kunstgewerblichen Arbeiten im alten Stil, für deren Her -
stellung Guggenheim früher große, weitberühmte Werkstätten
besaß, die an die 300 Arbeiter beschäftigten. Ihm lag es ferne,
schlechte Nachahmungen alten Kunstgewerbes zu schaffen, er
wollte die alte Kunstfertigkeit selbst an neuen Möbeln aufleben
lassen. Auf Grund eingehender und gewissenhafter Studien alter
Vorbilder, Zeichnungen und Stiche, sowie durch Heranziehung
eines außerordentlich geschulten Arbeitermateriales gelang es
ihm, Möbel, die den modernen Bedürfnissen entsprechen, aber
auch den Reichtum der alten Formen aufwiesen, hauptsächlich
im Stile des Sansovino, des Barock und des Rokoko zu schaffen,
ferner Marmorarbeiten, wie Kannnvcrkleidungen, Portale, Vasen,
zuletzt Bronzen, die teilweise in verlorener Form hergcstellt
sind. Auch von dieser seiner kunstgewerblichen Tätigkeit be -
finden sich noch bedeutende Stücke in den zur Versteigerung
kommenden Beständen. — Der Katalog mit einem Vorwort von
Dr. G. L i 11 ist in vier Ausgaben erschienen und durch Hugo
H e 1 b i n g in München zu beziehen.
(Der Schluß der Johann Orth-Auktio n.) Aus
B e r 1 i n wird uns geschrieben : Ende September dieses Jahres
wird im Kunstauktionshause der Gebrüder Heilbronn der
zweite Teil des Nachlasses Johann Orths zur Versteigerung
gelangen. Er umfaßt neben einer Reihe von Möbeln und
Porzellanen aus den Schlössern des ehemaligen Erzherzogs und
seinen Uniformen, vor allem seine Bibliothek. Diese beträgt etwa
1700 Nummern. Es handelt sich vor allem um militärische und
politische Werke, daneben spielen aber auch Reisebeschreibungen,
die ja den späteren Führer der »Santa Margareta« am meisten
fesseln mußten, eine große Rolle. Die Musik ist ebenfalls ausge -
zeichnet vertreten. In dieser letzteren Abteilung wird be -
sonders ein Band Interessieren, das ist die Originalpartitur zur
choreographisch-dramatischen Dichtung des Erzherzogs »Die
Assassinen« mit Musik von Josef Förster. Die Sammlung
enthält auch eine Zeichnung, die der 14jährige Sohn seiner
Mutter widmete, und die ein untergehenöes Schif darstellt. Es
ist, als ob der Prinz sein abenteuerliches Ende schon vorahnend
geschaut habe.
(Versteigerung der Ruston - Sammlung.) Aus
London wird uns geschrieben: Bei Christie wurde kürz -
lich die Versteigerung der Ruston-Samrnlung zu Ende geführt,
deren erster Teil bereits im Mai 1898 verüzitiert wurde. Im
ganzen kamen diesmal 140 Bilder unter den Hammer, für die
50.000 Pfund eingingen. Den höchsten Preis erzielte Gains-
boroughs »Richard Paul Jodreil«, für den A g n e w 6700 Gs
zahlte. Weiters brachten: Gainsboroughs »Viscount
Hampden« (1895 650 Gs) 3300 Gs. Romneys »Mrs. Raikes
and Child« 6000 Gs, Romneys »Mrs. Brown« 2300 Gs,
Reynolds »Lady Melbourne« (1895 2300 Gs) 4200 Gs, R e y-
nolds Herrenporträt 540 Gs, G. F. Watts »Hope« 1500 Gs,
W a 11 s »Love and Life« (1887 1150 Gs) 820 Gs, Watts »Love
and Death (1887 1100 Gs) 1000 Gs, Turners »Heidelberg:
Sunset« (1889 1100 Gs) 2200 Gs, Turners »Carew Castle«
(1886 710 Gs) 400 Gs, Turners »Thun« (1889 240 Gs) 800 Gs,
Turners »Plymouth with Rainbow« (1889 305 Gs) 600 Gs
und P. De W i n t s »Lincoln« 520 Gs. — Herr Lippmann er -
warb fiir 1300 Gs ein deutsches Herrenporträt »Aetatis suae 29«,
gez. H. B. und datiert 1526, das der Katalog dem Gravierer Hans
Bros am er zuschreibt, das aber ein wichtiges Porträt des
Meisters Hans Baidung Grien zu sein scheint.
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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 17
Ausstellungen.
Bad Ischl. Bürgerschule. Ausstellung des »Albrecht
Diirer-Bund« in Wien.
Bremen. Kunsthalle. Plakatausstellung. Bis 21. September.
Düsseldorf. Große Kunstausstellung Düsseldorf 1913.
Florenz. Internationale Kunstausstellung.
Gent. Internationale Weltausstellung. Bis November.
Kassel. Jubiläumsausstellung.
Königsberg, Kunstverein, 47. Ausstellung.
München. Frühjahrsausstellung der »Secession«.
Paderborn. Gewerbeausstellung.
Wien. Rotunde. Adria-Ausstellung.
Auktionen.
4. und 5. September. Wien. Dorotheum. Fundus des
Stadttheaters in Pilsen. Kostüme, Waffen, ferner eine reich -
haltige Theaterbibliothek.
22. September und folgende Tage. Frankfurt a. M. Leo
Hamburger. Florentiner und sonstige italienische Münzen
und Medaillen. Kunstmedaillen und Plaketten.
23. bis 25. September. Aachen. Ant. Creutzer. Biblio -
theken der t Dombaumeister Statz, Freiherr C. v. N., Ober -
pfarrer Ferdinand, Köni'gl. Baurat Lürich-Aachen, sowie die
historische Abteilung und Goethe-Bibliothek des Regimentes 25.
30. September bis 4. Oktober. Venedig. Palazzo B a 1 b i.
Kollektion Gomm. M. Guggenheim, Venedig.
Anfang Oktober. Aachen. Anton Creutzer. Gemälde
alter und moderner Meister sowie Antiquitäten aus Aachener
Privatbesitz.
7. Oktober. München. Galerie H e 1 b i n g. Schweizer
und deutsche Glasgemälde aus fürstlichem süddeutschen
Schloßbesitz.
8. bis 9. Oktober. München. Galerie H e 1 b i n g. Anti -
quitäten, Kunst- und Einrichtungsgegenstände aus dem Nach -
laß des Antiquars Max Picke rt, Nürnberg.
9. bis 11. Oktober. Leipzig. C. G. B o e r n e r. Lipsien-
sammlung Bey. Ansichten, Werke Leipziger Künstler. Bücher.
13. und 14. Oktober. Leipzig. Karl W. H i e r s e m a n n.
Sammlung Buhrig (Leipzig). Napoleon und seine Zeit.
15. Oktober. Heidelberg. Ernst C a r 1 e b a c h. Badensia
und Palatina, Rotdrucke, Kupferstiche. Farbstiche und Schab -
kunstblätter. Porträts und Städteansichten, Trachtenbilder.
Mitte Oktober. München. Galerie H e 1 b i n g. Sammlung
von modernen Gemälden, vorwiegend der Münchener Schule,
aus dem Nachlaß Professor Albert Schmidt, München, und
den Nachlässen Professor Fr. Skarbina, Berlin, und Kunst -
maler F. P e r n a t, München.
Mitte Oktober. Leipzig. C. G. B o e r n e r. Listen -
sammlung Hans B e y.
Mitte Oktober. Stuttgart. Oberes Museum. Felix
Fleischhauer. II. Abteilung der Waffensammlung des
Herrn R i v o i r, k. Silberverwalters, Stuttgart; Porträts,
Trachtenbilder, Ansichten von Hamburg, Bremen, Wien etc.;
Wiirttembergica, Rugendas-, Ridinger- und Gotha-Almanach-
stiche der Sammlung des verstorbenen Professors C. v.
Häberlin sowie Zeichnungen und Aquarelle des Meisters;
die Gemälde, Skizzen und getauschten Bilder des verstorbenen
Malers Paul Widmayer, Stuttgart; die bedeutende Minia-
turensammlung des Miniaturenmalers Holder.
20. und 21. Oktober. Berlin. Hollstein & P u p p e 1.
Seltene Ansichten von Alt-Berlin. Chodowiecki, Franz Krüger,
Schadow u. a. Farbige Städteansichten, Adelsbildnisse.
21. Oktober. Berlin. Hollstein & Puppe 1. Japani -
sche Farbenholzschnitte.
23. bis 25. Oktober. Berlin. Max Perl. Kupferstiche
alter Meister des 15. bis 18. Jahrh. aus Wiener Privatbesitz,
darunter wertvolle Dürer.
28. Oktober und folgende Tage. München. Galerie Hel -
bing. Hervorragende Sammlung von Antiken aus ausländi -
schem Privatbesitz. Keramik, Gläser und Bronzen von Aus -
grabungen.
Herbst. Berlin. Rudolf Lepk e. Majolikasammlung A. v.
Beckerath.
Herbst. Berlin. Rudolf Lepke. Nachlaß des Kommer -
ziell] ates August Zeiß, Renaissancekunst, Majolika, Teppiche,
moderne Gemälde.
Mitte November. Leipzig. C. G. B o e r n e r. Kupferstiche
aus Mailänder Adelsbesitz.
17. und 18. November. Berlin. Max Perl. Handzeich -
nungen, Gemälde und Aquarelle alter und moderner Meister.
20. und 21. November. Berlin. Hollstein & Pupp.e 1.
Radierungen, Lithographien und Handzeichnungcn moderner
Meister.
24. und 25. November. Leipzig. C. G. B o e r n e r. Biblio -
thek Oppler, Hannover. Umfangreiche Sammlung von In -
kunabeln, Manuskripten, Miniaturen, Holzschnitt- und Kupfer -
werken, Einbänden etc.
26. bis 29. November. Leipzig. C. G. B o e r n e r. Große
Kupferstichsammlung aus Mailänder Adclsbesitz. Bes. Porträts
d. 17. und 18. Jahrh. Umfangreiche Werke von Nauteuil,
Edelinck, Drevet. Wertvolle Kupferstiche des 16. bis 19. Janrh.
Neue Kataloge.
* Rudolf B a n g e 1, Frankfurt a. M. Nr. 860 und 861.
Sammlung des Herrn Oswald Friesewinkel in Duisburg-
Hochfeld. Gemälde. Antiquitäten, Kunstsachen sowie eine
kleine China- und Japansammlnng (636 Nummern).
* Karl W. Hiersemann, Leipzig. Sammlung
Buhrig, Leipzig. Napoleon und seine Zeit. (786 Nummern,
darunter Autographen, Bilder, Porträts, Schlachtendarstel -
lungen, Maueranschläge, Medaillen, Münzen, Ehrenzeichen,
Tabaksdosen, Pfeifen etc.)
* J. Gambe r, Paris. Cat. 80. Livres d’Occasion,
Athenes, Rome, Byzanze (3294 Nummern).
* Georges R a p i 11 y, Paris. Catalogue de livres d'Art.
Nr. 113, 1er Aout 1913 (Nr. 2792—3258).
Briefkasten.
Hertha v. B. Der Dichter Schönherr sammelt Zinn.
Emmerich v. K. in F. Die Renaissancekanzel aus Wasser -
burg am Inn erzielte 1950 Mark.
Baron M. Die Angaben über den Katalog der Kollektion
M. Guggenheim finden Sie im Anzeigenteile unseres Blattes.
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di Tivoli zahlte man 700 Mark.
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der freundlichen Beachtung unserer P. T. Leser
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