Nr. 18 Internationale Sammler-Zeitung. Seite 275 (Luftflotten-Medaille.) Das Zentralkomitee zur Schaffung einer österreichischen Luftflotte hat eine die Ziele und Zwecke der eingeleiteten Aktion symbolisierende Medaille herausgegeben, die eine Erinnerung an das große Unternehmen bildet und zugleich bestimmt ist, der fortschreitenden Samm lung neue Mitte! zuzuführen. Die Medaille, ein Werk des Bild hauers Gustav Gurschner, wurde auf Grund einer Er mächtigung des Finanzministers Ritter von Zalcski im Wiener Münzamte hergestellt, das dem kleinen Kunstwerk eine sorgfältige Ausführung zuteil werden ließ. Die Medaille zeigt auf der Aversseitc einen sich erhebenden Aeroplan, der in kühnem Fluge nach aufwärts strebt, während die aufgehende Sonne die unten liegende Landschaft mit ihren Strahlen trifft. Aus dem Aether tritt in großen Buchstaben der Allerhöchste Wahlspruch »Viribus unitis« hervor. Die Reversseite zeigt den Doppeladler in Hochrelief und die Widmung: »Für die öster reichische ' Luftflotte.« Die Medaille, die von künstlerischer Auffassung und strenger Behandlung der fachtechnischen Details zeigt, wurde in verschiedenen Größen hergestellt. Die große Ausgabe ist in erster Linie für Sammler bestimmt und sowohl im Hauptmünzamt als auch im Bureau des Zentral komitees (Schwarzenbergplatz Nr. 4) erhältlich. Die kleineren Medaillen sind in Galanteriewarengeschäften, Tabaktrafiken u. s. w. zu haben. Philatelie. (Die ersten albanischen Briefmarken.) Seit einigen Tagen tragen die Briefe von Durazzo, Valona und Algyra-Kastron auf den alten türkischen Brief marken einen Aufdruck mit dem Bilde eines zweiköpfigen »unbewaffneten« Adlers. Diese Aufdrucke werden nur ganz kurze Zeit im Verkehr sein, und zwar bis zu der Zeit, wo die neuen albanischen Briefmarken, die bereits entworfen sind, eingeführt werden. (Türkische Briefmarken mit bildlichen Darstellungen.) Endlich erfüllt die türkische Regierung die stille Sehnsucht der Markcnsammler: in einer großen Londoner Qravieranstalt ist man. wie jetzt verraten wird, be reits emsig am Werke, um die neuen türkischen Briefmarken fertigzustellen, die die Pforte in Auftrag gegeben hat. Und wirklich, auch in ihnen spiegelt sich etwas von dem Wechsel der Anschauungen in der neuen Türkei, sie bringen eine Um wälzung, sie bringen bildliche Darstellungen! Das war bisher immer unmöglich geblieben, man kennt die Stelle des Korans, die nicht nur den Wein und das Spiel, sondern auch Bild werke als »Lockwerk des Satans« verdammt. Daher trugen auch die türkischen Marken bisher stets nur die »Tughra«, das Schriftzeichen des türkischen Sultans. Die neuen, in Arbeit befindlichen türkischen Briefmarken — eine Serie von 22 ver schiedenen Marken — bringen unter anderem bildliche Dar stellungen der Suleimanjeh-Moschee, des Sultans Ahmed, die verbrannte Säule (die Konstantinsäule), die sieben Türme, das Denkmal auf dem Freiheitshügel, eine Hafenansicht von Konstantinopel und auch den im jüngsten Kriege so berühmt gewordenen Kreuzer »Hamidieh«. Die Wertbezeichnungen gehen von 2 Paras bis zu 200 Piastern. Die neuen Wertzeichen werden voraussichtlich im kommenden Jahre, wahrscheinlich im März, ausgegeben. (Neue Briefmarken von Rhodesia.) Die vor drei Jahren ausgegebenen Briefmarken von Rhodesia, die das Porträt des Königs und der Königin von England auf wiesen, sind außer Kurs; soeben hat die britische Südafrika gesellschaft für Rhodesia eine neue Markenserie ausgegeben, die 18 verschiedene Wertzeichen von einem halben Penny bis zu einem Pund Sterling umfassen. Die meisten sind zwei farbig. Sie zeigen das Porträt König Georgs en face, in kleiner Admiralsuniform, die Marinemütze auf dem Haupt. (Eine philatelistische Bibliothek im Britischen Museum.) Der Graf von Crawford hat seine bedeutende philatelistische Bibliothek dem Britischen Museum unter der Bedingung vermacht, daß diese als solche erhalten und in sich einheitlich gekennzeichnet bleibt. Siegelmarken. (Die erste Ausstellung in Berlin.) Aus Berlin wird uns gemeldet: Das »Kaufhaus des Westens« hat jetzt die erste systematisch geordnete Ausstellung von Siegel marken veranstaltet. Erstaunt erfährt man, daß es unter diesen Siegelmarken schon große Seltenheiten gibt, die »ver griffen« und nicht mehr im Handel zu haben sind. Es gibt auch schon Fälschungen aller Art, und mit schwerem Golde werden einzelne Exemplare aufgewogen, auf denen sich ein Druckfehler eingeschlichen hat. Fünfzig Reichsmark werden dem gezahlt, der sich im Besitz der Siegclmarke der im nächsten Jahre zu eröffnenden Buchgewerbe- und Graphischen Ausstellung in Leipzig befindet, auf der in dem Worte »Ausstellung« das eine s fehlt. Und ein französischer Sammler hat kürzlich sogar 150 Mark für einen ganzen Bogen der Marken der Dresdner Kunstausstellung 1909 gezahlt, auf der man — übrigens in ganz vortrefflicher Ausführung — einen Riesen sieht, der von einer gewaltigen Hydra umschlungen wird. Wie viel Siegelmarken es gibt, ist augenblicklich gar nicht zu übersehen. Die Feststellung wird die eingehende Arbeit der Sachverständigen erfordern, die sich bereits mit der Abfassung eines Kataloges befassen. Sie werden mit dem Jahre 1870 beginnen müssen. Damals gab als erste die Landesaus stellung Graz eine schlichte Siegelmarke heraus, die den wirklichen Siegeln getreu nachgebildct war und wohl keine andere Aufgabe hatte, als den Besuchern der Ausstellung das langweilige Geschäft des Siegclns abzunehmen. Vielleicht werden die Forscher auf diesem Gebiet, die sich jetzt an die Arbeit machen, noch ältere Vorgänger ausfindig machen. Tat sache ist jedenfalls, daß die Siegelmarke in den Achtziger- und Neunzigerjahren des verflossenen Jahrhunderts ein recht bescheidenes Dasein führte. Es erscheint deshalb verständlich, wenn jetzt für Exemplare aus diesen Jahren ganz ansehnliche Preise gezahlt werden. Erst die Berliner Gewerbe-Ausstellung von 1896 brachte einen bemerkenswerten Aufschwung. Damals wurden Siegelmarken der Ausstellung in vielen Hundert tausenden von Exemplaren auf Briefe und Postkarten geklebt. Seither haben sich die Siegelmarken, die nunmehr Ansichten von Städten, berühmten Gemälden, Stilleben und Genreszenen darstellen, im Fluge die Welt erobert. Italien, Norwegen, Frankreich, Oesterreich, Amerika, Belgien, kurz alle Staaten der zivilisierten Welt, beteiligen sich an dem Wettkampf mit Deutschland, das unzweifelhaft das beste auf diesem Gebiete geleistet hat. Viele reizende Bilderserien moderner deutscher Künstler, die meist im Vierfarbendruck ausgeführt wurden, sind längst nicht mehr im Handel zu haben und werden nun unter Glaskästen aufbewahrt. Besonderer Schätzung erfreuen sich die Ergebnisse der Wettbewerbe für Siegelmarken, die naturgemäß nur in wenigen Exemplaren vorhanden sind. Man hört von sehr bemerkenswerten Preisen, die Sammler für solche Rari täten geboten haben. Auch viele allgemein interessante Dinge hat die neue Industrie zutage gefördert. So gibt es eine schöne große Siegelmarke, die im Rahmen der französischen Trikolore das Bild des Herzogs von Orleans zeigt und die Unter schrift trägt: »Vive le duc d’Orleans.« Andere Marken tragen ihren Text in den Weltsprachen Esperanto und Ido, und die Leitung der olympischen Spiele in Stockholm im vergangenen Jahre brachte es sogar fertig, ihre Marken in s e c h z e h n verschiedenen Sprachen herauszugeben, unter denen weder Chinesisch noch Japanisch fehlen. Verschiedenes. (Funde in der Bibliothek Mazarine in Pari s.) Wie das »Journal des Debats« mitteilt, sind bei einer Neuinventarisierung der Bestände der Bibliothek Mazarine in Paris eine Reihe von seltenen Drucken und illuminierten Handschriften gefunden worden, von denen man bisher ent-