Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 13 Seite 284 der allgemeine Geschmack auf diesem Wege nachgefolgt und allerseits ist man jetzt bereit, die starken dekora tiven Eigenschaften der archaischen Majoliken bis auf die wirklich primitiven Töpfereien des Trecentöstils herab vollauf zu würdigen. Von der virtuosen Mal weise und Glasurtechnik der reifen Renaissancemajoliken, von ihren satten Farben und figurenreichen Bildern sind die italienischen Fayencen des 15. Jahrhunderts noch weit entfernt; aber sie haben, ganz abgesehen von ihrer entwicklungsgeschichtlichen Be deutung, von den glänzenden Werken der Hochblüte eine urwüchsige Kraft der Dekoration und Einheitlichkeit der Wirkung voraus. Vom Beginne des XVI. Jahrhunderts Der Herkunftsbestimmung der Frühmajoliken stand man bis vor kurzem ziemlich ratlos gegenüber, da Orts bezeichnungen in den Werkstätten des XV. Jahrhunderts nicht üblich waren. Hier hat erst das im Jahre 1912 er schienene Werk Wilhelm Bcd.es, »Die Anfänge der Ma jolikakunst in Toskana«, die erwünschte Aufklärung ge schaffen. Es hat den früher unterschätzten oder ganz ver kannten Anteil Toskanas an der Kunsttöpferei des XV. Jahrhunderts aus der Menge der Quattrocentodenk mäler herausgehoben und zugleich durch Beobachtung der Fundorte, Wappen, Werkstattsmarken, Besteller abzeichen und Gefäßformen die stilistisch verschiedenen Gattungen der Florentiner Töpferei festgestellt. Damit ist Fig. 4. Fi: herwärts waren die Majoliken zum allergrößten Teile reines Schaugerät zum Schmucke der Kredenzen, Wände und Apotheken; ihre Dekoration, ob ornamental oder figürlich, beruht auf den Vorbildern der gleichzeitigen Malerei und des Kupferstiches. Sie ist von außen her in die Töpferei übertragen, ein Abglanz der hohen Kunst auch dort, wo keine unmittelbare Entlehnung fremder Motive vorliegt. Demgegenüber sind die Majoliken vor dem Ausgang des XV. Jahrhunderts vorwiegend noch wirkliches Gebrauchsgeschirr, oder wenn sie schon als Schaustücke dienten, was für viele Apothekengefäße und manche reicher ausgestattete Schüsseln und Vasen zu treffen mag, so haben sie doch in ihren Formen und Zier weisen an den Traditionen des Gebrauchsgeschirrs fest gehalten. Ihr Stil ist durchaus keramisch; ob die Orna mente spanischen, islamischen Einfluß verraten oder gotischer Abkunft sind, immer sind sie aus der Töpfer werkstatt hervorgegangen, und der Töpfer ist hier nicht bloß der ausführende Maler, sondern auch der erfindende Schöpfer der Dekoration. Durch diese Einheitlichkeit und innere Geschlossenheit erweisen sich die Quattrocento majoliken als echte Kinder des Mittelalters, dem die Ar beitsteilung zwischen Künstler und Werkmann im Hand werk noch fremd war. :. 2. Fig. 3. ein sicherer Wegweiser für die Sammlung von Beckerath gewonnen, deren Hauptbestände toskanischer Her kunft sind. Die dem Trecentostil noch nahestehende Floren tiner Gruppe der hochgeschätzten Gefäße mit pastoser Blaumalerei ist in der Sammlung von Beckerath mit einer überraschend großen Folge vertreten. Die Majoliken mit Rankenornament unter spanischem Einfluß sind spärlicher, um so zahlreicher dagegen die farbenstarken gotischen oder gotisierenden Blattornamente, die in vielen Varia tionen bald als selbständige Muster, bald in Verbindung mit Wappen oder pharmazeutischen Inschriften auftreten. Innerhalb dieser Gruppe wie auch bei den verwandten Pfaufedermustern ist die Grenze zwischen Florenz und Faenza ziemlich schwankend; doch ist daran festzu halten, daß alle Albarellen mit Doppelhenkeln Toskana zuzuschreiben sind, da diese seltene Form auf faentini- scher Seite niemals mit Sicherheit nachgewiesen wurde. Nächst. Florenz hat Faenza den größten Teil der Quattrocentogeschirre der Sammlung von Beckerath ge liefert. Wie der von H. K- Krüger mit gewohnter Sorg falt und bewährter Sachkunde ausgearbeitete Katalog richtig angibt, gehören von den spätgotischen Kannen, alle diejenigen nach Faenza, deren Bildfelder ein radial ge-