Seite 290 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 19 Ein Murillo? Im Anschluß an die von uns (in Nr. 18) besprochenen Sammlungen P i c k c r t (Nürnberg) und Georges Stapelberg (Odessa) gelangen am 7. Oktober bei H e 1 b i n g in München auch einige wertvolle Anti quitäten aus anderem Besitz zur Versteigerung. Es be findet sich darunter ein dem Murillo zugeschriebenes Gemälde, das die »Verkündigung« darstellt. An dem Gemälde, das Fig. 15 zeigt, sieht man links die heilige Jungfrau an einem Betpult kniend, rechts schwebt der Engel Gabriel in Wolken mit redender Geste und den Lilienzweig tragend hernieder. Den Mittelraum nimmt das überirdische Licht ein, das von der Taube des heiligen Geistes ausgeht. Halbfiguren von Engeln umsäumen die Lichtwolke. Das Gemälde war einst im Besitze des Rates Fried rich Schlosser, des Freundes der Gebrüder Bois- seree, Steinles, Overbecks und anderer Nazarener, be kannt auch als Frankfurter Vertrauensmann des alten Goethe. Dem Gemälde liegen drei Briefe des bekannten Kunsthistorikers Geheimen Regierungsrates Professors Karl J u s t i bei, die dem Erben Schlossers, Baron B e r n u s, das Gemälde begutachten und cs Murillo sehr nahe stellen. Fig. 15. Verkündigung, Murillo zugeschrieben. Chronik Ansichtskarten. (Künstlerkarten von Z n a i m.) Maler Viktor Schufinsky, Professor der k. k Tonfachschule in Znaim hat eine Reihe vorzüglich gelungener Ansichtskarten von Z n a i rn erscheinen lassen, die ihn als Meister der Graphik zeigen. Mit glücklicher Wahl malerischer Punkte — »Gurkenmarkt«, »Znaim von der Eisenbahnbrücke«. »Kloster Bruck«, »Kopalplatz«, »Die Burg vom Thayatal« — hat seine Freude an kräftigen Farben gegensätzen bei vollkommener Beherrschung der der Graphik vorgezeichneten Flächenwirkung ein paar ungemein wirksame kleine Kunstschöpfungen zutage gefördert. Die strenge Linien führung des Baulichen, das wimmelnde Gedränge der Plätze, der lebhafte Dreiklang von Blau, Weiß und Pot ergab eine gute plakatartige Mischung, die jedenfalls geeigneter für Ansichtskarten ist als die verblassenden Farben der üblichen »Künstlerpost karten«, mit denen der Markt überschwemmt ist. i Bibliophilie. (Die Bibliothek W e i s s t e i n.) Aus Berlin wird gemeldet: Das Lebenswerk Gotthilf Weissteins, seine Büchersammlung, liegt nunmehr in zwei prachtvoll ausge statteten Quartbänden, übersichtlich geordnet durch die kundige Hand Fedor v. Z o b e 11 i t z-, des Freundes des Verstorbenen, abgeschlossen vor. Es ist ein Geschenk des Bruders, des Bau rats Hermann W e i s s t e i n, an die Mitglieder der Gesell schaft der Bibliophilen, und es darf bestimmungsgemäß nicht in den Handel gebracht werden. In pietätvoller Gesinnung ist die edle Gabe gedacht und dargebracht. Die Freunde des geistvollen Sammlers jenes Bücherschatzes aber werden sicherlich das | Andenken des Dahingeschiedenen in Liebe und in Treue be-