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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 19
Numismatik.
(Münzfunde in Ober-Laifrach.) Vor einiger
Zeit wurde ein kleiner, 15 römische Münzen umfassender
Schatzfund gemacht, der sich auf Gallienus, Claudius üothicus
und Maximinian (?) verteilt. Die Münzen, speziell jene
des Maximinian (?), waren weniger abgeschliffen als arg
korradiert. Sie dürften am Anfang des vierten Jahrhunderts,
als der Kampf zwischen Licinius und Constantin begann, ver
graben worden sein. Ein weiterer Fund betrifft eine silberne
Barbarenmünze der älteren schriftlosen Type. Sie ist sehr gut
erhalten, zeigt am Averse einen Kopf mit einem dreiteiligen
breiten Kopfschmucke. Der Revers zeigt ein lediges schreitendes
Pferd. Als Beizeichen ein Punkt mit zwei Strichen, die von ihm
ausgehen. Ober dem Fußgelenk, zwischen den Vorderfüßen vier
Punkte. Gewicht 9'45 Gramm. Baron Z o i s (Wien).
(Neue französische Nickelm ft nzen.) Im Laufe
des nächsten Jahres sollen in Frankreich alle Kupfermünzen
verschwinden und durch Nickelmünzen ersetzt werden. Die
Entwürfe zu den neuen Münzen sind bereits von namhaften
Künstlern im Münzmuseum zu Paris ausgestellt. Von den
weit über hundert eingereichten Zeichnungen sollen zehn von
der Jury ausgewählt werden. Alle Einsender haben sich bemüht,
das Vorbild der belgischen Münzen nicht nachzuahmen; trotz
dem ist die in Belgien übliche Lochung der Münze wieder auf
genommen worden.
(Eine K ö r n e r - M e d a. i 1 l e) hat jetzt der Numis
matische Verein zu Dresden in künstlerischer Ausführung
prägen lassen. Die von Fritz Hörnlein (Dresden) entworfene
und von der kgl. sächs, Münze in Mullenhütten hergestellte
Medaille zeigt auf der einen Seite Theodor Körners Porträt,
auf der anderen den am gesattelten Pferd stehenden Reiter und
die Körnerschen Verse: »Der Hochzeitsmorgen graut, Hurra, du
Eisenbraut, Hurra!«
Philatelie.
(N e u h e i t e n.) Bulgarien hat anscheinend seine
Absicht, neue Marken herauszugeben, aus Sparsamkeitsgründen
vertagt und beschränkt sich darauf, die bisherigen Wertzeichen
mit einem Ueberdruck zu versehen, der die lakonischen
Worte enthält »Befreiungskrieg 1912—13«. Der Ueberdruck ist
rot, grün oder schwarz und verteilt sich wie folgt; 1 Stotinke
myrtengrün mit rotem Ueberdruck, 2 Stotinki karmin und
schwarz, grüner Ueberdruck, 3 St. lackschwarz und stumpfes
Schwarz, grüner Ueberdruck.; 5 St. grün und schwarz, roter
Ueberdruck, 10 St. rot und schwarz, schwarzer Ueberdruck,
15 St. nußbraun, grüner Ueberdruck und 25 Stotinki, ultramarin
und schwarz mit rotem Ueberdruck.
Die Cu'baner haben eine neue Marke für Eilbe
stellungen ausgegeben, deren Zeichnung das Land an der Spitze
der technischen Zivilisation zeigt: man sicht den Hafen von
Havanna mit der Festung und dem Leuchtturm, mit einlaufen
den Segelschiffen und Dampfern; und über dem Hafen be
schreibt stolz ein Eindecker seine Kreise. Die Zeichnung ist
sehr hübsch, aber der Graveur hat sich bei ihr die Freiheit ge
nommen, die Sonne im Norden aufgehen zu lassen.
(Neue Marken der Niederlande.) Der Verlag
des Schaubeck-Album, C. L. Lücke in Leipzig, schreibt uns:
Die Niederlande sind soeben im Begriff, eine Jubiläums
serie von 16 Werten zu bringen, doch wird bedauerlicherweise
über alles Nähere gleich einer geheimen Staatsaktion das
tiefste Stillschweigen gewahrt. Nichts gelangt hierüber in die
Oeffenlichkeit, selbst die Albumverleger und Fachzeitschriften,
die beim Vertrieb der Marken an Sammler und Händler ge
wiß keine zu unterschätzende Rolle spielen, sind nicht ein
mal unterrichtet, und doch sollen die neuen Wertzeichen
bereits Ende Oktober verkehrsfähig sein. Nur soviel
sickerte bisher durch, daß diese Marken die Bildnisse der
Könige Wilhelm I., II., III. und der Königin W i 1 h e 1 m i n a
tragen.
(Die Briefmarken von Scotts Südpol
expedition.) Den Briefmarkensammlern steht eine Ucber-
raschung bevor. Es wird nämlich der Rest jener Briefmarken,
die für die Südpolexpedition Scotts hcrgestellt worden sind,
in London versteigert. Der Erlös soll dem Scott-Fonds zu
fließen. Es handelt sich um zwei Briefmarkensorten, eine grüne
Halbpcnny und eine, rote Einpenny von Neuseeland, die den
Ueberdruck »Viktoria-Land« tragen. Jede von diesen Marken
ist von der Expedition mitgeführt worden. Es sind noch un
gefähr 800 Stück Halbpennymarken erhalten; die Zahl der
Einpennymarken ist noch größer. Die Mitglieder der Expedition
haben sich entschlossen, die Halbpennymarken nicht unter
20 Mark für das Stück und die Einpennymarken nicht unter
5 Mark zu verkaufen.
Verschiedenes.
(Eine P1 a k a t s a m m 1 u n g.) Wie man uns mitteilt,
war der in der vorigen Woche im Raxgebiete verunglückte
Sprachlehrer Maurice Schoonheyd Mozart van Leiten thal
ein passionierter Plakatsammlcr. Seine Wohnung in W i e n war
mit Plakaten aller Länder bespannt und auch Mappen bergen zahl ■
reiche interessante Plakate, die er in W i e n und auf der Reise
gesammelt hatte.
(Kunstausstellungen für Kinder.) Wie ernst
es den Vorständen der amerikanischen großen Museen mit der
Pflicht ist, durch ihre Sammlungen erziehlich zu wirken, zeigt
die Tatsache, daß Kinderführungen eingerichtet wurden, in
denen von geeigneten Persönlichkeiten die Kinder vor hervor
ragende Kunstwerke geführt werden. So hat das zweitgrößte
amerikanische Museum, das Museum of fine Arts in B o s t o n,
jetzt in seiner Kupferstichsammlung eine Ausstellung von einigen
hundert Stichen, Radierungen, Lithographien, Holzschnitten
und Farbendrucken zu einer Ausstellung für Kinder vereinigt,
die von einem Kinderkomitee ausgesucht worden
sind. Die Kinder haben zumeist ohne Hinweise anerkannte
Meisterwerke der Kupferstich- und Radierungskunst aus
gewählt.
(Eine Bonbonsammleri n.) Das seltsamste aller
Museen ist wohl das »Bonbon-Museum«, das nach den Angaben
der »Daily Mail« eine vornehme Französin zu ihrem Privat
vergnügen angelegt hat. Da finden sich Süßigkeiten in allen
möglichen Größen, Formen und Geschmäckern, in den ver
schiedensten bunten Verpackungen, zum Teil mit altertümlichen
Bildchen und Sinnsprüchen geziert, aus der Gegenwart, der
jüngstcnVergangenheit, aus der Zeit Napoleons I., aus den Tagen
der du Barry, bis. zurück aus der Zeit Katharinas von Medici.
Wie die Französin die Schätze ihres Museums zusammengebracht
hat, wird leider nicht verraten: cs wird nur angedeutet, daß sie
alte Möbel, vergessene Schubfächer und dergleichen aus alten
Zeiten durchsucht und dabei zuweilen auf solche Süßigkeiten
stößt, die dem Gegessenwerden durch einen Zufall entgangen
sein mögen. Das merkwürdige Museum hat nur einen Fehler:
es ist nur für das Auge, nicht für den Geschmack, auf den die
Gegenstände, die es enthält, doch berechnet waren.
(DerWert zuwachsanspruchdesbildenden
Künstler s.) Ungewöhnliche Preissteigerungen der letzten
Zeit auch bei modernen Kunstwerken haben in der Künstler
schaft den Wunsch nach Beteiligung an solchem Wertzuwachs
rege gemacht. Der Fall Degas, dessen »Ballettschülsrinnen«,
einst für ein Butterbrot von ihm fortgegeben, im letzten Winter
435.000 Franken brachten, hat in Frankreich die Einbringung
eines Gesetzentwurfes veranlaßt, dahingehend, daß bei jedem
Verkauf eines Kunstwerkes der Künstler oder seine Erben bis
50 Jahre nach seinem Tode 2 vom Hundert des Kaufpreises zu