Seite 364 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 24 Und nun will ich einiges über Nachdrucke, das sind Neudrucke oder Kopien, sagen. Neudrucke sollen gesetzlich das Verlegerzeichen tragen, fehlt es oder ist nur das Verlegerzeichen des Originals vorhanden, so lag die Absicht einer Täuschung vor, und ein solches Blatt kann als Fälschung bezeichnet werden. Neudrucke sind in den Umrissen nicht schwer herzustellen, da sic leicht zu kopieren sind und der Schnitt nach der auf dem Holz- blocke geklebten Kopie erfolgt. Die Schwierigkeit liegt erst in der Farbengebung. Wir finden auch zumeist ganz vorzügliche Kopien, soweit es die Konturen anbelangt, und wenn diese dennoch dem Original nachstehen, so liegt dies zumeist in der Farbengebung. Die Farbengebung gibt uns auch die beste Handhabe, um einen Neudruck oder eine Fälschung zu erkennen. Es gibt aber natürlich auch mindere Neudrucke, die selbst den Anforderungen in der treuen Wiedergabe der Konturen nicht entsprechen. Neudrucke zeigen auch oft auf der Rückseite eine gewisse strichweise Glätte; cs sind dies die Spuren des. Reibens, das beim Drucke in Anwendung kam. Was die Farben der Neudrucke anbelangt, so ist dies wie bei den Fälschungen und späteren Drucken, sie wirken auf den Beschauer aufdringlich, dabei sind sie mehr oder weniger stumpf und zeigen nicht den trans parenten Glanz der alten Farben, der selbst noch bei schlechter Erhaltung den alten guten Blättern einen eigen artigen Reiz verleiht. Die Farben der Neudrucke zeigen meist auch nicht die übereinstimmende Harmonie, wie sie den alten Blättern eigen ist, sie springen sozusagen, einem einzeln in die Augen, wie die Töne eines schlecht harmonierenden Orchesters in die 'Ohren. Wenn es auch vorzügliche Neudrucke gibt, denen nicht alle diese Fehler anhaften, ein oder der andere Fehler tritt doch hervor. Je weniger diese Eigenschaften bei dem modernen Drucke bemerkbar sind, desto besser ist natürlich die Kopie. Sehr gute Neudrucke sind übrigens nicht so häufig zu finden, und man verlangt jetzt auch schon in Europa für solche ganz entsprechend hohe Preise. Man würde aber den Verlegern und Kunsthändlern in Japan unrecht tun, wenn man sic wegen der Herausgabe der Neudrucke als Fälscher bezeichnen würde. Die Täuschung des Käufers liegt ihnen sicher ferne, das be weisen schon die niedrigen Preise, die in Japan für solche Blätter verlangt werden. Dasselbe ist ja auch bei uns der Fall, wo die graphischen Reproduktionen im Kunst handel eine hervorragende Stelle entnehmen, nur mit dem Unterschiede, daß bei uns im Verhältnisse bedeutend höhere Preise verlangt werden. Ebensowenig kann man das Werk eines Künstlers, das eine starke Anlehnung an die Arbeit eines größeren Meisters zeigt, gleich als Fälschung bezeichnen; oft sind solche Schöpfungen streng oder frei bearbeitete Kopien, wie wir solche auch bei unseren Kupferstich-Kleinmeistern im 16. Jahrhundert vorfinden. Kopien sind nicht immer Fälschungen, erst durch eine falsche Signierung, bei der es auf Täuschung abgesehen ist, wird sie zur Fälschung. Da es Sammler gibt, die mit einer gewissen Ge ringschätzung auf diejenigen herabsehen, die auch Neudrucke in ihre Sammlung aufnehmen, so will ich hier an die Frage herantreten, ob man Neudrucke nach alten Meistern sammeln soll oder nicht. Ich sage unbe dingt ja, und zw 7 ar aus folgenden Gründen: Es ist ganz unmöglich, sämtliche Werke eines Künstlers im Originale zu erhalten, und so sind gute Neudrucke nur eine not wendige Ergänzung; wir füllen damit nicht nur die Lücken in unseren Mappen, sondern auch in unserem Wissen aus. Es schenken selbstverständlich auch die be deutendsten Sammler den Neudrucken ihre Aufmerksam keit, wie dies zum Beispiel aus der Monographie Uta- maros von Dr, K u r t h zu ersehen ist. Ferner bieten uns die Neudrucke das beste Material, um Fälschungen zu er kennen und sie nachzuweisen. Ich spreche hier aus prak tischer Erfahrung und will zur Begründung meiner An schauung in dieser Hinsicht folgendes anführen: H. Shmidt gibt uns in seiner bereits erwähnten inter essanten Studie »Harunobu, Technik und Fälschungen seiner Holzschnitte« wertvolle Fingerzeige, um einen echten Harunobu von einem falschen zu unterscheiden. Als Kennzeichen der Echtheit führt er auch die Eigen schaften der Papiere an, die Harunobu zu seinen Drucken verwendete. Er sagt unter anderem daselbst: »Harunobu verwendete dickes Material (bis 0‘2 Millimeter Dicke). Das Papier seiner besten Drucke ist gleichmäßig fein faserig, hat auf farbfreien Stellen Seidenglanz und fühlt sich weich an. Es ist sehr widerstandsfähig und schwer einzureißen. Abgegriffene Ecken sind stumpf, aber nicht zerfasert.« Diese Beschreibung paßt nun Wort für Wort auch auf das Papier von Neudrucken Harunobus, die im Ver lage von Kokodo Sakai in Tokio zu haben waren. Bei Unkenntnis dieser Neudrucke könnte ein Sammler leicht nach dem Wortlaute der Beschreibung des Papieres, wie sie uns H. Shmidt ganz richtig gegeben hat, solche als echte Blätter von Harunobu halten. Ich fand auch solche Blätter in öffentlichen Auktionen als echt ausgeboten, in Auktionen, wo es sicher auf eine Täuschung nicht abge sehen war und zu denen der Auktionskatalog angeblich von einem bekannten Eachmanne verfaßt wurde. Viel leicht hätte auch ich nicht diese Blätter als Neudrucke erkannt, wenn nicht eben dieselben Blätter als Neu drucke in meinem Besitze gewesen wären. Man sieht aber auch, wie schwer cs ist, bestimmte Anleitungen in dieser Hinsicht zu geben, cs bewahrheitet sich eben auch hier das Wort: »Grau ist jede Theorie.« Die starken, seidenartigen J J apiere, die zu den Neu drucken Harunobus benützt werden, haben Eigenschaften, die ich bei den alten, starken, seidenartigen Papieren nicht beobachtet habe. Diese neuen Papiere sind so stark mit Pflanzenschleim versetzt, daß ein Durchfärben des Papieres fast unmöglich ist; die Farbe haftet nur auf den obersten Schichten des T 5 apicrcs. Ferner besitzen diese Papiere zuweilen dunkle Flecke, die innerhalb des Papieres sicli befinden; hält man das Papier gegen das Licht, so kann man diese bräunlichen Flecke bemerken. Befeuchtet man das Papier, dann treten sie auf die Ober fläche, um beim Trocknen wieder zu verschwinden. Ge schieht die Befeuchtung mit einem gefärbten Wasser, dann verschwinden die Flecke nicht mehr, sie treten stärker in Farbe auf und sind nicht mehr zu entfernen. Fig. 2 zeigt so ein Blatt von Harunobu, wo die Flecke in den Wolken bemerkbar sind. Fälscher finden wir zu allen Zeiten und in allen Orten, daher auch in Japan; es wäre aber ein Irrtum, zu glauben, daß der Japandruck nur in Japan gefälscht würde. Auch bei uns versteht man diese Kunst ganz gut, denn die Fälscher haben cs hiebei, im Gegensätze zur Fälschung anderer Kunstgegenstände, sehr leicht. Als Grundlage zu ihren Fälschungen benützen sie ein fach den billigen Nachdruck. Der Japaner benützt auch alte Originalplatten, deren es noch in der jüngsten Zeit viele gegeben hat, oder er fälscht die Blätter direkt mit Hilfe der billigen und geschickten Holzschneider. Diese direkte Fälschung ist schon schwieriger, denn hiezu gehört außer der Kunstfertigkeit auch das volle Eingehen in den Geist und die Eigenart des Künstlers, sowie die genaue Kenntnis des Materials, das ist die des Papiers und der Farben und dazu ist nur der Japaner befähigt. Solche Fälschungen sind auch am schwersten zu erkennen. Bei der Schwierigkeit der direkten Fälschung ist es begreiflich, daß in erster Linie