Nr. 24 Internationale Sammler-Zeitung. Seite 365 solche Blätter gefälscht werden, die am Kunstmarkte hohe Preise erzielen, weshalb auch gerade bei solchen Blättern die größte Vorsicht angezeigt erscheint. Sonst ist, wie gesagt, die Fälschung leicht. Der Fälscher nimmt einen Neudruck her und seine Arbeit besteht nur darin, dem Blatte das Aussehen des Alters zu geben, wobei das Papier eventuell auch gefärbt wird. Eine solche künstliche Färbung des Papiers ist jedoch meistens leicht zu erkennen. Sobald man es mit einem Tropfen Wasser befeuchtet, bildet sich ein lichter Fleck mit einem dunkleren Rand. Ist das Papier mit Tabaksaft, Kaffee oder Tee gefärbt, so kann man dies auch nach dem Geruch oder nach dem Geschmack er kennen. Doch, wie schon früher erwähnt, muß man beim Tabakgeruche berücksichtigen, daß das Blatt in einem Lokale gehangen sein konnte, wo es dem Tabak rauche ausgesetzt war. Es schließt auch nicht aus, daß alte Blätter hie und da aus irgend einem Grunde ge färbt wurden; die Entfärbung bei Anwendung des * Wassertropfens tritt aber in diesem Falle nicht so rasch und auffällig zutage, wie bei frischen Färbungen. Die künstliche Fälschung der nachgedunkelten Färbung des Papiers ist, wie man sieht, nicht so leicht, da sie durch das Befeuchten des Papiers leicht konstatiert werden kann. Wenn nun das Papier gefärbt ist, werden künstlich Wurmlöcher angebracht, was am besten durch ent sprechend hergestellte Metallstanzen geschieht, sodann wird dem Papiere durch Reiben, Drücken und der gleichen eine gewisse Weiche gegeben, damit es nicht knittert. Nun folgt die künstliche Abnützung, indem man die Ecken abgreift, oder, was eigentlich natürlicher ist, man überläßt die Bilder Kindern auf längere Zeit zum Spielen. Die besorgen dann schon die Abnützung. Einige angebrachte Flecke erhöhen den Anschein der Echtheit noch mehr, gerade so wie die Löcher in einem Perserteppiche. Zum Schlüsse werden noch einige Restaurierungen vorgenommen und der billige Neu druck wurde so zum teueren alten Druck umgewandelt. Ja, wenn nur die Farben nicht wären, die den Kenner immer auf die Spur der Fälschung führen. Das Ver blassen der Farben durch die Sonne hilft nichts, denn die alte, echte, feingeriebene Erdfarbe sowie die t'ig. 3, glänzende alte Pflanzenfarbe verändern sich durch das Sonnenlicht in einer ganz anderen Weise, als dies bei den gröber behandelten modernen Farben der Fall ist. Man kann auch bei den alten Blättern häufig die Wahr nehmung machen, daß die Veränderung in den Farben, die durch das Alter und durch das Sonnenlicht hervor gerufen wurden, ihnen nicht nachteilig war, was von den Neudrucken nicht gesagt werden kann. Aus dem Angeführten ist auch zu entnehmen, daß es ganz falsch wäre, wenn man, wie es zumeist ge schieht, die Echtheit und das Alter eines Blattes nach dem Schmutze, den Wurmlöchern, der dunklen Farbe Figo 4. des Papiers, den abgestoßenen Ecken und abgegriffenen Rändern beurteilen würde. Je mehr aber solche Fehler vorhanden sind, desto eher wird so ein Blatt von manchem Sammler als echt angesehen. Alle diese Eigen schaften können einem Neudrucke oder dem Papiere leicht gegeben werden, wie ich es geschildert habe. Bei gut erhaltenen Blättern ist die Bestimmung ' der Echt heit leichter als bei schlecht erhaltenen; je schlechter so ein Druck erhalten ist, desto schwerer wird auch die Beurteilung, und ich glaube, daß ein Mißtrauen gegen schlecht erhaltene Blätter zumeist gerechtfertigter ist als gegen tadellose Blätter. Warum sollen tadellose Blätter in voller Frische ihrer Farbenpracht nicht echt sein? Häufig findet man solche wohl nicht, woher wohl das Mißtrauen mancher Sammler gegen solche vorzüglich erhaltene Blätter stammen mag. Solche vorzüglich erhaltene Blätter brachten zum Beispiel die Auktionen in Paris von Hayas'hi (1904) und Goncourt (1893) und solche finden wir auch in mancher öffentlichen und privaten Sammlung. Die Erhaltung der Blätter hängt ganz von dem Schicksale ab, das sie im Laufe der Zeit erlitten haben; wurden sie sorgsam aufbewahrt, so blieben sie auch tadellos erhalten. Im allgemeinen heißt es aber in unserer europäischen Kunstliteratur, die japanischen Farben holzschnitte wurden in ihrem Vaterlande nicht ge schätzt und auch nicht gesammelt, daher müßte man daraus die Folgerung ziehen, daß sie auch nicht sorg sam genug aufbewahrt wurden, und es wäre ein be sonderer Zufall, wenn man ein tadelloses Blatt finde, Woher kommen also diese vorzüglich erhaltenen Blätter, fragen sich die meisten Sammler und be trachten jedes schadlose Blatt mit Mißtrauen, sie ver missen den Schmutz und die Wurmlöcher, nach denen sie die Echtheit und das Alter eines Blattes beurteilen und nehmen an, daß ein solches gut erhaltenes Blatt ein Neudruck sei. Die Echtheit eines Blattes nach seiner Erhaltung zu beurteilen, ist, wie bereits zum Ausdrucke gebracht wurde, jedoch nicht richtig. Wie kommt es aber, daß diese Drucke, die ja angeblich in Japan nicht geschätzt und gesammelt wurden, doch in allen Zu ständen der Erhaltung fortwährend auftauchten und auch jetzt noch zu finden sind, wenn auch der echte, alte Farbenholzschnitt im Lande selbst sehr selten ge worden ist? Diese Frage ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt worden, was mich veranlaßte, diesbezüglich nachzu forschen, wobei ich, unterstützt durch Mitteilungen