Internationale $<immler-2eitunß Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde. Herausgeber: Norbert Ehrlich. 5. Jahrgang. Wien, 15. März 1913. Nr. 6. Die Ex libris-Ausstellung Wien 1913. Von Karl Lorenz, Bibliothekar an der k. k. Universitätsbibliothek in Wien. Am 4. März 1. J. wurde durch deren Protektor, Sr. kaiserlichen und königlichen Hoheit dem durchlauchtig sten Herrn Erzherzog Karl Franz Josef die erste Wiener Ex libris-Ausstellung in feierlicher Weise er öffnet. Durch die Veranstaltung dieser Ausstellung geht ein lang gehegter Wunsch der rührigen Oesterreichischen Ex libris-Gesellschaft in Erfüllung, die damit in würdig ster Form ihren zehnjährigen Bestand feiert. Dank der Gastfreundlichkeit des k. k. Museums für Kunst und Industrie, das die Säulenhalle seines Gebäudes am Stubenring für den Zweck zur Verfügung stellte, konnte diese für Wien neue Ausstellung veranstaltet werden, nachdem bereits andere Städte des In- und Aus landes mit derartigen Veranstaltungen vorausgegangen waren. Während die bisherigen österreichischen Ex libris- Ausstellungen (Brünn 1898, Salzburg 1905, Graz 1912) mehr lokales Gepräge trugen, versuchte man in Wien der Ausstellung einen internationalen Charakter zu ver leihen. Dies ist allerdings nur bis zu einem gewissen Grade gelungen. Die Hauptmasse der ausgestellten Ob jekte stammt aus Oesterreich, doch sind auch Deutsch land und die Schweiz gut vertreten. Die französischen, italienischen, spanischen, englischen und amerikanischen Ex libris-Künstler mußten sich mit verhältnismäßig wenigen Belegstücken begnügen, die uns kein Bild über den derzeitigen Stand der Ex libris-Kunst in diesen Län dern zu bieten vermögen. Die Ausstellungskommission mußte nämlich einer seits mit dem immerhin beschränkten Raume und an dererseits mit dem Umstande rechnen, daß das Auge beim Betrachten derartiger kleingraphischer Kunstwerke nur allzu rasch ermüdet. Da außerdem ein immenses Ma terial eingesandt worden war — es konnte nur etwa ein Drittel davon unter Glas gebracht werden — war auch die Jury bemüßigt, sich die größte Einschränkung auf zuerlegen. Die Ausstellung gliedert sich in zwei Gruppen, in eine historisch- retrospektive und in eine m o- d e r n e. Auch das dem Ex libris verwandte Superlibros erscheint berücksichtigt. Dem chronologischen Prinzipe folgend, zerfällt die historische Gruppe in fünf Abteilungen: Abteilung 1 ent hält Blätter des 15. und 16. Jahrhunderts, Abteilung 2 umfaßt die Blätter des 17. Jahrhunderts, Abteilung 3 die des 18. Jahrhunderts, Abteilung 4 bringt Ex libris aus dem Zeiträume von 1800 bis 1870 und schließlich Abtei lung 5 die von 1870 bis 1912. Damit sind wir bei der Gegenwart angelangt, der die ganze Gruppe 2, nach Künstlern geordnet, gewidmet ist. Aus Abteilung 1 (Blätter des 15. und 16. Jahrhun derts) wären besonders hervorzuheben: Der bemalte Holzschnitt der Karthause Buxheim in Bayern vom Mönche Hildebrand Brandenburg aus Biberach (dieses Blatt gilt als das älteste deutsche, auf mechanischem Wege hergestellte Ex libris), das hand gemalte Blatt des Rudolf de Calle (beiläufig 1450) und das älteste in Stich hergestellte Blatt des Bernhard von R o h r b a c h. Die Bestimmung des letzten Blattes als Ex libris wird allerdings von vielen, so auch vom Grafen L e i n i n g e n, angezweifelt. Albrecht D ü r e r ist durch drei seiner Ex libris (dar unter das berühmte Blatt für Willibald Pirckheimer und dessen Ehefrau Kreszentia) vertreten. Ferner finden wir noch in dieser Abteilung charakteristische Holzschnitte von Lukas Cranach d. Ae. (Ex libris der Stadtbiblio thek Orngau und der Universitätsbibliothek Wittenberg), einen entzückenden Kupferstich des Monogrammisten J. B. für Willibald Pirckheimer aus 1529; zwei bemalte Holzschnitt-Ex libris des bekannten Luther-Gegners Dr. Eck, Blätter von Hans Sebald B e h a m, Jost Aroma n, Virgil S o 1 i s, Matth. Z ü n d t u. a. m. Von lokalgeschichtlichem Interesse sind die Blätter des kaiserlichen Rates Helmhorst Freiherrn v. J ö r g e r (1571), des Wiener Astronomen Magister Georg Tann- st etter, zirka 1516, des Bischofs Johann Fab er (typographisches Donatoren - Ex libris in mehreren Varianten, zirka 1540), des Universitätskanzlers Dr. Paul von Ober st ein, des Dichters Johann Alexander Brassicanus (zirka 1530) etc. Die zweite Abteilung — deutlich durch den vor herrschenden Barockstil gekennzeichnet — steht an Kunst der ersten bedeutend nach. Nichtsdestoweniger wird uns auch hier manches schöne und seltene Blatt vorgeführt, so das von Aegidius Sadeler gestochene Ex libris für Peter Vok von Rosenberg, das Porträt- Ex libris für den Nürnberger Messerschmied Johann