Seite 132 Internationale S a rn tn 1 e r - Z e i t u n g. Nr. 9 werke in ihr sei besonders hingewiesen: das Gemälde ! über dem Hauptaltar, die heilige Maria in Wolken dar stellend, mit drei knienden Malteserrittern vor ihr, wurde lange Zeit dem böhmischen Maler Karl S k r e t a zugeschrieben, doch scheint es eher die Arbeit eines der vielen in Prag damals weilenden italienischen Maler zu sein. Eher dürfte die Autorschaft j Skretas für das zweite Gemälde der Kirche, eine schöne Enthauptung der heiligen Barbara, stimmen. Oben bei der Orgel findet sich eine sehr merkwürdige Darstellung: man sieht in den Zweigen eines Baumes eine Madonna mit dem Kinde, während zu Füßen des Baumes Männer und Frauen knien. Zur Deutung dieser künstlerisch nicht weiter bedeutenden Darstellung machte mich der vielbewanderte Inspektor der Prager Rudolfinum-Galerie und geschätzte Restaurator auf ein ihm bekanntes Gemälde im Besitz des Klosterneu burg e r Stiftes aufmerksam, das eine ähnliche Szene aufweist und offenbar die Altwiener Sage von dem wundertätigen Marienbilde in Hietzing darsteht, wo ein in die Zweige eines Baumes geflüchtetes Bildnis den Verfolgern zuruft: »Hüat’s enk!« (»Hütet euch!« — Hietzing.) Es wäre interessant, diesem Zusammen hang weiter nachzugehen. In der Kirche befindet sich j auch eine plastische Arbeit des deutschböhmischen j Bildhauers Max, den Großmeister Rudolf C o 11 o- ! r e d o darstellend. Der größte Teil der schönen Bildersammlung, j welche jetzt noch zu besprechen ist, befindet sich in den { Amtsräumen des Priors Fra Hammerschmied und ist dort auf eine nicht gewöhnliche Weise unterge bracht. Die. teils auf Holz, teils auf Leinwand gemalten Gemälde der verschiedensten Größe sind nämlich alle, in die Vertäfelung der Zimmer eingelassen und so, von zierlichen Rokokorahmen umschlossen, mit der Mauer fest verbunden. Sic bilden eine Art kostbarer Tapete, deren Würdigung allerdings durch die besonders in den Ecken sehr ungünstigen Lichtverhältnisse und j die Unmöglichkeit, ein Bild von der Wand abzunehmen, j sehr erschwert wird. Immerhin genießt dafür der Be- ] trachter hier, zusammen mit den wundervollen alten, ! kunstvoll gearbeiteten Möbeln den Eindruck eines ganz originellen Rokoko-Innenraumes. Im Vorzimmer er- | innert noch ein Bildnis des oben genannten Begründers j des jetzigen Prager Großprioratspalastes T a u f f e r ; von, R o v i n, angeblich von der, Hand des berühmten ! Malers Anton Gr aff, an die Geschichte des Ordens, j Supraporten mit Schlachtenbildern zwischen Christen ! und Sarazenen von der Hand des in Prager Galerien häufigen B o u r g u i g n o n leiten zu den Gemälden j des Hauptgemaches über. Ganze Generationen und Schulen von Altprager Malern treten hier dem Beschauer mit Arbeiten ent gegen. Beginnen wir mit zwei sauber und liebevoll ge malten Geflügelbildern, Hennen und Hähne darstellend, des Solothurner Malers Johann Rudolf Byß, so lernen wir in ihm gleich den Lehrer des Prager Still lebenmalers Johann Adalbert Angermeyer kennen, von dessen fleißigem Pinsel im Kloster Str ahow und im Palais W a 1 d s t e i n (vgl. meine Aufsätze über diese Sammlungen in der »Internationalen Sammler- Zeitung«*), natürlich auch hier gute Proben in der Art des Mignon vorhanden sind. Byß selbst hat in Prag unter anderem die Deckenfresken im ehemaligen gräf lich Strakaschen Palais gemalt, aus dem, wie oben ge sagt, die Malteser-Bildersammlung stammen soll. Und gewissermaßen ein künstlerischer Enkel des Byß, der * Siehe Nr. 21 und 23 des III. Jahrganges. Stillebenmaler Kaspar Hirsche ly, ein Schüler Angermeyers, zeigt hier seine reizvollen Blumenstücke im holländischen Geschmack. Auch den Maler Johann Jakob H a r t m a n n, von dem hier zwei große Land schaftsbilder mit reicher Staffage vorhanden sind, kennt man schon aus Strahow. Auch dieser Kuttenberger Maler, der in Prag 1730 starb, hat einen malenden Sohn hinterlassen, dessen kleine Landschaften hier gut neben denen des Vaters bestehen. Von Arbeiten dieser Periode enthält die Sammlung ferner große Amorettenbilder des Wiener Malers und Akademiedirektors Strudel von Strudendorf (1660 bis 1714), artige Vogelbilder des Linzer Meisters Franziskus B u r g a u, dessen vorübergehende Tätig keit in Prag nachzuweisen erst kürzlich dem Prager Forscher Inspektor Bergner gelungen ist; auch Burgaus Bruder Peter ist durch mehrere Bilder ver treten. Hier ist ferner wieder der schon in anderen Prager Sammlungen erwähnte Johann Baptist B o u t- tats (1693 bis 1705) zu nennen, jener Antwerpener Maler in der Art des Melchior de Hondecoeter, dessen Tätigkeit in Prag Bergner ebenfalls aus den Krankcn- matriken des Spitals der Barmherzigen Brüder nachge wiesen hat (Jahrbuch der k. k. Zentralkommission, Bd. III, Beiblatt Sp. 103 ff.). Schöne Blumenstücke, hell auf dunklem Grunde sich abhebend, sind Arbeiten des in Wien als Hofmaler lange tätig gewesenen Ham burgers Franz Werner Tamm (1669 bis 1727), der auf die damalige Stillebenmalcrei großen Einfluß gehabt hat (auch auf den oben angeführten Bildern Strudendorfs dürfte er mitgearbeitet haben). Ein anderer Wiener und niederösterreichischer Maler, Tobias Pock (1609 bis 1683), ist hier mit kleinen schwebenden Putti vertreten, die lebhaft an die im Prager Rudoifinurn befindlichen Bilder »Elemente« erinnern. Zwei historische Dar stellungen geben für die Kunst des an italienischen Meistern geschulten Malers Johann Heinrich Schön feld (1609 bis 1675) ein gutes Zeugnis ab. Endlich sind die meist nur in Prag und in Böhmen bekannten Maler Lchotzky und Peter Keck aus dem 18. Jahr hundert mit Stilleben in guter Qualität vertreten. Was die bekannteren ausländischen Meister betrifft, so besitzt die Sammlung ein ganz ausgezeichnetes Werk der großen Meister S n y d c r s und J o r d a e n s. Es zeigt einen reich beschickten Marktstand, Früchte und Wild, mit zwei Personen im Hintergründe; das Bild ist in der Jordaens-Literatur völlig vergessen, nur Max R o o s e s erwähnt es, hat es aber nicht selbst ge sehen. Abraham Godyn ist hier durch eine Dar stellung vertreten, die an seine Fresken im Schlosse zu Troja und an ein Bild der Rudolfinum-Galerie (»Jael und Sissera«) erinnert. Ausgezeichnet und eines der schönsten Bilder der Sammlung muß ein Stilleben mit Früchten, Gemüse etc., die merkwürdigerweise eine ganze Landschaft zum Hintergrund haben, genannt werden, das laut Bezeichnung auf Jan Davidsz de Hcem (1606 bis 1648) weist und von seiner Virtuosität die beste Vorstellung gibt. Zu den Begründern der Bildnismalerei des 17. Jahrhunderts gehört der Amster damer Cor nelisz van der V o o rt (1576 bis 1624), von dem die Galerie Nostitz in Prag einige Porträts be sitzt; hier ist er mit zwei feinen Bildnissen, eines Herrn und einer Dame, monogrammiert und datiert anno 1621, vertreten. Der Vlärne Andriesz van E r t- v e 11 (Artveit, 1590 bis 1632) zeigt seine Geschicklich keit in zwei lebendigen Seegefechten. Mit dem Hinweis auf drei ebenso subtil und effekt voll ausgeführte, wie um ihrer künstlerischen Absicht wegen merkwürdige große Gemälde sei diese kurze