Seite 198 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 13 »Monsieur, ie serai bien ciharrne, quand cette raillerie pulse vous rapporter cent cinquante mille livres de reute. Prague, le 7 Mai 1842. F. S e r v a i.« Es scheint, daß der gute Wunsch nicht ganz in Er füllung ging . . . Einen amüsanten Beitrag zur Geschichte der Zensur in Wien gibt Landau in seiner Mitteilung über die Vor lesungen, die er in Wien hielt. Diese waren so harmlos, daß der Zensor, dem sie im Manuskript vorgelcgt wurden, nichts an ihnen zu tadeln fand. Nur das Wort »Actus« strich er und setzte dafür: »Vorgang«. Weiß Gott, was sich der Zensor dabei dachte, denn daß er nur ein Gegner der Fremdwörter gewesen wäre, ist kaum anzunehmen. In Wien lernte Landau auch den berühmten Impro visator O. L. B. W o 1 f f, den Professor an der Univer sität Jena, kennen. Wolff, der über eine ungemein große Hotel Lamm sah er ihn in schwarzer Gala, mit weißer Krawatte. »Wie kommen Sie nach Wien, Herr Doktor?« »Ich komme soeben von einer Audienz bei Metternich,« antwortete Laube. »Ich war bei ihm, um die Aufführung meines ,Struensee' zu bewerkstelligen.« Natürlich »be werkstelligte« Landau, daß ihm Laube ein Stammbuch blatt widmete: »Jeder Mensch hat ein Talent, dieses an sich aufzufinden und dann rücksichtslos auszubilden, dieses ist seine Aufgabe. Möge sie Ihnen leicht gelingen. Wien, 19. Nov. 1845. Laub e.« Ob Laube mit diesen Worten auch auf das Talent Landaus, sein Album zu füllen, anspielcn wollte, wissen wir nicht. Von Friedrich Flcbbcl erhielt Landau das wohlgc- troffenc, vorzüglich lithographierte Bild (E. Kaiser) mit folgenden Zeilen: Fig. 5. Richter, »Die Sonne blickt mit hellem Schein«. Gelehrsamkeit auf dem Gebiete der Literatur verfügte, verblüffte seine Hörer durch die beispiellose Leichtig keit, mit der er über jedes ihm angegebene Thema sofort in Versen sich ergoß, die häufig sich nicht bloß durch den Reim, sondern auch durch wahrhaft poetischen Schwung auszeichneten. Aber, seltsam, der Mann, der zu jeder Zeit, bei. Tag und Nacht dichten konnte, schrieb in Landaus Album ein — Zitat. Adam Oehlenschläger, der einen Besuch in Wien machte und bei dieser günstigen Gelegenheit von Landau um einen Beitrag gebeten wurde, schrieb ihm: »Eh' ich wieder aus Wien muß fort, Schreib’ ich Ihnen ein herzliches Wort. Wir lieben beide die Poesie Und scheiden also im Leben nie. Wien, den 3. Juli 1844. A. Oehlen schlage r.« Von Th alb erg, dem genialen Virtuosen, erzählt Landau, »daß aristokratisches, fürstliches Blut in seinen Adern fließt«. Er beschenkte Landau auch fürst lich mit — Noten. Für das Klavier natürlich. Eine interessante Begegnung, erzählt Landau, hatte er im Jahre 1845 mit Heinrich Laube in Wien. Im »Längst erschienen die Geister auf unserem deutschen Theater, Wann wird endlich dem Geist zu erscheinen erlaubt? Wien, Januar 1848. Friedrich Hebbel.« Von Julius Frö'bel, dem Freund und Genossen Robert B 1 u m s im Gefängnis, finden wir in Landaus Album folgende Verse: »Wenn endlich wir im offenen Kampfe stehen, lrn offenen Kampfe gegen alles Schlechte — Das jahrelang die Seele uns empört, Dann ist der Kampf Genuß und höchstes Glück Und diese Stürme sind die beste Zeit. Wien, 22. September 1848. Julius F r ö b c 1.« In Leipzig das lange der Mittelpunkt deutscher Schriftsteller war, machte Landau begreiflicherweise viele Bekanntschaften, die seinem Album zugute kamen. Darunter auch im Jahre 1848 die der einst so viel ge nannten und nun fast ganz vergessenen Luise Aston. Sie hat dieses Schicksal nicht verdient, denn sie war eine originelle, geistreiche Frau, die namentlich als Vor kämpferin für die Emanzipation der Frauen mit Energie