Seite 206 Nr. 13 Internationale folgen Gruppen in Marmor, Bronze, Terrakotten. Seine Antiken sammlung hat Rodin verstanden, außerordentlich reich und viel seitig auszugestalten. Sie stammt aus Ankäufen, die er, sie oft dem Zufall überlassend, auf seinen Promenaden in Paris gemacht hat. Aufgestellt ist diese Sammlung im Hotel Biron jetzt noch nicht, man kann sie aber in Meudon in der Besitzung des Meisters sehen. Sie zeigt er seinen Besuchern stets in erster Linie. Im Hotel Biron werden die wichtigsten Stücke dieser Sammlung in ähnlicher Weise wie in Meudon, im Freien, also in dem Licht, für das sie geschaffen wurden, Aufstellung finden. Die Sammlungen Rodins umfassen Fragmente von Praxiteles, I'hidias, römische Torsi und Büsten, mittelalterliche Dar stellungen der Jungfrau und Christi, Werke der Renaissance, japanische und chinesische Antiken, persische Stoffe, einige ägyptische Statuen. (Eine Fälschung im Thermenmuseum.) Aus Rom wird der »Frkf. Ztg.« berichtet: In der letzten Nummer des Jahrbuchs des österreichischen archäologischen Instituts macht Prof. Fr. Hauser darauf aufmerksam, daß er und andere Archäologen, so Prof. A rn e 1 u n g, der bedeutendste lebende Antikenkenner, einen bekannten Marmorkopf des Antikenmuseums in den Thermen des Diocletian, der unter der Bezeichnung »Supplice« (Die Flehende) im Katalog aufgeführt ist und als griechisches Originalwerk aus dem 5. Jahrhundert v. dir. galt, für eine Fälschung halten; als ein Beweis wird angeführt, daß in letzter Zeit drei gleiche Köpfe auf dem Äntiquiitätenmiarkte erschienen seien. Der Kopf weist im Typus große Aehnlicibkeit mit den Epheiben des Parthenonf dieses auf und steht auch in direkter künstlerischer Verwandtschaft mit der be kannten Statue aus der Zeit des Phidias im Palazzo Barberini In Rom. Die Deutung des Kopfes war verschieden: Visconti hielt ihn für eine um Aeueas trauernde Dido, Braun für eine Penelope; keiner der zahlreichen Kunsthistoriker aber, die sich in Spezialarbeiten mit dem Werke beschäftigten, hielt es bisher für falsch. Angekauft wurde es 1911 auf Grund eines Gutachtens der bedeutendsten italienischen Archäologen. Der von einem römischen Blatt befragte Direktor der schönen Künste Corrado Ricci bestätigte zwar das Vorhandensein einiger Pendants, die aber alle gegen das Stück des Thermenmuseums minderwertig seien; er hält auch jetzt noch das Gutachten, das zu dem staat lichen Ankauf führte, für begründet. (Ein Ibsen-Museum in Christiania.) Wie aus C h r i s t i a n i a gemeldet wird, hat Ibsens Sohn, der frühere Staatsminister Dr. Sigurd Ibsen, der Stadt Christiania das Arbeits- und Schlafzimmer seines Vaters, das will sagen, ihre volle Ausstattung an Hausrat, Bildern u. s. w., als Geschenk angeboten. Voraussetzung der Gabe ist, daß die Gemächer mit den ursprünglichen Tapeten und allem Zubehör aus der Woh nung am Drammensvej, die Ibsen in seinen letzten Lebensjahren bewohnte, entfernt und in dem Norwegischen Volksmuseum ganz getreu wieder aufgebaut werden. Doch findet dieser Plan nicht ungeteilte Zustimmung. So tritt zum Beispiel ein großes Blatt dafür ein, daß man das Arbeitszimmer Ibsens als ge heiligte Stätte nicht aus dem Hause entferne, wo der Dichter selbst gelebt und geschaffen hat, sondern daß es an Ort und Stelle als eine Art lebendigen Ibsen-Museums unberührt er halten bleibe. Ibsens Arbeitszimmer enthält eine Reihe von wertvollen Gemälden, darunter auch das Bildnis Strind- b e r g s von der Hand des norwegischen Malers Christian K r o h g. In welcher Form nun aber auch der Plan zur Aus führung gelange, gewiß scheint unter allen Umständen, daß Christiania seinen großen Dichter durch die Einrichtung eines eigenen Ibsen-Museums ehren wird. (Das Museum von Rhodus.) Die Restaurierung des altehrwürdigen Bauwerkes, das auf Betreiben der italienischen Regierung dazu bestimmt ist, als »Museum von Rhodus« der Nachwelt die Erinnerung an die Geschichte der Insel zu erhalten, geht ihrem Ende entgegen und wird in den ersten Julitagen voll endet sein. Es handelt sich um den stattlichen alten Bau, der in den Jahren 1421 bis 1437 unter der Herrschaft des Antonius F1 u v i an und La R i v i e r e s, des zehnten Großmeisters des Ordens der Ritter von Rhodus, erbaut wurde. Ursprünglich diente er dem Orden als Kloster, später wurde er von den Türken als Kaserne verwendet. Um einen geräumigen Hof ziehen sich prächtige Säu'lengänge mit gotischen Wölbungen. Den Mittelpunkt des Hauses bildet ein riesiger Saal von sieben Meter Höhe; in ihm wurden in alten Zeiten die neuen Ritter des Ordens zum Schwure zugelassen, indes die übrigen Räume den Novizen dienten. Nach der gründlichen Wiederherstellung wird das Bauwerk die schönen Sammlungen aufnehmen, die aus den im Auftrag der italienischen Regierung an verschiedenen Stellen der Insel vorgenommenen Ausgrabungen hervorgegangen sind und die bereits eine Fülle kulturhistorisch und künstlerisch wert vollen Materials umfassen. Vom Kunstmarkt. (Preistreibereien.) Man schreibt uns aus London: Die Kunstauktionen bei C h r i s t i e gestalten sich immer mehr zu wahren Orgien der Sammelwut. In früheren Jahren trafen sich bei den Christie-Auktionen Sammler von Erfahrung und Ansehen, die ihre Kollektionen komplettieren wollten, genau wußten, was jedes Stück, ob es sich nun um ein Bild oder um einen kunstgewerblichen Gegenstand handelte, wert sei und sich untereinander in taktvoller Weise verständigten, um aufgeregte Preistreibereien zu verhindern. Jetzt strömen dort an den großen Auktionstagen die Multimillionäre aller Erdteile zusammen, die, vom Beispiel Pierpont Morgans verführt, im Handumdrehen von heute auf morgen in ihren Palästen, in denen es noch nach Firnis riecht, »Sammlungen« aufstellen wollen, gleichgiltig, ob sie etwas davon verstehen oder nicht, ob es Bilder oder Statuen, Altertümer oder Kuriositäten sind. Die vornehme, gediegene Sammelwelt kann da natürlich nicht mittun und begnügt sich mit der Rolle des stummen Zuschauers. So wurden auch bei der letzten großen Versteigerung bei Christie wieder ganz fabel hafte Preise für Porzellan, Tapisserien ynd Möbel erzielt, die oft in gar keinem Einklang zum effektiven Sammelwert der Sachen stehen. Ein wilder aufgeregter Streit entstand um einen schönen chinesischen Becher aus der Kang-He-Periode, der auf schwarzem Gründe bunte Vögel und Blumen zeigt. Schließlich erstand ihn ein Mr. Gor er um 125.000 K, nachdem er einen anderen Becher aus derselben Periode mit etwas mehr als 100.000 K bezahlt hatte. Im Laufe des Tages kaufte er noch ein Paar Blumentöpfe und zwei Vasen, die alle aus Kang-He-Zeit herrühren, für zusammen 65.000 K. Ein Mr. Thorp trieb den Preis von einem Paar alten Dresdener Vasen auf 24.000, von zwei Dresdener Bechern auf 15.000 K. Diese vier Stücke, dis also zusammen 39.000 K brachten, waren von ihrem bisherigen Besitzer ebenfalls bei Christie vor sechs Jahren mit 6000 K bezahlt worden. 20.000 K brachte ein Ludwigsburger Speise service, das Mr. Rosenbaum aus Newyork erwarb. Eine Kuriosität, die allerdings sondergleichen ist, erwarb Mr. L i p p- mann, indem er ein großes Marmorrelief aus dem vierten Jahrhundert vor Christi Geburt, das in Tripolis gefunden worden war, erstand. Er mußte dafür 36.000 K bezahlen. Dann kamen Tapisseriestücke an die Reihe. Von ihnen erzielte den höchsten Preis von 90.00C K eine Garnitur von fünf Brüsseler Panels aus dem 17. Jahrhundert. Unter den antiken Möbeln befand sich ein Louis XV.-Marketerieschreibtiscb mit eingelegter Arbeit, den Mr. Bartelett für 15.000 K erwerben konnte. Eine Stand uhr aus der Zeit Louis XVI. in weißem Marmor mit entzücken den Figuren wurde mit 5000 K bezahlt. (Die Versteigerung der Handzeichnungs sammlung Arnold Otto Meyer.) Fortsetzung aus Nr. 12 der »Internationalen Sammler-Zeitung«: Overbeck: Nr. 553 Sitzende Madonna, Kreide Mk. 360, Nr. 554 Mann in weitem Mantel, Blei Mk. 170, Nr. 556 Modellakt, Kreide Mk. 20, Nr. 557 Männlicher Kopf, Kreide Mk. 115, Nr. 558 2 Bl. Amor von Thetis, getränkt Mk. 100. Karl Gottlieb P e s c h e 1: Nr. 560