Seite 238 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 15 weniger scharf kontrolliert wird, mit dieser Fälschung frei machte, so dürfte der dem Postfiskus entstandene Schaden nicht unerheblich sein. (Cervantes-Briefmarken.) In Spanien rüstet man sich zu den großen Feiern, mit denen im Jahre 1916 der 300. Todestag von Miguel de Cervantes, dem Schöpfer des Don Quixote begangen werden soll Bereits im kommenden Jahre wird Spanien zu diesem Zwecke Cervantes-Brief marken ausgeben; die spanische Postverwaltung hat diesen Plan soeben angekündigt. Es wird übrigens nicht das erstemal sein, daß dem Andenken an den unsterblichen Satiriker aut Briefmarken gleichsam amtlich eine Ehrung dargebracht wird. Vor neun Jahren, zum 300. Jahrestage der Veröffentlichung des ersten Teiles des »Don Quixote« gab die Postverwaltung eine Sonderserie von Marken heraus. Da sah man Don Quixote im Kampfe mit der Schafherde, im Kampfe mit der Windmühle, sah ihn mit den Dorfmädchen, auf hölzernem Rosse, im Ochsen wagen; auch der biedere Sancho Pansa fehlte nicht. Leider wurden seinerzeit diese originellen Marken sehr schlecht ge druckt; hoffentlich haben hierin die neuen Cervantes-Marken ein glücklicheres Schicksal. Verschiedenes. (Eine weltberühmte Bernsteinsammlung.) Nach dem Tode von Professor Dr. Klebs in Königsberg entbrannte ein heißer Wettbewerb um die kostbare, in ihrer Art völlig unschätzbare Bernsteinsammlung des Ver storbenen, wobei sich auch Amerika lebhaft beteiligte. Nunmehr aber ist zu hoffen, daß dieses Studienobjekt von höchstem wissenschaftlichen Wert Königsberg erhalten bleibt. Nachdem das Ministerium, die Provinz Ostpreußen, die Stadt Königsberg und die königlichen Bernsteinwerke namhafte Beiträge für den Erwerb der Sammlung beigesteuert haben, erklärten sich jetzt noch eine Anzahl hervorragender Persönlichkeiten der Provinz, vor allem Fürst Dohna, Wir'kl. Qeh. Rat Graf Dönhoff, Kommerzienrat T e p p i c h und andere bereit, durch bedeutende Geldspenden die sehr hohe Kaufsumme zusammenbringen zu helfen. Somit scheint der Ankauf der Sammlung, die der königl. Bernsteinsammlung angegliedert und damit der öffent lichen Besichtigung freigegeben werden soll, gesichert. (Zoologische Merkwürdigkeiten.) Aus T ü- hingen wird uns berichtet: Ein Tübinger namens Kibler ist von einer längeren Reise pach der Siidsee zurüokgekehrt, bei der er sich auch, als erster Europäer, sechs Monate im Innern der Insel Bougadnpille aufgehalten hat. Er unter nahm dieses Wagnis trotz der Warnungen der Behörden vor den Inselbewohnern, die Menschenfresser sind. Kibler hat von seiner Expedition allerhand ethnographisch und zoologisch merkwürdige Dinge mitgebracht, namentlich bisher noch nir gends gesehene Arten riesiger Käfer und Schmetter linge, darunter ganz neue Arten der Ornithoptera. (Der Briefwechsel Karl Augusts mit Goethe.) Eine Veröffentlichung des Briefwechsels Karl Augusts mit Goethe für das Jahr 1915, in dem Weimar die 100. Wiederkehr seiner Erhöhung zum Großherzogtum feiert, ist als erster Teil einer umfassenden Veröffentlichung über Karl August als Neuausgabe in Vorbereitung. Sie wird von Dr. H. W a h 1 herausgegeben. Später soll sich dem Briefwechsel noch Karl Augusts politische Korrespondenz und eine großangelegte Biographie von Erich Mareks an schließen. (Römische Funde beim Aachener Dom.) Bei Ausgrabungen auf dem Gelände des A a c h e n e r Münsters wurde eine 416 Meter breite römische Bruchsteinmauer sowie Säulentrommeln aus Sandstein und ein Altarstein mit römischer Inschrift aufgedeckt. Man vermutet, daß diese Riesenmauer nebst den übrigen Architekturüberresten zu einem mächtigen römi schen Tempelbau auf der Flöhe des Pfalzhügels, des heutigen Markthügels, gehörten. (Der Mäzen.) Eine tragikomische Geschichte aus dem Salon der Artistes Francais erzählt ein Pariser Blatt. Ein Herr besuchte die Ausstellung, der mit Kennermiene alle Bilder musterte, seinen Katalog eifrig mit Notizen versah und schließ lich in das Verkaufsbureau ging und dort über zwei Stunden verweilte. »Was ist der Preis von Nummer X?« — »3000 Franken.« — »Ich kaufe cs. Was ist der Preis von Nummer Y?« —■ »6000 Franken.« — »Ich kaufe es.« Und so weiter. F)er reiche Mäzen kaufte für über 100.000 Franken Bilder, Seit langem hatte man im Salon einen so interessanten und großzügigen Besucher nicht gesehen. Ein wahrhafter Kunstfreund. Kein Wunder, daß die Saaldiener, die Billeteure, die Katalogverkäufer und auch die Herren vom Komitee sich besonders tief verbeugten, als der Herr ging. Er reiste nach Holland. Aber als man ihm jetzt schrieb und seine genaueren Dispositionen über den Versand der Bilder erbat, erhielt man eine unerwartete Antwort: »Herr X. ist soeben in ein Irren haus überführt worden. Damit erledigen sich auch alle seine Einkäufe.« Traurigen Herzens entfernte man die schönen Schilder mit dem Vermerk »Verkauft« von den Bildern — und die Enttäuschung und der Schmerz der Künstler über das Ver schwinden dieses Mäzens mag sich ausmalen, wer Phantasie genug hat . . . Museen. (Die älteste Ansicht von Florenz.) Das Kupferstichkabinett der Berliner Museen besitzt das einzige be kannte Exemplar einer alten Ansicht von Florenz aus dem: Ende des 15. Jahrhunderts, das als älteste derartige, genaue Ab bildung der Arno-Stadt für deren Kenntnis unschätzbar ist. Es ist ein Holzschnitt, dessen Stadtbild von einer Kette mit Schloß umzogen ist. Jetzt hat Professor Christian H ii Isen, der ausgezeichnete Archäologe und Topograph, die Quelle des Berliner Blattes festgestellt. Er fand in einer kleinen Florentiner Bibliothek, der der Societä Columbaria, das Frag ment eines Kupferstiches, auf den der betreffende Teil des Berliner Holzschnittes sicher als Quelle zurückgeht. Gleichzeitig konnte Hülsen, wie er im neuen Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen ausführt, diesen Kupferstichplan von Florenz mit einem Plan identifizieren, den Francesco Rosselli Ende des 15. Jahrhunderts, geschaffen hat. Danach ist dann erst im Anfänge des 16. Jahrhunderts der Berliner Holzschnitt gefertigt worden. (Neuerwerbungen des Berliner Kunst gewerbemuseums.) Die Sammlungen des Berliner Kunstgewerbemuseums haben wieder eine Reihe hervorragen der Kunstwerke unter ihren Neuankäufen zu verzeichnen. Ein Erzeugnis der Berliner Eigengießerei, die nach den Freiheits kriegen hier eine kurze, verdienstliche Tätigkeit entfaltete, ist eine Statuette Gneisenaus. In die Porzellansammlungen kamen zwei Werke des Hauptmeisters der Höchster Manu faktur, J. P. Melchior. Es sind um 1770 entstandene Ton modelle für Porzellanfiguren. Einem der hervorragendsten Glasmaler der deutschen Renaissance, dem Landshuter Meister Hans Wertinger, wird eine neuangekaufte Wafienscheibe zugeschrieben. Auch eine italienische Glasmalerei wurde er worben, ein Bild des heiligen Benedikt aus dem Jahre 1506. Zur selben Zeit entstand in Frankreich ein aus Wolle gewirkter alter Vorhang, der auf blumigem Grund die Pieta zwischen dem Evangelisten Johannes und Maria Magdalena zeigt. Italienische Majoliken, ein venetianischcs, aus Silber tauschiertes Messing becken, eine Raerener Steinzeugkanne, ein südfranzösischer Konsoltisch des frühen Rokoko mit den Figuren der Jahres zeiten seien weiter genannt. Frau Geheimrat S c h ö 11 e r schenkte dem Museum zwei deutsche Fayencevasen, die eine aus der Fabrik von S i m o n e t in Frankfurt a. M. um 1700„