Nr. 2 Internationale Sammler-Zeitung. Seite 23 Gründe hat und es bleibt noch abzuwarten, was nach all den Uebertreibungen, die uns das vergangene Jahr so reichlich gebracht hat, als neuer und bleibender Ge winn bestehen kann. So steht auch die Internationale Sc h w a r z- Weiß-A us Stellung im Zeichen der Gärung. Die aquarellierten Zeichnungen Paris von Güterslohs, die Pastellzeichnungen Löfflers und die Batikarbeiten von Gabi Möschl, die gar nicht in den Rahmen einer Zwei farbenschau passen, verraten einen Fanatismus, der durch Uebertreibungen für das Prinzip Bahn brechen will; bei ihnen wie bei Harta und vielen anderen ist nur nicht klar, worin das Neue bestehen soll und der deut lichste Eindruck, den man aus dieser Ausstellung nach Hause trägt, ist der, daß viele der lautesten Rufer im Im Volksheim, weit draußen am Koflerpark, hat Dr. G 1 a ß heuer Gemälde aus Wiener Privatbesitz unter dem Titel »D a s Sittenbild« vereinigt. Der I^ciz dieser Veranstaltung lag in der Durchführung des Ge dankens, die Entwicklung des Genrebildes seit dem 16. Jahrhundert vorzuführen, eine Idee, die um so glück licher war, als durch sie zugleich ein nicht direkt beab sichtigter Erfolg erzielt wurde: die Veranschaulichung des Lebens der vergangenen Zeit, welche ein lücken loses Kulturbild darbot und die beste Ergänzung zu allen kulturgeschichtlichen Vorträgen geben konnte. Das Volksleben auf der Rirmeß, im Wirtshause, am Werktag und an Festtagen, die kleinen Ereignisse des Alltags und hauptsächlich das Milieu von Haus und Straße all das gab eine interessante Sammlung, die nur länger hätte Fig. 3. Morlaud-Ward, Besuch beim Kinde. Streite — zu diesen gehört natürlich besonders Ko koschka ein eminentes zeichnerisches Können und eine intensive Kraft der Farben absichtlich durch eine angenommene Pose überdecken. Die Namen Corinth, Liebermann, Orlik und Slevogt ragen hervor, und Klimt hat an hundert Zeichnungen ausgestellt, welche in der mühelosen und sicheren Linienführung zumal seiner fabelhaften Akte beweisen, wie gut die Jungen daran taten, ihn zu ihrem Führer erkoren zu haben; allerdings folgen sie seiner geraden Spur meist nur in Zickzack linien. Erwin Lang zeigt in zahlreichen Holzschnitten weit mehr Talent für architektonische Schilderungen als für figurale Vorwürfe. Ein glänzendes Niveau wird der Ausstellung durch die Graphik gesichert; nebst der Don Juan-Mappe Hans Meids und der radierten Tierbilder August Gauls ist hier noch der Kollektion ungarischer Künstler (Conrad) und der englischen Gäste (Bentley, Bust, Brangwyn und Lee) Erwähnung zu tun. Der aka demische Verband für Literatur und Musik hat mit dieser Veranstaltung einen glücklichen Schritt auf neues Gebiet getan. geeint bleiben sollen. Eine Reihe von Plakaten aus der rühmlich bekannten Sammlung des Dr. Ottokar Mascha zeigte überraschend, wie die Kunst der Straße zum Dokument der Kultur werden kann. Die Galerie M i e t h k e, die sich in der letzten Zeit für die französischen Impressionisten spezialisiert hat, bringt eine Anzahl guter Sisleys, während Renoir mit ungleichwertigen Bildern vertreten ist; die »Schreibende Frau«* die »Frau, ein Huhn rupfend« und »Die beiden Schwestern«, bei welch letzteren die Gesichter auf einige Distanz von verblüffender Plastik sind, weisen die besten Qualitäten des Meisters auf (nebenbei be merkt, sind diese drei Bilder Belege dafür, daß Renoir für seine Modelle mit Vorliebe rote Kleider wählte). Die »Badende« dagegen wirkt in ihrer mehr als Rubcnsschen Formenfülle und ihren verschwommenen Konturen un vorteilhaft. Von großem Interesse ist diese Ausstellung deshalb, weil sie gewissermaßen Unika von Millet und Pissarro enthält. Von ersterem dürfte kein zweites Bild bekannt sein, das, wie das Gemälde »Frühling« (Daphnis und Chloe, Nr. 20) ein mythologisches Thema behandelt;