Seite 58 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 4 Briefschaften bis auf wenige, die in einem Geheimschrank auf bewahrt wurden, verbrannt hatte. Nunmehr stellt der Greifs- walder Historiker Prof. H. G 1 a g a u in der »Internationalen Monatsschrift« auf Grund der Veröffentlichung dieser Briefe in Buchform fest, daß es sich um eine Fälschung handelt, und daß mit Ausnahme zweier längst bekannter Briefe aus dem Sommer 1791 die ganze Sammlung unecht sei. Einer vergleichenden Prüfung mit den authentischen Quellen hält keiner dieser Briefe stand, da der raffinierte Verfertiger dieser Schriftstücke trotz der geschickten Einkleidung seines »Fundes« nur geringe histori sche Kenntnisse besaß. (Eine Briefsammlung der Stadt Wie n.) Der Wiener Stadtrat hat den Beschluß gefaßt, die Briefe, die die Stadt Wien vom Anfang des achtzehnten Jahrhunderts mit be deutenden Persönlichkeiten gewechselt hat, he-rauszugeben. Be sonders zahlreich sind die Briefe, die über die Beziehungen zwischen der Stadt Wien und Künstlern (Schriftstellern, Musikern und Schauspielern) Aufschlüsse geben. Die Sammlung enthält 17.000 Brieie und wird fünfzehn Bände umfassen. Bibliophilie. (Tolstois Bibliothek.) Im Aufträge der Tolstoi- Gesellschaft hat, wie die »Rußkija Wjedemost« mitteilt, A. E. G r u s i n s k i die Ordnung der Bibliothek I.eo Tolstois in Jasnaja Poljana begonnen. Obwohl Freunde und ein Sohn des Dichters zweimal seine Bücher katalogisierten, wird die Arbeit nicht leicht sein, da es sich um die genaue Klassifizierung von ungefähr 13.500 Bänden handelt, die in 22 überfüllten Schränken aufgespeichert liegen. Der größte Teil der Bibliothek umfaßt natürlich russische Werke, daneben sind 1300 englische, 800 französische, 700 deutsche Bücher und einige in italienischer, spanischer, schwedischer, polnischer, tschechischer, serbischer, bulgarischer, japanischer, hebräischer Sprache und vereinzelte noch in anderen Sprachen vorhanden. Dem Inhalte nach nimmt die schöne Literatur die erste Stelle ein, an zweiter stellen die Bücher über Religion und Philosophie, dann Werke über Päda gogik, Geschichte, Nationalökonomie und Staatswissenschaften. Naturwissenschaft, Biographien u. s. w. Ein großer Teil der fremdsprachigen Bücher sind Uebersetzungen von Tolstois Werken. Der Dichter hat seine Bibliothek fast ganz selber ge sammelt. Bei seiner Verheiratung besaß er als Erbe seines Vaters, wie seine Witwe erzählt, nur zwei kleine Schränke, in denen meistens französische Klassiker standen. Tolstoi kaufte aber möglichst wenig Bücher, so daß sich ein großer Teil der Bibliothek aus Widmungsexcmplaren zusammensetzt. Nur wenn er zu seinen literarischen Arbeiten Vorstudien machen mußte, ging der Dichter von seiner Sparsamkeit ab. Aus der Zeit, da er »Hadschi Murat« schrieb und an einem Roman aus der Zeit Peters des Großen arbeitete, sind ganze Reihen einschlägiger Werke in der Bibliothek zu finden. Viele Bücher weisen die Spuren der Arbeit auf, am Rand angestrichene Stellen, später auch Bemerkungen, die mit Bleistift hingeschrieben wurden. Bilder. (3% Millionen Franken für einen Raffael.) Der Kunstsammler Widern er in New-York hat von einem Sammler namens Duvitieens ein kleines Gemälde von Raffael »Die Madonna«, die unter dem Namen »Cowper- Madonna« bekannt ist, für den Riesenbetrag von 3% Millionen Franken angekauft. Die Madonna stammt aus dem Besitze des Grafen Cowper in London. (6 0 0.0 0 0 Mark f ii r einen (irec o.) Ein Gemälde von El. C r e c o, das einen spanischen Edelmann in Waffen dar stellt, und das sich bisher in einer englischen Sammlung be fand, ist dem »New York Herald« zufolge, für den Preis von 600.000 Mark an einen amerikanischen Sammler verkauft worden. Dieser Preis ist der höchste, der bisher für einen Greco bezahlt wurde. (Ein Jugendwerk L e n b a c h s.) Eines der frühesten Werke Franz v. Lenbachs, den aus dem Jahre 1853 stammenden »Postillon in Amtstracht«, den der Siebzehnjährige für den Posthalter in Schrobenhausen in Überbayern inalte, hat der gegenwärtige Besitzer unter Vonbehalt seines Eigentums rechtes den Sammlungen des bayerischen Post archivs überlassen. Das wertvolle Bild wurde für mehrere tausend Mark gegen Feuersgefahr und Diebstahl versichert. (Rückerstattung eines gestohlenen Bildes.) Ein interessantes Vorkommnis wird aus Dresden gemeldet Vor längerer Zeit wurde aus der dortigen Gemälde galerie Runges »Antlitz einer Madonna« aus dem Rahmen geschnitten und fortgetragen. Vergeblich waren alle Bemühun gen, des Diebes habhaft zu werden. Wer malt nun das Erstaunen der Direktion, als jetzt das entwendete Bild per Post eintraf. Dem Gemälde lag ein Schreiben eines Berliner Rechts anwaltes bei, aus dem hervorging, daß einer seiner Klienten das Bild aus der Galerie gestohlen habe, um eine Kopie davon anzufertigen. Nun die Kopie fertig sei stelle der Dieb das Original zurück. Der Advokat ersuchte, nach dem Namen des Täters nicht zu forschen, da er seiner Schweigepflicht treu, den Namen seines Klienten nicht nennen werde. Numismatik. (Münzäuktion.) Die Firma J. Schulmann in Amsterdam bringt atn 23. d. M. die Sammlung H. T. Hrogan (London) zur Versteigerung, die hauptsächlich moderne Kolonialmünzen umfaßt. Es sind dabei vertreten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Portugal, Rußland, Schweden und Spanien. (Eine B e r g's o n - P1 a k e 11 e.) Im Aufträge eines Komitees von Schülern und Freunden des Professors Bergson in Paris hat der dortige Bildhauer Henri Kautsch eine Plakette des Philosophen ausgeführt, die nur an die Subscribenten abgegeben wird. Aut dem Avers zeigt die Plakette das sorgfältig durchmodellierte Porträt Bergsons, den Revers füllt eine Alle gorie mit der Legende »Movet vita intellectum«. Ein be schwingter Genius mit der Fackel legt die Hand auf die Schulter eines einen stereometrischen Körper betrachtenden Mannes, wie um ihn aufzurütteln und mit sich fortzuziehen. (Diebstahl einer Münzensammlung.) Aus Aschaffenburg wird uns berichtet: Bei einem Einbruch in der Wohnung des Brauereidirektors Oechsner fiel den Dieben auch die Münze nsam rn 1 u n g Oeclisners in die Hände, die einen bedeutenden Wert hat. Philatelie. (Mexikanische Revohitionsraarken.) In phila- telistisehen Kreisen beschäftigt man sich aufmerksam mit dem Problem, das die von den revolutionären Nordstaaten Mexikos abgegebenen Marken einstweilen darstellen. An der Echtheit der Ausgabe ist nicht zu zweifeln, und da die Serien von den revolutionären »Regierungen« in aller Form und zweifellos auch in gutem Glauben herausgegeben sind, wächst die Wahrschein lichkeit, daß diese Marken über kurz oder lang auch vom Stand punkt des vorsichtigen Sammlers offiziell anerkannt werden müssen. Bisher lagen zwei Serien des Staates Sonora vor, Marken großen Querformates, die die Inschrift tragen: »Estado Librc y soberano de Sonora«, und eine dritte Serie, die die In schrift »Ejercito Constitucionalista-Transitorio Mexiko«, vor übergehendes konstitutionelles Kriegslieer von Mexiko. Zu diesen Marken tritt neuerdings eine Serie kleinerer Wert zeichen mit der Inschrift »Correos-Mexico-Trausitorio«. (Die Briefmarkenauktion bei H e 1 b i u g.) Schluß des in den Nummern 2 und 3 veröffentlichten Be richtes: Nr. 1066, 1843, Doppelgenf 1000 M, Nr. 1067 Doppel genf 670 M. Nr. 1069 Halbe Doppelgenf auf Briefstück 215 M. Nr. 1076, 1843, Zürich 4, senkrechte Linien, mit rotem Stempel, 405 M. Nr. 1077, 1843, Zürich 4, senkrechte Linien, 160 M.