Seite 72 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 5 Begründern der niederländischen Landschaftsmalerei ge hört, die Passionsszene staffagehaft in die streifig gebaute, kunstvoll vertiefte Landschaft eingeordnet hat. Die späteren Holländer werden unschwer Liebhaber finden, der temperamentvolle Jan Steen (66), ebensowohl wie das sorgfältig und meisterhaft durchgebildete ' Stilleben von Jan D. de H e e m, die ruhige See von William van de Velde, das ernste und tüchtige Frauenbildnis von .1. G. Cuijp und das charakteristische und lebenswahre Männerporträt des Barth, van der Heist, Als eine schi- seltene Erscheinung im deutschen Kunsthandel sei schließ lich auf die Maskerade aus der italienischen Komödie von Willem Cornelisz Duyster hingewiesen, die in ihrer Ursprünglichkeit und Derbheit an Callot gemahnt, sich aber durch ein faszinierendes Kolorit auszeieftnet. Der Frauenkopf von Joshua Reynolds repräsentiert bei bescheidenem Umfang die Malkunst des englischen Meisters vortrefflich. Ueber die Landschaften eines van G o i j e n, R u i s d a e 1, W ynants u. a. weiteres zu sagen; erscheint uns überflüssig, ihr Vorhandensein hebt jede Sammlung über das Durchschnittsniveau hinaus. Der zweite Teil der Sammlung, der in einem sepa raten Katalog beschrieben ist, umfaßt das Kunst gewerbe. Auch hier wieder kommt, wie bei den Ge mälden, zur Erscheinung, daß es dem Sammler nicht um entwicklungsgeschichtliche Tendenzen zu tun war, son dern daß er als feinsinniger Aesthet lediglich nach seinem Geschmack gesammelt hat. Aber es befand sich nichts darunter, was nicht einen besonderen Reiz hätte, ob es sich nun um italienische Majoliken oder antike Kleinkunst oder italienische Bronzen oder persische Keramik handelte. Seine besondere Liebhaberei gehörte sicherlich der italienischen Majolika, und zwar der Blütezeit aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Manch besonders guter Griff ist ihm da geglückt, so zum Beispiel die Deruta- Platte mit der Stigmatisation des heiligen Franziskus, der sizilianisc-he Albarello aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die feine Qubbio-Platte mit dem sitzen den Arn.or und anderes mehr. Auch unter dem deutschen Silber sind gute Arbeiten von Paulus F 1 i n d von Nürn berg vorhanden. Gute italienische Bronzen des 16. und 17. Jahrhunderts, Marmorskulpturen und Elfenbeinarbeiten geben der Sammlung eine interessante Vielseitigkeit, aus der wir aber besonders die noch mit Fortwäng- lers Hilfe gesammelten Tanagrafiguren und griechische Kleinkunst des 7. bis 3. Jahrhunderts v. Chr. hervorheben. Im Bilde zeigen wir: Fig. 10, Kokosnußpqkal mit Deckel, in kupfervergoldcter Fassung, die reich mit Maureskenornamenten graviert ist. Schwach gewölbte Fußplatte, vasenförmiger Schaft, aus dem die Halter für die mit Lippenrand und -Einfassung versehene Kuppa emporstreben. Die Kuppa zeigt in drei Feldern flach ge schnittene Reliefs mit Allegorien der Völlerei, der Sinn lichkeit u. s. w.; flach gewölbter Deckel mit Knabenfigur als Krönung. Fig. 11, Silbervergoldeter, getriebener Deckelpokal. Runde, gewölbte Fußplatte mit aufgetriebenen kleinen, rautenförmigen Quadern, glockenförmiger Schaft mit Baumstamm und Holzhauerfigürchen. Kuppa in flach gedrückter Herzform mit in engen, schrägen Reihen stehen den Rautenquadern. Deckel mit ausgeschnittenem Blätter- und Blütenstrauß. Süddeutsch, 16. bis 17. Jahrhundert. Fig. 12, Silbervergoldeter Ananaspokal mit Deckel. Gewölbte, kleine Fußplatte, in zwei Reihen gebuckelt, kurzer Schaft mit ananasförmigem Nodus, große, hoch gebuckelte Kuppa; Deckel mit ausgeschnittenem Blüten strauß in kleiner Vase als Knauf; auf der Unterseite des Fußes eingraviert: Catharina Navarts, 16. bis 17. Jahrh. Fig. 11. Fig. 10. Fig. 12.