Nr. 7 Seite 99 Internationale Sammler-Zeitung. Die Spitzenausstellung im Basler Gewerbemuseum. Aus Basel wird berichtet: Ausstellungen aus einem besonderen Zweig des Kunstgewerbes sind deshalb lehrreich, weil sie über den Stand von Entwurf und Technik unterrichten und die absolute Höhe eines Gebietes erkennen lassen. Gerade bei einem so lange vernachlässigten Industriezweig wie der Handspitze kann nur ein reiches Anschauungsmaterial ein richtiges Urteil über den Fortschritt ermöglichen. Im ganzen darf man sagen: aus der einfachen Handarbeit ist wieder Kunsthandwerk geworden. Nicht sowohl die un endlich feine, zeitraubende Ausführung erregt die Be wunderung als die Hand des Künstlers, die sich in einer Reihe von Entwürfen erkennen läßt. Die Ausstellung weist Klöppel- und Nähspitzen auf; auch .andere Tech niken, nämlich Filet-, Pointlace- und Häkelarbeit sind vertreten. Viel Gutes findet sich. Daß die Sachen tech nisch befriedigen, ist heute sozusagen selbstverständlich, aber auch die Entwürfe lassen im allgemeinen hoffen, daß mit der Zeit sich von selbst wieder jene Sicherheit in der - Fig. 7. ornamentalen Formbildung einstelle, welche früher die Regel war. Die flach gehaltenen Spitzen sind vor herrschend; was reliefartig wirkt, fällt sogleich auf und mahnt an die Barockspitzen, die unserem Empfinden neben der einfachen, klaren Zeichnung moderner Künstler doch recht fern stehen. Die K1 ö p p e 1 s p i t z e n sind zahlreich in all ihren Arten vertreten, und cs ist interessant, wie die alten Techniken den modernen Zeichnungen angepaßt sind. Bei den Arbeiten der Spitzenklöppelmusterschule Schnee berg i. S., namentlich bei einigen reichen Taschentuch- kanten, fällt dies auf. In wenigen Jahren hat Direktor Lorenz die Anstalt Schneeberg auf eine ganz erstaun liche Höhe gebracht. Aus Bayern sind die in der Ober pfalz gelegenen Schulen Tiefenbach und Stad lern vertreten mit einer Anzahl recht guter Arbeiten, deren Entwürfe zum großen Teil aus den Kunstgewerbe schulen München und Nürnberg stammen. Einige Meter spitzen aus Tiefenbach, mehrere Decken und ein ge klöppelter Tischläufer aus Stadlern seien hervorgehoben. Schweden ist durch die Spitzen aus dem berühmten Fig. 8. Vadstena vertreten; diese Arbeiten sind äußerst fein und weisen sehr hübsche Muster auf. Von einzelnen Künstlerinnen, die Klöppelspitzen nach eigenem Entwurf ausstellen, seien Marie Hahn in Nauen, Leni M a 11 h a e i 'ÄLTTHER DENEKEl EXLIBRIS Fig. 9. in Hannover, Martha Hin lein in Basel erwähnt; alle drei haben ziemlich selbständige Arbeit geleistet. Die Vorstufe der genähten Spitze ist der Lcincndurchbruch und dessen letztes Glied der point coupe. Er wird heute